Kaiser und die Kaiserin winkten, der König schwenkte seine Feldmütze. Von unten herauf und von allen Häusern erschollen die Rufe:Viva ItaUa! Viva Kerwania!" Der Springbrunnen sandte seine Strahlen in die Höhe und von den alten Festungsmauern von Sant Elmo erdröhnte der Gruß der Geschütze. Fast eine Stunde lang währte das Schauspiel. Wer immer es gesehen, wird sich ergriffen und erschüttert gefühlt haben. Abends brachten die Schiffer von Porto und Santa Lucia den fürstlichen Gästen einen Fackelzug und eine Serenade. In ihrer weißen Arbeits- und Festtracht mit roten Zipfelmützen auf dem Kopfe zogen sie, tausend Mann hoch, vor das Schloß, um bei Mandolinen- und Castagnetten-Be- gleitung ihre schönsten Lieder zu singen. Die Sänger trugen vor: Imna miova, Tarantella, I'nnienlar, drei in Neapel sehr bekannte Gesänge.

Tayes-Neuigkeiten.

Wildberg, 27. April. Das fünfjährige Töchterchen des Rosenwirts Weit hier wollte heute mittag seinen Vater am Bahnhof abholen. Da ihm die Zeit des Wartens etwas lang wurde, entfernte es sich vom Bahnhof auf die nahe liegenden Wiesen, wo es in die Nagold geriet und ertrank.

Herrenalb, 26. April. Die Bauth ätig - keit für die heurige Badsaison hat im Vergleich mit den vorangegangenen Jahren einen noch nie da­gewesenen Umfang angenommen. Im Laufe des letzten halben Jahres wurden mehr als 10 neue Ge­bäude für Kurgäste aufgeführt. Die ersten Gäste sind bereits angekommen.

Ebingen, 27. April. Letzten Sonntag fing und tötete ein hiesiger Bürger, Mechaniker Karl Danhamer, nicht weniger als 9 Stück Kreuz­ottern, deren häufiges Vorkommen sch on im April jedermann überrascht.

Dürrmenz-Mühlacker, 27. April Letzten Samstag entwich aus der Garnison Gottesau bei Karlsruhe ein Artillerist von Pforzheim, ohne daß man seither wußte, wo er sich aufhielt. Gestern machte sich nun derselbe hier den Spaß, bei ver­schiedenen Familien für heute Quartier anzusagen, auch an den Stallthüren die Anzahl der unter­zubringenden Pferde anzuschreiben. Die Leute glaub­ten, es mit Jemanden zu thun zu haben, der nicht bei klarem Verstände sei; sie erstatteten Anzeige bei der Behörde und veranlaßten so seine Festnahme. Er wird jetzt natürlich an sein Regiment znrückge- liefert.

Lorch, 27. April. Unserer Nachbargemeinde Weitmars wurde ein bedeutendes Vermächtnis zu teil. Ein Herr Stolz aus Zürich, dessen si Frau von Weitmars gebürtig ist, hat dieser 400 Einwohner zählenden Gemeinde 35,000 Franken und drei be­dürftigen Familien je 5000 Franken testamentarisch vermacht. Der Zins aus den Legaten der Gemeinde soll zu gemeinnützigen Zwecken verwendet werden.

8.6. Pforzheim, 1. Mai. Die unter den hiesigen Volksschullehrern erhoffte und ersehnte Ge­haltsregulierung ist dem Vernehmen nach wieder in die Ferne gerückt. Wohl ist die Gehaltsregulierung der Volksschulen Badens nach dem neuen Schulgesetze in sämtlichen Städten in befriedigender Weise durch­geführt. Nur noch unsere Gold- und Fabrikstadt Pforzheim macht eine nicht besonders löbliche Ausnahme. Was wohl die Ursache sein mag? In den übrigen Städten mit Städteordnung sind die Lehrer über 1, 2 u. 3 Jahren, die auf dem Lande seit 1. Mai 1892 im Genüsse der Regulierung. Offenbar verdienen die hiesigen Lehrer nicht diese Zu­rücksetzung, denn die Volksschule dahier zählt seit Jahren mit Recht zu den besten des Landes. Ein Beweis hiefür ist, daß von den beiden hiesigen Pri­vatvorbereitungsschulen auf höhere Lehranstalten, die eine wegen zu geringer Frequenz seit über 1 Jahr ganz eingegangen, während die andere nur mäßig besucht ist. Die hiesigen Lehrer sind so durch diese Verzögerung in pekuniärer Hinsicht sehr benachteiligt, denn nebenbei erwähnt, beziehen viele derselben ge­genwärtig ein Gehalt, der lange nicht im Verhält­nis zu ihren Dienstjahren steht und dieselben auf dem Lande sich besser stellen würden. Sicherem Ver­nehmen nach findet in diesem Monat das 50jährige Dienstjubiläum des Hrn. Hauptlehrers Friedrich m festlicher Weise statt und sind hiezu die nötigen Vor­bereitungen schon getroffen. Es wird hoffentlich die gegenwärtig unter den hiesigen Volksschullehrern herr­schende Mißstimmung und teilweise Enttäuschung wegen der erhofften baldigen und nun in weite Ferne gerückten Gehaltsrcgulierung diese schöne Festfeier nicht beeinträchtigen.

