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dichte über Thätigkeit, Kaffe, u. s. w., daß auch im abgelaufenen Jahr der schöne und edle Zweck des Vereins, unsere nützlichen Vögel zu schützen und zu pflegen, mit Eifer und mit Erfolg angestrebt wurde. Die Kaffe zeigt einen kleinen Ileberschuß, trotzdem in der Strenge des Winters zur Beschaffung von Futter für unsere hungernden und frierenden Standvögel große Ansprüche an sie gemacht wurden. Für das Erleben von solchen schädlichen Raubvögeln, deren Vertilgung das Reichs- und Landesgesetz gestattet, wurden den Jogdbercchtigten, vor allem unseren Flur­schützen Schußgelder gereicht. Es wurden geliefert: 50 große oder graue Würger, 19 Eichelhäher, 13 Raben, 4 Habichte (Taubenstößer) und ebenso viele große Sperber, dazu je I Dohle und 1 Gabelweihe, auch roter Milan, Hühnerhabicht und in unsrer Gegend kurzweg Raubvogel genannt. Der Verein ist im Be­sitze vieler Nistkästchen, die er, um den nützlichen Höhlenbrütern unter den Vögeln paffende Brutstätten zu schaffen sehr billig abgiebt.

(Nachdruck verbolen.)

ßolumbische Weliarisstessmig.

Tie größte aller Ausstellungen

Von Otto Schröder.*)

Chicago, den 20. März 1893.

Nur ncch wenige Wochen und die Colum- bische Weltausstellung, welche von dem Entdecker der neuen Welt ihren Namen entlehnt hat, wird den Völkern der Erde ihre Pforten öffnen. Die Ver­einigten Staaten von Nord-Amerika, welche es als ihre Ehrenpflicht erachten, das 400. Jubiläum der Entdeckung Amerika's durch Christoph Columbus mittelst einer internationalen Ausstellung der Künste und der Industriezweige, der Fabrikate und der Er­zeugnisse des Bodens, der Bergwerke und der Meere zu verherrlichen, haben alle Nationen unseres Planeten nach der Wunderstadt am Michigansee zu Gaste ge­laden. Nicht kann man auf eine mehr sinnige und würdige Weise jenes große kulturgeschichtliche Ereig­nis feiern. Denn die Weltausstellungen sind die Meilensteine des Fortschrittes, die Gradmesser der Bildung der menschlichen Raffe. Sie vereinigen die Völker zum belehrenden und erziehenden Wettbewerb, sie weben die Bande der Freundschaft von Land zu Land, sie erweitern den Gesichtskreis des Einzelnen und fördern die Zivilisation, welche unser aller Ziel und Streben ist.

Nie zuvor konnte eine Ausstellung mit gleichem

*) Anmerkung der Redaktion. Von diesen Originalberichtcn werden uns durch Vereinbarung mit dem .Kolumbiscken Korrespondenzburcau" noch weitere zugehen; dieselben betreffen Gebiete von all­gemeinem Interesse, als: Obstbau, landw. Maschinen und Geräte, Rindvichzucht und Holzindustrie.

Rechte den Namen einer Weltausstellung beanspruchen, wie die Chicagoer. Denn auf dem neutralen Boden dieser Republik sind die Nationen Eurvpa's und der übrigen Weltteile gesichert gegen politische und soziale Vorurteile auf Seiten des gastgebenden Staates. Tie Fahne mit den Streifen und Steinen, der man in allen Ländern und auf allen Meeren mit Achtung begegnet, leistet sichere Gewähr, daß die Verteilung von Ausstellungsraum, die Behandlung von Aus­stellern und Besuchern, die Anerkennung von Medaillen und Auszeichnungen nach den Grundsätzen der Gleich­heit, Gerechtigkeit und Unabhängigkeit gehandhabt wird. In keinem einzigen Falle blieb denn auch die Einladung des Bundespräsidenten erfolglos. Wo die Regierungen nicht selbst in der Lage sind, die Aus­stellung zu beschicken, da ermunterten sie Handels­kammern, Vereine und Private, sich an dem beispiel­losen Wettstreit zu beteiligen. Nie zuvor erreichte eine Ausstellung so gewaltige Dimensionen wie jene, welche hier am 1. Mai 1893 eröffnet werden soll. Räumlich übertrifft sie die größte der Ausstellungen fast um das Vierfache. Mit einer Front von 2 Meilen nach dem herrlichen See zu bietet das 633 Acres umfassende Areal durch Verbindung von Wasser und Land Vorzüge, welche die Pariser mit ihren 133 Acres nicht besaß. Und jeder Zoll unseres Fest­platzes wurde in geschicktester Weise ausgenutzt, um 125 große und kleine Prachtbauten malerisch zu gruppieren. Die ungeheuren Paläste von inmitiertcm Marmor versetzen den Spaziergänger in das classische Altertum. In dem offiziellen Teile der Ausstellung wurden Doll. 7,000,000 für Bauten verwendet, fast doppelt soviel als 1889 Paris verausgabte. Und in Midwah Plaisance, dem Paradiese der "xiäesliorvs", findet man eine solche Fülle ethnographischer Schau­stellungen, geschichtlicher Nachahmungen und Kurio­sitäten, wie sie eine der seit 1851 üblichen inter­nationalen Ausstellungen nicht erreicht hat. Nach den neuesten Methoden der Beleuchtung, Personen- Beförderung und andern technischen Einrichtungen angelegt, ist die Ausstellung mit ihrer bezaubernden Pracht ein erträumtes Feenreich, in welchem die Be­griffe von Raum, Zeit und Möglichkeit aufgehoben scheinen.

