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^ 48 . Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk (Lalw. 68 . Iahrgaa-.
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Abonnementspreis vierteljährlich in der Stadt SO jPfg. vvd 20 Pfg. Trägerlohn, durch dir Post bezogen Mk. 1. 15, sonst 1» ganz Württemberg Mt. l. 35. '-r-
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Deutsches Keich.
Erscheint Di e n s tag, Donner-tag und Samstag. Die EinrückungSgebühr beträgt im Bezirk und nächster Um- -ebung 9 Pfg. die Zeile, sonst 12 Pfg.
Dienstag, den 25. April 1893.
Von den Jesuiten. Die schon bekannte Thatsache, daß Paul Graf Hoensbroech aus dem I esuitenorden ausgetreten ist, dürfte mit ihren Folgen allenthalben das größte Aufsehen erregen. Der Graf, der etwa 31'Jahre alt ist, gehört dem Orden seit -8—10 Jahren an, er war in weiteren Kreisen dadurch bekannt geworden, daß er neben dem Convertiten .Freiherrn von Hammerstein, einem Vetter des Chefredakteurs der „Kreuzzeitung" zu den streitbarsten Vorkämpfern des Jesuitenordens in Deutschland gehörte. Die „Köln. Ztg." erinnert aus den letzten Jahren an sein öffentliches Eintreten für die Aufhebung des Verbots des Jesuitenordens, an seine 1891 erschienene Schrift: „Warum sollen die Jesuiten nicht nach Deutschland zurückkehren?", an seinen Kampf, den er mit den „Preußischen Jahrbüchern" über die Behauptung geführt hat, daß zwischen der jesuitischen Lehre und dem deutschen katholischen 'Glauben wesentliche Unterschiede bestehen. Wie nunmehr verlautet, läßt in dem nächsten Heft der „Preußischen Jahrbücher" Graf Hoensbroech einen Artikel erscheinen mit der Ueberschrift: „Mein Austritt aus dem Jesuitenorden", der darlegen wird, aus welchen Gründen der Austritt erfolgt ist. Daß dieser Aufsatz ungeheures Aufsehen erregen wird, liegt auf der Hand. In dieser Denkschrift soll, wie heute schon verlautet, eine Charakterisierung des Jesuitismus gegeben sein. Um die Richtung der Ausführungen an- -zudeuten, mögen die Ueberschriften zweier Abschnitte -genannt sein: „Der Jesuitismus unterdrückt, ja bis zu einem gewissen Grade vernichtet er die Selbstständigkeit, den Charakter, die Individualität des «Einzelnen." „Der Jesuitismus unterdrückt, ja bis
zu einem gewissen Grade vernichtet er das berechtigte Nationalitätsgefühl, den berechtigten Patriotismus."
Der Antrag Ahlwardt. Die „Staatsb. Ztg." veröffentlicht den neuen dringlichen Antrag Ahlwardts im Wortlaut nebst Begründung. Anstatt die versprochenen Beweise für seine Behauptungen beizubringen, ersucht Ahlwardt in dem ellenlangen Schriftstück vielmehr den Reichskanzler das zu besorgen. Der Reichskanzler soll vermitteln, ob nicht Herr Miguel vor bald 2 Jahrzehnten einen Falscheid geleistet, ob nicht Herr Gehlsen ungerecht verurteilt worden sei, ob nicht die Diskonto-Gesellschaft und andere Banken durch schlimme Auswucherung das deutsche Volk um 70 Millionen gebracht habe, ob nicht die Bahn Hannover-Altenbeken nur vom Staate angekauft und viel zu teuer bezahlt worden sei, um den Jnvalidenfonds zu retten. Auch die ganze Arbeit der Eisenbahn-Untersuchungskommission soll von Neuem beginnen. Es ist nachgerade höchste Zeit, daß dem unverantwortlichen Treiben dieses Herrn ein Ende gemacht wird.
Stuttgart, 21. April. Kammer der Abgeordneten. 29. Sitzung. (Forts, der Beratung des Etats des Innern.) Bei Kap. 26, Landjägerkorps beklagt sich Frhr. v. Wöllwarth über die Verfolgung der Homöopathie durch die Landjäger. Frhr. o. Ulm sprach über das Stromerwesen in Oberschwaben und bedauerte, daß weitere reitende Landjäger nicht eingestellt werden sollen. Mit denselben habe man in Oberschwaben gute Erfahrungen gemacht. Das Stromertum nehme dort in erschreckendem Maße zu. Der Ort Erbach werde täglich im Durchschnitt von 11 Stromern abgeklopft, die dort jährlich über 4000 Unterstützungen erhalten. H a u ß m a n n (Ge-
rabrsnn) ist mit v. Wöllwarth einverstanden, und wandte sich gegen Herrn v. Ulm, der nicht genügend zwischen Vagabunden und ehrlichen Handwerksburschen unterscheide. Redner empfahl sodanü dem Minister die Reorganisation des Landjägerkorps, das von der militärischen Organisation abzulösen und dessen Leitung in die Hände von Verwaltungs- oder juristischen Beamten zu legen sei. Redner plaidierte weiter für Abschaffung des Mittelarrestes bei den Landjägern; auch die Beibehaltung des militärischen Beschwerdewegs sei von Uebel. Die Abgeordneten v. Wolffundv. Ellrichshausen sprachen zu Gunsten der militärischen Organisation; auch Minister v. Schmid äußert sich in derselben Weise. Hinsichtlich des Mittelarrestes hat der Minister bereits Erleichterungen eintreten lassen. Der Frage der Erweiterung des Korps der berittenen Landjäger steht Minister v. Schmid sympathisch gegenüber. Kap. 26 wird angenommen. Kap. 27. Gefangenentransportkosten je 95,000 Minister v. Schmid stellt eine eventuelle Nachexigenz hierzu in Aussicht und teilt mit, daß mit der Stadt Stuttgart ein Abkommen wegen des Gefangenentransports getroffen worden ist. Kap. 27 wird angenommen, ebenso Kap. 28. Kap. 29, Staats- und Prioat-Jrrenanstalten jje 450,342 Beutel fragt an, ob die Regierung etwa die Absicht habe, noch mehr Staatsgut (bis jetzt 100 Morgen), das bisher verpachtet war, für die Arbeitskolonie einzuziehen. Man würde dies in Schussenried jedenfalls nur sehr ungern sehen. Minister v. Schmid macht einige Mitteilungen über die Arbeitskolonie, die eine günstige Wirkung auf den gesundheitlichen Zustand der dort beschäftigte» Irren auszeübt habe. Es bestehe übrigens zurzeit nicht die Absicht, in der Kolonie eine Aenderung ein-
I eui tlet orr.
