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unterzog. Weiter sprach Genösse Baßler im Sinne Kloß', gegen den sich wiederum Professor Hieber wandte. Die Polizeistunde verkürzte den Gegnern der Sozialdemokratie ihre Ausführungen. Die Ver­sammlung wurde durch ein von Gemeindepfleger Wolfer auf den Kandidaten der deutschen Partei, Siegle, ausgebrachtes Hoch geschloffen, wogegen die Anhänger der Kandidatur Kloß diesen leben ließen.

Stuttgart, 30. Mai. In der Kammer brachte heute eine größere Anzahl Abgeordneter den Antrag ein, die Regierung zu bitten, dahin zu wirken, daß angesichts der Not, welche infolge der Frühjahrs­fröste und der anhaltenden Dürre in jüngster Zeit bei der seid- und weinbautreibenden Bevölkerung herrsche, die für den Spätsommer geplanten Manöver des württembergischen Armeekorps unterbleiben oder mög­lichst eingeschränkt werden. Die Kammer nahm heute mit 61 gegen 17 Stimmen den Antrag Götz an, wonach die vorgeschlagene Steuererhöhung für das Jahr 1893/94 abgelehnt, für das Jahr 1894/95 aber bewilligt wird.

In Waiblingen hielt der von den So­zialdemokraten aufgestellte Kandidat für den 2. Wahl­kreis, Schriftsetzer Menrad Glaser, am 28. Mai «ine Wählerversammlung, der eine solche in Korb vorangegangen war. An Zuhörern fehlte es nirgends; doch wurden, wie man uns schreibt, Zwischenrufe laut, welche kundgaben, daß die hiesige ländliche Be­völkerung mit dem Programm nicht ganz einverstanden war. Sonst verlief die Versammlung ganz ruhig.

Ludwigsburg, 30. Mai. Heute früh 5 Uhr 10 Min. wurden wir durch Feuerlärm aus dem Schlafe geweckt. In den Stallungen der Ar­tillerie-, früheren Trainkaserne in der vorderen Schloßstraße war Feuer ausgebrochen, das alsbald große Dimensionen annahm. Die Feuerwehr war bald zur Stelle. Es war aber dem rasenden Ele­mente schwer beizukommen, da die Brandstätte von engen Gäßchen rings umschlossen ist. Die Nachbar­gebäude standen sehr in Gefahr. Der Schaden ist beträchtlich, indessen wurden die Pferde alle gerettet. Die Gefahr war um 8 Uhr gänzlich beseitigt. Die Entstehungsursache ist bis jetzt unbekannt.

Bönnigheim,25. Mai. Gestern Vormittag entlud sich über unserer Stadt mit furchtbarer Ge­walt ein Gewitter, das unseren Fluren den längst­ersehnten Regen in reichem Maße brachte. Die Ein­wohnerschaft geriet jedoch in nicht geringen Schrecken, als det Blitz in unmittelbarer Nähe der Stadt wieder­holt einschlug. Im höchst gelegenen Teile der Stadt auf der sogen. Burg, wurde durch den Blitz ein Baum zerschmettert; 2 Hühner, die kurz zuvor unter dem­selben Schutz gesucht hatten, wurden tot aufgefunden. Ein junger Mann, der eben im Begriff war, in der Werkstätte des Zimmermeisters Schmälzte eine am Fenster hängende Säge herunterzunehmen, wurde vom Blitz getroffen, wodurch der rechte Arm des Unglück­lichen gelähmt wurde.

Im 3. Wahlkreis hat die Volkspartei die Agitation zu Gunsten ihres Kandidaten Haag am Samstag mit Veranstaltung von Wählerversammlungen in Kirchheim, Gemmrigheim, Flein und Nordheim begonnen. Weiterhin sollen täglich 34 Versammlungen in den Landorten abgehalten werden.

- Im 9. Wahlkreis hat, wie man aus Rott­weil schreibt, der Wahlausschuß der Zentrumspartei den Dekan Kraus in Denkingen als Reichstagskandi­daten aufgestellt.

Wie man aus Rottenburg schreibt, wird der bisherige Reichstagsabgeordnete für den 6. Wahlkreis, Payer, dem Vernehmen nach am 11. Juni in Rottenburg und am 14. Juni in Tübingen zu den Wählern sprechen. Es verlau­tet, die Zentrumspartei beabsichtige, einen Zählkandi­daten aufzustellen; alles ist jedoch vorläufig noch in Dunkel gehüllt.

