. Berlin, 3l. Jan. Zum Brand in der Zentralmarkthalle. Ueber die Verwüstungen, welche der große Brand in der Zentralmarkthalle angerichtet hat, macht das „B. T." folgende Mitteilungen: Es waren gar merkwürdige Dinge, die man da erblickte: In einem der besterhaltenen Verschlüge liegt auf Latten eine geschwärzte unförmige Masse, es ist ein halbes Schwein, das hier auf Eis gebettet war. In einem andern Verschag sind etwa einen Meter hoch Gänse aufgeschichtet, das Feuer hat sie nicht mehr berührt, aber die furchtbare Hitze hat das Fett aus allen Poren getrieben, so daß die vom Rauch gebräunten Tiere in einer wahren Fettsauce' schwimmen. Einen fast leckeren Anblick gewähren jene Körbe voll rotbackiger Aepfel, deren obere Früche von der Glut gebraten sind. Auch der ganze Haufe italienischer Maronen sind vom Feuer geröstet worden. Apfelsinen haben dem Feuer gut widerstanden, sie sind nur bei den Löscharbeiten in größeren Mengen zerdrückt worden und verbreiteten daher einen um so stärkeren Duft. Einem Peletonfeuer war der Knall ähnlich gewesen, den die Explosion der Konservenbüchsen erzeugt hatte. Der Inhalt der Büchsen war durch die Glut zum Kochen gebracht und hatte dann die Büchsen gesprengt. Das Butterlager hat weniger von den Flammen als vom Rauch gelitten. Die im Keller lagernden Butterqprräte waren größer als gewöhnlich weil die Firma Schünemann mächtige Sendungen erhalten hatte. Die vom Feuer erfaßten Gemüsevorräte, namentlich Kohl- und Mohrrüben, hielten die Hitze ungewöhnlich fest. Man spürte noch gestern Mittag die Ausstrahlung der aufgespeicherten Wärme, wenn man sich ihren Schutthaufen näherte.
Berlin, 2. Febr. In der im Norden Berlins gelegenen Gerichtsstraße wurde gestern gegen Abend ein Raubmord an der Gemüsehändlerin Lischonski und ihrem dreijährigen Söhnchen verübt. Die Mutter liegt hoffnungslos darnieder in der Charits, der Knabe ist tot. Es wurde Geld geraubt. Der Thäter ist noch unermittelt.
— Die Reichskriegsflagge ist durch Kabinettsordre des Kaisers geändert, indem der darin befindliche preußische Adler fortan nach dem Muster eines neu entworfenen heraldischen Adlers geführt werden soll. Die vorhandenen Kriegsflaggen mit dem
Adler alten Modells werden bis zum Jahre 1895 aufgebraucht bezw. mit dem neuen Adler versehen.
— Der General-Oberst der Infanterie von Pape, Oberbefehlshaber in den Marken und Gouverneur von Berlin, beging am Donnerstag die Feier seines 80. Geburtstages.
Breslau, 2. Febr. Der Leichenfeier des Herzogs von Ratibor wird der Kaiser, der Erbgroßherzog von Baden, der Herzog Ernst Günther von Schleswig und Ministerpräsident Graf Eulenburg anwohnen.
Vermischtes.
— Der „Staatsanzeiger" enthält folgenden Beschluß des Bundesrats hinsichtlich Verwendung des alten Frachtbriefformulars auf den deutschen Eisenbahnen : „Für den inneren Verkehr auf den deutschen Eisenbahnen wird die Verwendung der bisherigen Frachtbriefformulare bis zum Ablauf des Monats Juni 1893 gestattet, sofern darin der Vordruck für die Deklaration der Gesamt-Wertsumme ganz und in dem für die Deklaration des Interesses an der rechtzeitigen Lieferung bestimmten Vordruck das Wort „rechtzeitigen" vor der Uebergabe zur Beförderung gestrichen worden sind."