"""— Nachdruck verbot«».
Nuf dem Nosrnhof.
Erzählung von H. Moevingus.
(Fortsetzung statt Schluß.)
Wenn Du nit endlich vernünftig schwätzt, muß ich glauben, die nämliche Krankheit wie bei mir bräch' jetzt bei Dir aus. Kätherl, bei unserer Lieb' bitt' ich Dich ... .
Lieb', schrie sie gellend, und Du wagst noch das Wort auszusprechen? Steigt's Dir nit schamrot ins G'sicht, fühlst Du nit die Lüg' Dir im Herzen brennen? O -pfui — pfui über Dich! Mit der einen brichst ab und mit der andern bandelst an, weil sie plötzlich Bäuerin vom Rosenhof und reicher wie jene worden ist. Pfui über Dich — pfui!
Und das kannst wirklich von mir glauben? Hast es an meinen Küssen nit g'spürt, wie ich Dich lieb', Käthe? Lang war ich Dir gut, ohne es selber zu wissen. Erst damals ist's mir klar worden, wie Du im Zorn von mir gingst. Damals -mußt ichS: sie liebt Dich und Du liebst sie.
Lüg'! Geh Deiner Weg, wie Dein Vater selig Dich g'heißen hat.
Vergebens sprach er zu ihr, bat, beschwor er sie, keiner Vorstellung war sie zugänglich; eigensinnig beharrte sie dabei: Er liebe sie nicht, wolle nur das warme Nest auf dem Rolenhof nicht einbüßen.
Nun wohl, rief er, so ser's denn aus zwischen uns! Wenn Du wieder ganz bei Dir bist, wirst des Unrechts inne werden, das Du mir ant'han hast. Ich werde Dich lieben, bis ans End' meiner Tage, aber kommen werd' ich nimmer. Ich werd nit zum zweitenmal betteln, wo man mir einmal die Thüre gewiesen. Leb wohl, Käthe!
Er ging erst zögernd, als ernzarte er, daß sie ihn zurückrufe. O, wenn sie's -vermocht, wenn sie ihr unbändig Gemüt hätte bezwingen können! Nein, sie rief ihn
nicht, obgleich ihr wrr, als schritte man ihr bei lebendigem Leibe das Herz aus der Brust.
Nun war er fort, verschwunden.
Nur das Geld — nur das Geld! schrie es in ihr. Da schlug Pferdehufschlag an ihr Ohr — sie begrub das Gesicht in den Händen und weinte dann bitterlich.
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Der Krieg 1870/71 schwang seine blutigrote Fackel. Aus allen Gmen de» weiten Deutschlands waren begeisterte Scharen h-rbeigeströmt, Blut und Leben für das heilige Vaterland einzusetzen, und Mütter und Gattinnen, Schwestern und Kinder vor dem heranstürmenden Feinde zu schützen. Still war eS in den Städten, stiller noch auf den Dörfern. Ja Heiligsnfeld zumal sah's öde aus, als habe ein plötzliches, großes Sterben fast die gesamte männliche Bevölkerung hinweggerafft. Ja, sie waren alle hinausgszozen, die frischen schmucken Buben, die jungen Männer, die eben erst sich die Liebste gefreit, oder denen der Erstgeborene noch zappelnd in der Wiege lag. Wann kamen sie wieder, und kamen sie überhaupt?
D»s Wirtshaus zum „Kcanzköaig" sah jetzt täglich viele Gäste. Dort läge» die Zeitungen aus, die die Heilizenfelver bisher kaum angeschaut, nach denen aber jetzt eifrige Nachfrage war; orinn war's zu lesen, wie's auf dem Kriegsschauplatz stand, wann eine Schlacht geschlagen und wer dabei gefallen, wer schwer, wer leicht verwundet worden. Da standen sie gedrängt in der Schänkstube, bleich und zitternd, die alten verschrumpften Männlein und Wublein, die jungen Frauen und Dirne» und rissen sich das Blatt aus den Händen, lind fanden sie wirklich die gesuchte» Namen, so war das Weinen und Jammern herzbrechend mitanzuhöcen.
Die Bäuerin vom Rosenhof fehlte keinen Tag im Kcanzkönig. Sie war immer die erste, die in das Blatt schaute, so bleich, so angstioll als lese sie sih de» Tod oder das Leben heraus. Ach, der, um den sie bangte, war ihr ja doch verlöre», so oder so. Wäre er als ihr erklärter Bräutigam, als ihr Ehemann in den Krieg gezogen, sie hätte sich auch wohl gehärmt, doch nicht so, wie jetzt. Ihr wäre immer