— 126
in einem monarchischen Staat die Tradition. Doch nicht dazu soll sie dienen, um sich in nutzlosen Klagen zu ergehen über Menschen und Dinge, die nicht mehr find, sondern vielmehr müssen wir uns in der Erinnerung wie in einem Quell erfrischen und, neu gestählt aus ihm emporsteigend, zu lebensfrohem Thun und schaffensfreudiger Arbeit uns hinwenden. Denn würdig vor allem müssen wir uns unserer und ihrer Leistungen erweisen. Das können wir nur, wenn wir unbeirrt auf den Bahnen weiter wandeln, die sie uns vorgezeichnet haben. Die hehre Gestalt unseres großen vahingegangenen Kaisers Wilhelm ist stets uns gegenwärtig mit ihren gewaltigen Erfolgen. Woher kamen dieselben? Weil Mein Großvater den unerschütterlichsten Glauben an seinen ihm von Gott verliehenen Beruf hatte, welchen er mit unermüdlichem Pflichteifer verband. Zu ihm stand die Mark, stand das ganze deutsche Vaterland. In diesen Traditionen, Meine Herren, bin Ich aufgewachsen und von ihnen erzogen. Denselben Glauben habe auch Ich. Mein höchster Lohn ist daher. Tag und Nacht für Mein Volk und sein Wohl zu arbeiten. Aber Ich verhehle Mir nicht, daß es Mir niemals gelingen kann, alle Glieder Meines Volkes gleichmäßig glücklich und zufrieden zu machen; wohl hoffe Ich jedoch, es dahin u bringen, daß es mir gelingt, einen Zustanv zu chaffen, mit dem alle die zufrieden sein können, die zufrieden sein wollen. Daß dieser Wille in Meinem Volke täglich sich kräftige, ist Mein sehnlichster Wunsch. Daß alle braven deutschen Männer, und vor allem auch Meine Märker Mir dabei behilflich sein mögen, das ist Meine Bitte; daß unser gesamtes deutsches Vaterland an Festigkeit nach Innen und an Achtung und Respekt nach Außen dadurch gewinnen möge, das ist Meine Hoffnung. Dann darf Ich getrost aussprechen: „Wir Deutsche fürchten Gott und sonst nichts in der Welt!" Darauf leere Ich Mein Glas, auf das Wohl Brandenburgs und unserer wackeren Märker."
Tages-Neuigkeiten.
-j-f Althengstett. Der 28. Februar war für die hiesige Gemeinde ein festlicher Tag. Es war der Empfang des auf die hiesige Stelle ernannten hochehrw. Hr. Pfarrers Murthum. Am Bahnhof wurde derselbe von den bürgerlichen Kollegien, dem Kirchengemeinderat, den Lehrern mit ihren Schülern, dem mit der Fahne ausgerückten Liederkranz und einer großen Anzahl Mitgliedern der hiesigen Gemeinde herzlich empfangen. Nach einem Gesang der Schüler, einer kurzen Begrüßungsrede und darauf Erwiderung des Herrn Pfarrers, bewegte sich der Zug in den Ort zum festlich bekränzten Pfarr
haus, wo die Kleinkinderschüler ein anmutiges Liedchen vortrugen und der Liederkranz mit einem gelungen vorgrtragenen Liede den Beschluß machte. Möge Hr. Pfarrer Murthum, welcher seinen Wohnsitz vom lieblichen Unterland an den Fuß des Schwarzwaldes verlegte, auch hier die volle Liebe und Achtung empfangen und recht lange hier wirken zum Segen der ganzen Gemeinde.
Stuttgart, 28. Febr. Am 25. ds. Mts. während des Festgottesdienstes in der Stiftskirche haben drei Knaben im Alter von 13—15 Jahren in der Sakristei sämtliche unverschlossenen Behältnisse durchsucht, auch einen verschlossenen Kasten mit einem Schlüssel, welcher an einem andern Kasten steckte, aufzuschließen versucht, wobei sie durch den Kirchenmesner ertappt und verscheucht wurden. Sodann haben dieselben am nördlichen Ausgang der Sakristei an zwei Opferbüchsen die Einlegespalten mit Papier unv Johannisbrot verstopft, wahrscheinlich in der Absicht, daß die eingelegten Opfer auf der Verstopfung liegen bleiben, was zur Wegnahme für sie günstiger sein solle. Zwei Verdächtige wurden festgenommen.
