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treten zu lassen, wodurch der ökonomische Zustand, die -wirtschaftliche Basis Schufsenrieds berührt werden könne. Haffner-Calw: Es werde im Lande dankbar anerkannt, daß in den letzten Jahren für die Unter­bringung geisteskranker Personen viel geschehen sei und daß den Unbemittelten ein mäßiger Preis gestellt werde. Zu bedauern sei nur, daß es häufig bis zur Aufnahme eines Patienten 6 Wochen anstehe, was deshalb zu Unzuträglichkeiten führe, weil fast nirgends ordentliche Veranstaltungen für solche Zwecke seien und geeignete Kräfte zur Verpflegung nicht zur Verfügung stehen. Wenn in Winnenthal Raum­mangel die Ursache der Verzögerung sei, so möchte er den Herrn Minister bitten, Einleitungen zu treffen, daß für die möglichst baldige Einlieferung die nötigen Räume offen gehalten werden. Minister des Innern v. Schmid: Ich werde die Sache im Auge behalten. Kap. 29 wird angenommen, ebenso Kap. 30. Oeffent- liche Gesundheitspflege je 44,800 Bei Kap. 31, Kosten des Veterinärwrsens je 57,000 Mk., plaidiert Zipperlen dafür, daß den Oberamtstierärzten eine Staatsdienerstellung gegeben werde. Bayha steht dem Wunsche des Vorredners sympatisch gegenüber. Minister v. Schmid verbreitet sich auch über die amtliche Stellung der Oberamtstierärzte. Die Re­gierung werde alle vabei in Betracht kommenden Fragen bei Beurteilung der vorliegenden Petition der Tierärzte in Staatsdienerstellung prüfen. Die Anregung sei jedenfalls sehr beachtenswert. Kap. 31 wird angenommen, ebenso die Kap. 32 und 33, für orthopädische Heilzwecke je 4000 und Landesheb­ammenschule je 27,320 worauf die Sitzung ab­gebrochen wird.

Tayes-Neuigkeiten.

* Calw, 23. April. Am Freitag abend fand im Georgenäumssaale die Schlußfeier der gewerb­lichen Fortbildungsschule statt. Die Schule war im Sommerhalbjahr von 70, im Winterhalbjahr von 104 Schülern besucht. Der Unterricht wurde von 7 Lehrern erteilt. Unterrichtsgegenstände waren Deutsch, Rechnen, Buchführung, Geometrie, Franzö­sisch, Englisch, Freihand- und technisches Zeichnen. Seit 2 Jahren ist die Einrichtung getroffen, daß sämtliche Schüler des ältesten Jahrgangs sich an der Buchführung beteiligen müssen. Dieses auch für Handwerker sehr wichtige Unterrichtsfach erfreute sich^ eines regen Besuches. An eine große Zahl fleißiger' und braver Schüler konnten Belobungen und Prä­mien ausgeteilt werden Und zwar standen aus der Georgenäumsstiftung 61 und als Beitrag des Gewerbevereins 34 ^ zur Verfügung. Der Schul­vorstand Hr. Prof. Haug, sowie der Vorstand des Gewerbevereins, Hr. Direktor Spöhrer, und der Vorstand des Gewerbeschulrats, Hr. Rektor Tr. Müller, ermunterten mit eindringlichen Worten die Schüler zu fleißigem und pünktlichem Besuch der Fortbildungsschule und zu tüchtiger Ausbildung in ihrem Berufe.

* Calw, 23. April. Die Generalversamm­lung des Liederkranzes fand gestem abend im Badischen Hofe statt. Der Vorstand begrüßte die Erschienenen mit freundlichen Worten und gab hier­auf einen Rückblick auf die Erlebnisse im abgelaufe­nen Vereinsjahre. Auf dem Gebiete des Gesangs sei der Verein in steter Weiterentwicklung begriffen und das Bestreben, den Verein immer mehr zu heben und dem Interesse der Mitglieder nach Kräften zu dienen, sei nicht ohne Erfolg geblieben; ebenso fei das finanzielle Ergebnis trotz großer Ausgaben (Neuanschaffung eines Klaviers und Vervollständi­gung des Inventars) als ein günstiges zu bezeichnen. Schließlich dankte der Redner noch allen, die im ver­flossenen Jahr den Liederkranz und seine Bestrebun­gen unterstützt haben, dem Ausschuß, den Sängern und den Gönnern und Freunden des Vereins. Der Kassier, Hr. Chr. Gengenbach, berichtete über die Bewegungen im Mitgliederstand (die Anwesenden ehrten die Verstorbenen durch Erheben von den Sitzen) und erläuterte die Einnahme- und Ausgabe- poften pro 1892/93; ein Anstand ergab sich hiebei nicht, und einstimmig erteilte die Gesellschaft dem Ausschuss« Entlastung; ebenso wurde der Etat pro 1893/94 genehmigt. Die Revision der Rechnung er­gab keine Ausstellung. Der seitherige Vorstand wurde per Akklamation wiedergewählt und wurde diese Wahl freudigst begrüßt. Der bisherige ver­diente Vize-Vorstand, Hr. Alb. Haager, lehnte zum großen Bedauern der Gesellschaft aus Gesundheits­rücksichten eine Wiederwahl ab, an seine Stelle trat durch allgemeinen Zuruf der Schriftführer Hr. Hein­rich Haag. Sämtliche Ausschußmitglieder wurden wiedcrgewählt. Im Laufe des Abends übergab der Vorstand dem Sänger des 2. Basses, Hr. Karl Feldweg, aus Anlaß seines 25jährigen Jubiläums unter anerkennenden Worten einen schönen Sänger­krug, worauf die Sänger den Wahlspruch anstimm­ten und verschiedene Lieder zum Vortrag brachten.

