Rißtifsen von einem unbekannten Manne überfallen. Das eine konnte sich noch flüchten, während das an­dere von dem Lotterbuben überwältigt, gebunden und seiner Barschaft beraubt wurde. Die von dem ersten Frauenzimmer zu Hilfe gerufenen Ortsbewohner verjagten den Uebelthäter. In kurzer Zeit ist dies schon das viertemal, daß derartige Verbrechen teils versucht, teils verübt wurden.

Saarbrückens Jan. Heute sind nur 6283 Mann angefahren, während 23,000 streiken. Das Schießen aus Revolvern dauert fort. Ein Berg­arbeiter wurde wegen Aufreizung verhaftet. Eine spätere Meldung besagt: Seit gestern wird in sämt­lichen Gruben nur auf einer um 8 Uhr früh beginn­enden und nachmittags um 4 Uhr schließenden Schicht gearbeitet, damit die anfahrenden Arbeiter besser ge­schützt werden können.

Berlin, 2. Jan. Die Abreise desKaisers nach Sigmaringen erfolgt am Sonntag abend über Halle, Reichenhausen, Würzburg, Mergentheim und Ulm. Die Ankunft in Sigmaringen wird Mon­tag mittag 1 Uhr geschehen. Die Rückreise erfolgt am Mittwoch früh über Villingen, Offenburg, Karls­ruhe, wo der Kaiser von mittags 1 Uhr bis abends 10 Uhr verbleibt. -

Bern, 4. Jan. In der eidgenössischen Pulver­fabrik Worblaufen ist das Gebäude infolge einer Explosion von Schießbaumwolle in die Luft ge­flogen. Ein Arbeiter wurde getötet. Der Schaben ist bedeutend.

Petersburg, 5. Jan. Der Zar ordnete wegen des in verschiedenen Gouvernements herrschen­den Notstandes den sofortigen Beginn vieler Straßen- und Eisenbahnbauten an und verbot die Einstellung fremder Arbeiter.

Die andauernde Kälte verursacht ischon da und dort mancherlei Nor und Verlegenheit. Ein besonderer Uebelstand ist das Zufrieren der Abflußröhren aus den Küchen. Heißes Wasser hilft «absolut nichts; im Gegenteil: die Eismassen werden dichter und nicht selten platzen die Röhren. Es giebt .ein einfaches und unfehlbares Mittel zur Abhilfe. Wenn man täglich 2 bis 3 mal ewige Hände voll Salz in die Gußsterne, resp. Röhren wirft, so bleiben sie sicher, auch bei der strengsten Kälte, vor Zugefrieren «bewahrt. Völlig eingefrorene Röhren öffnen sich bald, wenn ein entsprechendes Quantum Salz aufgestreut Lvird. Da man hiezu das sehr wohlfeile sogenannte Viehsalz benützt, so sind die Auslagen sehr gering > Aerger und Verdruß, auch Schaden bleiben erspart, i

Die Sylvesterkarpfen desKaisers Eine hübsche Geschichte von Kaiser Wilhelm I., die noch wenig bekannt sein dürfte, wird von Berliner , Blättern mitgeteilt. An einem Sylvesterabend hatte l man dem hohen Herrn Karpfen aufgetragen, der ihm so mundete, daß er wieder alles Erwarten mehr da­

von verlangte. Dem Befehle konnte man jedoch nicht mehr gerecht werden, da im Palais nicht ein Stück­chen Fisch mehr vorhanden war.Wie viel Pfund kauft man denn eigentlich für meine Küche?" fragte der Kaiser, als ihm dieser Bescheid wurde.Einen Zentner, Majestät", lautete die Antwort.Schön", entgegnet« der Monarch,so kaufe man am nächsten Sylvester ein Viertelpfund mehr, damit ich mich satt essen kann.

Aus dem Ries schreibt man der Augs­burger Ab.-Ztg.: Es ist in letzter Zeit viel geschieben worden über Hexen- und Aberglauben anläßlich der Teufelsaustreibung in Wemding. Wer jahrelang in dieser Gegend wohnen muß, kann sich täglich davon überzeugen, wie tief das Vertrauen auf Geheimmittel und dämonische Einwirkungen in allen Dingen in dem Volke von heidnischen Zeiten her noch wurzelt und genährt wird. Bei Menschen- und Tier­krankheiten, Diebstählen, Sachbeschädigungen u. s. w. suchen die Leute Hilfe bei Geistlichen over bei sog. Hexenbannern". Einige mir persönlich bekannte und glaubwürdig mitgeteilte Vorkommnisse will ich zur j Bestäü.wna des Gesagten anfügen: Eine Frau in ^ Sck. « Gänse gekauft. Als die ersten Federn aus e waren, verletzten sich die Tiere durch

