durch den Gemeinderat den OrtSpreisen ent­sprechend festsetzen zu lassen.

4) Steuerbefreiungsanfprüche sind von den Orts­steuerkommissionen sachgemäß zu prüfen und in das hiefür besonders zu führende Verzeich­nis aufzunehmen.

5) Leibgedinge, Wohnungsrechte, Leibrenten u. s. w. unterliegen gleichfalls der Besteuerung; ebenso sind verzinsliche und unverzinsliche Zielerforde­rungen zu fatieren, dagegen dürfen

6) die Einlagen in die Oberamts- und Landes­sparkasse nicht fatiert werden.

7) Die Steuerpflichtigen haben die Fassionen selbst zu unterzeichnen, die Bevollmächtigten der im Ausland sich aufhaltenden Steuerpflichtigen und die Privatvermögensverwalter haben den Fas­sionen Vollmachten in Original oder in be­glaubigter Abschrift unter Angabe der Giltig­keitsdauer beizuschließen.

8) Wer ein steuerpflichtiges Einkommen ganz oder teilweise verschweigt, hat neben der verkürzten Steuer den zehn­fachen Betrag derselben als Strafe zu bezahlen.

9) Die Ortssteuerkommissionen haben das Geschäft genau nach den bestehenden Vorschriften zu vollziehen und sämtliche Akten mit den Kosten- verzeichmsien spätestens am IS. Mai d. I. anher vorzulegen.

Hirsau, den 7. April 1893.

K. Kameralamt.

A.-V. Walker.

Taqes-Neuigkeiten.

Stuttgart, 6. April. (Landgericht.) Unter der Anklage des Betrugs wurden die Hausierersehe­leute Karl Bohn, Schreiner von Hertlinghausen bei Frankenthal in der Pfalz, und seine Ehefrau Katha­rine, geb. Lautensack, vorgeführt. Die letztere ent­nahm im November und Dezember v. I. bei einem hiesigen Kaufmann vier Partien Zeugstoffe im Wert von nahezu 800 ^ auf Kredit unter dem unwahren Vorgeben, in der Gegend von Leonberg habe sie eine Aussteuer in Sicht, zu welcher sie die Waren bedürfe. Statt dessen sandte ihr Mitangeklagter Ehemann die Ware nach ihrem Heimatsort in der Pfalz. Dem Bohn konnte ein Verschulden nicht nachgewiesen wer­den ; dagegen wurde die Ehefrau zu 4 Monaten Ge­fängnis verurteilt, woran für Untersuchungshaft 2 Mo­nate abgehen. Der beschädigte Kaufmann erhielt seine Ware größtenteils zurück. Die 25 Jahre alte Köchin Helene Kaufmann von Rindelbach wurde wegen Diebstahls zu 3 Monaten 15 Tagen Gefäng­nis verurteilt, weil sie in einer hiesigen Anstalt drei Mädchen je einen Rock, eine Trikottaille, eine Tuch­jacke u. dgl. im Wert von 18 entwendete, welche ihr übrigens wieder abgenommen wurden.

Eßlingen, 8. April. Letzten Donnerstag abend ereignete sich in der hiesigen Turnhalle ein

bedauerlicher Unglücksfall. Gegenüber den vielen un­richtigen Darstellungen des Vorgangs wurde der Rundsch." vom Ausschuß des Turnvereins folgende, auf Grund von Zeugen festgestellte Schilderung. Der Verun­glückte Namens Schreiber besuchte an diesem Abend erstmals die Turnhalle, um sich in die Liste der Zöglinge anzumelden. Gleich nach 8 Uhr, also noch vor Beginn des regelmäßigen Turnbetriebs, war der­selbe einer Anzahl Anderer behilflich ein Gerät (Pferd) auf den Uebungsplatz zu tragen und hatte dabei das Mißgeschick, rückwärts zu Fall zu kommen, er faßte dann rasch von sitzender Lage aus das Pferd unten, um sich aufzurichten, bewirkte aber durch diesen unglücklichen Griff, daß dieses Gerät auf ihn zu fallen kam. Schwere innere Verletzungen verursachten starke Blutungen und trotzdem sofort ärztliche Hilfe zur Stelle war, ist der Bedauernswerte noch in derselben Nacht gestorben.

Eßlingen, 8. April. Das abnorme warme Wetter hat Erscheinungen hervorgebrocht, wie man sie sonst erst im Mai zu sehen gewohnt ist. Aus dem Remsthal und aus Uhlbach wird gemeldet, daß die Kirschen in voller Blüte stehen, aber auch die Apfelbäume beginnen bereits sich mit dem zarten Rot ihrer Blüte zu schmücken. Auf dem heutigen Wochenmarkt waren die Spargel schon ziemlich stark vertreten. Ein warmer, kurzer Regen dürfte genügen, um die Natur in vollster jungfräulicher Pracht er­blicken zu können. Hoffen wir, daß kein hinkender Bote nachkommt und die eben ersprossenen zarten Knospen vernichtet.