Auf keiner andern Ausstellung waren die Ge­biete des menschlichen Wissens und Könnens so voll­ständig vertreten. Was des Gelehrten Hirn im stillen Stübchen ersonnen, was des Arbeiters Hand mit Geschicklichkeit geschaffen, was eine gütige Natur durch Wärme und Licht erzeugte Alles dies hat hier seinen bestimmten Platz in dem fein gegliederten Mechanismus, welcher die Leistungsfähigkeit der heutigen Welt wiederspiegelt. Das Jahrhundert, das dem Ende sich zuneigt, offenbart sich hier in seiner ganzen Bedeutung. Es wird die Möglichkeit geboten, die Leistungen früherer Zeiten mit den modernen zu vergleichen, um daraus Zufriedenheit und Stolz über den errungen Fortschritt zu gewinnen. Aber gleich­

zeitig winkt auch in weiter Ferne ein neues, eiw- höheres Ziel für Industrie, Kunst und Gesittung;: ein Ziel, dessen Erreichung den Schweiß und die Kraft kommender Generationen kosten wird. Während - wir dem Jahre 2000 nahestehen, fühlen wir, daß. die Aera des Dampfes abgeschlossen ist, um für die Periode der Elektrizität mit ihren noch unbekannten, und nicht abschätzbaren Segnungen und Umwälzungen Raum zu machen. Wir werden aber auch durch das Meisterwerk der friedlichen Arbeit aller Völker zu. dem Wunsche begeistert, daß die Menschen ihre Auf­gabe in der internationalen Freundschaft und Liebe erblickten und daß das WortHumanität" einst seine, schönste Verwirklichung finden möchte.

Keine Ausstellung war so meisterhaft organi­siert, wie die unsrige. Geschaffen von der thatkräftigen Bürgerschaft einer jungen Millionenstadt, erhielt sie die willige Unterstützung von Staat und Bund. Gegründet mit den Beiträgen von Tausenden vom Aktionären, verkündet sie den Opfermut der Wenig- bemittelten und die Freigebigkeit der Reichen. Die großen Parteien sind in der Nationalbehörde, welche den von der Lokalgesellschaft gebotenen Schauplatz mit den Schaustücken und handelnden Personen besetzt, gleichmäßig vertreten. Die Leiter der 15 einzelnen Abteilungen als Ackerbau, Gartenbau, Verkehrsmittel,. Schöne Künste u. s. w., sind Männer, welche lediglich mit Rücksicht auf ihre anerkannte Thätigkeit, auf ihren nationalen Ruf in's Amt gesetzt wurden. Der höchste Vollziehungsbeamte, Generaldirektor Geo R.. Davis, ist gleichzeitig Mitglied des lokalen Direk­toriums und verantwortlicher Beamte jener nationalen Behörde, deren Mitglieder den Gouverneuren der Bundesstaaten und dem Präsidenten der Union ihre Ernennung verdanken. Ein Verwaltungsrat, der aus je 2 Mitgliedern der beiden Körperschaften be­steht, erläßt die täglichen Befehle, deren Ausführung streng bewacht wird von der sich monatlich versammeln-, den Kontrolbehörde.

_ (Schluß folgt.)

Literarisches.

Neues Lexikon der gesamten Technik.. In der Deutschen Verlags-Anstalt in Stuttgart er­scheint demnächst einLexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften", als Nachschlagewerk bestimmt für Architekten, Bau- und Maschinen-Jngenieure, Technologen, chemische Techniker, Bautechniker und Bauhandwerker, bearbeitet von den hervorragendsten Fachmännern der Gegen­wart. Dasselbe wird sich vor ähnlichen derartigen Werken ganz besonders durch umfassende Literatur­nachweise in eigenartiger Anordnung und durch gründliche, aber kurze Sachbehandlung unterscheiden und dürfte allen denjenigen willkommen sein, welche sich rasch über irgend einen technischen Gegenstand, und die einschlägige empfehlenswerte Literatur orien­tieren wollen.

Amtliche Kelmvlltmachuvgen.

Aezirkskrankenknsse Gaüv.

