He Vergleichung mit den 5 Milliarden, die Frankreich uns bezahlt hat. Muffen wir ja dach gerade deswegen eine starke Rüstung tragen, damit sich Frankreich diese 5 Milliarden nicht wieder holt und noch manches andere dazu. Wenn es selbst eine Milliarde wäre, welche dem deutschen Reich sein Heer jährlich kostet, zahlen wir denn dieses Geld an Frankreich? Geht denn diese Summe unserem Nationalvermögen verloren? Fließt nicht alles wieder in Tausenden von Kanälen zu dem Volke zurück, welches diese Summen auszubringen hat? Wahrlich, es müssen wenig urteilsfähige Leser sein, welche von der Tagwacht mit solcher Beweisführung sich zu den Zwecken der Sozialdemokratie gebrauchen lassen!
X.
*) Ratschlage zur Fia-eruag der Futtttilol,
von einem landwirtschaftl. Sachverständigen.
Es wäre verfehlt, wenn der Landwirt in stummer Ergebenheit die gegenwärtige Futtrrnot, welche besonders in Süddeutschland eingetreten ist, hinnehmen würde, ohne die Mittel und Wege zu betreten, welche es ihm ermöglichen, den durch die Frühjahrs- trvcknung verursachten Ausfall von Futter noch nahezu auszugleichen.
Verminderung des Viehstandes bedeutet doch in den meisten Fällen großen Schaden, denn wenn eine gute Milchkuh zum halben Preis verkauft und später zu doppeltem Preis wieder angekauft werden soll, so ist die verlorene Summe doch weit größer, als wenn der Landwirt selbst zu Stroh etwas Wiesenheu, Erdnuß» oder Oelkuchen und billigen Mais für einige Monate ankauft. Natürlich wird jetzr die Aufgabe sein, das Stroh durch Waldstreu, Laub, Torf oder im Voraus den Sommer über trocken eingefahrene Erde zu ersetzen.
Die bisherige Strohverwendung als Stallstreu wird zum großen Teil vermindert und für einige Zeit Ersatz in den nachstehend angeführten Stoffen gesorgt werden müssen.
Aber mit allen Mitteln und mit großer Energie kann noch Außergewöhnliches geleistet werden. Die Getreide-Ernten können ziemlich früh geschehen und es muß vorgesorgt werden, daß der nötige schnell wirksame chemische Dünger sowie das Saatgut zur Hand ist, um schnell vor'm Umbrechen die Stoppeln zu düngen und damit noch große Quantitäten schnellwüchsiger Futtergewächse bis zum Eintritt des Frostes zu gewinnen. Dieselben werden größtenteils zur Grünfütterung und teilweise zum Einmieten für Winterfütterung dienen.
Es hätte natürlich keinen Zweck, dann einzu- säen, wenn man sicher annehmen könnte, daß die Trockenheit auch noch weiter fortdauern und der Boden staubtrocken verbleiben würde; dies ist aber nicht vorauszusetzen und die zu verwendenden leicht löslichen und schnell wirksamen Dünger bewirken auch mit verhältnismäßig weniger Feuchtigkeit ein großes und schnelles Wachstum der Pflanzen.
Folgende von verschiedenen hervorragenden Praktikern empfohlene Saaten mit entsprechendem Düngmittel führen zum erwünschten Ziele. — Die nötige Düngermenge geben wir für '/« Hektar in 1 Zentner ä 100 Pfd. an, ebenso da wo es nötig erscheint die Saatmenge in Pfunden pro Hektar.
1) Die Wiesen mäht man frühzeitiger als sonst, düngt sie alsbald mit 1'/-—2 Ztr. Superphosphat und */,—'/« Ztr. Ehilisalpeter; oder 3 Ztr. Kali
*) Aus der Zagftzeitung, übermittelt durch Hrn. Amtmann
Schöller.
salpetersuperphosphat, notfalls auch mit 2 Ztr. Superphosphat allein.
