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Dortselbst gerieten in einem Wirtshaus der Gemeinde­rat G. und der Landwirt E. mit einander in Streit, da letzterer geäußert hatte, daß er bei den demnächst stattfindenden Gemeinderatswahlen keinen der aus­scheidenden Gemeinderatsmitglieder, unter denen sich auch G. befand, wieder wählen werde. Hierüber geriet G. so in Wut, daß er dem E. das Messer in den Leib stach. E. gab schon nach wenigen Stun­den seinen Geist auf.

Leipzig, 9. April. Wie das Leipz. Tgbl. meldet, hat eine Gesellschaft patriotischer Bürger eine auf dem Schlachtfeld von 1813 gefundene Kanonen­kugel künstlerisch zu einem Tintenfaß umgestalten und dem Fürsten Bismarck zu seinem 78. Geburtstag als Geschenk überreichen lassen.

Metz, 13. April. In der vergangenen Nacht wurde eine Dirne namens Furer von einem jungen Manne ermordet, der wenige Stunden zuvor ein anderes Mädchen zu erdrosseln versucht hatte. Der Thäter ist spurlos verschwunden.

Zürich, 12. April. Eine zierliche Beschrei­bung einer Sandhose giebt der Stadtbeschauer der Neuen Zürcher Zeitung": Ereignete sich da auf der Seestraße in der Nähe des Muraltguts eine kleine Naturerscheinung. Es war windstill, hoch am Tag eines jener goldenen Frühlingstage, die von ewiger Dauer zu sein scheinen. Da rankte sich plötzlich we­nige Schritte vor mir der Staub in die Höhe, und wuchs schön und schlank wie eine griechische Säule in die Höhe, wohl fünf Meter hoch. Etwa eine halbe Minute lang stand die Säule, von der Sonne gelb durchleuchtet, dann rieselte sie in sich zusammen. War weiter nichts zu sehen an diesem Kunststück des Wir­belwindes und doch seltsam genug, um ein kleines be­häbiges Frauchen neben mir schier in die Knie sinken und noch oft ängstlich rückwärts schauen zu lassen. Dergleichen kleiner Naturspuk ist bei dieser Witterung nichts allzu Seltenes und immerhin hübsch zu schauen.

Kermischtes.

Der Direktor der Gas- und Wasserwerke in Altona, Herr Ingenieur Kümmel, bespricht auf Grund der während der vorjährigen Cholera in Hamburg und Altona gesammelten Erfahrungen in einer ausführlichen, im Zentralbl. der Bauverw. ver­öffentlichten Abhandlung die Aufgaben, die bei plötz­lich eintretenden Choleraseuchen dem Ingenieur gestellt sind. Es sind rechtzeitig Maßregeln zu treffen für den Schutz der Gesunden, die Beförderung und Un­terbringung der Erkrankten und die Fortschaffung der Gestorbenen. Zu den ersteren gehört die Fürsorge für die Wasserversorgung und die Entwässerung der Städte, die Beseitigung der Abwässer und Abgänge, Reinhaltung der Straßen, Desinfektion und Reini­gung, namentlich der dicht bebauten, schmutzigen, licht- und lustlosen Wohnstätten, welche die schlimmsten Seuchenherde sind. Für die Unterbringung der Kranken müssen vorübergehende Barackenlager errich­tet werden, die bestehenden werden bei einer schwe­ren Seuche nirgends genügen. Tie Baracken müssen auf kürzesten Wegen zu erreichen sein, weil Cholera- kranke weite Fahrten nicht ertragen. Das Fort­bringen der Leichen, die so schnell wie möglich aus den Häusern geschafft werden müssen, kann bei grö­ßeren Seuchen nur in geschloffenem Möbelwagen er­folgen, in denen die in ein feuchtes Tuch geschlagenen Leichen zusammengeholt und untergebracht werden; das Einsargen geschieht erst im Leichenhause. Dieses der Hamburger Verwaltung mit Unrecht als Rohheit vorgeworfene Verfahren ist bei so großer Leichen­zahl leider nicht zu umgehen. Für die Bauten zur Unterbringung der Kranken und Gestorbenen ein­schließlich der Einrichtung und des Inventars, für den Beförderungsdienst, für Desinfektionen u. s. w. hat Hamburg etwa 3 Millionen ^ verausgabt; die sonstigen Verluste der Bevölkerung werden auf Hun­derte von Millionen geschätzt. Bemerkenswert ist der von Kümmel gelieferte Nachweis, daß die Verbrei­tung der Cholera tatsächlich durch das Hamburger Leitungswasser erfolgt ist, was vielfach noch heute bestritten wird. Hiefür ist das.Verhalten der Seuche an der Hamburg-Altonaer Grenze besonders beweis­kräftig. Ganze Straßenseiten, die mit Hamburger Leitungswafser versorgt waren, zeigten zum Teil die schlimmsten Seuchenherde, während auf der anderen, ganz gleiche Untergrund-, Wohn- u. s. w. Verhält­nisse aufweisenden, aber mit gefiltertem Altonaer Wasser versorgten Seite nicht ein einziger Cholera­fall vorkam. Auch sind dir nicht an das Leitungs­