Beiße, p o^ß mehrere derselben einige Tage blutige , Köpfe herumirugen. Die Ursache davon konnten sich > die Eigentümmer nicht sogleich erklären, deshalb war den Gänsenetwas angethan". Der Ortspfarrer wurde gerufen und nachdem die Tierebenedicirt" waren, verhielten sie sich ruhig im Stall, denn die von den Gänserichen am meisten Verfolgten wurden von den andern getrennt, was man vorher unterlassen hatte. DiesesVerbeißen" kommt bei jungen Gänsen öfters vor, sobald die Federn das erstemal zum Rupfen reif werden. Im Dorfe S. wurde im § vergangenen Jahre der Geistliche von einer ledigen, ! bejahrten Weibsperson 7mal zuBeschwörungen" ge- ^ rufen. Das einemal hatte man ihrer ZiegeLäuse . gemacht", das anderemal zeigten sich in ihrem Hause i viele Maueraffeln (Oniseus wurarius), die ihrBöses wollten" und so fort. In Hochstadt, Gemeinde ^ Hausen, wohnte eine protestantische Schäferin, welche ' die verschiedensten Krankheiten heilen kann. Dieselbe : hatte einen großen Zulauf besonders aus dem benach- ! darren Württemberg, wohin sie nun auch ihren Wohn­sitz verlegt hatte. Dieselbe muß, so sagen und

glauben die Leute, vor Tagesanbruch in Evas Kostüm an einem fließenden Gewässer Gebete sprechen, um : ihre Wunderkraft zu erhalten. Bei Kuren braucht ! sie nur den Namen des Kranken auf ein Blatt weißes ! Papier zu schreiben. Dann nimmt sie ein Hühnerei, ! umwickelt dasselbe mit einem Spinnfaden und legt ! es einige Augenblicke auf glühende Holzkohlen. Aus ! der Zahl der abgebrannten Fadenringe erkennt sie > dasFieber". Zerspringt das Ei, dann kann der j Kranke nicht mehr geheilt werden. In dem württ. Dorfe Kirchheim wohnt ein Kurpfuscher, der sich Tier- ! arzt und Sektionsmeister nennt. (Die Leute kennen I ihn unter dem NamenHexenbauer von Kircha").

Derselbe heilt nicht nur alle Uebel an Menschen und Tieren, sondern zeigt auch jedem Bestohlenen das Bild des Diebes durch einen Spiegel, lieber die Zahl und Art der Fälle, in denen derKünstler" in der ganzen Gegend, besonders auch in Mittelfranken, zu Hilfe gerufen wird, könnte man Stoff zu Büchern sammeln. Nur eine in der neuesten Zeit erlebte That- sache will ich anführen -: Einer Bäuerin in Herblingen wurden am vergangenen zweiten Weihnachtsfeiertage mehrere 1000 ^ gestohlen, die sie in ihrer Dach­kammer aufbewahrt hatte. Das erste war, daß sie sich nach Kirchheim fahren ließ, um den Dieb zu er­mitteln., Was sie in dem Spiegel gesehen hat, er­fährt man nicht, wie immer. Die Leute sagen nur, es sei sehr grausig". Die Thäter haben sich mitt­lerweile selbst verraten, sind aber dann ausgerissen. Hätte es die Frau mit der Anzeige bei der Polizei so eilig gehabt wie beimHexenbauer", dann wären die Diebe (Burschen aus dem Nachbarhause) wahr­scheinlich sogleich hinter Schloß und Riegel gebracht worden. Schließlich sei noch bemerkt, baß dieserOr. Eisenbart" von Kirchheim sich gut bezahlen läßt für seine Dienste. Er hält eigenes Gespann, reist das ganze Jahr, weiß in jedem Dorfe Personen, die an seine Kunst felsenfest glauben oder bei denen erfürs Geschäft" Erkundigungen einzieht.

