her dazwischentretende Hausknecht des Hauses von einem Burschen aus Gruppenbach lebensgefährlich g e - stochen wurde. In der Lohthorstraße paßte ein Fabrikarbeiter seinen Stiefvater ab und richtete den­selben mit einem Schlüssel so zu, daß derselbe, aus 16 Wunden blutend, in das Spital verbracht werden mußte.

Ulm, 4. März. Man glaubt jetzt eine Spur des Mörders des Fräuleins Selma Reuß gefunden zu haben. In einer Mühle bei Günzburg bettelte am Sonntag Nachm, halb 2 Uhr ein Mann, der sich durch sein scheues Wesen auffällig machte. Auf diesen Mann paßt die Beschreibung, welche zwei Knaben von einem Kerl gegeben haben, den sie am Sonntag Nach­mittag im Böfinger Wäldchen sahen.

Ulm, 6. März. In ganz unerhörter Weise werden die Gemüter der hiesigen Einwohnerschaft in Aufregung gebracht. Nicht nur werden betreffs der Ergreifung des Mörders der Frl. Reuß ganz un­glaubliche Dinge erzählt, es werden auch täglich neue Verbrechen und Angriffe auf Personen in der Stadt kolportiert, die gänzlich aus der Luft gegriffen sind. Das Stärkste leistete hierin heute Vormittag die Frau eines Bahnbediensteten, indem sie in der Nähe des Magirus'schen Fabrikanwesens bei der Eisenbahnbrücke ein an ihr ausgeübtes Sittlichkeitsverbrechen heuchelte und anscheinend bewußtlos da lag, mit aufgerifsenen Kleidern. Die Arbeiter in der Fabrik von Magirus wurden allarmiert und suchten die ganze Umgebung nach dem Thäter ab. Ueber den Beweggrund zu diesem recht sonderbaren Schauspiel wird die eingeleitete Untersuchung näheren Aufschluß bringen, der Person gebührt aber strenge Strafe.

Aus dem Oberamt Mergentheim, 6. März. Demnächst soll einem nicht reich begüterten Weber in A. ein Teil einer Millionenerbschaft (etwa eine halbe Million Mark) in den Schoß fallen. Der Löwenanteil wird nach den Aussagen des letzteren nach Steinheim an der Murr entfallen. Der Er­blasser in Amerika ist im Jahre 1817 ausgewandert.

Laupheim, 3. März. Beim gestrigen Purimsball der Israeliten im Gasthof z. Kronprinzen ertönte plötzlich der Ruf im Saal:Eine Bombe". Furchtbarer Schrecken bemächtigte sich der Anwesenden. Wirklich fand man unter einem Tische im Hausgange des Gasthofes eine Blechbüchse mit einer glimmenden Zündschnur, deren Inhalt sich später als Zement herausstellte. Fest und Festesfreude aber waren dahin.

8. 6. Pforzheimer Monatsviehmarkt vom 6. März. Es waren zugebracht 247 Pferde, 9 Fohlen, 385 Stück Großvieh und zwar: 1 Farren, 143 Ochsen (worunter 58 fette, 60 halbfette und 25 magere), 211 Kühe, 30 Kalbinnen, 144 Stück Jungvieh. Ferner 24 Kälber. Verkauft wurden 38 Pferde. Durchschnittspreis 415 Für einige Prima-Pferde wurden 700850 ^ gelöst. Schlacht­pferde wurden 4065 ^ pro Stück verkauft. Ferner

wurden verkauft 320 Ochsen, Verkaufspreis 39 ^ pro Ztr. lebendes Gewicht. Zu Durchschnittspreisen verkauft: 48 Kühe ä 210 9 Kalbinnen ä 185

42 Stück Jungvieh L 120 ^ und 20 Kälber ä 40 Der Handel hätte bei der großen Zufuhr etwas lebhafter sein dürfen. Die Preise hatten etwas angezogen.

8.6. Büchenbronn Amt Pforzheim, 7. März. Gestern Montag früh 5 Uhr fand der Holzmacher Christoph Vetter von hier in den Waldungen auf Büchenbronner Gemarkung, zwischen Weisenstein und Unterreichenbach, einen jungen ihm unbekannten Menschen auf der Erde daliegen, die Hände waren eingekrümmt, das Gesicht lag auf dem Boden. Es ergab sich, daß der Gefundene tot war. Er wurde von anderen inzwischen herbeigekommenen Personen als der 17 Jahre alte hiesige Goldschmiedslehrling Gottlob Kasper, Feldhüters Sohn, erkannt. Sicherem Vernehmen nach hat sich Kasper Sonntag mit anderen hiesigen gleichalterigen Leuten in den Waldungen aus­gehalten. Einer derselben hat Heckengebüsch in Brand gesteckt und sind dann die Burschen davongesprungen und wollen den tot Aufgefundenen aus dem Gesichte verloren haben. Am Sonntag abend sah ein nach Weißenstein von Büchenbronn aus gehendes Mädchen schon den Toten daliegen, glaubte aber, er schlafe. Aeußere Verletzungen sollen an dem Körper nicht vorgefunden worden sein.