netz angeschlossencn Teile Hamburgs von der Seuche verschont geblieben. Die mitgeteilten Thatfachen be­stätigen die von Prof. Dr. Robert Koch bereits in den ersten Tagen der Seuche aufgestellte Behauptung.

Diel kugelfeste Uniform. Ein Urteil über die Dowe'sche Erfindung einer kugelsicheren Uniform wird den Leipziger Neuesten Nachrichten von einem Leipziger Ingenieur in folgendem gegeben: Die Dowe'sche Erfindung, die auf den ersten Blick unbe­greiflich erscheint, verliert sofort den Reiz des Wunder­baren, wenn man sie im Zusammenhang mit anderen Erscheinungen betrachtet, wenn man sie erklärt. Wenn ein in Bewegung begriffener Körper auf seiner Bahn mit irgend einem anderen Körper zusammentrifft, so entsteht ein Stoß. Die Folgen desselben sind nun Formveränderungen der Körper, welche bei elastis chen Körpern vorübergehend, dagegen bei nichtelastischen bleibend sind. Der Dowe'sche Kugelpanzer besteht aus Gummi, Kork und Stahlfedern, die ihn elastisch machen. Die Elastizität und die Festigkeit des Panzers bewirken, daß die ausschlagenden unelastischen Geschosse ihn nicht durchbohren, sondern nur zusammenpressen, wobei die große Geschwindigkeit derselben zwar schnell, aber doch kontinuierlich abnimmt. Auf diese Weise wird die große Durchschlagskraft beseitigt. Die lebendige Kraft des Geschosses, die von deren Masse und Geschwindigkeit abhängt, geht beim Ausschlagen zum Teil auf den Körper des Panzertragenden über, der einen heftigen Stoß erhält, zum Teil wird sie zur Formveränderung des unelastischen Geschosses verbraucht. Dieser Schlag wird für den Getroffenen um so weniger mißliche Folgen haben, je größer die Druckfläche ist, mit der das aufschlagende Geschoß auf dessen Körper wirkt, und je größer die Elastizität des Panzers ist. Die Elastizität, welche die Verteil­ung des Druckes zu besorgen hat, macht also den Wert des Panzers aus. Alle diese Verhältnisse scheint Dome bei seiner Erfindung berücksichtigt zu haben. Das Verhalten der verschiedenen Körper beim Stoß, wo, wie erwähnt, auch die Festigkeit und Elastizität ins Spiel kommen, kann man beim Lochen der Me­tallplatten beobachten. Durch einen starken Schlag auf einen Metallstempel kann man zwar ein Loch in eine harte unelastische Metallplatte machen, aber keine weiche elastische Gummiplatte durchloch n. Das Lochen eines elastischen Körpers ist nur mittels schar­fer Bohrer zu bewerkstelligen. Dieses Prinzip läßt sich ohne viele Umstände auf die Durchlochung des Doweschen Panzers mittels Geschosse übertragen. Man braucht nur die Geschosse mit einer scharfen Metallspitze zu versehen, welche beim Aufschlagen zuerst den Panzer durchbohrt, worauf der breitere Teil des Geschosses das Loch erweitert, was nicht viel Kraft erfordert. Führt also ein Reich den Do­weschen Panzer in die Armee ein, so braucht ein an­deres Land, um den Vorteil des Gegners wett zu machen, die Geschosse nur mit Stahlspitzen zu ver­sehen, was viel billiger und zweckmäßiger ist. Das gut finanzierte Konsortium", welches die Dowesche Erfindung kaufen will oder schon gekauft hat, wird deshalb schlechte Geschäfte machen!

