Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk (Lalw

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AbonnementSpreii vierteljährlich in der Stadt 20 IPfg. u»^ 20 Pfg. Trägerlohn, durch die Post bezogen Mk. 1. 15, sonst i« ganz Württemberg Mk. 1 . 35.

Amtliche Wekarmtmachrmgen.

Erscheint Dienstag, Donnerstag und SamStag. Die Einrückungsgebühr beträgt im Bezirk und nächster iim- aeburg S Mg. die Zeile, sonst 12 Psg.

Donnerstag, den 23. Mär; 1893.

Die Ortsuorsteher

werden unter Bezugnahme auf den Ministerialerlaß vom 28. vor. Mts. (Min.-A.-Bl. S. 44) beauftragt, binnen einer Woche ein Verzeichnis der Schaf­bestände ihres Gemeindebezirks unter Angabe der Stückzahl derselben und Bezeichnung derjenigen Herden, welche zur Sommerweide auf eine andere Markung gebracht werden, bezw. eine Fehlanzeige vorzulegen.

Sämmtlichen Schafbesitzern ist zu eröffnen, daß vor Beendigung des Heilverfahrens die Abfahrt einer Herde, bei welcher die Räude festgestellt wird, auf die Sommerweide nicht gestattet werde, und ist der Vollzug hierher nachzuweisen.

Ealw, den 18. Mürz 1893.

K. Oberamt.

Lang.

Deutsches Reich.

Berlin, 20. März. Reichstag. Dritte Lesung des Etats. Bei der Generaldiskussion nimmt das Wort Abg. Liebknecht (Soz.), welcher über die lange Hinausschiebung der Entscheidung über die Militärvorlage klagt. Das Volk sei einmütig in der Ablehnung derselben. Abg. Ahlwardt (Antis.) verbreitet sich über die Möglichkeit eines Kriegers nach .zwei Fronten und spricht für die Militärvorlage, will aber andere Deckungsmittel, keine Branntwein- und Biersteuer. Redner verwahrt sich gegen den vom Reichskanzler gemachten Vorwurf der Verleumdung und geht sodann auf die Judenflintenaffaire ein. Er hält die Glaubwürdigkeit und den Wert der von ihm gegebenen eidesstattlichen Angaben aufrecht. Er be­hauptet, die Mitglieder der Zintgrafflschen Expedition hätten sich gegen den Empfang von Loewegewehren gewehrt. Redner schließt, das gerichtliche Verfahren gegen ihn sei ein Hohn auf die Gerechtigkeit. Reichs­kanzler v. Caprivi: Die Eigenschaft des Vorredners als Mitglied des Hauses hindere ihn, so zu antworten, wie er eigentlich müßte. Die Löwe-Gewehre seien durchaus gut. Wenn es noch einmal versucht werde die deutschen Gewehre schlecht zu machen, werde er den richtigen Ausdruck gebrauchen. Ahlwardt gelinge es nicht, das Ansehen der preußischen Justiz und Ver­waltung zu erschüttern. Kriegsminister v. Kalten- born-Stachau: Wenn Ahlwardts Vorwürfe zu­ckreffend wären, hätten sämtliche Offiziere und Beamten ihre Pflicht in unverantwortlicher Weise vernachlässigt. Dies ist nicht der Fall gewesen, kein einziger Fall von Nachlässigkeit ist erwiesen. Die Lieferung von "Gewehren der Löwe'schen Fabrik sei zur vollsten Zu­friedenheit ausgefallen. Die Behauptung betr. der Solinger Läufe sei absolut unrichtig. Abg. Richter <freis.) sucht die völlige Nichtigkeit und den Ler- keumdungscharakter der Behauptungen Ahlwardts nachzuweisen. Abg. Ahlwardt wendet sich gegen den Reichskanzler und Richter und hält seine Be­hauptungen aufrecht. .flriegsminister v. Kalten- lborn-Stachau. wjü nicht alle Vorwürfe des Vor­redners widerlegen, jedoch betonen der Büchsenmacher Kirchner sei nicht für 18000 Gewehrreparaturen ent­schädigt worden, sondern habe nur 400 Mark für Reparaturen erhalten. Sächsischer Bundesbevoll­mächtigter v. Sch lieben erklärt, die sächsische Re­gierung halte die damalige Erklärung aufrecht. Abg. Liebermann v. Sonnenberg (Antis.) erklärt, seine Stellung zur Militärvorlage später mitzuteilen. Ahl- warbt habe nicht verleumdet, sondern nur in gutem Glauben gehandelt. Redner meint, einer Firma, wo