80. Pforzheim, 30. April. Ein Unglücks­fall , welcher wieder als ernste Mahnung dienen dürfte, mit geladenen Schußwaffen äußerst vor­sichtig umzugehen, ereignete sich vergangenen Sams­tag in Eutingen. Der Hilfsratschrciber Kälber wollte anläßlich der Hochzeitsfeier eines Freundes Freudenschüsse abgeben und hatte zu diesem Zwecke eine alte Pistole geladen. Beim Abdrücken versagte dieselbe den Dienst. Eben wollte er m eine nahe Schmiede eilen, um untersuchen zu lassen, wo es fehle, als der Schuß losging und dem K. 3 Finger der linken Hand zerschmetterte.

Baden-Baden, 27. April. Der Kaiser wird am Dienstag, den 2. Mai, hier eintreffen. Aus diesem Anlasse wird im großh. Residenzschlosse bereits Vorkehrung getroffen, für Se. Maj. Wohnung in Bereitschaft zu halten.

Von der badischen Grenze, 27. April. Durch die schon kurz gemeldete Feuersbrunst in Klengen (bei Villingen) sind über 60 Häuser in Asche gelegt worden; es stehen nur etwa 15 Häuser von der ganzen Ortschaft. Gerettet konnte nur wenig werden; Vieh ist ebenfalls verbrannt, dar­unter die vier Gemeindefarren. Ein Mann, eine Frau und zwei Kinder werden vermißt;

die Frau des Mesners soll unter den Trümmern der verbrannten Kirche begraben sein, wo sie beim Sturm­läuten vom Feuer überrascht wurde. Zwei Kinder im Alter von 4 Jahren haben das Feuer verursacht, das am Mittwoch vormittag nach 11 Uhr zum Aus­bruch kam.

Kreuznach, 28. April. Die 28jährige Toch­ter eines Restaurateurs ließ sich heute früh unter­halb des Bahnhofs von einem Güterzug den Kopf abfahren. Der Grund des Selbstmords ist die Ver­weigerung der Erlaubnis zur Heirat.

Köln, 29. April. In der Mälzerei der Alte­burger Aktienbrauerei brach gestern Nachmittag Feuer aus. Der angestrengten Thätigkeit mehrerer Wehren gelang es, dasselbe auf diese und einige Nebenräume zu beschränken. Der Schaden wird, derKöln. Ztg." zufolge, auf 6700,000 ^ angegeben.

Berlin, 28. April. Nach derStr. Post" kehrt der Kaiser nach kurzem Aufenthalt in Karls­ruhe nach Berlin zurück. Bis zum Antritt der Nord­landsfahrt des Kaiferpaares wird der Kaiser im Neuen Palais residieren und vorher kleinere Reisen nach Schlesien und zum Besuche einiger befreundeten Höfe in Mitteldeutschland die Zeit verwenden.

Bern, 27. April. In derOstschweiz" ist zu lesen:Unsere Bundeszeremonienmeister sind in Nöten. Da der deutsche Kaiser mit Gemahlin zu empfangen ist, so zerbricht man sich in Bern den Kopf darüber, welche Etikette der hohen Dame g gen- über zu beobachten ist, ob eventuell nicht auch die eine oder andere Dame eines Bundesrates der Be­grüßung beiwohnen solle. Nun, alles, was man über die hohe Frau hört, beweist, daß sie eine sehr verständige, einfache Frau und Mutter ist, die es wahrscheinlich am wenigsten begriffe, wenn wir Schweizer ihretwegen uns in Etiketten einschnallen würden, die uns zu Gesichte ständen wie dem Küher im Entlebuch ein Monocle. Zerbreche sich Herr Oberzeremonienmeister Carlin in Bern den Hirnkasten nicht. Ein paar herzige Luzerner Kinderchen, die nicht auf den Kopf gefallen sind und mit denen die kaiserliche Frau etwas plaudern kann, sollen derselben einen hübschen Strauß Alpen-Frühlingsblumen über­reichen. Was gilt's, das freut die hohe Dame mehr, als wenn man sie mit der Unterhaltung unserer geist­vollsten angehenden Diplomaten anödet! Eine Mut­ter liebt es immer, mit Kinderchen zu plaudern, be­sonders wenn sie viele Tage fern von ihnen war. Wir Schweizer aber sollen keinen Firlefanz machen, womit wir uns blamieren, sondern natürlich sein, wie man es von Hirtenknaben und Bundesbeamten erwartet."