Aufforderung zur Wahl der Vertreter der Arbeitgeber und der Kaffcnmitglieder zur Generalversammlung.

Nachdem die 3jährigr Wahlperiode der Vertreter zur Generalversammlung abgelaufen ist, und der zurückgewiesene Antrag auf Auflösung der Kasse nicht weiter verfolgt werden will, so ist gemäß ß 40 und 51 des neuredigierten Statuts eine Neuwahl vorzunehmen.

Für dieselbe sind folgende Bestimmungen maßgebend:

a) Von den Arbeitgebern ist für je 40 versicherungspflichtige Arbeiter ein Vertreter und für je 20 Vertreter ein Ersatzmann zu wählen.

b) ebenso wählen die in der Kaffe versicherten Mitglieder auf je 20 Arbeiter einen Vertreter und auf je 10 Vertreter einen Ersatzmann.

Die Zahl der Vertreter, deren Wahlperiode statutengemäß 3 Jahre währt, wurde durch Vorstandsbeschluß festgestellt wie folgt:

I. Vertreter der Arbeitgeber für sämtliche Gemeinden des Bezirks

einschließlich der Oberamtsstadt.22.

Ersatzmänner.1.

II. Vertreter der Arbeiter:

Vertreter: Ersatzmänner:

1. Abteilung wozu die Gemeinden Calw, Hirsau,

Ernstmühl, Liebenzell, Dennjächt und Unter­reichenbach gehören.28 3

2. Abteilung die Gemeinden rechts der Nagold 5 1

3. Abteilung die Gemeinden links der Nagold . 13 1

46 5.

Die Wahlhandlung findet für sämtliche Abteilungen am Sitze der Kaffe im großen Rathaussaal in Calw an folgenden Terminen statt:

!. Für die Vertreter der Arbeitgeber in ungeteilter Wahlhand­lung am

Samstag, den 25. März d. I., nachmittags von 34 Uhr.

H. Für die Vertreter der Arbeiter:

Sam-tag, den 25. März d. I,

nachmittags von 44'/, Uhr für die I. Abteilung,

» » ^ » » » H- »

. . 5-5'/. ... III.

In Bezug auf die Vorschriften der Wahl selbst wird noch Folgendes be­kannt gemacht:

I. Wahl der Vertreter der Arbeitgeber.

Sämtliche Arbeitgeber des Bezirks, welche in der Bezirkskrankenkasse ver­sicherte Arbeiter beschäftigen, sind wahlberechtigt und zwar führt jeder Arbeitgeber bei der Wahl auf jedes Kassenmitglied, für welches er Beiträge bezahlt, eine Stimme. Er kann diese Stimmen derart abgeben, daß er für jeden versicherten Arbeiter einen Stimmzettel abgiebt, oder daß er einen von ihm Unterzeichneten. Stimmzettel übergiebt, auf dem er die Gesamtzahl seiner Arbeiter namhaft macht.

Die Wahlleitung geschieht durch ein den Arbeitgebern angehörendes Mit­glied des Kassenvorstands unter Zuziehung zweier weiterer Arbeitgeber als Ur­kundspersonen. Die Arbeitgeber können zu Vertretern auch Geschäftsführer oder Betriebsbeamte wählen.

Wird die Wahl von den Arbeitgebern verweigert, so ruht ihre Vertretung, in der Generalversammlung für die betreffende Wahlperiode.

H. Wahl der Verteter der Arbeiter.

Wahlberechtigt und wählbar sind nur die großjährigen im Besitz der bürgerlichen Ehrenrechte befindlichen in einer Gemeinde des Oberamtsbezirks be­schäftigten Arbeiter, welche Mitglieder der Bezirkskrankenkasse sind. Die Ab­stimmung erfolgt durch Abgabe von Stimmzetteln, auf welchen die für den be­treffenden Abstimmungsbezirk festgesetzte Zahl von Arbeitern aus dem Abstimm­ungsbezirk mit genauer Angabe von Namen und Beschäftigungsort des Gewählten, zu bezeichnen sind. Gewählt sind diejenigen, auf welche die meisten Stimmen, gefallen sind, bei Stimmengleichheit entscheidet das Loos, das von dem Wahl- Vorstande gezogen wird.

Die Wahl erfolgt unter Leitung eines vom Kassen-Vorstande beauftragtem und demselben angehörenden Kassenmitglieds unter Zuziehung zweier weiterer Kaffcnmitglieder als Urkundspersonen.

Wird die Wahl von den Arbeitern verweigert, so werden die Vertreter derselben von der Aufsichtsbehörde ernannt.

Wahlzettcl werden am Wahltage auf dem Rathaus abgegeben.

Die Ortsvorsteher werden ersucht, den Inhalt vorstehender Bekanntmachung in geeigneter Weise zur Kenntnis der Beteiligten bringen zu lassen.

Jür öerr Aassenvorstcrnö:

Der Borfitzende: Kassier

Louis Korndörfer. Kober.