Mai erfolgen. Im Falle der Auflösung des Reichs­tags würden als» die Neuwahlen etwa Mitte Juni stattfinden.

Berlin, 8. April. Die Nordd. A. Z. mel­det, der französische Minister des Ausw. Develle teilte dem Pariser deutschen Botschafter Grafen Münster, der beauftragt war, wegen der in Rouen erfolgten Verhaftung des Roßarztes Gustav Kurtz zu reklamiren mit, die beteiligten Behörden begingen einen bedauerlichen Mißgriff, nachdem der Verdacht der Spionage sich als unbegründet erwiesen, sei die Ausweisung ungerechtfertigt gewesen. Der Minister sagte zu, der Wiederkehr solcher Vorgänge vorzubeugen und stellte Kurtz die ungehinderte Rückkehr nach Frank­reich frei (wozu dieser schwerlich Lust haben dürfte).

Distanzmarsch Berlin-Wien. Zu dem­selben haben sich unter anderen, wie man aus Berlin schreibt, 8 preußische Offiziere gemeldet. Auch das österreichische Militär bringt der sportlichen Veran­staltung Jnterresse entgegen; ein österreichischer Haupt­mann hat bereits angefragt, ob sich preußische Offi­ziere gemeldet haben, was der Vorstand unter den obwaltenden Umständen hat bejahen können. Für die Oesterreicher ist der Nennungsschluß auf den 20. Apr. festgesetzt, während der Termin für dis deutschen Meldungen schon am 10 April abläuft. Die Meld­ungen nimmt in Berlin außer dem Schriftführer Rentier Wendler, Schumannstraße Nr. 13, auch der Vorsitzende Kaufmann Arrenberg, Landsberger Allee Nr. 149, entgegen. Der Einsatz ist auf 10 festgesetzt. Viele der Gemeldeten haben mit dem Training bereits begonnen, und liegen Meldungen über Tagesleistungen bis zu 75 Kilometer vor; so­weit sich aus den bisherigen Resultaten des Trainings übersehen läßt, wird allerdings die Durchschnittsleistung derer, welche das Ziel wirklich erreichen, 60 Kilometer pro Tag kaum überschreiten.

Hüll, 8. April. Ein Dockarbeiterausstand ist durch die Weigerung der Reeder, nur unionistische Arbeiter anzustellen, hervorgcrufen worden. Die Reeder ließen nichtunionistische Arbeiter aus London kommen, die Streikenden suchten dieselben an der Arbeit zu hindern. An mehreren Stellen kam es zu Tätlichkeiten, weshalb zwei Schwadronen Kavallerie aus Jork herbeibeordert wurden. Die dem Verein angehörigen Arbeiter beschlossen, jedes Schiff zu boykottieren; die Verladung ersolgte durch Freiarbeiter. Mittags den 7. kam es zu einem Zusammenstoß zwischen der Polizei und einem Pöbelhaufen, der mit blanker Waffe zurückgedrängt wurde. Der Dampfer Plato", über welchen seitens der streikenden Dock­arbeiter der Boykott verhängt wurde durch Mann­

schaften aus Leeds und Nottingham verstärkt. Das Militär ist konsigniert.

DieFrfr. Ztg." läßt sich aus Mailand telegraphieren: Seit einigen Tagen gährt es unter den Landarbeitern von Romagna. Täglich giebt es Demonstrationen in der Umgebung von Modena, Lugo, Confelice u. s. w. Vorgestern plünderten 300, gestern 1000 Mann die Bäckerläden von Ravenna. In San-Alberto mußte Miltär die Ruhestörer aus­einandertreiben 18 Verhaftungen wurden vorgenommen. Kavallerie durchzieht das flache Land.