Pforzheim, 30. Mai. Zur Wahlbe­wegung. Bebel hat gestern hier vor einer nach Tausenden zählenden Volksversammlung gesprochen und diesmal ehrlich wieder Farbe bekannt. Die aus­gesprochene Losung dieses sog. Volksbeglückers ist: Exproprierung allen Eigentums und gerechte Verteilung desselben. Auch was der Landwirt sauer erworben oder ererbt hat, soll ihm genommen, überhaupt alles Com­mune werden. Die anwesenden Landleute wandten sich entrüstet zur Thüre. Ihren Besitz an Arbeits­scheue denn ungearbeitet käme auch nachher niemand fort an Tagdiebe, Landstreicher rc. rc. verteilen zu lassen, das halten sie nicht für gerecht und keiner wird einen Sozialdemokraten in den Reichstag wählen. Bebel erntete natürlich frenetischen Beifall.

Bremen, 30. Mai. Drei Warenschuppen in der Nähe des Weserbahnhofs sind abgebrannt; die­selben enthielten ca. 1000 Ballen Baumwolle, 20,000 Säcke Reismehl, 3300 Säcke Reis. Der Schaden beträgt ca. eine halbe Million. Der Weserbahn­hof und Schuppen, die in Gefahr waren, wurden durch die Feuerwehr gerettet.

Hamburg, 29. Mai. Die Cholerakommission des Senats teilt mit: Ein Comtoirbote in der Neu­stadt, welcher seit acht Tagen an leichten Durchfällen litt, begab sich am 27. Mai wegen Choleraerschein­ungen in ärztliche Behandlung und starb am 27. Mai mittags. Die bakteriologische Untersuchung ergab gestern Cholera.

Berlin, 25. Mai. Vor ungefähr einem Jahre war ein zu Schöneborg wohnender Arbeiter namens Groß von einem Hunde gebissen worden. Die Wunde heilte jedoch, ohne daß sich weitere Folgen zeigten. Noch am Abend des gestrigen Tages begab sich der Mann ruhig zu Bette. In der Nacht aber kam, wie dieNordd. Allgem. Ztg." berichtet, die Wasserscheu plötzlich zum Ausbruche. Der Mann zerkratzte und zerbiß seine Frau derart, daß sie schwer krank darniederliegt. Auf ihr Jammer­geschrei stürzten ihre beiden Töchter herbei, und auch diese wurden von dem tollgewordenen Mann gebissen. Schließlich warfen ihm der Wirt und dessen Sohn nasse Tücher über den Kopf und banden ihn mit Stricken fest, um ihn ärztlicher Behandlung übergeben zu können.

Der Distanzmarsch BerlinWien hat Samstag früh 6 Uhr vom Tempelhofer Felde aus be­gonnen. Es starteten 15 Herren, darunter 3 Oester­reicher und 2 Berliner, der Rest rekrutiert sich aus verschiedenen Orten Deutschlands.

Athen, 29. Mai. Nachrichten aus Theben melden fortgesetzte Erdstöße und große Ver­

wüstungen; ganze Straßen wurden zerstört; die Stadt ist teilweise ein Trümmerh au fen; drei Kirchen, derPalast des Gouverneurs und die Bürgermeisterei sind eingestürzt oder unbewohnbar; die Bevölkerung hat sich gefluchtet und kampiert auf den um­liegenden Hügeln.

(Eingesendet.)