Hechingen, 6. März. In der gestern Abend im Gasthaus zur Traube abgehaltenen Generalver­sammlung des Obstbauvereins kamen zunächst 6 junge Bismarck-Apfelstämme" zur Verlobung unter den Mitgliedern. Dieselben stammen nach den Erklärungen des Vereinsvorstehers, Herrn P. C. Mayer sen., aus Neuseeland (Australien), woselbst sie von dortigen Deutschen ausnahmsweise kultivirt und mit dem Namen unseres hochverdienten Alt-ReichskanzlersBismarck" bezeichnet wurden. Sie wurden in Süddeutschland von hervorragenden Pomologen acclimatisirt und er­wies sich dieser Apfel nicht nur als sehr fruchtbar, sondern auch bei großer Haltbarkeit in jeder Hinsicht als sehr vorteilhaft. Er verdient daher, bei uns heimisch zu werden.

Berlin, 6. März. Wie derPost" aus Friedrichsruh gemeldet wird, soll Fürst Bismarck in letzter Zeit an Venenentzündung gelitten haben. Nachdem sich das Befinden des Fürsten wieder gebessert, reist Professor Schweninger anfangs April ins Ausland.

Von der Militärkommission. Obgleich in der Militärkommission irgend eine bestimmte für das Schicksal der Militärvorlage wichtige Entscheidung noch nicht getroffen ist, so ist doch als neue Erschein­ung eine gewisse Spaltung innerhalb der freisinnigen Partei zu verzeichnen. Der Gegenstand, über den in der Freitagssitzung verhandelt wurde, ist neben der Erhöhung der Präsenzstärke der wichtigste der ganzen Vorlage. Bereits im Plenum hat der Reichskanzler die vierten Bataillone als unbedingt notwendig be­

zeichnet. Nunmehr hat sich vas freisinnige Commissions­mitglied Hinze grundsätzlich für die vierten Bataillone erklärt und die Notwendigkeit, Stämme zu schaffen, an die sich die Kriegsformationen ansetzen können, mit ganz ähnlichen Gründen verteidigt, wie sie der Reichskanzler schon im Plenum bei der Schilderung der Schwächen unserer Mobilmachung vorgebracht hatte. Der Abgeordnete Richter erklärte die Haltung seines Fraktionsgenossen fürtaktisch durchaus falsch," allein es scheint, daß der Abg. Hinze aus sachlichen Gründen. der Errichtung der vierten Bataillone das Wort redet.. Nach verschiedenen Meldungen soll der Gegensatz, zwischen Richter und Hinze sehr scharf hervorgetreten, sein. Im Reichstage wurde dieser Zwischenfall leb­haft besprochen und aus demselben alle möglichen und unmöglichen Consequenzen gezogen.

Uermischtes.

Die Papst-Nummern im Lottospiel. Eine ungeheure Summe hat, wie man aus Rom ' schreibt, das italienische Lotto anläßlich des Papst­jubiläums auszahlen müssen. Eine große Anzahl Leute hatte nämlich die beiden Zahlen 50 und 83 (erstere auf das Jubiläum, letztere auf das Alter Leos XIII bezüglich) gesetzt. Nun wurden beide Zahlen in der That gezogen ein Umstand, der den Staat eine Menge Geld gekostet, wie er anderer­seits für das Lottospiel selbst großartige Reklame gemacht hat.

Das Volapük ist tot." So behauptet wenigstens ein Pariser Korresondent der Straßburger Post, und er erläutert dies näher in folgendem: Unter Volapük versteht man bekanntlich eine Weltsprache, beziehungsweise den seltsamen Versuch, eine willkürlich gebildete Sprache als Umgangssprache für alle Völker dieser Erde einführen. Man hat nicht bedacht, daß, wenn auch diese willkürliche Sprache aufgekommen wäre, sie bald in den verschiedenen Völker>chaften ge­wissermaßen nationLlitei' hätte entarten müssen. Man würde bald ein deutsches, ein englisches, ein indisches, ein französisches u. s. w. Volapük gehabt haben. Mit dem französischen ist es indessen für immer vorbei. Die französische Volapükgesellschaft hat in ihrer letzten Sitzung beschlossen, sich aufzulösen.

Tie vielen Klagen über teure Lebens­haltung sind bis zu einem gewissen Grade berechtigt, besonders, wenn die Hausfrau für viele hungrige Mägen die Grundlage unserer Mahlzeit, nämlich eine gute Fleischbrühsuppe, in genügender Menge und gutem Geschmack Herstellen und außerdem noch einen guten Braten auf den Tisch bringen soll; das kostet viel Geld! Anders aber gestaltet sich die Sache für die sparsame Hausfrau, die Knvrr's Lrbswurst oder Luppsnistsln kennt und verwendet; denn diese Fabrikate, wovon letztere in 30 Sorten zu haben sind, liefern vorzügliche Fleischbrühsuppen so, daß das Fleisch, das nun auszusieden nicht mehr nötig ist, für einen saftigen Braten übrig bleibt.

