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17. Amts- und Anzeigeblalt für den Bezirk (Lalw. 68. Jahrgang.

Erscheint Di en s ta g, Donnerstag und SamStag. Die Einrückungsgebühr beträgt im Bezirk und nächster Um­gebung S Pfg. die Zeile, s^st ,2 Pfg.

Donnerstag, den 9. Debruar 1893.

Abonnementspreis vierteljährlich in der Stadt 90 Pfg. ,unk SO Pfg. Trägerlohn, durch die Post bezogen Mk. 1. 15, sonst t» ganz Württemberg Mr. 1 . 35.

Amtliche Wekanutmachungeu.

Bekanntmachung,

Jeldbereinigung auf Markung Stammheim betreffend.

Nachdem die K. Centralstelle für die Landwirt­schaft das vom Gemeinderat Stammheim beantragte ^Unternehmen einer Bereinigung der Gewände

unterer Grund, Hengstetter Steigle, Osterhalde, auf'm Stutz, Häldle, Walkersthal, Brand, oberer Grund, untere und obere Büchach, Schönbrunn, oberste Wiesen, Holder, hohe Nille, Einsiedel, große Birkach, Egart, Schanzenäcker und Staig" der Markung Stammheim unter Einbeziehung eines Teils der angrenzenden Markung Calw als für die ^Landeskultur nützlich erkannt und zur Abstimmung dem gestellten Antrag gemäß zugelassen hat, wird Tagfahrt zur Abstimmung über den Antrag und zur Wahl der Mitglieder der Vollzugs- eommission auf

Samstag, den 11. Mar; 1893, Uormittags 9 Uhr,

im Rathaus in Stammheim hiemit anberaumt.

Zu der Abstimmung werden die beteiligten Grundeigentümer oder ihre Vertreter, welche sich über die Vcrtretungsbefugnls rechtsgiltig auszuweisen haben, unter der Androhung des Rechtsnachteils eingeladen, daß diejenigen, welche bei der Abstimmungstagfahrt weder in Person noch durch Vertreter erscheinen, als dem beantragten Unternehmen zustimmend angesehen und von der Teilnahme an der Wahl der Mitglieder der Vollzugskommission ausgeschlossen werden und daß ein Einspruch oder eine Wiedereinsetzung in den vorigen Stand gegen diese gesetzliche Folge des Aus­bleibens nicht statlsindet.

Ist ein Rechtsstreit über das Eigentum oder

ein dem Eigentum gleich geachtetes Recht (Lehen, Fideicommiß) an einem beteiligten Grundstück an­hängig, so haben die Parteien bis 4. März 1883 einen gemeinsamen Bevollmächtigten zu ernennen, widrigenfalls ein solcher auf Kosten der Parteien vom Oberamt aufgestellt wird.

Der Plan über die Feldbereinigung u. s. w. ist vom 11. d. M. an auf dem Rathaus in Stamm­heim zu jedermanns Einsicht öffentlich aufgelegt.

Etwaige Ansprüche auf Freilassung von dem Unternehmen oder auf Anteilnahme an demselben, welche aus Art. 4 und 5 des Feldbereinigungsgesetzes vom 30. März 1886 abgeleitet werden, sind inner­halb der Ausschließungsfrist von zwei Wochen, vom 11. d. M. an gerechnet, bei dem Ortsvorsteher in Stammheim oder beim Oberamt geltend zu machen.

Ein Antrag auf eine von der Regel des Art. 56 des Feldbereinigungsgesetzes abweichende Tragung der Kosten müßte mindestens zwei Wochen vor der Abstimmungstagfahrt beim Oberamt schriftlich einge­reicht werden.'

Calw, 8. Februar 1893.

K. Oberamt.

Lang.

Bekanntmachung

der K. Zentralstelle für die Landwirtschaft, betreffend die Prämierung von Schafvieh.

Am Freitag den 10. März d. I. wird in Hall die jährliche Staatsprämierung für aus­gezeichnetes Schafvieh vorgenommen.

Für diesen Zweck sinv folgende Bestimmungen gegeben:

1) Die ausgesetzten Preise sind:

a. für die besten, höchstens vierschaufeligen

Widder je zwei Preise zu 80^, 70 60 50

d. für die besten, höchstens sechsschaufeligen

weiblichen Tiere je zwei Preise zu 70A,

60 50 40 ^5,

zusammen 16 Preise mit 960

2) Die Preisbewerber müssen ihre Tiere am 10. März d. I., vormittags 8 Uhr, in Hall auf dem Musterungsplatz aufgestellt haben.

Der Platz für die Schafschau wird durch Anschlägen an den Eingängen der Stadt be­kannt gemacht werden.

3) Die Preisbewerber haben obrigkeitlich beglaubigte Zeugnisse beizubringen, daß ihre Tiere entweder von ihnen selbst oder doch im Inlands gezüch­tet worden sind.

4) Die Bewerber um die für weibliche Tiere ausgesetzten Preise haben wenigstens zwanzig Muttertiere, darunter mindestens zehn mit ihren Lämmern, auszustellen.

Bei der Zuerkennung der Widder - preise wird die Anzahl guter Zuchttiere, die der einzelne Bewerber zur Konkurrrenz vorführt» berücksichtigt werden.