Prevorst, 6. April. Der heute vormittag hier beerdigte Bauer Klotz hat auf bedauerliche Weise sein Leben verloren. Vor etwa 14 Tagen wurde ihm von seinem Schweine ein Finger der linken Hand buchstäblich weggebissen, worauf er selbst am gleichen Tage bei sehr rauher Witterung zum Arzt nach Beil­stein ging. Infolge einer hinzugetretenen Erkältung trat Blutvergiftung und der Tod ein.

Ebingen, 7. April. In Gauselfingen warf eine Frau ihr etwas über zwei Monate altes Kind in die Fehla; aber dasselbe konnte noch, obwohl es schon eine Strecke weit fortgeschwemmt war, vom Tode des Ertrinkens gerettet werden. Es wird an­genommen, die Frau habe in geistesgestörtem Zustande gehandelt. Die in Balingen veranstaltete Ge­flügelausstellung war sehr stark besucht und fand allseitige Anerkennung, besonders in Hinsicht auf Reichhaltigkeit. Trotz der herrlichen Witterung ist stellenweise in Ebingen und Umgegend noch schuhtiefer Schnee zu treffen, und unsere Bierbrauer führen täg­lich noch viele Wagen Schnee in ihre Eiskeller.

Rommelshausen, 5. April. Von der Schafherde eines hier übernachtenden Schäfers waren Morgens mehrere Tiere verendet. Die tierärztliche Untersuchung ergab, daß dieselben auf einer mit frischem Kunstdünger bestreuten Wiese geweidet und hiedurch schädliche Stoffe in den Magen bekommen

hatten. Da in gegenwärtiger Zeit so viel künfl- licher Dünger angewendet wird, so ist dieser Fall für: die Schäfer gewiß eine Mahnung zur Vorsicht.

AusNeumarkt (Oberpfalz), 3. April. Der- R aubmörder Guttenberger ist heute na<ch> Amberg in das Untersuchungsgefängnis verschubt worden. Für den so schwer geprüften Lehrer Brunner: von Dietkirchen ist es ein großes Glück, daß Gutten- berger ein so umfassendes Geständnis abgelegt hat.. Wäre dies nicht der Fall gewesen, oder hätte wan­den Angaben des Raubmörders keinen Glauben ge­schenkt, so wäre der Lehrer aus der Haft nicht ent­lassen und sehr wahrscheinlich als Mitschuldiger ver­urteilt worden. Die Verhaftung des Lehrers war vollständig gerechtfertigt und vurch dessen geradezu unbegreifliches und auffallendes Benehmen sowohl während dem Vorgang des grauenvollen Verbrechens, als auch nach diesem Vorfall selbst veranlaßt. Lehrer Brunner gibt nämlich nunmehr im Widerspruche mit seinen früheren, bereits bekannten Angaben zu, daß er den Vorfall mit angehört, sich jedoch nicht getraut habe, in die unteren Räume seiner Wohnung hinab­zugehen. Anstatt das Fenster zu öffnen und um Hilfe zu rufen, hat er sich in seinem Schlafzimmer versteckt gehalten und erst etwa eine Stunde, nachdem der Verbrecher durch das Küchenfenster entflohen war, lief er aus dem Hause um Hilfe. Seine blutbefleckten Pantoffeln, die mittlerweile aufgefunden wurden, ver­steckte er angeblich deshalb, um den Verdacht, daß er der Thäter sei, von sich abzulenken (!) Gerade dieser letzte Umstand trug wesentlich dazu bei, daß die Ver­haftung des Lehrers erfolgte. (Die Augsb. Ab.Ztg. gibt die vorstehende Angabe, trotzdem der Korrespondent deren Richtigkeit ausdrücklich verbürgt, nur mit aller jener Reserve wieder, die gegenüber dem rätselvollen Dunkel, das über dem grauenhaften Vorgang trotz, der vorliegenden Geständnisse noch immer gebreitet ist, geboten erscheint.) Von den zur Zeit noch am Leben befindlichen Opfern wird die Frau des Brunner, wenn sie nicht bereits gestorben ist, bald ihr Leben aus­hauchen ; auch ist wenig Hoffnung vorhanden, daß das 10jährige Mädchen und die Magd ihren schweren Verletzungen nicht erliegen werden. Letztere soll mit der ermordeten Familie in Salmdorf verwandt sein,, weshalb es leicht möglich sein kann, daß Guttenberger auch an der Greuelthat in dem genannten Orte be­teiligt war.