Der Spielbank zu Monte Carlo sind in den letzten Tagen einige betrügerische Streiche gespielt worden, ohne daß es gelang, die Urheber zu fassen. Die Angestellten sagten bestimmt, es passiere etwas, was nicht in der Ordnung sei, aber sie konnten nicht sagen, was. Endlich wurde die Sache nach sorg­fältigster Beobachtung entdeckt. Die Betrüger ver­fuhren folgendermaßen. Ein Spieler stellte sich links vom Kroupier, der die Kugel in Bewegung setzt, ein anderer mischte sich unter die Spieler und setzte ein oOFranksbillet auf die 6 ersten Nummern; sobald diese Nummern herauskamen, setzte ein Dritter noch ein paar Stücke auf den grünen Tisch, nachdem der Kroupier bereits das entscheidende »Lien ns va plus» gesprochen hatte. Die Kroupiers, die nun damit be­schäftigt waren, die zu spät gesetzten Gelder zurück­zuschieben, bemerkten nicht, daß der Mann links vom kugelwerfenden Kroupier an Stelle des 50Franks- billet schnell ein anderes schob, an welches eine dritte Banknote befestigt war. Ein Angestellter bemerkte endlich dieses Verfahren und verweigerte die Aus­zahlung des Gewinnes. Als der Mann sein Geld verlangte und Lärm machte, wurde er nach dem Polizeikommissariat geführt, wo man ihm den Betrug auf den Kopf zusagte. Darauf ergriff er die Flucht, wurde aber bald wieder ergriffen. Wahrscheinlich wird man ihn mit einem gelinden Verweise laufen lasten, denn die Verwaltung der Spielbank hat alle Ursache, öffentliche Gerichtsverhandlungen zu vermeiden.

Die Lage in Frankreich. Die Republik hat wieder Minister, aber kein Ministerium, sie hat ein Kabinett aber keine Regierung; die Ribot-Krise ist überstanden, die Carnot-Krise beginnt. Das Staats­oberhaupt hat vorläufig wieder seinen Willen durch­gesetzt es dürfte das letzte Mal gewesen sein. Mit einer unverständlichen Unbeugsamkeit hat der Präsident der französischen Republik die ihm von der öffentlichen Meinung mit beinahe drohender Deutlich­keit erteilten Winke unbeachtet gelassen, er hat sich

taub und blind gestellt, um den Mann, den alle Welt für den fähigsten hält, zu übergehen und seine Wahl auf Leute zu beschränken, die nicht einmal dem Namen nach bekannt sind. Dazu kommt noch, daß das in der Kammer bekannt gegebene Programm des Ministeriums so nichtssagend war, wie die Männer des neuen Kabinetts. Den Vorwand zum Sturze des Kabinetts Ribot lieferte die Getränkesteuer, in welcher Frage die Abgeordneten Peytral und Poin- carrs zwei diametral entgegengesetzte Standpunkte vertraten. Folglich beruft Herr Carnot diese beiden Männer zu gemeinsamer Arbeit ins Ministerium. Die Kammermehrheit will, daß die neue Regierung den Senat zur Unterwerfung unter ihre Beschlüsse bezüglich des Budgets treibe. Alle Vernünftigen im Lande wünschen, daß die Regierung endlich einmal mit den Radikalen breche, die unter dem Vorwände der republikanffchen Konzentration das entscheidende Wort sprechen und durch ihre heillose Politik noch jüngst bei dem Streit von Carmaux Ordnung und Autorität zu untergraben, die Regierung bei allen Gemäßigten in Mißachtung zu bringen beflissen waren. Der Bruch mit dieser Demagogenrotte, mit der Ge­folgschaft eines Clemenceau und eines Floquet er­scheint besonders nach den Panama-Enthüllungen die dringlichste Pflicht derer, die es mit der Republik wohl meinen. Jetzt haben die Parteigenossen Flo- quet's und Clemenceau's, die Radikalen, in dem neuen Kabinett die Mehrzahl der Portefeuilles, das Uebergcwicht der Stimmen erhalten. Die Enttäu­schung im Publikum schwillt nunmehr zur Entrüstung an. Daß das neue Kabinett sich bis zu den Neu­wahlen halte, ist nicht wahrscheinlich, aber daß Car­not bis zum Dezember 1894 auf seinem Posten ge­duldet werde, erscheint ganz unglaublich.