Neapel, 29. April. Das Kaiserpaar und das Königspaar besuchten heute gegen 10 Uhr Pompeji, wo sie die Hauptstraße» und die Bau­werke besichtigten und an der Strada die Nola einer Ausgrabung dreier Zimmer der Casa delle Grande Colonne beiwohnte. Hierbei wurde zahlreiches Haus­gerät aus Bronze, Eisen und Thon zutage gefördert.

will ich mich nun ein wenig rächen. Wie? möchtest Du fragen. Merk' auf! Du hast den alten Ossip recht gerne, Knjäs; denn sonst würdest Du ihn nicht Haffen, ihm nichts Böses wünschen, nicht neidisch sein, weil cs ihm gut geht. Das bist Du aber. Wenn Du es nicht wärest, kümmertest Du Dich nicht so eifrig um ihn, um sein Thun und Lasten, sonst wärest Du auch im Augenblick nicht hier und zornig und ungnädig wie immer. Ossip, der Muschik, nennt Dich seinen feindlichen Freund. Du hast ihn gerne. Du achtest ihn"

Alter Theekessel!" schnarrt Anatol Wassiljewitsch dazwischen und mit dem verächtlichsten Gesicht, das ihm zu Gebote steht, wendet er sich abseits.

Nun", fuhr der Alte unbekümmert fort,ich kenne Deine alte Abneigung dagegen, daß der Bauer klüger wird; wir Beide strecken darüber vom Beginn der Freiheit an. Und ich weiß vor allem, daß Du es dem Ossip Petrowitsch um Dein Seelenheil nicht gönnest, daß seine Kinder 'mal was recht Gescheidtes werden. Es hat Dich geärgert und Du hast dem alten Muschik bittere Vorwürfe gemacht, als er Kolja und Lenuschka aus der Dorfschule nach der Kreisstadt schickte. Schau, ich hacke dazumal noch gar nicht die Absicht, den Jungen studieren zu lasten, und die Dirne Klavierspielen, der Kolja sollte nur Beamter werden, aber ein ehrlicher und Lenuschka, nun die Frau eines solchen. Aber halt! Feuer speien, wenn der Sohn des alten dummen Ossip, des einfachen Muschik, auf die Hochschule käme, auf dieselbe Hochschule, wo der junge Fürst auch studiert. Wäre das ein Scherz von mir! Ein Bauernschcrz! Und wie würde es dem Bojaren erst an's Herz packen, wenn der Dorsjunge dann endlich als Arwalt, als Richter, als Staatsrat, mit Orden an der Brust, seines Amtes waltete, mitten unter Edelleuten, großen Herren und Ministern! . . . Und die Lenuschka, das blöde Dorfgewächs, wenn die im Kabak (Krug) Klavier spielte, ihrem alten Vater zur Freude und der Knjäs ritte vorüber, oder wenn die Frau Gräfin beim Vorbeifahren ein Glas Master befiehlt und die Lenuschka dabei etwas im Französischen oder Deutschen spräche gelt, Fürst, der

Scherz ist gut? Ich sehe es Dir an, Anatol Wassiljewitsch. wie Du schon jetzt blarr bist vor Ärger!"

Und der Alte will sich die Hände zerreiben vor Vergnügen und das breite Bärengesicht strahlt förmlich vor freudiger Genugthuung.

.Erst abwarten, alter Narr, erst abwarten, ob Dein Bauernscherz nicht irgendwo hängen bleibt", lachte der Bojar höhnisch. Man soll das Fell nicht ver­kaufen, bevor man den Bären Hot. Denke an meine Worte, alter Träumer, der Du Dir Dein Bauerhirn durch schwätzende Hausierer und schlechte Bücher in Brand hast stecken lassen, denke an meine Worte: Bauer bleibt Bauer! Schläge für den Muschik, nicht Hochschule! Die Furcht vor der Knute hat ihn im Zaume gehalten, die Bildung verdirbt ihn. Hiebe verträgt der Muschik gut, aber kein Wissen".

In Ossips Auge zuckt es blitzartig auf, seine Stimme tört schneidend scharf: Auch der Bojarenrücken kann Hiebe vertragen: das müßtest Tu aus eigener Er­fahrung wissin, KnjäS! Aber bessern thun sie den Menschen nicht, das kann ich am Dir sehen. Die Riffe in der Haut sind längst geheilt, die Sinnesart ist leider die­selbe geblieben genau wie beim Muschik" . . .

Diese wenigen Worte bringen bei dem alten Bojaren eine überraschende Wirkung hervor, er ist aschgrau geworden im Gesicht, keuchend, mit geballten Fäusten richtet er sich auf wie zum Sprunge auf den Gegner; die Hand mit dem

Peitschenstiel zuckt in die Höhe-Ossip Petrowitsch nimm Dein zweites und

letztes Auge in Acht!-Doch nein vielleicht rät ihm des Gastwirts drohend­

dastehende Riesengestalt ab Krjäs Wolkonsky begnügt sich diesmal mit einem furchtbaren Schlag nach dem gefühllosen Wirtstisch, auf dem ein Paar Gläser zer­springen ; dann ein heiserer Wutschrei, dem unartikulierte Fluch- und Drohworte folgen und er ist zum Wirtshaus hinaus. Ossip Petrowitsch bricht in schallendes Gelächter aus.

An den Fenstern huscht ein großer Schatten vorüber klopp, klapp! klapp, klapp!-wie mögen dir Funken stieben, der Schmutz fliegen! (Forts, f.)