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Pferde und Männer sanken in die Tiefe zum großen Schrecken der hüben und drüben stehenden Zuschauer­menge. Zum Glück gelang es den Reitern, die Pferde zu erfassen, die Stränge zu durchschneiden und die Tiere ans Ufer zu ziehen. Dagegen mußte der Post­bote sein eigenes Leben rettend den Tornister den Wellen überlassen. Ebenso trieben die Milchkannen thalabwärts. Ein Bürger aus Nerenstetten konnte an der Setzinger Brücke den Tornister mit Stangen erwischen. Die Zeitungen und Briefschaften konnten getrocknet und gelesen werden; auch die Milchkannen sind meist beigebracht.

Ulm, 9. Febr. Vor einigen Tagen verstarb im hiesigen Spital der seit mehreren Jahren dort untergebrachte frühere Kaufmann M. im Alter von 76 Jahren. Derselbe, der einst als Sohn eines hol­ländischen Generals schon bessere Tage gesehen, wurde aus die Anatomie von Tübingen verbracht, weil nie­mand zur Bezahlung der Beerdigungskosten vorhanden war. Nun hat sich herausgestellt, daß der Verstorbene sein Leben mit annähernd 6000 ^ bei der Lebens­versicherungs-GesellschaftConcordia" versichert hatte, die Police muß aber s. Z. verkauft worden sein, denn «s wurde die Prämie von einem Mannheimer Spe­diteur bezahlt, der sich nun an den hiesigen General­agenten der genannten Gesellschaft um Auszahlung der Sterbesumme gewendet hat.

Neckarsulm, 13. Febr. An der in diesem Jahre in Chicago stattfindenden Weltausstellung be­teiligen sich auch von hier zwei Firmen, nämlich die hiesige Weingärtner-Gesellschaft und I. Haas-Brunner. Von beiden kommen rote und weiße Weine aus den besten Berglagen der Jahrgänge 1884, 1887 und 1889 (im Ganzen 9 Muster) zur Ausstellung. Heute gingen die betreffenden Sendungen nach Bingen am Rhein ab, wo sämmtliche für die Ausstellung bestimm­ten deutschen Weine von dem dort aufgestellten Konnte übernommen und nach Chicago befördert werden. Man wünscht den hiesigen Ausstellern, deren guter Ruf Allen bekannt ist, für die ausgestellten vorzüglichen Weinsorten allseitige Anerkennung und für ihre Opfer und Blühen den besten Erfolg.

Mergentheim, 13. Febr. Bei der heute nachmittag stattgehabten Ueberführung der Leiche des

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fi Amtsanwalts Di-. Hückel, welche mit dem 4-Uhrzug nach Stuttgart gebracht wird, ereignete sich ein weiterer tragischer Todesfall, der alle Anwesenden tief erschütterte. Rabbiner Gunzenhauser hier befand sich als Teilnehmer im Leichengefolge und war mit in den Wartsaal I. und II. Klaffe des Bahnhofes ein­getreten, wo Stadtpfarrer Stochdorph an dem Sarge ein Gebet zu sprechen im Begriff war. Nach den ersten Sätzen der Rede des Geistlichen sank plötzlich Rabbiner G. vom Schlage gerührt um. Die Wieder­belebungsversuche, welche die anwesenden Aerzte sofort Vornahmen, erwiesen sich leider erfolglos. Die Familie, welcher auf so jähe Weise ihr Haupt entrissen wurde, wird allgemein bedauert.

Hamburg, 12. Februar. Man schreibt der Fr. Ztg.: Durch die Cholera-Epidemie des vorigen Jahres sind in unserer Stadt nicht weniger als rund 4800 Kinder verwaist, von denen 500 Ganzwaisen sind. Man ist jetzt seitens der Behörden damit beschäftigt, den Grad der Bedürftig­keit dieser Waisen festzustellen und Beschluß zu fassen über die Art der den einzelnen Waisen zuzuwenden­den Unterstützungen. Es betragen die für solche Unterstützungszwecke eingegangenen Gaben 124,095 einschließlich der Gaben des Kaisers in Höhe von 50,000 In der Hauptsache wird man darauf bedacht sein, den Waisen nach beendeter Schulzeit eine Stütze zu ihrer ferneren Ausbildung zu bieten, indem man ihren Anteil an dem in Frage stehenden Fonds für sie auf der Sparkasse anlegt. Die Kosten für Unterricht und Unterhalt der Waisen während der Schul- und Lehrzeit trägt selbstverständlich die ham- burgische Staatskasse.