Die künstlerische Ausschmückung der Chicagoer Weltausstellung verspricht ebenso imposant zu werden, wie die ganze Veran­staltung, mit der die Neue Welt alles in Europa Gesehene in den Schatten zu stellen versucht. Der dekorative Schmuck der langen Gallerten und Dome der Ausstellungsbauten rührt von den ersten ameri­kanischen Künstlern her, die auch die Anlagen und das Ufer des Michigan-Sees mit einer Fülle von herrlichen Gebilden überschüttet haben. Einen instruk­tiven Bericht über die Reize der Chicagoer Aus­stellung finden wir in dem neuesten Hefte der modernen Kunst (Berlin W. 57, Verlag von Nich. Bong) und verschiedene bildliche Darstellungen der Gemälde, die in den Ausstellungsräumen gemalt woroen sind, zeigen dem Leser, daß die amerikanische Kunst sich mit Grazie und Geschmack ihrer Aufgabe entledigt hat. Dasselbe Heft führt uns in das pittoreske Tivoli bei Rom; interessante farbenprächtige Dar- stellungen des Malers Enrico Nardi illustrieren den Bericht, den Siegfried Samosch über das beliebte Ausflugsziel aller Romfahrer gegeben hat. In dem gleichfalls vorliegenden vorletzten Hefte derModer­nen Kunst" fesseln farbige Bilder heiteren Charakters das Auge des Lesers: es sind dies prachtvoll ge­lungene, humoristisch angehauchte Darstellungen aus dem modernen Gigerl-Junggesellenleben, und kein Geringerer als Professor I. Koppay hat diese echt modernen Geist atmenden Bilder gezeichnet und in

Aquarelltechnik gemalt. Die farbige Reproduktion ist des höchsten Lobes würdig. G. v. Ompteda, der Verfasser des Junggesellen-RomansDrohnen" hat einen pikanten kleinen Novellenstoff zu den Bildern ge­schrieben, eine SkizzeDie kleine Baronesse". Unter den Kunstbeilagen fesselt vor allem Skarbinas viel bewundertes GemäldeAuf der alten Wiese in Karls­bad", das jedem Freunde des schönen Badeortes wert sein wird. Reiche Fülle von Kunst-, Litteratur-, Theater- rc. Berichten aus allen Kunstzentren, sowie novellistischen Beiträge von Wilh. Wolters u. a. geben einen großen und interessanten Lesestoff. Die in Vorbereitung befindliche Frühlings-Nummer verspricht nach der Ankündigung des Inhalts eine glänzende Erscheinung zu werden.

In denHamb. Nachr." veröffentlicht Fürst Bismarck folgende Danksagung:Aus Anlaß meines Geburtstages habe ich aus allen Teilen des Reiches und von Deutschen im Auslande eine große Zahl von Glückwünschen erhalten, in denen ein Hohes Maß patriotischen Gefühls und persönlichen Wohl­wollens für mich zum Ausdruck kommt. Es ist mir schmerzlich, auf die Einzelbeantwortung verzichten zu müssen, weil das Mißverhältnis zwischen der so er­freulich großen Zahl und meinen Arbeitskräften sich zu sehr geltend wacht. Ich bitte alle meine Freunde, welche mich durch ihre Teilnahme an meiner Feier geehrt und durch den erneuten Beweis ihres Wohl­wollens hoch erfreut haben, meinen herzlichsten Dank, durch diese Veröffentlichung entgegenzunehmen."

