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Amts und AnzeigeblatL für den Bezirk Calw.
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Erscheint Di en s tag, Donnerstag und SamStag. Die EinrückungSqebühr beträgt im Bezirk und nächster Umgebung S Pfg. die Zeile, sonst 12 Pfg.
Donnerstag, den 26.
1893.
SV 1 ganz!
Abonnementspreis vierteljährlich Pfg. Trägerlohn. durch die Post l u Württemberg Mk. 1. 35.
in der Stadt 90 H bezogen Mk. 1. 1b,
fg. und sonst t»
Calw, 25. Jan. Das in unserer letzten Rümmer angekündigte Konzert des Streichquartett Reichmann hat gestern abend, leider aber > nur unter sehr schwacher Beteiligung der Einwohnerschaft, stattgefunden. Wie man annehmen durfte, wurden die Erwartungen durch die Leistungen nicht nur erreicht, sondern weit übertroffen. Die Konzertgeber befinden sich auf einer Höhe der Technik und Auffassung, die ihnen Gewähr giebt, mit sicherem Erfolg in jeder Großstadt aufzutreten; sie sind wirkliche Künstler. Sämmtliche Nummern des Programms waren von feinster Durchführung und namentlich darf als zweifellos schönste Leistung das Violin- Konzert (L-moll) von Mendelssohn, sowie das Quartett op. 18 (b'-änr) von Beethoven besonders hervorgehoben werden. Ein hübscher musikalischer Scherz war der Cibulka'sche „Liebestraum nach dem Ball". Zu bedauern bleibt, daß die Gelegenheit, einmal wirklich hervorragend gute Musik zu hören, von so Wenigen benützt worden ist. Wir möchten aber die Künstler, nachdem sie sich so vorzüglich eingeführt haben, freundlichst einladen, sich bald wieder in unserer Stadt einzufinden und glauben, daß der Erfolg dann «in ungleich lohnender sein wird..
):( Nagold, 24. Jan. Oberingenieur Cox aus Eßlingen hielt gestern Abend im Hirsch den angekündigten Vortrag über Elektrotechnik. H. Kommerzienrat Sannwald stellte ihn der zahlreichen Versammlung vor. Bei den Experimenten assistierte Ingenieur Wagner. Zuerst sprach der Redner über die Erzeugung der Elektrizität durch Elemente, dann über die Dynamo-Maschine, ihre Teile und deren
Bedeutung, über elektrische Licht-, Wärme- und Kraftentwicklung, über die Verwendung des elektrischen Lichts in Glüh- und Bogenlampen, der elektr. Wärme zur Schmelzung von Metallen, der elektr. Kraft zur Uebettragung auf Maschinen zu mechanischen Zwecken. Glüh- und Bogenlampen waren vorhanden, Metalle wurden geschmolzen, ein elektr. Motor setzte eine beigeschaffte Drehbank in Bewegung, an welcher ein Meister arbeitete. Ein elektrisch erwärmtes Bügeleisen, ein elektr. Cigarrenanzünder rc. wurden vorgezeigt. Zuletzt sprach Redner über die projektierte elektr. Beleuchtung hies. Stadt. Die Firma Klingler- Barthel hat an ihrem Wasserwerk übrige Kraft, diese will sie zur Produktion von Elektrizität verwenden. In die Mitte der Stadt soll eine elektrische Leitung kommen und von da sollen die Nebenleitungen ausgehen. Ein Glühlicht für die Straßenbeleuchtung soll 25 Kerzenstärken haben und einen extra konstruierten Schirm. Eine komplete Lampe samt Sicherung kommt für die Hausleitungen auf 16—24 ^ zu stehen, die Beleuchtungskosten betragen pro Stunde 2'/,
— Dem Vernehmen nach hat das K. Ministerium des Kirchen- und Schulwesens angeordnet, daß der Tag des Geburtsfestes Seiner Majestät des deutschen Kaisers fortan an den Volksschulen des Landes allgemein als schulfreier Tag zu behandeln ist. Die Abhaltung besonderer Schulfeiern an diesem Tag ist den einzelnen Schulvorständen überlassen.
Herrenberg, 20. Jan. Infolge seiner Erwählung zum Oberamtspfleger hat Stadtschultheiß Sauter sein Amt, dem er 34 Jahre lang Vorstand, niedergelegt. Die Neuwahl ist auf 16. Februar an- beraumt.
— Herzog Albrecht vonWürttemberg ist durch Se. Maj. den König zum überzähligen Major befördert worden.
Stuttgart, 23. Jqn. Die Sammlung von Petitionen mit Unterschriften gegen die Aufhebung des Jesuitengesetzes ist in Württemberg zum Abschluß gelangt. Dieselbe hat ein sehr günstiges Ergebnis gehabt, die Zahl der Petitionen wie der Unterschriften ist namhaft größer als vor zwei Jahren, (1000 Petitionen mit 146 681 Unterschriften gegen etwa 800 Petitionen mit 1,23 000 Unterschriften im Jahre 1890).
Stuttgart. Im Königsbau ist gegenwärtig eine ganz eigenartige Art von Malerei zu sehen. Eine junge Dame, Fräulein Theresia Rombello, produziert sich daselbst im Sandmalen, d. h. die Künstlerin hat chemisch präparierten Dünensand in den verschiedensten Farben, vermittelst dessen sie vor den Augen des Publikums in erstaunlich kurzer Zeit allerlei Gemälde auf die hölzerne Staffelei hinzaubert. Besonders gelungen sind die Stillleben, aber auch Porträte und Landschaften werden gemalt; ein großer Teppich, fein gemustert, nur aus Sand gemalt, verdient allseitige Beachtung. Die Dame benützt zum Malen nur ihre Hände, durch welche sie mit anerkennenswerter Geschicklichkeit den farbigen Sand gleiten läßt und die oben angeführten Gegenstände herstellt.