Aus Paris, 10. Febr. schreibt man den M. N. N." : Eiffel, der Erbauer des Pariser Riesen­turmes, wurde im Jubel der Weltausstellung 1889 alsGroßer Franzose" gefeiert. Seitdem er wegen Vertrauensbruches in Panamasachen auf die Anklage­bank gekommen ist, leugnen die Pariser Zeitungen seine französische Nationalität und nennen ihn den Bayer Eiffel". Gestern ist der Mann, dessen Familie übrigens in keinem nachweislichen Grad aus Bayern stammt, zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt worden. Sofort wird ihm wieder ein Titel seines früheren

Ruhmes abgesprochen. DasEcho de Paris" ent­hüllt, daß der Eisenturm durchaus nicht, wie man dem Publikum vorgeredet habe, 300 Meter, sondern nur 270 Meter hoch sei. Vermutlich ist er vor der Schande seines Erbauers in den Erdboden gesunken. Wie tief gesunken ist aber erst eine Presse, welche ihre nationale Eitelkeit so kindisch und gemein be­friedigt, und auf welcher Stufe muß ein Publikum stehen, das daran Gefallen findet?!

Sofia, 14. Febr. Die Nachricht von der Verlobung des Prinzen Ferdinand mit der Prinzessin Marie Luise von Parma erregte hier große Befriedigung. Die wirkliche Bekanntmachung der Verlobung steht unmittelbar bevor.

Vermischtes. '

Calw. Heute wurde uns ein Frühlingsbote in Gestalt eines wohlentmickelten Citronenfalters zu­gesandt, welcher sich im Garten des bad. Hofs ge­tummelt hatte. (AuchKäfer" sollen sich in letzterer Zeit dort entwickelt haben, ob von der Familie der Blatthorn-, oder Maikäfer, vermögen wir nicht anzugeben.)

Gensdarm und Handwerksbursche. Ein Gensdarm, so berichten bayerische Blätter aus Kehlheim, überraschte jüngst, als die Kälte noch arg und die Donau noch zugefroren war, einen armen Handwerksburschen beim Betteln; doch diesem war die kalte Freiheit doch lieber, als die warme Ge­fangenschaft; deshalb nahm er in einem unbewachten Augenblicke Reißaus, schnurstraks über die Donau der kühne Wächter todesverachtend nach. Aber weil das Glück den Verfolgten hold ist, kam der Hand­werksbursche hinüber und der Gensdarm brach ein. Als das der Verfolgte merkte, fühlte er ein menschlich Rühren, kehrte um und half seinem Verfolger heraus. Auch der Gensdarm spürte jetzt wiederum ein menschlich Rühren und stellte seinem Retter vor, daß bei Anzeige dieser That eine sichere Belobigung ihm gewiß sei. Doch der Handwerksbursche traute dem Landfrieden nicht und meinte, ihm sei eine sofortige Belohnung lieber, was auch der Gerettete einsah, worauf er seinem Lebensretter zwei Mark schenkte und ihn laufen ließ.

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Konkursverfahren.

Ueber das Vermögen des Taglöhners Matthäus Keller in Zavclstein, wird heute am 14. Februar 1893, nach­mittags 4'/- Uhr das Konkursverfahren eröffnet.

Der Amtsnotar Schmid in Teinach wird zum Konkursverwalter ernannt.

Konkursforderungen sind bis zum 7. März 1893 bei dem Gerichte anzu­melden.

Es wird zur Beschlußfassung über die Wahl eines anderen Verwalters und über die Bestellung eines Gläubiger­ausschusses, sowie eintretenden Falls über die in Z 120 der Konkursordnung be- zeichneten Gegenstände und über die Veräußerung der Liegenschaft aus freier Hand auf

Dienstag, den 14. März 1893, nachmittags 4'/- Uhr,

und zur Prüfung der angemeldeten Forderung auf

Dienstag, den 14. März 1893, nachmittags 4'/- Uhr,

vor den: Unterzeichneten Gerichte Termin anberaumt.

Allen Personen, welche eine zur Kon­kursmasse gehörige Sache in Besitz haben oder zur Konkursmasse etwas schuldig sind, wird aufgegeben, nichts an den Gemeinschuldner zu verabfolgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung auferlegt, von dem Besitze der Sache und von den Forderungen, für welche sie aus der Sache abgesonderte Befriedigung in An­spruch nehmen, dem Konkursverwalter bis zum 7. März 1893 Anzeige zu machen.

Königliches Amtsgericht zu Calw.

Oberamtsrichter gez.: Deckinger.

Veröffentlicht durch Gerichtsschreiber Nagel.

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