— Der Württ. Tierschutzverein hat eine Prämierung von Pferdeknechten ausgeschrieben. Zur Konkurrenz werden zugelassen Pserdewärter, Fuhrknechte rc., welche über 10 Jahre in einem Dienste zugebracht haben und gute Zeugnisse über menschliche Behandlung ihrer Tiere beibringen können. Herrschaftskutscher sind ausgeschlossen. Die Prämien sollen sich zwischen 15 und 25 ^ bewegen und ca. 20 Prämien zur Verteilung kommen. Meldungstermin bis 1. Juni 1893.
Schneidige Reklame. Amerikanische Blätter enthalten folgende Anzeige: „Ein amerikanischer Gelehrter hat herausgebracht, daß Julius Cäsar nicht aus politischen Gründen ermordet worden ist, wie allgemein angenommen wird, sondern deshalb, weil er im Senate eine verächtliche Bemerkung hatte fallen lassen über die Toga des Michael Cassius, welche jedenfalls von irgend einem mindern Schneider in der
Via Sartoris hergestellt wurde. Dies und nur dies scheint das tragische Schicksal des mächtigen Mannes herbeigeführt zu haben. Anzüge jedoch, die im Kleideratelier von Mr. Hicks, Auckland-Straße, bezogen werden, sitzen vortrefflich und befriedigen in jeder Hinsicht, wovon man sich überzeugen mag."
Kaudw. Kezirlrsvereirr Calw.
Unterrichtskurs über Obstbaumzucht betr.
Laut Bekanntmachung der K. Zentralstelle für die Landwirtschaft in Nr. 4 und 5 des landw. Wochenblatts von 1893 werden im kommenden Frühjahr in Hohenheim und in der K. Weinbauschule Weinsberg wieder Unterrichtskurse über Obstbaumzucht gehalten werden. Unter Hinweis auf diese Bekanntmachung und die dort beigefügten näheren Bestimmungen und Forderungen gegenüber eintretenden Zöglingen wird bemerkt, daß Teilnehmern aus unserem Bezirk ein Beitrag von SV aus der landw. Kasse gewährt wird.
Bei der Wichtigkeit des Obstbaus auch für unfern Bezirk sollten es immer noch mehr Gemeinden in ihrem Interesse finden, für Gewinnung eines eigenen, richtig geschulten Baumwarts Sorge zu tragen. Calw, den 2. Februar 1893.
Vereinsvorstand
Lang.
Standesamt ßakw.
Geborene:
24. Jan. Gertrud, Tochter des Julius Zapp, Spinnmeisters hier.
Getraute:
28. Jan. Johannes Kling, Bauer und Katharine Kirchherr in Calw.
Gestorbene:
27. Jan. Christian Friedrich Giebenrath, Küfers Witwe, Katharine Ernstine geb. Eble hier, 75 Jahre alt.
31. „ Jakob Friedrich Haydt, Metzgermeister hier,
_ 64 Jahre alt. _
Gottesdienst
am Sonntag, den 5. Februar.
Vom Turm: 438. Predigtlied: 440.
Vorm.-Predigt: Herr Dekan Braun. 1 Uhr Christenlehre mit den Töchtern. 5 Uhr Bibelstunde im Vcreinshaus: Herr Stadtpfarrer Eytel.
Mittwoch 10 Uhr Betstunde.
Röthenbach.
Liegenschafts-Verkauf.