— Auf Anregung des Württ. Landesfischereivereins wird dem „Wochenblatt für Landwirtschaft" zufolge eine Zanderzuchtanstalt in Vaihingen auf den Fildern errichtet, welche schon im nächsten Frühjahr angebrütete.Zandereier abzugeben in der Lage sein dürfte. Nachdem die baulichen Einrichtungen getroffen sind, werden im Februar laichreife Zucht-
Jeuitlet on.
Demaskiert.
Nachdruck verboten.
Eine Karnevalsgeschichte von Erich zu Schirfeld.
(Schluß.)
Elf Uhr. — Hoch gehen die Wogen der Freude, nur zwei Augen blickten traurig in das summende Gewühl. Armer Kurt! An eine Säule gelehnt steht er und wartet, vergeblich leuchtet im Knopfloch seiner Matrosenjacke das rote Band. Er schilt sich einen Narren. Schon zwanzigmal beschloß er nach Hause zu gehen, bleibt aber doch und trinkt ein Glas nach dem andern, denn „als Narr bist du ja hier an deinem Platze" denkt er grimmig. „Geduld, Kurt," flüsterte ihm eine Stimme Plötzlich ins Ohr. Wer war das? Doch nicht etwa der rote Domino, der soeben am Arme eines schwankenden Türken an ihm vorüberging? Das Paar entschwand im Gewühl, bevor er es noch recht gesehen hatte.
In einem der eleganten Nsbenräums sitzen die Vertreter und Vertreterinnen aller Zeiten und Völker und zechen. Dort läßt ein alter Türke, dem Koran zum Hohn, die Champagnerpfropfen knallen und hastig stürzte er den perlenden Trank hinab. Im Arme hält er eine blonde, orientalisch gekleidete Maid, deren Gestalt «in roter Domino verhüllt, aber unter der Maske blitzen feurige Augen und im goldgelben Gelock leuchtet eine weiße Rose. „Weib," flüsterte der Türke, „Rose von Schiras, bei den Freuden des Paradieses — sei mein!" Seine Sinne sind umnebelt und sein Atem fliegt. „Laß mich," erwidert das Mädchen leise.und macht sich los. „Meinst du, ich wußte nicht, daß du bereits eine andere liebst?"
„Was.kümmern mich andere," ruft er lachend, „ich liebe dich, dich mehr als sie Alle. Und hätte ich tausend Frauen —-bin ich nicht ein Sohn MohamedS? — Du sollst die erste sein in meinem Hause und die Königin meine» Herzens!"
„Nun wohl, so fange dir deine Sklavin!" kichert die Schöne und ist chm
schnellen Fußes entflohen. — Anfangs ist er verblüfft, bald aber rafft er sich auf und eilt ihr nach. Der rote Domino leuchtet ihm voran wie ein irrender Stern, dem er folgen muß.
Tante Sophie vernimmt hastige Schritte sich der Thüre nähern, jetzt pocht es leise und eine Stimme ruft: „Öffnet, schnell, schnell!" Es ist Hans. „Gott, meine Ah»ung, entfährt es der erschreckten Tante, während sie aufspcingt und den Riegel der Thüre zurückzieht. Da stürmt Hans herein, reißt sich den Domino ab, legt ihn der Tante um. „Bitte, stehen bleiben!" raunt er der wie gelähmt Dast-Henden hastig zu und verschwindet, sein erschrockenes Schwesterchen vor sich hervrängend, hinter den schützenden Blattgewächsen. Kaum sind beide geborgen, als auch der Türke schon die Loge betritt. „Hi ha ha!" lachte er heißer, „hier also ist dein Asyl, schöne Sklavin! Aber matte nur, du wildes Vögelchen, jetzt habe ich dich gefangen und werde dich nicht wieder frei geben!" — Bei dem Klange dieser Worte ist Tante Sophie kraftlos auf ihren Stuhl gesunken. Sie will sprechen, aber Per Atem stockt in ihrer Brust und im Kopfe wirbeln die Gedanken durcheinander. Der Tücke hat sich vor ihr auf ein Knie niedergelassen und ihre Hände m die seinigen genommen. „Höre mich," spricht er, „höre mich, du schönstes aller Weiber! Noch Hase ich dein holdes Gesicht nicht ganz enthüllt gesehen, aber deiste Augen, Augen, wie sie nur Eine hat, sagen eS mir und mit dem Instinkt des Kenners fühle ich e», daß du schön bist. „Ja, Mädchen, ich liebe dich! Komm mit mir. daß ich dich zur Hexrin meines Hauses mache!" Tante Sophie erbebte b.S ins Mark. Es war w.rklich der Baron von Hrnkelwitz, der da vor ihr auf den Knien lag und ihr Herz und Hand
anbot. Ihr? -In dm Schläfen pochte ihr jagendes Blut — doch Ruhe,
Ruhe, Sophie! Sie überlegte.
„Und wer bist du Sohn des Orients?" fragte sie endlich. Der Baron stutzte : Diese Stimme-aber nein, das war ja Wahnsinn, war ja unmöglich!
„Run denn," sprach er unsicher, „wenn du e» durchaus wissen willst, ich — ich bin — nun meinetwegen : ich bin der Rentier Schmidt," stieß er hervor.