Berlin, 6. April. Zur Militärvorlage. Entgegen den Nachrichten über die baldige Fertig­stellung des Berichts über die Verhandlungen der Militärkommission durch Gröber (Zentr.) schreibt die Germania: Wir können auf Grund zuverlässigster Unterrichtung mitteilen, daß der Bericht keinesfalls vor Ende April in der Kommission zur Verlesung und Feststellung gelangen wird. Somit dürfte der Be­ginn der 2. Beratung im Hause nicht vor Anfang Mai zu erwarten sein und demgemäß die Entscheid­ung über das Schicksal der Vorlage kaum vor Mitte

ich's ihr ins Ohr schreien, daß fie's war, um derentwillen alles z'Grund gangen ist, um derentwillen ich fort bin von dem Ort, an dem ich häng' wie die Wurzel am Erdboden. Nit Vater, nit G'schwister Hab' ich, nix g'hört mir, als das Heimatrecht auf dem Rosenhof; auch das nimmt sie mir, sie, die alles hat. Denn eher bettle ich mir mein Brot auf der Straß', eher schaff' ich, bis mir das Blut unter den Fingernägeln hervorquillt, eh' ich mit ihr Haus'. Ich haß' sie, wie ich Euch haß' ich thät' sie im Bett erwürgen, wenn ich hier blieb'! Ich sag' Euch kein b'hüt Gott, dm Haß trag' ich mit mir fort und wenn's Euch schlecht ergeht, so denkt an die Käthe.

In höchster Erregung stürzte sie an dem Bauern vorbei, riß die Thür auf und eilte hinaus. Franz stand wie betäubt und doch war ihm etwas plötzlich klar, sonnenklar geworden.

Käthe lief quer über den Hof, als sei der Boden unter ihren Füßen glühend Eisen. In ihrer Kammer packte sie di, paar Sachen zusammen, die Ihr Eigentum waren. Bald war ein Bündel geknüpft und das schwerste Schuhwerk über die Füße gezogen, das eine weite Wanderung wohl aushielt. Ein warmes Tuch schützte Brust und Rücken vor der schon recht empfindlichen Kühle der Herbstabende. In der Knechtskammer stand in einer Ecke ein dicker, handfester Stock, den sich der Anselm selbst einmal zurechtgeschnitten. Dm holte sich Käthe, eS würde wohl keine allzugroße Sünde sein, wenn sie ihn mitnähme, dachte sie. Darauf stand sie so» zum Abmarsch gerüstet einige Augenblicke in Nachdenken verloren. Wohin, wohin nun? Wohl war die Welt weit und groß, aber sie kannte sie nicht, wußte nichts von ihr, hatte nirgends rin Fleckchen, wo warme Herzen sie erwarteten und liebende Arme sich ihr aufthaten. Das ist ein bitter Weh, wenn einem das inne wird, daß man «in Fremdling ist, allüberall.

Da fiel ihr bei, daß ein« Magd vom Rauhof, in dem gute 56 Wegstunden entfernten Murrsau, sich unlängst nach Heiligmfeld verheiratet und daß sie gehört, de, Rauhofer Hab» noch keine an ihre. Statt. Da» war so etwa» wie rin Ziel.

und wenn's am Ende da auch nichts war, so fand sich wohl anderwo ein Stücklein Brot für sie, die keine Arbeit scheute und bereit war, mit allem fürlieb zu nehmen.

Noch einmal sah sie sich um in der Kammer, die sie so lange Jahre bewohnt, wo sie als Kind geträumt und so manche flöhe und sorgenlose Stunde verbracht hatte. Das Weh des Scheidens übelkam sie mit seiner ganzen Gewalt, die Tyränen stürzte» ihr aus den Augen. Leb' wohl, du traut's Städtle, leb' wohl! Und gewaltsam den Schmerz bekämpfend, ergriff sie Bündel und Stecken und ging mit festem Schritt hinaus.

Der Bauer sah sie nicht Weggehen; er war schon drüben beim Seegrunder,. trank schäumenden Most und zwang sich zu Scherz und Lustbarkeit. Und auf ein­mal stellte er das Glas hin und stürfte, ohne ein Wort zu sagen, wie ein Besessener heim auf den Rosenhof. Die Angst hotte ihn sgepackt: am Ende ging die Käthe wirklich und wahrhaftig.

Wo ist Käthe? schrie er den ersten Knecht an, der ihm begegnete, hast sie nit- Weggehen sehen? Nein So ist sie noch nit fort, gottlob! Sie war aber doch nirgends zu finden, weder im Stall noch im Hof, noch sonst wo. Franz lief in die Gesindestuben wo auch Käthes Kammer lag. Die war leer, ausgeräumt nur einzelne Papierschnitzel und Bandenden lagen umher; auch die flatterten zum Fenster hinaus, als Franz ungestüm die Thür oufriß. Da wußte er's nun: sie war fort und kam nimmer wieder. . ..

Durch den Herbstabrnd schritt Käthe indes ruhig dahin. Schon lagen die letzen Heiligenfelder Häuser hinter ihr, schon schickte sich auch der Hahn auf dem Kirchturm an, hinter den Hügel zu tauchen, schon umfing sie der Wald mit seinem - Rauschen und vor ihr dehnte sich der dämmernde Pfad aus, da hörte sie ihren^ Ramm rufen.

Käthe, Käthe!

Sie blickte zurück und auf den Anselm, der hinter ihr herkam.

(Fortsetzung folgt.)