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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk (Lalw

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Erscheint Dienstag, Donnerstag und Samstag. Die Einrückungsgebühr beträgt im Bezirk und nächster Um­gebung S Pfg. die Zeile, sonst 12 Pfg.

Deutsches Reich.

Der deutsche Kaiser beim Papste. Nom herrlichsten Wetter begünstigt verlaufen die 'Festtage in Rom. In Deutschland nennt maus Hohenzollern-Wetter, aber das Haus Savoyen ist seines blauen Frühlingshimmels über seiner Haupt­stadt zu sicher. Das italienische Volk empfindet die fröhliche Feststimmung unter diesem Himmel doppelt durch die Anwesenheit des deutschen Kaiserpaares, dessen Bundesgenossenschaft dem aus verworrenen umd zerrissenen Verhältnissen zur einigen starken Nation aufgeblühten Italien eine Garantie weiterer Ent­wickelung und Kräftigung unter den Segnungen des europäischen Friedens zu bieten scheint. Ein be­sonders hervorragendes Ereignis der Festlichkeiten in Mom bildet der Besuch des Kaisers beim Papste. Wie aus Rom vom 24. ds. gemeldet wird, fuhren der Kaiser und die Kaiserin gestern (Sonntag) Nach­mittag um '/-3 Uhr von ver preußischen Gesandt­schaft nach dem Vatikan. Der Papst begrüßte die Majestäten am Eingänge des gelben Saales, worauf dieselben eine Viertelstunde gemeinsam beim Papste Verweilten. Der Kaiser verblieb allein noch eine halbe Stunde beim Papste, während die Kaiserin mit ihrem Gefolge in dieser Zeit die Sehenswürdigkeiten des Vatikans besichtigten. Daß die Unterredung zwischen dem Kaiser und Papste nunmehr zu allerlei Vermutungen Anlaß gibt, läßt sich denken. So will der römische Berichterstatter derFranks. Ztg." er­fahren haben, daß die innere Lage Deutschlanvs und die Stellung des Centrums zur Militärvorlage, ferner die Lage der Kirche und des Papsttums nicht erörtert wurden. Dagegen hat das englische BlattTimes" dereits herausgerechnet, daß der deutsche Kaiser eine

Donnerstag, den 27. April 1893.

Verständigung zwischen dem Könige von Italien und dem Papste anzubahnen versucht habe. Man habe aber erkärt, daß dies nur dann möglich sei, wenn Rom dem Papste zurückgegeben werde. Diese letztere Mitteilung dürfte mit der größten Vorsicht aufzu­nehmen sein, denn es darf kaum glaublich erscheinen, daß der Kaiser in Rücksicht und in Kenntnis der waltenven Verhältnisse nach dieser Seite einen Ver­such gemacht hat.

Ueber den Inhalt der Unterredung des Kai­sers mit dem Papste erfährt der römische Korre­spondent der Fr. Ztg. aus einer, wie er bemerkt, unbedingt zuverlässigen Quelle: Die innere Lage Deutschlanvs, zumal vie Stellung des Zentrums zur Militäroorlage, wurde in der Unterhaltung nicht er­wähnt. Der Papst sprach über allgemeinere The­mata, die Lage der Kirche und des Papsttums. Der Ton der Unterredung war nicht herzlich, sondern ging (wie mein Gewährsmann sagt) nie über die Grenzen einer einfach korrekten Unterhaltung hinaus. Das Endergebnis der Unterredung ist: Es bleibt alles beim alten. Gleichwohl habe der Besuch auf den Papst und dessen Hof einen unvergleichlich viel günstigeren Eindruck gemacht als vor 5 Jahren. Mein Gewährsmann deutet an, daß über ein bestimm­tes, sehr wichtiges Thema verhandelt wurde, glaubt aber im Interesse der Kirche darüber im Augenblick Schweigen beobachten zu müssen.^

Aus Bayern. Ja Bay:rn ist es lebendig geworden. Nicht allein dem weinlrinkenden Pfälzer schäumt das Blut auf, auch der schwerfälligere bier­trinkende Altbayer ist in Bewegung geraten. Wird der deutsche Reichstag aufgelöst, so wird es im Bayernlande innerhalb weniger Wochen zwei Wahl- feldzüge geben und zwar im Juni und Juli: für

AbonnementspreiS vierteljährlich in der Stadt 90 fPfg.

20 Pfg. Trägerlohn, durch die Post bezogen Mk. 1. 15, sonst tv ganz Württemberg Mk. l. SS.

den deutschen Reichstag und für den bayerischen Land­tag. Allerorten gährt und regt sich's schon. In München lösen sich im Verlaufe der letzten Wochen sozialdemokratische und antisemitische erregte Ver­sammlungen ab. Aus dem Antisemitenlager haben bis jetzt die Abgeordneten Böckel, Werner, Lieber­mann und Förster das Wort ergriffen, von den Sozial­demokraten sprachen Vollmar und Grillenberger. Während in München trese Parteien Anhänger für sich zu gewinnen suchen, wird auf dem Lande ein Bauernverein nach dem andern ins Leben gerufen, Vereine, welche wirtschaftliche Parteien, ohne Anschluß an politische, sein wollen. Im rechtsrheinischen Bayern rechnen ersichtlich alle Redner mit der ablehnenden Volksstimmung gegen die Militärvorlage, während in der Rheinpfalz die Vorlage immerhin noch Chancen hat. Die bayerischen Centrumsleute im Reichstage stimmen entschieden gegen die Militäroorlage, aber auch die sonstigen Vertreter des rechtsrheinischen Bayern. Die Lage ist übrigens so gespannt, daß die Ultramontanen erklären, falls das Zentrum des Reichstags über den Lieber'schen Antrag hinausginge, müßte die Sprengung des Centrums und die Er­richtung einer bayerischen Reichstags-Centrumsfraktion erfolgen.