so mangelhafte Controls stattfinde, dürfe keine staat­liche Lieferung mehr überwiesen werden. Abg. Buhl (nat.) betont, seine damalige Interpellation eingebracht zu haben, um der deutschen Armee die Sicherheit und das Vertrauen auf die Waffe zurückzugeben und weist jede andere Insinuation zurück. Kriegsminister v. Kaltenborn-Stachau: Die vorgekommenen Un­regelmäßigkeiten seien von Offizieren entdeckt und ab­geschafft worden. Zum Schluffe erwiedert Ahlwardt noch: Richter spricht von meinen Heldenthaten, von meinen Lorbeeren. Einen Lorbeerkranz verdiene ich noch nicht, den will ich erst dann haben, wenn der letzte Jude in Hamburg aufs Schiff gestiegen ist.

Tayes-Neuigkeiten.

sAmtliches aus dem Staatsanzeiger.s Laut Bekanntmachung des Eoang. Konsistoriums hat die erste theologische Dienstprüfung bestanden und ist zur Versetzung von Pfarrgehilfendiensten befähigt er­klärt worden: Rösler, Nathanael von Liebenzell.

Infolge der im Laufe dieses Monats an dem Gymnasium in Cannstatt abgehaltenen außer­ordentlichen Abiturientenprüsung ist das Zeugnis der Reife für das akademische Studium erteilt worden: Dreiß, Wilhelm, S. d. s Kaufmanns in Calw.

Calw, 22. März. Wie auS dem Inseraten­teil ersichtlich, wird Herr Schauspielvirektor Adolf Conradi aus Straßburg i. E., imBad. Hof" einen Gastspielabend geben, auf den wir um so lieber aufmerksam machen, als aus den verschiedensten Städten die günstigsten Rezensionen über Herrn Conradi vor­liegen. Aus Tübingen wird berichtet:Gestern abend gab Hr. Adolf Conradi, Gesangs- u. Charakter- Komiker aus Straßburg i. E. in derRestauration Seife" eine humoristische Unterhaltung, bestehend in Vortrag von komischen Scenen, Liedern und Jnter- mezzo's, die allgemeine Bewunderung erregten und die zahlreich Anwesenden in höchstem Grade befriedigten. Die Vorträge erweckten durch die stoische Ruhe und vorzügliche Mimik des Darstellers die größte Heiter­keit und Anerkennung des Publikums."

-j- Calw, 20. März. Gestern fand bei Dreiß die 31. Generalversammlung der Spar­und Vorschußbank, eingetraaene Genossenschaft, mit unbeschränkter Haftpflicht, statt. Dieselbe war von 122 Mitgliedern besucht. Aus dem Rechenschafts­bericht ist zu entnehmen, daß das abgelaufene Geschäfts­jahr ein sehr günstiges genannt werden muß. Der Reingewinn beträgt 14928.61, hieraus erhalten die Mitglieder 6°/» Dividende mit 11019.54, dem Neservefond wurden 2 748. zugewiesen, der sich dadurch auf ^ 43000. erhöht und 1161.07 wurden auf neue Rechnung vorgetragen. Die Mit­gliederzahl ist von 703 auf 719 gestiegen. Die Bilanz weist einen sehr günstigen Stand auf, indem einem eigenen Vermögen von 212000. Mitglieder­guthaben ^ 43000. Reserven zu>. 255000. nur 287000. Verbindlichkeiten gegenüber stehen, nämlich 104588. - Creditoren und 182500. - Sparkaffeneinlagen. Der seitherige Vorstand, die HH. C. A. Bub, E. Georgii und T. Schweizer, sowie die ausscheidenden Mitglieder des Aufsichtsrats die HH. Gust. Schlatterer, L. Giebenrath und Gottfr. Beißer, wurden wiedergewählt. Eine ziemlich lebhafte Debatte rief der 4. Punkt der Tages­ordnung: die Einführung der beschränkten Haftpflicht hervor. Nachdem von verschiedenen Seiten für und gegen die beschränkte Haftpflicht gesprochen worden ivar, beschloß die Versammlung mit erdrückender Mehr­heit, bei der unbeschränkten Haftpflicht zu bleiben und