Wer's probiert, wird's nicht bestreiten!

vorüberziehende Wölkchen mit mißtrauischen Blicken, fürchtend, es könnte der Vorbote eines Gewitters sein, das Elisabeth verhinderte, in den Wald zu kommen. Mit welchen reichen, schönen Farben malte er sich dieses entzückende Wiedersehen aus die süße Gestatt der Geliebten, wie sie jetzt durch das Blätterdickicht Herkommen und in seine Arme finken würde, das schöne reine Antlitz voll Scham, Liebe und Verwirrung, die blauen Augen, unter seligen Thränen glänzend, zu ihm aufgeschlagen.

Schon lange vor der bestimmten Stunde harrte Graf Rudolf im Walde auf Elisabeth. Und als die ersehnten Schritte hörbar wurden, stockte ihm der Atem vor seliger Erwartung; nun nahte das Glück! Aber was war das? Er hörte plötzlich nichts mehr, die Kommende mußte stehen geblieben senr. Ach! wie konnte er fragen? Mädchenhafte Schüchternheit hemmte diesen lieben Schritt, er mußte ihr entgegen, mußte die Zagmde lösen. Ihr entgegen, ihr entgegen!

Da flog ein Stein vor seine Füße, mit einem Papier umwickelt. Der Anblick wirkte wie rin Eishauch auf sein glühendes Herz Elisabeth konnte wohl heute nicht kommen und ließ eS ihn durch Katharine wissen. Er vernahm auch jetzt die Schritte wieder, die sich hastig entfernten und ritte ihnen nach, ohne jedoch die Fliehende einzuholen. Erst am Waldesrande, als er den Blick in das offene Feld gegen das Dorf zu hatte, sah er, daß es wirklich Katharine war, die über den schmalen Weg hinhuschte, rasch und anmutig wie eine Antilope. Da war nun nicht» mehr zu forschen und auszufragen, wie er es so gerne gethan hätte, er mußt- sich mit dem Zettel begnügen, den er in den Händen hielt.

»Ich habe für uns Beide entschieden," hieß es darin.Wir dürfen uns nie angehören, verstehen Sie mich recht nie I Leben Sie wohl für alle Zeit. Elisabeth."

Wie entgeistert starrte er ein« Welle auf da» unhellverkündende Papier, dann ging er raschen mrd nttschlossenen Schritte» denselben Weg. welchen Katharine ein- geschlagrn hatte. Er sah sein Geschick zur Entscheümng komme« und wollt« ihm mit vollem, männliche» Mut« »'« Lug« blicken, wollt« von Elisabeth erfahr«,, «a»

vorgefallen war, wa» sie, nach dem Geständnis ihrer Gegenliebe, jetzt noch von ihm trennen konnte. Auch hatte er vor, geradehin den Eltern der Geliebten gegenüber zu treten und seine heißen, ehrlichen Wünsche klar und offen auszusprechen.

Es wußte bemerkt worden sein, daß er sich der Hütte des Schuhmachers nähere; die Thüre derselben öffnete sich, Frau Anna trat auf die Schwelle heraus

Elisabeth's Mutter, o gewiß ihre Mutter!" dachte Graf Rudolf mit über­quellender Empfindung. Er fühlte sich sympatisch angczogen von dem milden Ge-- sichte der Frau, in welchem er einige Züge seiner Geliebten zu finden glaubte. Ohne seine tiefe Bewegung verbergen zu wollen, trat er auf sie zu und ergriff, ehe sie cS hindern konnte, ihre Hand.

Wo ist Elisabeth?" fragte er mit bebender Stimme.

Wohin Sie gehört, in dem Hause ihrer Eltern," entgegnete Frau Anna mit. sanftem Ernste.Ich glaube, daß es keiner Erörterung mehr zwischen ihr und Ihnen bedarf, nach dem, was sie Ihnen geschrieben hat, Herr Graf." Der junge Mann trat bettoffen einen Schritt zurück, dann aber erheiterte sich seine Miene wieder., Herr Graf! da» war's also! Man hatte hier seinen wahren Namen erfahren und mißtraute ihm nun, schob seinem Inkognito unredliche Beweggründe unter. Er fühlte sich so sicher, diese Besorgnis zerstreuen zu können, da er ein munteres Lächeln nicht unterdrückte.

Ich begreife, daß Sie und Elisabeth betroffen sein müssen, meine Angaben über meinen Stand und Namen falsch gefunden zu haben. Aber ein einziges Wort? soll mich rechtfertigen, Mutter, liebe Mutter! Ich bitte Sie um Elisabeth's Hand. Spricht so rin unehrlicher Mensch? Und ich spreche nicht nur so, ich will auch so> Handel», ja ich verpflichte mich, nicht eher Elisabeth Wiedersehen zu wollen, al» arm Tage unserer Verbindung für ewig."

(Forschung folgt.)