Liebe kennt kein Gesetz. Aus Wa­shington wird der New-Porker Staats-Zeitung ge­meldet : Gouverneur Mac Kinley war im Gespräche mit Schatzamts-Sekretär Foft er in des letzteren Bureau, als dem Sekretär eine der jetzt so zahlreichen Anfragen in Einwanderungsangelegenhelten vorgelegt wurde. Es handelte sich darum, daß ein junger New- Aorker Deutscher seine Braut auf ein voraus­zubezahlendes Billet herüberkommen lassen wollte, um dann in Washington Hochzeit zu machen. Vorausbezahlte Billets sind jetzt verpönte Dinge, und eine Braut könnte etwa unter das Kontraktarbeiter- Gesetz entfallen. Jedenfalls aber stand die Quaran­täne-Frage im Wege, denn nur Bürger können herein­kommen , ohne 20 Tage lang auf der Reede geschüt­telt zu werden, und eine Dampfer-Gesellschaft wird sich hüten, wegen eines vorausbezahlten Billets das Risiko zu laufen, eines ihrer Schiffe der Quarantäne auszusetzen. Ehe also das betreffende Billet hinüber­gesandt würde und das junge Mädchen die Reise an­träte, wollte man gerne wissen, wie das Schatzamt sich zu dem Fall verhalten würde. Daher die An­frage. Sekretär Foster betrachtete sich den Fall nach­denklich von allen Seiten und wandte sich dann an Gouverneur Mac Kinley, dem er die schwierige Frage auseinandersetzte. Der Gouverneur von Ohio meinte, es wäre wohl kein großes Unglück für die Vereinigten Staaten, wenn die junge Braut nach. Washington käme.Aber das Gesetz, Gouverneur, das Gesetz?" sagte Sekretär Foster zweifelnd.Liebe kennt kein Gesetz!" erwiderte Mac Kinley prompt. Der Schatz-- amts-Sekretär lachte und entschied zu Gunsten des. Gesuchs. Der Bräutigam kann also seinen Schatz, kommen lassen.

ämtlichk ökkiitllitmliqlillgkll.

Der Ausschuß des Volksvereins hier hat auf unsere Er­klärung vom 29. v. Mts.Zum Schulhausbau" in Nr. 2 d. Bl. eine Erklärung abgegeben, in welcher die von uns gegebene Dar­stellung teils als nicht richtig, teils als nicht wahr bezeichnet wird.

Dem gegenüber geben wir die bündige Versicherung ab, daß unsere Darstellung in allen Punkten vollstän­dig auf Wahrheit und thatsächlichen Vorgängen be­ruht. Wir bezeugen dies mit unseren Namensunterschristen und fügen noch bei, daß das zuerst geplantegroße" Schulhaus nur um 3 Klassenzimmer größer geworden wäre, als das im Bau begriffene.

Auszüge aus den Gemeinderatsprotokollen werden wir dem Volksverein zur Verfügung stellen, er mag sie veröffentlichen, wir haben keine Veranlassung dazu.

Calw, den 5. Januar 1893.

Hemeinderat.

Haffner. Giebenralh. Kfrommer. Stroh. Schwarpnaier.

Aohnmayer. Keller. Kraushaar. Schund.

Bub. Bozenhardt. Hayd. Aderhaff. Zahn.

Gleisnntcrhaltiiugsaccord.

. Die Handarbeit zur Bahngleisunterhaltung auf der Straße

CalwPforzheimWildbad und dem Zweiggleis zum M Rothenbachsägwerk ist für 1803 in Teilstrecken zu verdingen.

' Lusttragende tüchtige Unternehmer werden hiemit Unge­

laden, die Bedingungen hier oder bei den Bahnmeistern in Hirsau und Neuenbürg einzusehen und ihre mit amtlichen Zeugnissen über Leistungsfähigkeit und Vermögen belegten Angebote, welche in Prozenten der Bedingnisheftpreise ausgedrückt sein müssen schriftlich, verschlossen und mit der Aufschrift:Angebot auf Gleisunterhaltung" spätestens bis zum Eröffnungszeitpunkt, Samstag, den 14. Januar 18V3, vormittags 9'/. Uhr, dahier einzureichen.

Pforzheim, den 5. Januar 1893.

K. W. Retriebsbauamt.

Schmidt. _

Neuenbürg.

Steiulieferurrgs-Accord.

Am Freitag, den 13. Januar 1803, nachmittags 2 Uhr,

wird auf dem Rathaus in Liebenzell die Lieferung bezw. Beifuhr der pro I. April 1893/94 zur Unterhaltung folgender Straßenstrecken erforderlichen blauen Muschelkalksteine im Abstreich vergeben, nämlich:

1) Straße GrunbachUnterreichenbach, Markung Grunbach, 42 obm.

2) Straße SchömbergLiebenzell, Markung Oberlengenhardt 14 cdw, Unterlengenhardt 36 cbm.

Hiezu werden Liebhaber eingeladen.

Den 5. Januar 1893. Oberamtspflege.

K ü b l e r.