Literarisches.

sGeora Ebers gesammelte Werke.s Eine für die weitesten Kreise der gebildeten deutschen Lesewelt hocherfreuliche Kunde geht uns soeben zu. Die Deutsche Verlags-Anstalt in Stuttgart bereuet nämlich eine Ausgabe von Georg Ebers gesammten Werken vor, die in 105 Lieferungen L 60 Pfennig demnächst zu erscheinen beginnt. Durch die Ausgabe in Lieferungen wird es nun allen den zahllosen Verehrern des berühmten Dichters und Gelehrten er­möglicht, nach und nach seine herrlichen Dichtungen ihrer Bibliothek einzuverleiben, und diese letzteren werden als eine unversiegbare Quelle des edelsten und reinsten Genusses in alle Schichten unseres Volkes eindringen und dem geistigen Besitzstände desselben eine ebenso kostbare als dauernde Vermehrung bringen.

Amtliche Kkkanutmachimskll.

Gerichtstag

wird vom K. Amtsgericht Calw am Montag, den 17. d. M., vormittags 811 Uhr auf dem Rathaus zu Neuwetler abgehalten werden.

Calw, den 8. April 1893.'

Amtsgcrichtsschreiber

Nagel.

Aufforderung.

In der neuen Anlage des Vrr- schönerungsvereins wurde am 8. ds. ein kurz zuvor angepflanzter Lindenbaum herausgerissen und den Abhang hinunter geworfen. Der Verschönerungsverein sichert demjenigen eine Belohnung von Av Mk. zu, welcher eine zu Ent­deckung des Frevlers führende Anzeige macht. An das Publikum ergeht bei diesem Anlaß wiederholt die Bitte zum Schutz und zur Schonung der Anlagen des Verschönerungsvereins beizutragen.

Stadtschultheißenamt.

_ Haffner.

Althengstett.

Lang-, Aauhotz- und Kichen-Ierkauf.

Donners­tag, den 13. sApril d. I.» vor- smittags 9 Uhr, kommen aus den hies. Gemeinde­waldungen Ab­

teilung obere Erlen, Schleichdorn, Eulert, Kaps, Hub und Achtgrube auf dem Rat­

haus in Losen zum Verkauf:

von 1 bis 15 Festm.

135 Festm.

I.

Klaffe,

230

II.

275

III.

250

IV.

30

V.

Ferner werden einzeln verkauft:

40 Stück Eichen mit ca. 16 Festm. Meßgehalt.

Auf Verlangen wird das Holz vor­gezeigt und Auszüge abgegeben.

Gemeinderat.

Privat-Anzeigen.

Meine Elfenbronnen-

Wiese,

Stammheimer Markung, setze ich dem Verkauf aus. Hiller z. Schiff.

Ainuner.

Ein möbliertes, heizbares Zimmer hat für sofort oder später zu vermieten

A. Haager.

Teinach, den 10. April 1893.

Godesanzeige.

Verwandten, Freunden und Bekannten mache ich die schmerzliche Mitteilung, daß mein lieber Gatte

Adolf Krom».

Besitzer des K. Bads Teinach, heute früh 7'/< Uhr sanft entschlafen ist.

Im Namen der Hinterbliebenen:

die trauernde Gattin:

Bertha Bronn,

geb. Weeber.

Die Beerdigung findet Mittwoch, den 12. ds., nachmittags

Uhr, statt.

LllLkiKV.

Meiner werten Kundschaft von hier mache ich die ergebene Anzeige, daß ich von heute ab die Bäckerei aufgebe und nur noch die Wirtschaft und einen Mehlverkauf fortbetreibe.

Indem ich für das mir seither geschenkte Zutrauen bestens danke, bitte auch um ferneres Wohlwollen.

Achtungsvollst

Friedrich Keißer, Kacker s Mm.

Arlzziegelei Alpivrberetz

empfiehlt ihr vorzügliches Fabrikat:

Asppelfalzziesel.

Muster steh«» zur Verfügung.