Man erreicht dann noch im August ein ausgezeichnetes Heu. Die außerordentlich schnelle Wirkung ves Chilisalpeters im feuchten Boden oder nach einem Regen auf Wiesen, welche durch Zusatz von Superphosphat und Kalisalzen oder durch Kalisalpetersuperphosphat mit 4 Prozent Stickstoff, 6 Prozent Kali und 8 Prozent Phosphorsäure noch bedeutend erhöht wird, bringt sicher noch bei sofortiger Düngung in 6—8 Wochen eine sehr große zweite Heuernte.
2) Die vorhandenen Kleefelder, mit 2—3 Ztr. Kalisuperphosphat notfalls mit Superphosphat oder mit 70 Pfd. phosphorsaurem Kali auch auf handhohem Klee und Luzerne nachgedüngt, werden den ersten Ausfall an Heu in 6 Wochen wieder ersetzen.
Ferner werden durch Einsaat in die umgepflügten und gedüngten Stoppeln reichliche Futterernten erzielt:
3) Man sät in einer Reihenentfernung von etwa 50 Centimeter verteilt entweder amerikanischen Pferdezahnmais oder auch schnellwüchsigen ungarischen oder deutschen Mais, etwa 30—36 Pfd. pro Morgen. Die Saat kann nochmals im August ausgeführt werden; auch neben früherer oder neuer Stallmist- oder Jauchedüngung düngt man noch vorteilhaft mit 1—2 Ztr. Chilisalpeter und mit ebensoviel Superphosphat, besser Kalisuperphosphat; oder mit 3 Ztr. Kalisalpetersuperphosphat, um die größte Schnellwüchsigkeit der Pflanzen zu sichern.
4) Man sät Sommerroggen, 50 Pfd., und düngt allein mit 50—70 Pfund Chilisalpeter, sowie mit 1'/, Zentner Superphosphat; auch wohl mit 2 Ztr. Kalisalpetersuperphosphat.
5) Ein Gemengfutter von: 20 Pfund Sommerroggen, 25 Pfund Wicken, 10 Pfund Hafer, 3 Pfund Raps.
Bei günstiger Witterung und einer Düngung mit 2 Ztr. Kalisalpetersuperphosphat ist das Gemenge in 8—10 Wochen schnittreif und es kann außer im Juli auch noch im August ausgesät werden, um auch für den Spätherbst noch ein schnittreifes Futter zu erhalten; dasselbe gilt auch bei Mais. Für Sandboden nehme man Buchweizen anstatt Wicken.
6) Bei gleicher Düngung wie in 4) werden 20 Pfund weißer Senf für sich gesät; weiße Rüben, Stoppelrüben, welche ein passendes Beifutter, (Gemengfutter,) in reichlichem Maße liefern; es werden die weißen Rüben eingemietet oder für Winterfütterung bewahrt.
7) Man sät in die Stoppelfelder Erbsen, für Schafe, auch mit Lupinen gemischt, — etwa 70 Pfund Erbsen; zerschnitten mit Senfpflanzen gemischt geben sie für Rindvieh ein ausgezeichnetes Milchfutter.
Man dünge mit 2 Ztr. Superphosphat, besser Kalisuperphosphat. Auch Hafer und Wicken als Gemengfutter wird sehr empfohlen.
8) 30 Pfund Zottelwicken, auch Winterwicken, mit 5 Pfund Rotklee gemischt.
Auch sie werden mit 2 Ztr. Superphosphat, besser ebensoviel Kalisuperphosphat, gedüngt und können später auch für zeitiges Frühjahrsfutter bis Ende September gesät werden.
Bezüglich der verschiedenen Mittel, die Grünfuttermassen zu konservieren, d. h. die verschiedenen Arten der Einmietung in Gruben, in zusammengepreßten Haufen, wie sie von verschiedenen Praktikern ausgeführt und erprobt worden sind, sollten Sach
verständige neu mit ihrem Rat eintreten. Da eine übergroße Menge Mais leicht erzielt wird, so kann derselbe in Erdgruben, oder, bet guter Witterung getrocknet, in° passenden vorhandenen/gedeckten, leeren Räumen hohl geschichtet, wohl vor Schimmelbildung bewahrt werden, notfalls aber auch, wenn gute Fütterung verdorben, als Einstreumittel im Stall anstatt Strohstreu benützt werden.
