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64. Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk (Lalw. 68. Iahrgav-.
Erscheint Dienstag, Donnerstag und Samstag. Die Einruckungsgebühr beträgt im Bezirk und nächster Umgebung S Pfg. die Zeile, s»nst 12 Pfg.
Samstag, den 3. Zuni 1893.
Abonnementspreis vierteljährlich in der Stadt SO Pfg. und 20 Pfg. Trägerlohn, durch die Post bezogen Mk. 1. 1b, sonst 1» ganz Württemberg Mk. 1. 35.
tritt, so wird er von der tobenden und heulenden Menge niedergeschrieen und er muß vor der „That- kraft" der Männer der „freien Diskussion" förmlich die Flucht ergreifen. Nachher aber werden seine Einwendungen, statt der sachlichen Widerlegung, m der Presse mit Schimpfereien wie „Galimathias" und „hohle patriotische Phrasen" abgethan. In der» Augen der Sozialdemokraten gehören ja alle die, welche die Franzosen und Russen nicht für die Harm» losesten Menschen der Welt halten, die es mit dem deutschen Reich und seinen Bürgern, wie aus der Geschichte sattsam bekannt ist, herzlich gut meinen, sie alle gehören zur „patriotischen Hurrahkanaille". Sollten derartige Erscheinungen nicht auch Manchem, der weder zur Sozialdemokratie noch zur Hurrahkanaille gezählt sein will, dem aber doch zum Zwecke der Opposition gegen die Regierung auch die Sozialdemokraten als Verbündete recht sind, die Augen öffnen, wenn er merkt, was das für Elemente sind, deren Geschäfte er besorgt?
Böblingen, 30. Mai. Letzten Montag Abend fand sie angekündigte allgemeine Wahl-Versammlung im Zahn'schen Saale hier bei sehr großer "Beteiligung von hiesigen und auswärtigen Wählern statt. Der von der deutschen und konservativen Partei aufgestellte Reichstagskandidat für unfern Wahlkreis, Herr Friedrich Sch re mp f, hielt einen eindringlichen, gediegenen, großen Vortrag und entwickelte sein Programm unter größester Aufmerksam- samkeit der Wähler. Nach reiflicher Ueberlegung ist der Kandidat für die Militärvorlage nach dem Antrag Hüne und wird entschieden für dieselbe ein- treten, da er in der 2jährigen Dienstzeit und der Verjüngung der Armee eine weitere nötige Sicherheit und Wohlfahrt des deutschen Reiches erblickt und
Amtliche Nekanrrtmachungerr.
Die Geinotttderiite
werden unter Hinweisung auf den Ministerialerlaß vom 22. Mai 1875 (Min.-Amtsbl. S. 125) aufgefordert, die Verzeichnisse derjenigen Soldaten des Jahrgangs 1891, deren häusliche Verhältnisse die Beurlaubung im nächsten Herbst dringend wünschenswert erscheinen lassen, nach dem vorgeschriebenen Formular (Min.-Amtsbl. 1875, S. 127) aufzustellen und bis Äv. d. Mts. hieher einzusenden.
In diese Verzeichnisse sind nur diejenigen Mannschaften des zweiten Drenstjahrs aufzunehmen, deren Angehörige nach vorgängiger Bekanntmachung in der Gemeinde ein Gesuch um Aufnahme in das Ver-,, ^ zeichnis eingereicht haben. Im klebrigen sind die BeA stimmungen des erwähnten Erlasses genau zu beachten Calw, den 1. Juni 1893.
. K. Oberamt.
Lang.
Tayes-Neuigkeiten.
^Amtliches aus dem Staatsanzeiger.s Seine Majestät der König haben am 16. März d. I. allergnädigst geruht, die Errichtung einer Telegraphenanstalt in Zavelstein, Oberamts Calw, zu verfügen. Diese Telegraphenanstalt hat Telephonbetrieb und wird am 3. Juni d. I. mit beschränktem Tagesdienst für den öffentlichen Verkehr eröffnet werden.
Calw. (Egsdt.) Mit welch' glühendem Haß die Sozialdemokratie den Fürsten Bismarck verfolgt, davon liefert die Nummer 122 der „Schwäbischen Tagwacht" vom 30. Mai d. I. eine lehrreiche
Probe. Die Zeitung „Sprudel" hatte die Nachricht gebracht, daß die Gräfin Herbert Bismarck sich in gesegneten Umständen befinde, und daß daher bei der Kinderlosigkeit des anderen Sohnes Bismarcks, jetzt doch Aussicht vorhanden sei, daß die Linie Otto Bismarck nicht aussterbe. Hiezu sagt der „Sprudel" weiter: „Der Altreichskanzler, dessen so warmer Familiensinn allerwegs bekannt ist, ist bei der Nachricht von dem bevorstehenden Familienereignis so erschüttert gewesen, daß er in Thränen ausbrach. Das deutsche Volk in seiner besseren Mehrheit wird die Nachricht freudigst begrüßen." Indem die Tagwacht nun diese Notiz für ihre Leser reproduziert, bemerkt sie zugleich: „Hundsföttischer als dieses nationale Preßgesindel iebts ^>och nichts auf der Welt! Wie treffend eine:
Es fehlt den Deutschen zum Hunde nur Ein tüchtiger Schwanz zum Wedeln,
O du grundgütige Mutter Natur,
Du Spenderin alles Edeln,
, Gieb dach den Menschenhunden ihr Recht Ihr einstiges Recht auf Erden,
Und laß das künftige deutsche Geschlecht Mit Schwänzen geboren werden!"