Am Samstag vormittag brannte in Otten- bronn das Wohn- und Oekonomiegebäude des Mi­chael Küster er nieder. Der Gebäudeschaden beträgt ca. 3000 der der Fahrniß ca. 3500 Alle Bewohner des Hauses waren zur Zeit des Brand­ausbruchs abwesend. Vermutet wird, daß derselbe durch Kinder verursacht wurde.

(Der Luftkurort Schömberg bei Neuenbürg.) Dieser Ort ist auf einem Gebirgsrücken zwischen dem Enz- u. Nagolvthal 650 Meter hoch in einer Thalmulde anmutig gelegen u. in nächster Nahe von aus­gedehnten Tannenwäldern umgeben. Dank dem Schutze eines gegen Norden ansteigenden Höhenzugs und seiner Waldungen treffen die Winde nicht ungebrochen den Ort, sorgen jedoch für genügende Luftvewegung. In­folgedessen herrscht im Sommer tagsüber niemals drückende Hitze: dagegen fehlt auch die starke nächt­liche Abkühlung, welche im Thal unangenehm em­pfunden wird. Auch im Winter sind die Witterungs- Verhältnisse günstige. Der klaren, sonnenwarmen

Tage sind in dieser Jahreszeit auf der Höhe weit mehr als im Thal. Es war die Heilung mehrerer Lungenkranke, welche auf Schömberg vor einigen Jahren aufmerksam machte. Die Erfahrungen be« rechtigen, Schömberg in die erste Reihe der deutschem Kurorte für Lungenkranke zu stellen. In letzter Zeit, ist ein neues 4stöckiges Kurhaus mit 45 Fremden- zimmern erbaut worden. Dasselbe ist in die Verwalt-- ung des Miteigentümers Herrn Hugo Römpler aus Stuttgart gegeben. Dieses prächtige Gebäude im Schweizerstyl ist nach allen neuesten Anforderungen', und Bequemlichkeiten unter Oberleitung des Hrn., Bauführers Köhl von Stuttgart hergestellt worden.. Schreiber dieser Zeilen hatte Vieser Tage Gelegenheit,, das ganze Anwesen einer eingehenden Besichtigung zu. unterwerfen. Die Anstreicher- und Malerarbeiten- ließ Maler Ernst Briel aus Pforzheim in geschmack­voller Werse ausführen; die Zimmermannsarbeiten'. übernahm Hr. Kubier aus Calmbach, die Schiefer-- deckerarbeiten Hr. Nolde aus Pforzheim, die Schreiner­arbeiten und Glaserarbeiten Hr. Maisenbacher aus Höfen, die Parquetböden und die Holzdecke des Speise­saals Herr Robert Bürkle in Pforzheim. Alle Süd­zimmer sind mit Veranden und Balkons versehen^ Der Parterrestock enthält u. a. die Gesellschaftsräume,, den etwa 100 Quadratmeter großen Speisesaal, die Unterhaltungs-, Lese-, Billard- und Damenzimmer und einen kleineren Spersesaal, in romantischer Aus­stattung. In jedem Stock befindet sich ein Bade­zimmer. Für genügende Lüftung im ganzen Haus sorgt die sorgfältig durchgeführte Ventilationseinricht­ung , für gleichmäßige Erwärmung aller Räume- einschließlich der Gänge und des Treppenhauses, eine Zentralniedervruck-Dampfheizung. Eine Quell­wasserleitung durch alle Räume und Stockwerke des Hauses ist eingerichtet. Ein Kabinet zur Abgabe von Duschen durch den Arzt ist ebenfalls vorhanden.. Neben der neuen Hauptanstalt liegt das alte Kur­haus, das bereits vollständig von Luftkurgästen be­setzt ist. Auch hier sind alle zweckdienlichen Ein­richtungen vorhanden. Die ärztliche Behandlung liegt seit der Gründung der Anstalt in den Händen des Hrn. Dr. Bauddach. Derselbe richtet sich im Wesent- lichen nach den von Vrehmer und Lettweiler aufge- stellten Grundsätzen. ."""

