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IS. Amis- und Anzeigeblall für den Bezirk (Lalw. 68. Jahrgang.
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Erscheint Dienstag, Donnerstag und SamStag. Die Einrückungsgebühr beträgt im Bezirk und nächster Umgebung S Pfg. die Zeile, sonst 12 Pfg.
Tages-Ueuigkeiten.
^Amtliches aus dem Staatsanzeiger.) Seine Majestät der König haben am 31. Jan. d. I. allergnädigst geruht, die erledigte Betriebsinspektionsassistentenstelle in Aulendorf dem Eisenbahn- referendär I. Klasse Thuma in Calw zu übertragen.
Calw, 2. Febr. Das gestrige Hochwasser hatte um 5 Uhr, zu welcher Zeit die Nagold wieder in das Ufer zurückzutreten begann, noch nicht den höchsten Stand erreicht. Es regnete von dieser Zeit ab ununterbrochen und recht ergiebig, und um '/,10 Uhr stand die Bischofs- und zum Teil die Lederstraße wiederholt unter Wasser. Die Bewohner der der Nagold nahen Häuser brachten zeitig ihr Vieh in Sicherheit und räumten auf, was zunächst bedroht erschien. Der zum Strom angewachsene Fluß führte Eisschollen in noch viel größerer Menge und Stärke mit -als am nachmittag und vermehrte dadurch den bereits angerichteten Schaden. Auf dem kleinen Brühl und sonst noch da und dort, haben Obstbäume durch die mit Wucht anprallenden Eisstücke sehr gelitten und viele sind auch ganz gebrochen worden.
Calw, 3. Febr. Gestern drohte uns eine Wiederholung des Hochwassers im Dezember 1882. Von Nachmittags ab trat nochmals starker Regen ein, -er bis 1 Uhr nachts anhielt, so daß die Nagold wiederholt aus den Ufern trat und die zunächst liegenden Straßen vollständig überschwemmte; nochmals wurden die Ställe geräumt und alles Gefährdete in Sicherheit gebracht. Erst heute morgen um 7 Uhr begann das Wasser abzunehmen und um 9 Uhr konnten bereits alle Straßen wieder begangen werden. Zur Feststellung der erreichten Höhe können wir an
Zamstag, den 4. Kebruar 1893.
geben, daß das Wasser in der Mitte der Lederstraße beim Vereinshaus 22 om hoch war und kräftig abwärts strömte.
Unterreichenbach, 2. Febr. Hier hat der Eisgang gestern großen Schaden verursacht. Man glaubte die größte Gefahr sei vorüber als das Eis bei der Mißsägmühle gebrochen und ohne besonderen Schaden abgezogen war. Unmittelbar darauf kamen aber große Eismassen nachgewälzt, welche die Pfeiler der beiden hölzernen Nagoldbrücken wie Rübschnize wegstießen, wodurch die obere Brücke beim Waldhorn ganz, und die untere gegen Huchenfeld zu ^/- ins Wasser fielen und fortschwemmten. Der Gemeinde ist hiedurch ein Schaven von mindestens 1,500 erwachsen. Für Herstellung des unterbrochenen Fußverkehrs mit den benachbarten badischen Orten wird alsbald Sorge getragen werden, während der Fuhrwerksverkehr wohl einige Zeit unterbrochen sein wird, und inzwischen nur über die Brücke der Staatsstraße unterhalb des hiesigen Orts stattfinden kann.
Neuenbürg. Wie früher berichtet, wurden in der Nacht vom 30. auf 31. Dezember v. I. an der Straße von Höfen nach Herrenalb auf Markung Dennach 78 Stück Straßenbäume mutwillig zerstört und dadurch ein Schaden von über 100 ^ verursacht. Die angestellten Nachforschungen haben nunmehr zur Ermittelung der Thäter geführt. Dieselben sind der 21 Jahre alte Goldarbeiter Friedrich Roth- fritz aus Zaisersweiher, OA. Maulbronn, der 21 Jahre alte Ludwig Friedrich Rühle aus Derdingen, OA. Maulbronn, und der 19 Jahre alte Markus Köhler aus Weißenbach, bad. Bez.-Amts Gernsbach. Dieselben hatten mit einander einen Ausflug auf 1. Januar nach Baden-Baden gemacht und die Gelegenheit zur
Abonnementspreis vierteljährlich in der Stadt SO Pfg. ,u«d 20 Pfg. Trägerlohn, durch die Post Lyogen Mk. 1. IS, sonst i» ganz Württemberg Mr. 1. SS.
Verübung der That benützt. Sie sind jetzt verhaftet und sehen ihrer Aburteilung entgegen.
Stuttgart, 31. Jan. Auf dem Wochenmarkt waren heute erstmals, selbstredend nur in kleinster Portion, Spargeln zu haben. Der Preis dieser Frühbettgewächse war aber auch ein sehr hoher.
Unterjettingen, 30. Jan. Ein hiesiger Bürger übergab dem Gustav-Adolfsverein zum ehrenden Andenken an seine jüngst verstorbene Frau die schöne Summe von 560 ^5. — Ein ebenso nachahmungswürdiges Beispiel geben manche Frauen und Jungfrauen unseres Ortes dadurch, daß sie sich den Winter über wöchentlich einmal im Pfarrhause versammeln und hier unter der geschickten Leitung der Frau Pfarrer Kreß für die Mission spinnen, stricken und nähen.