lieber die Furcht vor der Dreizehn weiß . ein Berichterstatter der Frkf. Ztg. ein historisches Stücklein zu melden. Zu Anfang der sechziger Jahre kam zu einem hiesigen Advokaten der Fiaker Nr. 13, Kutscher N., und erklärte, am Rande des Bankerotts zu stehen. Sein Wagen mit der Nummer 13 werde allenthalben gemieden. Er bat den Advokaten, ihm eine Vorstellung an den Polizeisenator zu verfassen, damit er die Nummer 13 abgenommen bekomme und eine andere erhalte. Die Vorstellung wurde angefertigt und hatte Erfolg. Die Nummer 13 ver­schwand. Die Trambahn hat übrigens, nach der Versicherung desselben Berichterstatters, auch keinen-. Wagen Nr. 13.

Warnung vor Täuschung.

Die groß« Vcrbrkitung dir seit 1878 bekannten und in soft- «llen Familien eingebürgerten Lol, toi, 4>><,tI,,-Ire, Iki<-I,»rU Brandt's SchweizcrMen (erhältlich nur in Schachteln L i Mk in den Apotheke») hat z» verschiedene» wcrthloscn Nachahmungen der­selben geführt. Es sei deshalb liier»,it noch»,als darauf auf­merksam gemacht, daß die ächten, von den Protessoren I»v. AA. . VIi olinv». I»,. von llivtI. I»i. ILelnni, Adv. von X»88>>»»>», l>I. AAlitn, I>v. vo» liorosrjosltl, I»>. kkruixlt, I»r von, 1 noi i< I>><, Al,. von 8e»>l- -Ullli, I><1- rvirr. I>r-. Xiie Uttiivi-, AAr 8ov,Ivr>- 8»U,tt. I»n. I,i»rI>I, Idv, ^ 1'o>8lvl, I»r. 8-rttler,

All*. lAoIkilll, Atl 8vl, ililt ii,r>> 8vii nnv Al i . von AAe llni- erprobten und als vorzüglich bcwäbrtes Abführmittel empfohlenen Apotheker Richard Brandt's Schweizerpillcn eine Etikette wie odenstehend das Weiße Kreuz mit dem NamcnSzug AAi<;l,iri-U Brandt's in rothem Grund tragen müssen und daß alle anders ansseh-nd-n k'ill8cll«l>^«l, der ächten Apotheker Richard Brandt'» Schweizerpillen sind. Das verehrliche Publikum möge sich null. vorsehen, daß es an seiner Gesundheit und an seinem Geldbeutel nicht zu Schaden komme.

Standesamt ßatw.

Geborene:

8. April. Christian Carl, Sohn des Wilhelm Bacher, Schuh- und Schäftemachers hier.

11. Luise, Tochter des Hermann Wagner.

Fabrikanten hier.

Gestorb ene:

8. April. Karl Christof Sey ffcr, Briefträgers Witwe

Eleonore Katharine Luise geb. D ai ber hier, 84 Jahre alt.

9. Johann August Bitzer, Steinbrechers Ehe­

frau Christiane Friedricke geb. Mammel hier, 5b Jahre alt.

10. Andreas Mo r of, Kutscher hier, 77 Jahre alt.. 13. Georg Eßig, Kutscher hier, 42'/-Jahre alt..

Gottesdienst

am Sonntag, den 16. April.

Konfirmation.

Vom Turm: 245. Predigtlied: 414.

9 Uhr Vorm.-Predigt: Herr Dekan Braun.. ',-3 Uhr Unterredung mit den Reukonfirmirten Herr Stadtpfarrer Eytel.

Mittwoch keine Betstunde.

Freitag Vorm. 10 Uhr Vorbereitung und Beichte.,

Leretli