Rom, 21. April. Der deutsche Kaiser machte vormittags einen Spazierritt; die Kaiserin besuchte mit Gefolge das Forum Trajani, begab sich zu Fuße nach dem Colosseum und Palatin und fuhr dana zurück nach dem Quirinal. Das Frühmahl nahm das Kaiserpaar gemeinsam mit dem Königs­paar, den Prinzen und den fremden Fürstlichkeiten ein. Nachmittags begab man sich zum Derby Rennen. Der Kaiser hat ausdrücklich den Wunsch aus­gesprochen, daß seiner hohen Befriedigung über den herzlichen Empfang seitens der Königsfamilie und der Bevölkerung der wärmste Ausdruck in der Oeffent- lichkeit gegeben werde.

ine Erinnerung an eine, wenn auch kurze so doch überschwenglich selige Zeit, an einen Abschud geblieben. So blieb ihr nichts, als das Gedenken an jene Scheidc- fiunde iw Gärtchen, des RauhofeS, und dos war bitter genug. Tag und Nacht nagte der Vorwurf an ihr: Tu k»st schuld dran, daß ihr im Zorn, nicht in Liebe fchiedc t.

Der Hansel hatte damals große Augen gewacht, als er alles erfahren. Er wollte die Käthe nimmermehr als Bäuerin anerkennen und seinen Herzbub, sein Franzel nicht ziehen lasier. Der verließ heimlich den Roserhof. In die Stadt zurück wollte er, in fernem Handwerk Arbeit suchen und sich so redlich ernähren. La kam der Krieg, und das war ihm ganz lieb, es lag ihm nicht eben gerade viel am Leben.

Käthe hatte dem Alten auf seine Frage, warum aus ihr und dem Franzel kein Paar geworden, alles gebeichtet. In Hellem Zorn halte Hansel geschrien: Da schlag doch gleich ein Donnerwetter klastertief drein! Thvt unser Herrgott Wunder und giebt Dir richtig die Sonn' in den Suppennopf, und Du undankbare Kreatur verschütt'st sie wieder mit Deiner Dummheit. Ja, dumm bist, rechtschaffen dumm' Käthe, nit für zwei Kr.uzer hast Verstand da unter Deinem roten Haar. Wenn's dem Franzel wirklich nur um den Hof, um das gut' Leben und sicher Plätzle wär zu thun g'wesen, nachher hält' er den Schreibebrief vom Laibacher selig wohl ver­brannt und Dir gar nicht g'zeigt. E« wußte ja keiner drum, 's hätte ja kein Hahn darnach gekräht. Ja. jetzt hilft da» Greinen nix, jetzt löffle die Brüh' nur aus, die Du Dir angerührt hast.

Darauf freilich hatte Käthe keine Antwort, sondern nur Thränen. Daran hatte sie in ihrer Heftigkeit nicht gedacht, o und es war doch so klar so klar, es lag doch geradezu auf der Hand!

Und nun war er fort, im Krieg, heute, morgen schon konnte ihn eine feindliche Kugel dir strecken. Dann brach für Käthe eine Nacht an, die kein Sonnenstrahl je mehr erhellte.-

In denKranzkönig" rannte heut' Jung und Alt. Eine große Schlacht sei

geschlagen, viele feien gefallen. Käthe war wieder die erste am Platz.

Da ist auch einer hin, an dem Tu nit schön g'handelt hast, Rosinl äuerin» redete sie der Wüt an.

Wer .... wer? stöhnte Käthe und die Angst stierte ihr aus dem Auge. Sie dachte ja nur an den Franz.

Nun, der Anselm, der im verwichenen Jahr wegen Deiner hat Katzenkönig. werden müssen.

Fast hätte Käthe einen Freudenschrei ausgestoßen. Der, nur Der! Und sonst- ist kein Bekannter g'fallen oder verwundet?

Der Franz hat einen Schuß in den Arm, es steht auch noch was besonderes von ihm drin. Lies selber.

Heilige Mutter! Und das sagst jetzt erst! Her mit dem Blatt, Kravzwirt.

Da stand cs schwarz auf weiß, doch nicht in ver Toten- oder Verwundetenliste,. nein, ganz extra gedruckt: daß der Franz Laibacher vom * * * Regimer t, aus Helligen­feld im Cchwarzwald gebürtig, sich bei einem dort und dort stottgehabtcn Gefecht durch glänzende Tapferkeit ausgezeichnet. So habe er u. a. die Fahne seit st da nicht sinken lassen, als ihm ein Schuß den Arm zerschmettert. Dem braven Soldaten sei das eiserne Kreuz verlühen; er liege im ***er Lazarett und werde wohl kaum mehr am Feldzug teilnehmen können, da der Arm im günstigen Falle für Lebenszeit steif bliebe.

Die Nachricht brachte Käthe dem Hansel, nicht weinend, sondern wie verklärt- Es war, als habe sie selbst einen Orden bekommen.

- Ich reif' noch heut' nach * * *, den Franzel schaff ich her, ich Hab' ihn einmal schon dem Tod abg'rungen, Gott wird auch ein zweit' Mal beistehen. Der Fran^, kann nirgends g'sund werden, wie daheim auf dem Rosenhof.

(Schluß folgt.)