Unterkürkheim, 2. Febr. nachm. Die Eismassen auf dem Neckar oberhalb unserer Brücke gegen Obertürkheim stehen noch fest. Wasser- und Eismassen sind oberhalb der Brücke links in der Richtung nach Wangen ausgebrochen, haben aber Wangen selbst nicht erreicht; sie überfluteten nur die Wiesen bis zum Schutzdamm. Der Weg von hier nach Wangen ist heute vollständig unter Wasser; gestem waren dagegen Straße und Felder ganz wasserfrei. Auf den Wiesen sind vielfach Bäume aus dem Boden gerissen. Im oberen Teile des hiesigen Ortes sind die Keller teilweise mit Wasser angefüllt ; im unteren Orte, vom Bahnhofe an abwärts, stehen sämtliche Keller unter Wasser. Weitere Gefahr scheint jedoch nicht vorhanden, da das Wasser im Neckarbett im Fallen ist. Der Wasserstand ist dem von 1880 gleich, die Eismaffen sind jedoch bedeutend größer als damals. Schw. M.
JeuitteLon.
Are Adoptivtochter.
Erzählung von K. Labacher.
(Fortsetzung.)
Die Gräfin befahl dem Kutscher, die Pferde anzuhalten und fragte dann freundlich, ohne jenen stolzen Ton, den zu hören Frau Anna so sehr gefürchtet hatte:
„Was wollt Ihr, meine Liebe?" Und dobei haftete ihr Blick wohlwollend und gerührt auf Lieschen, die ihre Hände bald nach dem glänzenden Geschirre der Pferde und bald nach den funkelnden Armbändern der Gräfin auSstreötte, Allem zujauchzend was ihr so neu und fremd erschien. Auch der kleine Graf bettachtete Lieschen mit sichtlicher Aufmerksamkeit. Seine trüben Augen erhellten sich, er erhob feine« Kopf von der Brust der Mutter und endlich rief er:
„Das kleine hübsche Mädchen! nimm sie zu uns, Mama. Ich will mit ihr «spielen, Molchen bleibt so lange fort!"
Frau Anna beantwortete die Frag« der Gräfin mit zitternder Stimme.
„Verzeihen Sie mir, Frau Gräfin, daß ich mich in Ihre Nähe dränge. Weiß Gott, nur die dringendste Not hat mich dazu gebracht. Ich habe acht Kinder. Mein Mann Und ich, wir möchten so gerne arbeiten, aber niemand giebt uns Arbeit. Damm will ich Sie bitten, Frau Gräfin, um ein Wort an den Herrn Verwalter, damit er meinen Mann als Taglöhner etwas verdienen läßt. O, es ist so herzzerreißend, wenn die Kinder um Brot bitten und die Eltern kein Bröschen davon im Hause haben/
Frau Anna hatte in keinem jammernden Tone, sie hatte mhig, aber mit tiefrr Innigkeit gesprochen, und ihr« anziehende Erscheinung unterstützte die edle Einfachheit und Würde ihrer Rede.
. We. G'üfin ließ daS Auge sinnend auf den dürftigen Kleidern der Bittenden -- - ruhen und sägte fast nur zu sich selbst:
«Die-om« Hmu — und wie ist fi« doch so reich'. Acht Kinder! Und ich h^e
nur das Eine und vielleicht das nicht mehr lange. O mein Gott, nur das Eine, nur daS Eine!"
„Mama, Mama, nimm das kleine Mädchen herein in den Wagen!" wiederholte nun der Knabe dringender.
„Wollen Sie mir das Kind nicht aus einige Minuten überlassen?" fragt« die Gräfin.
Frau Anna nickte schweigend und setzte Lieschen neben die Gräfin in den Wagen. Rudolf beugte sich zu der Kleinen und liebkoste sie zärtlich.
Die Gräfin legte ihre freie Hand schützend um das Kind des Schuhmacher« und wandte sich wieder an Frau Anna.
„Ich werde auch Ihre Bitte nicht vergessen," sagte sie. Hhr Mann soll Arbeit haben, das verspreche ich Ihnen. Wie alt ist dieses kleine Mädchen da?"
„Zwei Jahre, Frau Gräfin."
„Wie meine verstorbene Tochter!" flüsterte die Gräfin mit schmerzverzogene« Lippen. „Gute Frau haben sie schon ein K«nd verloren?"
„Gott sei Dank, nein!" erwiederte Frau Anna, und ihr Blick erhob sich freudig zum Himmel. Sie senke ihn indessen sogleich wieder, mitleidig auf die Trauerkleider der vornehmen Frau. „Und doch kann ich'« mitfühlen, wie der Tod eines Kinde« wahnsinnig schmerzen muß," fügte sie sanft hinzu. „Glauben Sir mir. Frau Gräfin, ich habe mit Ihne» gelitten m dieser letzten, für Sie so schwer«, Zeit."
Vor innerer Bewegung war die Gräfin unfähig zu sprechen. Sie winkt« Frau Anna gütig zu. dann drückte sie »inen Kuß auf die Stirne de« kleinen Mädchen» und wollte es wieder hinadheben in di« Arme seiner Mutter.
Aber Rudolf klammert« sich mit einem so bitteren Weinen an Lieschen und fiel au« Schmerz in eine« besorgniserregend«, husten, daß di« Gräfin ganz ratlos auf Fra« Anna blickt«. .
„Was ist Venn da zu thnn k" fragte sie ängstlich. „Jede liefere Erregung droht meinem kranke« Knaben mit de« Tod«! Wollen Si, mir da, Kind anoertrauen.