Von den durch diese vorgeschlagenen Kulturen erzielten Grünfuttermitteln werden 30—50 Pfund als Tagesration genügen; am besten werden verschiedene Pflanzen gemischt gefüttert. Bis diese Ernten angewachsen sind, werden 15 Pfund Wiesenoder Klceheu mit etwa 8 Pfund geschnittenem Stroh und 2—3 Pfund Oelkuchen oder Kleie genügend zu greifen sein.
Nach Aufbrauch des Grünfutters wird den Winter über etwa 10 Pfund Wiesen- und Kleeheu und ebensoviel Gerste- Hafer- auch Roggenstroh nebst 5 Pfund Mais, oder 3—4 Pfund Roggen mit 2—3 Pfund Erdnuß, oder Oelkuchen zur Fütterung verwendet; geringes Heu enthält nur ein Drittel soviel Nährstoffe, als geschrotene oder eingeweichte Maiskörner, — letzteren ist daher bei mäßigem Preis der Vorzug zu geben.
Es braucht kaum angeführt zu werden, daß bei mangelndem Heu und Stroh mehr Maisschrot, Kleien und Oelkuchen gegeben werden müssen. Auch hier sorge man für rechtzeitigen Ankauf der genannten Futtermittel, um sie zur Hand zu haben und sie nicht später allzu teuer erwerben zu müssen. — Sorgt man durch Aussaat im September von Winterroggen und Wicken, auch Inkarnat-Klee dafür, daß zeitig im Frühjahr Grünfutter greifbar ist, so wird sich der Ankauf von Kraftfutter beschränken lassen.
Man erwäge, daß heute 1 Ztr. Kunstdünger nicht mehr kostet wie 1-1'/- Ztr. Heu, dieses aber mindestens 11—15 Ztr. produziert, wenn Boden und Witterung einigermaßen günstig sind; — man ziehe ferner in Betracht, daß die während der trockenen Zeit von der ersten Ernte nicht voll aufgenommenen Dünger der nachfolgenden zu Gute kommen. — Bei guter Bodenkraft kann die Düngergabe für diese Nachernten vermindert oder auch wohl ganz weggelassen werden, sicher aber ist, daß frisch gegebener Dünger die Ernten beschleunigt und vergrößert.
Gayes-Neuigkeiten.
X. Hirsau. Wir freuen uns, die Mitteilung machen zu können, daß unser verehrter Hr. Pfarrer I>r. Klaiber für seine Bemühungen um Auffindung des Grabes des Herzogs Berthold I. von Zähringen (-ß 1078) in der Aureliuskirche dahier (s. Beil. z. Staatsanz. v. 25. Mai 1892) von Sr. König!. Hoh. dem Großherzog von Baden mit dem Ritterkreuz I. Kl. mit Eichenlaub des Zähringer Löwenordens ausgezeichnet worden ist
Nagold, 22. Juni. Zu dem am 25. Juni stattfindenden Gauliederfest des Schwäbischen Sängerbundes, verbunden mit dem 50jährigen Jubiläum des Liederkranzes, sind zahlreiche Anmeldungen eingelaufen. Von den Vereinen des Bundes beteiligen sich 10, andere Vereine 11. Als Vertreter des Bundes wird Oberpostmeister a. D. Steidle, Vorstand des Stuttgarter Liederkranzcs, anwesend sein. Die Aufführung findet in der Turnhalle statt. Zwischen den Gesamtchören werden Einzelvorträge eingelegt und zwar vom Liederkranz Altensteig „Frühlingszeit" v. Wilhelm, Liederkranz Calw „Dort liegt die Heimat" v. Attenhofer, Männerchor-
Harold lächelte versöhnt und drückte einen innigen Kuß auf ihre frischen Lippen.
„Ich bin auch zu entschuldigen," sagte Eleonore, „der Mann, der mit der schönen Dame im Keller war, sah Dir täuschend ähnlich."