Tayes-Ueuigkeiten.

8.0. Wildbad, 2t. April. Vergangenen Samstag trafen die Herren Graf von Uxkull (königl. Forstrat) und königl. Amtsanwalt und Hilfs­richter vr. Schwabe von Neuenbürg hier ein. Es galt den Thatbsstand eines unerhörten Forstdiebstahls festzustellen. In den nahen Waldungen machte ein Forstfchutzwächter die Wahrnehmung, daß 3 der größ­ten Forlenbäume im Werte von über lOO ^ um-

Jeuittetorr.

Nachdruck verboten.

Ruf dem Rosenhof.

Erzählung von H. Moevingus.

(Schluß.)

Umsonst gab Hansel sich alle Mühe ihr das Unmögliche ihres Vorhabens.

Tlar zu machen. Bedenk doch, ein jung's Mädel wie Du, allein in Feindes Land Du verstehst das Kauderwelsch ja nit einmal. Du kennst Dich ja da nit aus. Zuversichtlich gab Käthe zur Antwort: Unser Herrgott wird mich führen! Schwätz' was Du willst, Hansel die Bäuerin vom Rosenhof thut doch was ihr Herz rät.

Von der Reise nach Welschland wird die Käthe wohl noch mal ihren Enkel­kindern zu erzählen wissen. Sie hatte keine Ahnung, welchen Weg sie einschlazen mußt', um in die Stadt zu gelangen, wo Franz sich befand. Aber resolut wie keine Zweite, ohne Furcht, zäh' und ausharrend,fragte sie sich durch". Ost mußte sie tagelang an einem Ort liegen bleiben, weil der Verkehr um des Militärtransports willen stockte. Zweimal gelang es ihr, sich im Einverständnis mit dem Kondukteur, dem sie ein paar Guldenstücke in die Hand drückte, in einen Bagagewagen zu schmuggeln. Ein andermal wäre sie fast in die feindliche Hauptstadt gekommen; zum Glück klärte sich das Mißverständnis noch rechtzeitig auf. Volle zwei Wochen war Käthe so unterwegs, nach einem Ort, den man von Heiligenfeld auS in 12 Stunden erreichte. Gräulich sah's in der zusammengeschossenen welschen Stadt aus und schwer hielt's, den Franz auszukundschaften, schwerer als Käthe es sich gedacht hatte; aber sie ließ nicht ab, sie fragte sich abermals durch und sie fand ihn. DaS war ein Wiedersehn! Die 50 bis 60 verwundeten Krieger, die mit dem Franz in einem Saale lagen vergossen Helle Thränen mit dem wiedervereinten Paare. Sie dachten an ihre Lieben daheim, an Frauen und Bräute. Freilich, solche Courage, ^vie das Mädchen dort MS dem Schwarzwald, die hatte nicht jedel

Wir Käthen auch bisher alles nach Wunsch gegangen, in einem hatte sie sich doch verrechnet: man ließ den Franz nicht fort, es solle im Lazarett der kranke Arm erst vollständig gesunden. Das war der Käthe ein harter Schlag ! W e schön hatte sie sich's ausgemalt, ihn daheim zu verpflegen. So thu' ich'S halt hier, sagte sie entschlossen, ging zum Oberarzt und bot sich ihm als freiwillige Krankenwärter» an; sie habe erst kürzlich eins in den Blattern gepflegt, sie wisse ganz gut Besche.d d'rauf. Der Oberarzt sah sich das Mädchen an. Die frische, kerngesunde P:rson wußte nichts von N:roen und würde kaum bei einer Amputation in Ohnmacht fallen. Wir wollen es versuchen, in wie weit Sie brauchbar sind," erwiderte er freundlich.

Daß sie brauchbar war, das bewies Käthe bald; eine Helferin und Trösterin im wahren Sinne des Wattes, unermüdlich und geduldig, gefällig und freundlich, wird sie manchem der sie im * * "er Lazarett gesehen, unvergeßlich bleiben.

Und der Krieg ist vorüber, der Friede geschlossen. Heim kehrten sie mit Sang und Spiel, die Heiligenfelder Baben. Nein, Buben sind's nimmer, Männer sind's, gebräunt, narbengeziert das Kreuz auf der Brust. Wohl, fehlt dieser und jener, doch der laute Jubel der Glücklichen übettönt das leise Weinen der Trauernden.

Da kommen zwei Hand in Hand vom Rosenhof. Seit kurzem sind sie ein Ehepaar, ganz still haben sie die Hochzeit gefeiert.

Und wie die junge Frau hinschaut auf die blitzenden Helme und die fröhlichen Gesichter, gedenkt sie eines Braven, ver in fremder Erde schläft.

.Wenn ich komm'! wenn ich komm', wenn ich wiederumkom n'. Kehr' ich ein, mein Schatz bei Dir!' hatte er damals gesungen, wie er zum letztenmal am Rosen­hof vorbei kam.

Armer Anselm, ruh' sanft im femen Grabe!

Der Franz und sein Weib gingen nicht mit den andern in den Kcanzköaig. Ec, den gesunden Arm um sie geschlungen, sie, den Kopf an seine Schütter gelehnt so gehen sie heim. Wie Friedenshauch weht's durch die Lande, Friede ist in ihre» Herzen, Friede wohnt auf dem Rosenhof. (End e.)