Wie die Franzosen

über die zukünftige Kriegsführung von ihrer Seite mit Deutschland denken, das zeigt uns ein militärisches FachblattOe kroxröo militaire", das sich durch seine vornehme Haltung vor ven andern auszeichnet. Dieses Blatt schrieb unter dem 4. Juni 1890:Wenn unsere Reitergeschwader sich über die Fluren jenseits des Rhein's ergießen, so werden sie alle Regeln des Gehorsams, der Disziplin und der sonst auch dem Feinde schuldigen Menschlichkeit vergessen und nur Ruinen hinter sich lassen." Ganz in demselben Sinn hat sich nach der Mitteilung eines zuverlässigen Schweizer Bürgers, im Laufe dieses Winters ein französischer Offizier in einer Gesellschaft in Genf ausgesprochen, indem er zum Entsetzen der Anwesenden äußerte:EswürdeunsOfsizieren nicht einfallen, in einem Kriege mit Deutschland unsere Soldaten vom Plün­dern, vom Sengen und Brennen abzu­halten, sogar, wenn wir dies wollten, vermöchten wir es nicht, so groß ist der H a ß". Daß die Gesinnung der Mehrheit der Fran­zosen dem oben Geschilderten entspricht, ist ganz zweifellos, wird ja doch der glühende Haß der Fran­zosen gegen die Deutschen, in der Schule, in der Armee und sonst im bürgerlichen Leben fortwährend mit dem größten Fanatismus geschürt und gepflegt. Wenn di« deutsche Reichsregierung, nachdem sie ein­gesehen hat, daß unsere Armee der französischen nicht mehr in dem Maße gewachsen oder überlegen ist, wie in den Jahren 1870 und 1871, durch die Mili- tärvorlage einen starken Damm aufrichten will, gegen die barbarischen Absichten der Franzosen, so verdient sie damit den Dank des Volkes. Jeder, dem sein Vaterland, seine Heimat, seine Familie und sein Besitz lieb ist, möge sich ernstlich prüfen, ehe er bei der bevorstehenden Reichstagswahl seine Stimme einem Gegner der Militärvorlage giebt. Wer will, wer kann die Ströme von Bluts, von Thränen, die eintretende Verarmung des Volkes verantworten, die ein unglücklicher Krieg im Gefolge hätte? Daß unsere deutschen Generale die Sachlage besser zu beurteilen verstehen, als Layen, welche durch Partei­politik verblendet sind und ein besseres Urteil zu haben vorgeben, das sollte nicht bestritten werden. Es ist nicht Parteirücksicht, welche den Einsender dies- zu der ernstlichen Bitte an die Männer jeder Partei­stellung veranlaßt, im Hinblick auf das drohende unübersehbare Unheil vor allem andern die Stärkung der deutschen Armee bis zu dem Grade im Auge zu behalten, daß unfern feindlichen Nachbarn die Ver­übung der angedrohten Barbareien unmöglich wird.

Kandrv. Cortsunrverei« Calw.

Etwaige Bestellungen auf Pferdezahnmais wollen im Laufe dieser Woche gemacht werben. Vor­rätig ist noch Leinsamen und Hanfsamen, an Futtermitteln:

Malzkeime, Linsengerste, Palmkuchen.

Der geschäftsführende Vorstand L. Din gl er.

Oberamtssta-t Calw.

Verkauf einer Rotgerberei.

Aus der Konkursmasse des Gottlob Heizmann, Rotgerbers in Calw, bringe ich am

Donnerstag, -en 8. Juni d. I., vormittags 11 Uhr, zum letztenmal

auf hiesigem Rathaus aus freier Hand im öffentlichen Aufstreich zum Verkauf:

Geb. Nr. 112. 2a 47 gm ein zweistöckiges Wohnhaus mit steiner­nem Stock, gewölbter Werkstätte und gewölbtem Keller,

24 Lohmagazin,

4 04 H ofraum,

6 a 75 gm in der Lederstraße;

16 gm Winkel südl. des Hauses, gemeinschaftlich mit Haus Nr. 111.

Geb. Nr. 112^.. 1 a 49 gm eine 2stockige Scheuer an der Lederstraße beim

Hauptgebäude.

Parz. Nr. 242. 73 gm Gemüsegarten mit Gartenhaus hinter dem Haus.

Das Ganze ist durch einen eisernen Zaun abgeschlossen, gemeinderätlich an­geschlagen zu 14,000 angekauft zu 12,000

Neben schönen Wohngelassen bietet das Anwesen, in dem seither Rotgerberei betrieben wurde, auch ausgedehnte Bühnenräumlichkeiten. Dasselbe würde sich vermöge seiner günstigen Lage und Bauart zu jedem industriellen, oder sonstigen Betrieb eignen.

Zahlungsbedingungen: ein Viertel bar, der Rest in drei gleichen Jahreszielern.

Liebhaber, auswärtige mit Vermögenszeugnissen neuesten Datums, sind eingeladen.

Zur Auskunftserteilung ist Herr Gemeinderat Bozenhardt hier bereit.

Bei annehmbarem Offert kann der Zuschlag sofort erfolgen.

Den 29. Mai 1893.

Konkursverwalter

Gerichtsnotar Sapper.

Calw.

Das den Friedrich Köhler, Fuhr­manns Eheleuten hier gemeinschaftlich gehörige

Grundstück

PN. 735: 23 a 33 gm Wiese an der Stammheimersteige, neben Bäckermeister

Schwämmle beiderseits, angekauft zu 300 kommt am

Montag, den 5. Juni I8S3, vormittags 11 Uhr, auf dem hiesigen Rathause im öffentlichen Aufstreich zur letzten Versteigerung.

Stadtschultheißenamt. A.-V. Bozenhardt.