Mit solchen Gemeinheiten wird heute iin^eut- schen Reiche von Seiten einer großen politischen Partei jeder behandelt, der in Bismarck noch den Schöpfer von Deutschlands Größe und Weltmacht sieht und nicht, wie die Sozialdemokraten, den „De- peschenfälschrr" und „abgesägten Millionärezüchter". Mit diesem Verhalten der Presse stimmt aber auch das der Versammlungen jener Partei genau überein. Wenn da, wie letzten Samstag in Stuttgart, ein mutiger Gegner, dem vorher völlige Redefreiheit garantiert ist, offenen Visiers auf
Ilerricieton.
Nachdruck verboten.
Karold Ghartlons geheime Wege.
Aus dem Amerikanischen von Sophie Freiin v. Zech.
(Fortsetzung.)
Einen Augenblick überließ sich Eleonore der zärtlichen Umarmung, dann aber machte sie sich mit tiefem Erröten los.
„Ich wollte dies eigentlich nicht gestatten, Harold", sagte sie.
„Warum denn nicht?"
„Weil ich böse auf Sie bin, mein Herr, sehr böse," schmollte Eleonore. „Wünschte nicht Papa gestern einige Papiere zu sehen, die den Proceß betreffen, den Edward Baylis für ihn führt? Es handelt sich, glaube ich, um einige Waldungen; sandte ich nicht im Nanien Papas ein Billet an Edward Baylis mit der Bitte, die betreffenden Papiere nicht durch einen Diener, sondern durch einen Clerk (Amtsge- hülfen) nach Schluß der Bureaustunden hierher zu schicken, da Papa etwas Notwendiges wegen des Protestes zu sprechen habe? Ich richtete es so ein, daß das Billet gerade gestern abgeschickt wurde, weil ich wußte, daß mein Vetter nicht selbst konnte, da er zum Essen bei einem Freunde eingeladrn war. Nun also, mein Herr, hätte man nicht die Gelegenheit ergreifen und die Papiere bringen können, da man doch der erste Clerk im Bureau ist? Ich hatte es mir so schön ausgedacht. Papa hätte Dich eingeladen, den.Abend bei uns zuzubringen, und ich weiß gewiß, daß Du dem Papa gefallen hättest. Wenn wir drei so gemütlich beim Kaminfeuer beisammen gesessen hätten in dem alten getäfelten Wohnzimmer so hätte ich am Ende den Mut gefunden, meinem Vater unsere Liebe zu gestehen, ich werde noch krank über diese Täuschung. Ich fühle mich so schuldig, wenn mein Vater mich küßt und liebkost, während ich so falsch gegen ihn bin, ein Geheimnis vor ihm zu haben. Ach, Harold, wärest Du doch gestern abend gekommen! Statt Deiner brachte ein
unbeholfenes derbes Exemplar von einem Clerk die Papiere, der nicht einmal wußte, ob Du noch auf dem Bureau seiest oder nicht, als ich ihn darum befragte. Weshalb kamst Du eigentlich nicht, Harold?"
„Ich konnte nicht," antwortete der junge Mann verlegen, „wichtige Geschäfte hielten mich ab; aber wenn ich auch gekommen wäre, Eleonore," fügte er bei, indem sich sein Gesicht verdüsterte, „und gesetzt auch, ich hätte den Mut gefunden, Deinen Vater um die Hand zu bitten, würde nicht der Squire im nächsten Augenblick gefragt haben, was ich Dir bieten könne ? Stelle Dir sein Gesicht vor, wenn ich hätte antworten müssen, daß ich nicht weiter sei als der erste Clerk Deines Vetters Evward, den er jeden Tag entlasten kann und daß ich gar kein Vermögen besitze, nicht einmal einen ehrlichen Namen," fügte Harold in Gedanken bei. „Würde Dein Vater mich nicht für einen halben Wahnsinnigen gehalten uns seine Diener beauftragt haben mir die Hausthüre zu öffnen, dam't ich hinaus könne?"
Eleonore seufzte tief.
„Ich handelte unrecht," fuhr der junge Mann zu sprechen fort, „als ich Dir meine Liebe gestand, ich hätte schweigen sollen. Ich sollte fort von Dir auf immer und Dich niemals Wiedersehen, aber es ist hart, Eleonore, sehr hart."
Harold beugte sein Gesicht nieder auf das Haupt der Geliebten, das noch immer an seiner Schulter lag, und Eleonore fühlte eine heiße Thräne auf ihrem Haar.
„Harold, was sprichst Du da?" fragte sie erschrocken den Kopf in die Höhe haltend. „Du kannst doch nicht im Ernste daran denken, mich zu verlassen?"
„Ich muß," sagte Harold dumpf.
„Mich verlosten? rief Eleonore außer sich. „Ich werde sterben vor Gram, wenn Du fort gehst."
„Darf ich länger in Deiner Nähe verweilen, ohne Aussicht, Dich jemals zu gewinnen? O, es war eine Thorheit von mir, auf eine unbestimmte Hoffnung hm, die sich nicht verwirklichte, Dir meine Liebe zu gestehen! Überdies ist vor Kurzem noch ein Hindernis zwischen uns getreten, das früher nicht bestand. Es ist ein Ge-