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Calw, 17. April. Gestern Sonntag abend etwa um 9 Uhr wurden wir wiederholt innerhalb 14 Tagen zum 4. Mal durch Feuerrufe und Feuerwehrsignale erschreckt. In der Richtung von Hirsau zeigte sich der Himmel von mächtigem Feuer­schein gerötet und riesige Rauchwolken wälzten sich am Walde hinauf. Zuerst hatte es den Anschein, daß der Wald brenne und jedermann, der zur Stelle eilte, dachte an die Unmöglichkeit, bei Nacht erfolg­reich einschreiten zu können und an den ungeheuren Schaden, der diesmal den Gemeinden wie dem Staate erwachsen werde. Von der Stadt aus glaubte man, des nahen Feuerscheins wegen, das Gutleuthaus (Fabrik der Firma Gust. F. Wagner) stehe in Flam­men. Zum Glück war es ein geringeres Objekt, das die Flammen verzehrten, nämlich die dem Gutleut­haus schräg gegenüberliegende Heuscheuer; ein statt­liches von dem einstigen Besitzer des Alzenberger Hofes Herrn E. Horlacher erstelltes Holzgebäude. Eine halbe Stunde lang gewährte das in allen Tei­len zumal brennende, im Schweizerstyl gehaltene Haus, einen schauerlich-schönen Anblick. Daß das­selbe absichtlich in Brand gesteckt wurde, darüber ist kein Zweifel. Möge es bald gelingen, den Thäter, der wohl schon mehr auf dem Gewissen hat, heraus­zufinden. Wie man nachträglich erfährt, gehört die Scheuer, welche 150 Zir. Heu enthielt, Hrn. Stricker Dingler hier, der gegenwärtig auch Eigentümer des Alzenberger Hofes ist. Die Hirsauer Feuerwehr, war mit einer Spritze auf dem Brandplatz einge­troffen und löschte die brennenden Reste, um alle Gefahr für den nahen Wald abzuwenden.

8.6. Calmbach bei Wildbad, 15. April. Eine schrecklich schauerliche Nacht liegt hinter unserer Einwohnerschaft. Gegen 1 Uhr in der Nacht er­scholl Feuerruf durch die Straßen und die Kirchturm- glocken wurden angezogen. In dem von 6 Familien bewohnten Anwesen des Ludwig Haußmann, Me­chanikers hier, in einem Hofe der Calwerstraße, in der Nähe des Schulhauses gelegen, war Feuer aus­gebrochen und zwar im südlichen Teil desselben und in den oberen Räumen. Ein Teil desselben hatte früher als Mahlmühle gedient, war aber vor meh­reren Jahren zu Wohnungen umgebaut worden. Vier Kinder der Familie Haußmann schliefen ganz

oben unterm Dach. Das Anwesen war dreistöckig und mit Kniestock versehen. Sämtliche Bewohner wurden vom Brandausbruch in den Betten über­rascht. Haußmann selbst und Frau und ein Säug­ling bewohnten den 3. Stock eines Seitengebäudes, in welch letzterem noch die Mechanische Werkstätte sich befand. Haußmann nur mit Hemd bekleidet, sprang nach oben, um die Kinder (4 Knaben im Alter von 13, 11, 7 u. 4 Jahren), in deren Schlafkammer unter dem Dach das Feuer auf unaufgeklärte Weise ausgebrochen war, zu retten. Das Feuer griff aber mit solcher Schnelligkeit um sich, daß die Stiegen hinter Haußmann vom Feuer ergriffen wurden und er infolge des Rauchs samt seinen Kindern im Alter von 13, 7 und 4 Jahren erstickte. Der 11jährige Knabe konnte sich noch zum Dachfenster hinaus retten, an dem er hängend, aber schrecklich mit Brandwun­den verletzt, von einem Feuerwehrmann vom Knie­stock aus hereingezogen wurde. Morgens gegen 7 Uhr fand man die ganz verkohlten Leichname des Vaters und zweier Knaben. Diese waren mit den Trümmern in das 2. Stockwerk herabgefallen; den verkohlten Leichnam des andern Knaben fand man eine Stunde später. Das Anwesen ist bis auf die Umfassungsmauern des ersten Stockwerks gänzlich niederaebrannt. Die Frau rettete sich ganz notdürf­tig gekleidet mit dem kleinen Kinde. Die übrigen 5 Familien konnten meistens gar nichts retten. Herr Lehrer Martin, welcher auch mit Familie im An­wesen wohnte, verbrannte ein neues Klavier im Wert von 780 Mk. und auch sonst alles. Fünf Fa­milien, incl. der Hausmann'schen, sind versichert, die weitere (Küfer Barth) jedoch nicht. Der Gesamt­schaden dürfte gut 6000 ^ betragen.

Wildbad, 12. April. Am 30. April, 1. und 2. Mai d. I., hält der hiesige Schützenverein zur Feier seines 50jährigen Bestehens ein Festschießen ab und sind, soweit es die Verhältnisse gestatten, be­reits zahlreiche Einladungen ergangen. Se. Majestät der König geruhte zum Feste einen schönen Verlauf zu wünschen, auch haben Allerhöchstderselbe, in Be- thätigung der wohlwollenden Anteilnahme, einen Preis für das Festschießen zu bestimmen geruht. Die Fest­stadt mit ihrer herrlichen Umgebung, sowie die am 1. Mai stattfindende Saisoneröffnung wird sicher einen

Anziehungspunkt für manchen Fest-Teilnehmer bilden.