5) Bei Zuerkennung der Preise kommt sowohl die gute Beschaffenheit der Wolle, als auch die Reichwolligkeit, der Körperbau und die gute Pflege der Tiere in An>chlag.

6) Diejenigen, welche im letzten Jahre in Balingen für Widder und Schafe einen Preis erhielten, können für die gleichen Tiere in diesem Jahre nicht als Bewerber auftreten.

Ikeuiktet on.

Die Adoptivtochter.

Erzählung von K. Labacher.

(Fortsetzung.)

Wenn Ihr das Kind Eurem eignen Egoismus aufopfern wollt, nun geht, fo geht!" versetzte der Graf ungeduldig.Wohl, eS mag zu Grunde gehen, wenn er nur bei Euch, nur in Euren Armen stirbt. Geht. Ihr seid keine liebevolle Mutter!*

Ein herber Seelenkampf spiegelte sich in Frau Anna's bleichem Gesicht:, ein wilder wahnsinniger Schmerz stierte aus ihren sonst so sanften Augen. Sie wandte stch nach ihrem Gatten um und ergriff seine beiden Hände.Josef, Du Du willst das Kind hingeben?" stammelte sie mit angstbebender Stimme.Sagst auch Du, daß ich eine lieblose Mutter bin, wenn ich das Kind behalte?"

Anna, nein!" erwiderte er weich.Du hast vielleicht recht, es ist vielleicht besser, wir sterben zusammen. Du, Lieschen, ich, wir Alle."

Oh, oh! meine Kinder sterben!" stöhnte Frau Anna.Uid ich, ich kann sie netten! durch ein Opfer, ein großes Opfer zwar, aber was ist für die Mutterliebe HU schwer und zu groß? Es muß sein, muß sein st'

Mit dem letzten Worte kehrte sie sich wieder nach dem Grasen um, der ihrem Seelenkampfe halb gelangweilt und halb interessiert durch die Leidenschaftlichkeit dieser einfachen Frau, zugesehen hatte.

So so behalten Sie das Kind!" sagte sie fast ruhig. Nun sie in ihrem Innern mit sich selbst fertig war. verschmähte sie das nutzlose Weinen und Klagen.

Josef Will näherte stch ihr mit ruckenden Lippen und heftig atmender Brust. Frau Anna stützte sich auf seinen Arm und fuhr m t leiser Stimme fort:

Aber sehen werde ich mein Kind doch dürfen von Zeit zu Zeit, damit es nicht auch die Mutter vergißt?"

. Der Graf hatte eine harte, verletzende Antwort auf den L ppen, doch vermochte

er sie nicht auszusprechen gegenüber den schmerzensstarren Augen und dem krampfhaft verzogenen Munde dieser armen Frau.

Das kann ich Euch nicht versprechen," sagte er ausweichend.Wir verlaffen schon morgen diese Gegend. Mein kleiner Sohn muß wegen seiner kranken Brust nach dem Süden, wir kommen vielleicht nie wieder hieher zurück. Denkt immerhin, Ihr trennt Euch für immer von Eurem Kinde."

Für immer!" hauchte Frau Anna, während ein zitternder Schauer ihre Ge­statt durchlief.Es sei aber Abschied nehmen"

Sie konnte nicht vollenden, die Stimme versagte ihr; sie sank an die Brust Wilks zurück, der, seiner Erschütterung nicht mehr mächtig, still vor sich hinweinte.

Der Graf griff nach der Klingelschnur, ohne sich aus seiner bequemen Lage zu erheben. Zu dem gleich darauf eintretenden Diener sagte er:Die Frau Gräfin möchte die Güte haben, das kleine Lieschen auf einige Mmttsn herüber zu senden aber merke dir es wohl, Franz, nur auf einige Minuten." ,

Der Diener verbeugte sich schweigend unv ging. Frau Anna sah begierig nach der Thüce, die sich alsbald wiever öffnete unv eine alte Frau eintreten ließ, welche Lieschen auf dem Arme trug.

Lieschen jauchzte laut auf, als sie die Mutter erblickte und streckte ihr die zarten Hände entgegen. Sie war in e.n weißes, mit reichen Stickereien verziertes Kleidchen gehüllt, an den Füßen trug sie feine Schuhe und um ven zierlichen Hals eine golvene Kette. Die blauen Augen leuchteten so glückselig und um den roten Mund zuckten die niedlichen Grübchen im holvselige i Lachen. O jetzt erst, als Frau Anna auf vie Kleine verzichten sollte für immer, fühlte sie, was sie verlor, die Freude, das Kleinod ihres armen, dunklen Lebens. Aber sie begriff auch, daß eine höhere Liebe dazu gehörte das Kind zu entbehren, als es in egoistischer Zärtlichkett zu dem ärmsten Lose, vielleicht zum Hungertods zu verurteilen. Frau Anna weinte und jammerte picht mehr. Sie hatte sich ergeben in vas, was sie als eine unabwendbare Notwendigkeit erkannte.

Sie nahm Lieschen in ihre Arme und drückte unzählig heiße, durstige Kaffe