Stuttgart. Der Zirkus Busch hat am Samstag seine Vorstellungen im Hangleiter'schen Zirkusgebäude eröffnet. Er gebietet über ein großes und prächtiges Pferdematerial und bietet in verschiedenen Produktionen Neues. Den Glanzpunkt der Vorstellung bildet die gleichzeitige Vorführung von 50 Hengsten, Trakehnern, dänischen und russischen Tieren, die von Direktor Busch von erhöhtem Standort aus geleitet werden und so vortrefflich dressiert sind, daß es eine Freude ist zu sehen, wie sicher jedes der prächtigen Tiere seinen Platz einnimmt und seine Tour abmacht. Ein zweites Prunkstück des Zirkus ist die Vorführung von fünf mächtigen Ele- phanten, die zu einem Grad der Dressur gebracht sind, wie sie ihn z. B. die viel kleineren in dem Hagenbeck'schen Zirkus vor einigen Jahren entfernt nicht aufzuweisen hatten. Außerordentliches leisten die Akrobaten des Zirkus Busch und an Reitkünsten aller Art ist gleichfalls Hervorragendes zu sehen. Eine Ausstattungspantomime aus Kaiser Nero's Zeiten bringt ein großes Balletpersonal in die Manege und ein schwieriges Reiterspiel.
Heidenheim, 1. März. Gestern ereignete sich in der Spinnerei von Paul Hartmann ein schweres Unglück. Ein Arbeiter wollte mit einem Reisigbesen etwas an einer Transmission machen; der Besen wurde von derselben erfaßt und der Arbeiter hiedurch in die Höhe geschleudert, wobei er so schwere innere Verletzungen davontrug, daß er heute früh gestorben ist.
— Der Ehrensäbel, welchen der Kaiser dem Reichskanzler zum Geburtstage verehrt hat, trägt auf der Klinge in Goldbuchstaben die Widmung des- Gebers; die kaiserliche Krone und die Grafenkronesind am Embleme am Griffe angebracht. Unter einem. Reliefmedaillon, das die Züge des Kaisers wieder- giebt, befinden sich die Zeilen: „Alle Zeit treu bereit: für des Reiches Herrlichkeit."
— Von einer furchtbaren Ueberschwemm-- -ung wurde nach der Wiener Pr. die Gegend um, Ungarisch-Hradisch durch den Austritt der Olsavai heimgesucht. Die Ebene zwischen Neudorf, Kunowitz,:, Ungarisch-Hradisch, Dörfel und Besek ist ganz unter. Wasser. Der Marchfluß überschwemmte die Ebene: von Napagedl bis Ungarisch-Ostrau und Wessely. In Kunowitz haben viele Bewohner niedrig gelegener Häuser diese verlassen müssen. Ein großer Teil der. überschwemmten Häuser ist eingestürzt.
— Ein großartiger Schmuggel ist an der schweizerisch-französischen Grenze entdeckt worden. Die Uhrenfabrik Götschel in Chauxdefonds, soll nämlich in drei Jahren ganze Uhrenladungen im Wert von 1,600,000 Francs in Frankreich singe-- schmuggelt haben, und zwar mit Hilfe eines Fuhrmanns namens Perrot, der die Uhren unter dem? Sitze seines Wagens in einem sehr geschickt angebrachten Kästchen verborgen mit sich führte; der Zufall führte zur Entdeckung der Sache, und da fanden sich in dem Kästchen 180 Uhren vor. Es wurde ermittelt, daß ungefähr 1200 solcher Sendungen über die Grenze gegangen waren im Wert von je 1300- bis 1400 Götschel wurde verhaftet, aber gegen eine Kaution von 20,000 Francs wieder auf freien. Fuß gesetzt. _
Standesamt Kakw.
Geborene:
19. Febr. Marie, Tochter des Ludwig Jakob Hammer,. Bäckermeisters hier.
26. „ Robert Friedrich, Sohn des Heinrich Vin?on,.,
Schullehrers hier.
Gestorbene:
24. Febr. Ludwig August Gackenheimer, Sohn des- August Gackenheimer, Bäckermeisters- hier, 14 Monate alt.
1. März. Karoline geb. Widmann, Witwe des Karl Zahn, gewes. Schuhmachermeisters hier.
Gottesdienst
am Sonntag, den 6. März.
Vom Turm: 133. Predigtlied: 155. Vorm--Predigt: Herr Stadtpfarrer Eytel. 1 Uhr Christenlehre mit den Söhnen. 5 Uhr Predigt: Herr Dekan Braun.
Mittwoch 10 Uhr Betstunde.
Amtliche KeklNlllliimljiilllgkn.
Würzbach.
EiegenjAujts-Der^uuj.
In der Verlassenschastssache des Elias Burkhardt» Müllers in Nais- lach, wird die in der Masse vorhandene Liegenschaft am
Montag, den 13. Mär;, vormittags 10 Uhr,
in dem Rathaus zu Würzbach im öffentlichen Aufstreich zum Verkauf gebracht werden.