8.6. In Igels loch Oberamt Neuenbürg sollte gestern Donnerstag der Rößleswirt Christian Friedrich Stoll wegen Anstiftung zum Meineid verhaftet werden. Als der Landjägerstations­kommandant und ein Landjäger die Verhaftung aus­führen wollten, ergriff St. die Flucht in die nahen Waldungen, dort verfolgt, gelang es den Flüchtigen nach 3stünvigem Nachspringen zu ergreifen und nach Neuenbürg einzuliefern. Das Dienstmädchen des St.- wurde schon vor einigen Tagen verhaftet unter der' Beschuldigung zu Gunsten desselben als Zeugin in einem Civilprozeß wissentlich falsch ausgesagt zu haben. Nach anfänglichem Leugnen legte sie ein Geständnis ab und bezichtete ihren Dienstherrn der Anstiftung.

8.6. Stein, Amt Breiten, 15. April. Eine fast beispiellose Verrohung hat der 20 Jahre alte Zimmermann R. Leiter von hier an den Tag ge­legt. Zwischen ihm und mehreren Burschen vom Nachbarorte Eisingen herrscht schon längere Zeit Feindschaft, die schon oft in Schlägereien ausartete. Am letzten Sonntag Nachmittag begegnete Seit er zwischen Göbrichen und Eisingen dem 16jährigen M. Morlock von Eisingen; nachdem S. den Hei­matsort des M. erfahren hatte, schrie er, da müsse derselbe seine Prügel haben. Sofort schlug er mit einem Weißdornstock, der noch mit Dornen besetzt war, auf den armen jungen M. derart ein, daß die­ser bewußtlos liegen blieb und an seinem Aufkommen gezweifelt werden muß. Am gleichen Abend geriet der Raufbold mit dem 45jährigen hiesigen Bewohner Kautz in einer hiesigen Wirtschaft in Streit. Dabei stach er dem Kautz ein Messer ins Auge. Der so Verletzte wurde in die Privatklinik des Doktor Brinkmann in Pforzheim verbracht, woselbst sich er­gab, daß die Spitze des Messers abgebrochen und ein 2 Cm. langes Stück in der Augenhöhle stecken geblieben. Auch das andere Auge ist verletzt. Es ist zu befürchten, daß Kautz das Augenlicht vollstän- dig verliert. S. ist verhaftet.

Bern, 14. April. Der Bundesrat stellte die Einzelheiten zum Empfange des deutschen Kaisers fest.

Pest, 14. April. In Veszprim wurden ge­stern 141 Häuser eingeäschert, zwei Menschen sind verbrannt, 1000 Menschen obdachlos. Der sachliche Schaden beträgt eine halbe Million.

Amtliche Kkkaklltmachungtll.

Würzbach.

Ful»rni8-tlerliuul

In der Verlassenschastssache des Elias Burkhardt, Müllers in Nais- lach, wird der größere Teil der in der Masse vorhandenen Fahrnis im öffent­lichen Aufstreich verkauft und zwar kommen zur Versteigerung am

Dienstag, den 25. April:

Bücher Bettgewand, Leinwand, worunter 1 größerer Tuchvorrat und Schreinwerk,

Mittwoch, den 26. April:

Küchengeschirr, allerlei Hausrat, Feld- und Handgeschirr,

Donnerstag, den 27. April:

Fuhr- und Reitgeschirr, worunter 11 Wägen und mehrere Schlitten, das vorhandene Vieh, insbesondere 4 Pferde, 11 Stück Rindvieh, Geflügel, Schweine und 5 Bienenstöcke,

Freitag, den 28. April:

Faß und Bandgeschirr, namentlich eine größere Anzahl Fässer, die Vor­räte an Früchten und Futter, worunter ca. 160 Ztr. Heu und Oehmd, ferner die Mostereieinrichtung,

Samstag, den 29. April:

Ca. 3700 Lit. Most, Brenn- und Wagnerholz, 162 Festm. Langholz und Sägwaren, sowie ca. 20. Ztr. altes Eisen.

Die Ausstreichsverhandlungen beginnen je vormittags 8 Uhr.

Teinach, den 17. April 1893.

K. Amtsnotariat.

Schmid.

A c c o r d.

Nächsten

Mittwoch, de« IS. April d. I. nachmittags 1 Uhr,

wird die Beifuhr des Straßenmaterials auf dem Rathaus im Abstreich vergeben.

Sodann können schriftliche Offerte auf die Unterhaltung der Sicherheits­schranken und Brücken- und Dohlen­bedeckungen zu derselben Zeit eingereicht werden.

Calw, den 17. April 1893. Stadtbaumeister Kümmerte.

Revier Enzklösterle.

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4428 Stück Langholz I. bis V. Klasse mit 4577 Festm., 541 Stück Säg- ^ Holz I. bis III. Klasse mit 426 Festm.,

darunter 1214 Stück Forchen mit 1038 Festm.

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KPÄUS86. Verlobt«, äxril 1893.

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Den 17. April 1893.

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