die Einführung der beschränkten Haftpflicht abzulehnen. Für die unbeschränkte Haftpflicht wurde als Haupt­grund geltend gemacht, daß der Credit nach außen ein besserer sei, besonders in Zeiten der Not und bei Krisen, wo die großen Geldinstitute gewöhnlich nur bei ganz außerordentlicher Sicherheit den Kapital­suchenden Credit gewähren und Mittel vorstrecken. Daß die beschränkte Haftpflicht nicht so viel wert ist wie die unbeschränkte beweist ein Brief der Deutschen Genossenschaftsbank von Soergel, Parrisius und Co. in Berlin und Frankfurt a. M., worin es heißt: Der Uebergang von unbeschränkter Haftpflicht zur beschränkten kann für Genossenschaften kleineren Um­fangs auf die Creditfähigkeit derselben nicht ohne Einfluß bleiben. Speziell wir von unserem Stand­punkt aus als Creditgeber können wir den Vereines mit beschränkter Haftpflicht natürlicher Weise nicht den gleich hohen Blanco-Credit einräumen, den wir Genossenschaften mit unbeschränkter Haftpflicht zur Verfügung zu stellen pflegen, weil die Haftsumme, welche nach dem Gesetz von den Vereinen zu declariren ist, nach ihrem Werte von uns gar nicht abgeschätzt werden kann. Es liegt auf der Hand, daß bei der Verschiedenartigkeit der Vermögensverhältniffe der Mitglieder, nicht darauf gerechnet werden kann, daß alle Mitglieder eines Vereins auch im Stande sein werden, den auf sie fallenden Anteil an der Haft­summe voll aufzubringen, und da die vermögenden Mit­glieder nicht mehr, wie dies bei unbeschränkter Haft­pflicht der Fall ist, gezwungen sind, den Ausfall auf ihre Schultern zu übernehmen, so ergiebt sich, daß die Haftsumme in Wirklichkeit viel kleiner sein wird, als sie nach der Deklaration sein soll. Wenn nun auch nicht zu befürchten steht, daß der Uebergang von unbeschränkter zu beschränkter Haftpflicht für einen Verein mit wohlgeordneter Verwaltung eine unmittelbare Schwächung seines Ccedits zur Folge haben wird, so wird man sich doch immer Vorhalten müssen, daß jede Krisis auf dem Geldmärkte oder andere das Vertrauen erschütternde Umstände den Bestand einer Genossenschaft zu gefährden im Stand? sind, dessen Credit auf oer schwachen Grundlage be­schränkter Haftpflicht beruht. Aus diesen Gründen hat auch der allgemeine Vereinstag in Plauen seiner Zeit fast einstimmig beschlossen, den Creditvereinen zu empfehlen, an der bewährten Grundlage der unbe­schränkten Haftpflicht festzuhalten. Wir sind überzeugt, daß bei der vorsichtigen soliden Leitung Ihres Vereins für die Mitglieder gar kein Grund vorliegt ängstlich zu sein und daß Sie ferne -fleht zu befürchten haben, das Beispiel Ihres Konkurrenz-Vereins (Creditbank Calw) möchte Ihre Mitglieder veranlassen aus Ihrem Vereine auszutreten und zu dem anderen Vereine überzugehen. Wenn Sie auf unser Urteil einigen Wert legen, so dürfen wir uns vielleicht der Erwartung hingeben, daß diejenigen Mitglieder Ihrer Bank, welche in ihren Gemütern ängstlich geworden sind, sich ent­schließen werden, der Fahne treu zu bleiben, unter deren Führung das Genossenschaftswesen und speziell die Credit-Vereine groß geworden sind." Mit dieser Deutschen Genossenschaftsbank in Berlin und Frankfurt a. M. (Capital inclusive Reserven 24,313,700.) arbeiten weitaus die meisten Genossenschaften und und Creditvereine Deutschlands. Die Spar- und Vorschußbank Calw wird die unbeschränkte Haftpflicht beibehalten, wie sie auch sogar alle die kleinen Darlehenskassen auf dem Lande haben.

Eßlingen, 16. März. In der gestrigen, von dem Vorstand Hrn. Stadtrat Zillinger geleiteten Vollversammlung des hiesigen, 130Mitglieder zählenden Vereins der Vogelfreunde" zeigten die Be-