„Die düstere Beleuchtung und Deine eigene Einbildungskraft haben Dich getäuscht, Kind. Unsere Ähnlichkeit ist nickt so frappant, selbst nicht in der Stimme. Der Mann, den Du im Keller sahst, ist etwas kleiner wie ich, auch sieht er sehr bleich aus, der arme Junge, seitdem er verwundet wurde."
„Verwundet? Hat er ein Duell gehabt?"
„Eleonore, ich sehe, ich muß Dir nun mein Geheimnis vertrauen," antwortete Harold im ernsten Tone, „aber erinnere Dich daran, meine Liebe, daß die Freiheit eines Mannes und das Glück eines Weibes daran hängt, daß Du es treu bewahrst. Tu sahst in dem Keller meinen Zwillingsbruder Felix und seine Gattin. Sie find die Eigentümer des roten Hauses. Du hast sie unzweifelhaft schon unter dem Namen Mr. und Mrs. Clärens nennen hören?"
Eleonore sah sehr überrascht, aber auch sehr glücklich aus über diese Erklärung, die sie von jeder eifersüchtigen Furcht befreit».
„Weshalb braucht dies aber em Geheimnis zu sein? Was treiben sie in den Felsenhöhlen und warum nennt sich Dein Bruder Clärens, während Du Dich Charlton nennst?"
„Ich will Dir Alles erklären, Hobe nur Geduld," sagt« Charlton, der nicht umhin konnte, über Eleonores überstürzende Fragen zu lächeln. „Mein Bruder Felix ist im Grunde eine edle Natur, aber er ist excrntrisch und hat schon allerlei tolle Streiche auSpeführt, bis er sich sogar seit einigen Jahren einer Schmuggler- gesellschast anschloß. Sie trieben früher in anderen Ländern ihr Wesen, aber weil
ich hier in Westringham lebe und weil auch die natürlichen Felsenhöhlen unter der Piratenklippe herrliche Schlupfwinkel bietet für Menschen und Maaren, hat sich Felix mit seinen Genossen hierher gezogen. Es ist beinahe ein Unglück zu nennen,, daß Elma Vermögen besitzt und dadurch meines Bruders Liebhaberei für den Schmuggelhandel unterstützen konnte, indem Felix in den Stand gesetzt wurde, eirr eigenes Schiff zu kaufen. Da Felix einen Teil des Jahres hier zubringen will, so hat er das rote Haus gekauft. Ich bot schon alle meine Überredungskunst auf, ihn dem gefährlichen Treiben zu entreißen, und ich hoffe, daß es mir, vereint mit den Bitten seines Weibes, gelingen wird, denn der Mord an dem Küstenwächter hat Felix erschreckt und ihm gezeigt, wie weit gesetzwidriges Treiben führen kann. Er hält es für Keffer, sich noch einige Wochen im Keller aufzuhalten, bis der Kampf mit den Küstenwächtern wieder etwas in Vergessenheit gekommen ist, doch will er nicht, daß Elma die feuchte dumpfe Kellerwohnung teilt, ebensowenig will Felix den Namen Charlton führen, so lange noch die geringste Gefahr vorhanden ist, daß man ihn verhaften könnte. Er scheut sich davor, mich zu kompromittieren, deshalb soll ich ihn auch nur des Nachts besuchen. Um Deinetwillen. Eleonore, nur um Deinetwillen willigte ich darein, meinen Bruder sozusagen vor der Hand zu verleugnen, aber wenn das Unglück an ihn h-rantreten sollte, stehe ich an seiner Seite." —
„Und ich mit Dir, Harold, verlasse Dich auf mich."
„Das glaube ich Dir, Geliebte," sagte Harold, Eleonores kleine Hand an die Lippen drückend. „Mein Bruder ist leicht verwundet worden im Gefecht, sobald er sich erholt, wird er auf einige Zeit mit seiner jungen Gattin auf Reisen gehen.. So Gott will, wird er nicht verhaftet werden als Teilnehmer, oder besser gesagt» als Anführer der Schmuggler!" (Forts, folgt.)