Miteinander werden ausgebote«, weil nebeneinander liegend und ruiammenaebörend r
. Nr. 15. Ein 2'/,stock. Mahlmühlegebäude mit 3 Mahlgängen, 1 Gerbgang, 1 Walzenstuhl, 2 Transportsichtmaschinen mit Vorcylinder, 1 Sack- äufzug, Branntweinbrennerei und Backofen, Brandversich.-Anschlag 13,720 Geb. Nr. 15 -t. Ein 2stock. Sägmühlegebäude mit Istock. Langholzgang-Ueberbau, Istock. Rad-Ueber- bau, angebautem Dampfkesselhaus und den erforderlichen Zubehörden,
Brandversich.-Anschlag 12,800 Eine Sstock. Scheuer mit Stallung und Schweinställen,
Brandversich.-Anschlag 1200 Eine Keller- und Streuhütte mit gewölbtem Keller,
Brandversich.-Anschlag 260 Eine Scheuer mit Schopf und Wagenremise,
Brandversich.-Anschlag 860 Gärten in Rennenwiesen,
(3> M. 45,6 R.) Wiese daselbst,
Wiese^ / im Würzbacherthal,
)vlzpolterplatz,
2ede mit Streuhütte.
Parzellenweise werden verkauft:
Parz. Nr. 120. 13 s 46 gm Acker auf dem Winterberg,
(13°/« M. 46,5 Rth.) Acker mit etwas Laubwald und einer Heuscheuer auf dem Scheueracker,
(4 M. 39,3 R.) Acker und Nadelwald, der Wörnrracker,
Acker auf dem Mühlacker,
Geb. Nr. 15 L. Geb. Nr. 15 6. Geb. Nr. 15 L.
. 72.
3
a
19
gm
70. 1 da
17
99
101.
9
80
103.
97
62
99/2 a u. b.
11
60
227/2.
4
12
137.
4 ds 33 . 24
126/2.
1 . 29 „ 29
128/2.
39 , 69
Parz. Nr. 144.
„ « 148/1.
»» „ 148/2.
„ ,, 69.
„ „ 100 .
„ », IN-
», „ 112 .
,» « 114.
„ „ 436.
„ „ 439.
„ „ 521.
„ „ 542.
67 s 39 gm 1
69 „ 84 „ > Acker in Jägeräckern,
23 „ 27 „ 1
39 „ 64 „ Acker bei den Rennenwiesen,
37 „ 43 „ Acker in den Hausgärten,
14 63 „ 1
8 „ 06 „ ! Wäfserungswiese im Würzbacherthal,.
33 43 1
1 da 66 „ 49 „ (5^/s M. 12,4 R.) Nadelwald auf der
Dachsbergebene,
1 „ 45 „ 46 „ (4°/s M. 44,3 R.) Nadelwald auf der Eberhardtshaldenebene,
2 „ 42 „ 15 „ (7°/» M. 22,3 R.) Nadelwald im Buchberg,
2 „ 34 „ 39 „ (7-/- M. 23,7 Rth.) Nadelwald im.
Becherberg,
„ „ 243. 3 „ 21 „ 39 „ (10'/» M. 27,8 Rth.) Nadelwald in,
den Hecken, der Hintere Wald,
„ „ 247/2. 4 „ 14 „ 32 „ (13'/° M. 8,0 Rth.) Nadelwald in den-
breiten Hecken,
„ „ 251. 1 „ 95 „ 25 „ (6'/» M. 26,9 Rth.) Nadelwald in den
schmalen Hecken,
„ „ 254. 4 „ 10 „ 76 „ (13 M. 12,7 Rth.) Nadelwald in den.
Kohlhecken,
„ „ 347. 10 „ 48 „ Nadelwald im Meßlesfeld,
„ „ 382. 24 „ 94 „ Nadelwald im heiligen Wald,
die unabgeteilte Hälfte an:
„ „ 547—551. 7 ds 87 s 95 gm (25 M.) Nadelwald im Becherberg,
die unabgeteilte Hälfte an:
„ „ 300. 5 da 41 s 98 gm (17'/» M. 27,3 R.) Nadelwaldin derTränke,.
„ „ 296. 94 „ — „ Nadelwald im Forchenschächle, Markung
Agenbach.
Die Mühle wird hauptsächlich als Kundenmühle betriebe«, sie ist aber auch als Kunstmühle eingerichtet. An dem Wohn Mühlegebäude wurde seither eine Wirtschaft geführt. Die Waldungen haben durchweg einen schönen, vielfach auch einen haubaren Holz» bestand.
Das Anwesen liegt von der Eisenbahnstation Calmbach 1'/, Stunden und- von den Eisenbahnstationen Calw und Teinach L—2 V, Stunden entfernt.
Das erforderliche Inventar kann später käuflich erworben werden.
Teinach, den 1. März 1893.
8^ Amtsuotariat.
Schmid-