In der Verlassenschaftssache der Ehefrau des Christian Rentschler, Bauers dahier, wird die früher im Eigentum des Ulrich Kugele, Bauers dahier gestandene, mit einem Leibgeding nicht belastete, auf hiesiger Markung gelegene Liegenschaft am
Dienstag, den 7. Jebruar 1893, vormittags 10 Uhr,
in dem Rathaus zu Röthenbach zum zweiten- und unter Umständen letztenmal im öffentlichen Aufstreich zum Verkauf gebracht werden, und zwar werden verkauft:
1) miteinander, weil neben einander liegend und ein Ganzes bildend:
Geb. Nr. 18. Ein zweistock. Wohnhaus mit Scheuer, Wagen-, Streu- und Kellerhütte, Back- und Holz- Hütte, oben im Dorf,
Brandversicherungsanschlag 6800
8 da 21 a 29 gm (26 Morg. 22,3 Rth.) Gärten, Aecker und Wiesen in der Reuthe,
12 da 90 a 41 gm (40 ^/s Mrg. 26,0 Rth.) Nadelwald in den Hecken,
angekauft zu 18,000
2) Parzellenweise:
Parz. N. 229/1. 66 a 81 gm Wiese im Aspengrund,
angekauft zu 510
Parz. Nr. 223. 1 da 54 a 03 gm Nadelwald in der Hornwaid,
angekauft zu 2250
Parz. Nr. 321. 1 Im 25 a 41 gm Nadelwald daselbst,
angekauft zu 870
Parz. Nr. 353. 2 Im 17 a, 20 gm Nadelwald in der Schmiehermiß,
angekauft zu 1800
Parz. Nr. 390. 72 a 28 gm Nadelwald im alten Hau,
angekauft zu 820
8) in Abschnitten von 1 und 2 Morgen:
5 Im 69 a, 04 gm (18 Mrg. 21,1 Rth.) Acker im Zettelberg,
angekauft pr. Morgen zu 200 bis 305 63 a 03 gm (2 Mrg.) Wiese oben im Dorf an dem Weg zum Schulgebäude,
angekauft zu 1200
Zur käuflichen Erwerbung der Fahrnis, worunter ein größerer Futtervorrat begriffen ist, wird später Gelegenheit gegeben werden.
Tein ach, den 2. Februar 1893.
K. Amtsnotariat.
Schmid.
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Revier Liebenzell.
Stammholz-Serkauf
Freitag, ^ " ^>den 10. Febr., ivorm. 10 Uhr, lauf dem Rat- s haus in Liebenzell aus Haug- stetter Ebene, Abt. äußere Allmand und mittl. Bruch, aus Haugstetter Hang, Abt. Galgenberg, aus Burghalde, Abt. Schwarzer Mann: Nadellangholz: 501 Tannen, 29 Fichten, 92 Forchen mit 13 Fstm. I. 67 II., 130 III., 176 IV., 13 Fstm. unentrindete Baustangen V. Kl.; Sägholz: 24 Tannen und 6 Forchen mit 10 Fstm. I., 11 II., 6 III. Kl.
Calw.
Tchafwcide-
Verpachtung.
Nächsten Montag, ^K'den 6. Febr., vormittags 11 ^ '' Uhr, wird auf dem Rathaus die Schafweide
Jahre im Aufstreich verpachtet.
Stadtpflege. Hayd.
Stammheim.
Arennyotz-Derkaus.
Am Mitten» och, den 8. ^Februar d. I., kommt aus dem hies. Gemeinde- -- wald Abteilung Wolfsweg und
Kuhloch zum Verkauf:
352 Rm. buchene Scheiter u. Prügel, 48 Rm. tann. Prügel und 8300 St. buchene Wellen.
Zusammenkunft morgens 9 Uhr beim Rathaus.
Den 2. Februar 1893.
Schultheißenamt.
' Ernst.
Sommenhardt.
Langholz-Berkauf.
Lne rsememoe veriausr am Montag, den 8. Febr. 18S3, mittags 1 Uhr,
auf dem Rathaus dahier aus dem Gemeinde- !wald Halden in der Nähe des Bahnhofs Tei-
_ nach u. zw.:
I. Klaffe 6 Stück mit 10,89 Fm.,
II.
» 43 „
„ 80,74
III.
, 131 „
„ 143,68
IV.
267 „
„ 135,67
(darunter sind ca. 180 St. Forchen). Kaufsliebhaber werden höflich eingeladen.
Am 30. Januar 1893.
Gemeinderat.
Privat-Anzeigen.
Nächste Woche backt
Laugenbrrtzeln
Fr. Pfrommer,
ob. Ledereck.
2000 Mark
liegen zum Ausleihen gegen Pfandsicherheit parat; bei wem? sagt die Red. d. Bl.