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Bäche stark angeschwollen und an vielen Stellen über ihre Ufer getreten; das ganze Wiesenthal war überschwemmt; die Leutenbacher konnten nur auf dem Umwege über Nellmersbach hierher gelangen. Die hiesige und die Leutenbacher Mühle mußten ihren Betrieb vorübergehend einstellen.

Gunningen OA. Tuttlingen, 24. Okt. Heute wurde durch den Landjäger Köhnlein von Seitingen der verheiratete 26 Jahre alte Johann Münch, Har­monikamacher von Thuningen wegen gefährlicher Körperverletzung verhaftet und an das K. Amtsgericht Tuttlingen abgeliefert. Derselbe hat gestern Sonntag abend auf der Straße zwischen Durchhausen nach Gunningen ohne allen Anlaß dem Mathias Bertsche, Mühlemacher von hier, einen gefährlichen Stich mit seinem Taschenmesser ins Genick versetzt, so daß der­selbe arbeitsunfähg geworden und das Bett hüten muß.

Aus dem Ehinger Oberamt, 24. Okt. Die eingetretene kältere Jahreszeit hat schon ein Opfer gefordert. Eine ältere Frauensperson von Kirchen, die Botendienste im benachbarten Orte verrichtete, wurde erfroren aufgefunden.

Ulm, 26. Okt. Der Pferdehändler Nathanael Löbstein wurde wegen Körperverletzung, Widerstand gegen die Staatsgewalt und nächtlicher Ruhestörung, verübt am 28. Juni d. I. im Hotel zum Hirsch Hier­selbst zu 2 Monaten Gefängnis und zu 200 Geldstrafe verurteilt. Sein Begleiter Viehhändler Löffler, wurde wegen Beleidigung eines Schutzmanns zu 10 Geldstrafe verurteilt. Beide haben die Kosten je hälftig zu tragen.

Ellwangen, 26. Okt. Unsere Höhen, sowie Felder und Wiesen sind heute mit Schnee bedeckt. Die Jagst überflutet das Thal.

Biber ach, 26. Okt. In der letzten Nacht wurde im Hause des Kaufmanns M. in der Kronen­straße dahier ein schwerer Einbruchsdiebstahl verübt. Als derselbe heute früh seine Läden öffnete, fand er die Thür zur Kassenstube erbrochen und die Kasse um den Betrag von mehreren hundert Mark beraubt. Eine daneben befindliche, einen größeren Barvorrat enthaltende Schublade ist der Beachtung des Ein­brechers entgangen, auch die Waren ließ derselbe un­berührt. Der in der letzten Nacht wütende Föhn­sturm hat das Vorhaben des Diebes begünstigt.

Patenkirchen, 21. Oktober. Vergangenen Freitag ging der k. Forstwart L. Meggendorfer von Partenkirchen in seinen Bezirk. Am Sonntag nach­mittag um die fünfte Stunde krachten 'vier Schüsse unmittelbar nacheinander dann war es still. Meggen­dorfer kehrte nicht wieder in seine Diensthütte, wie er es vermutet hatte. Am nächsten Morgen deckte der Schnee die Leiche eines braven Staatsdieners. Nur sein treues Hündchen war bei ihm. Und das Hündchen hielt aus drei Tage und vier Nächte lang in Kälte ohne Nahrung und am vierten Tage ver­teidigte es seinen toten Herrn gegen die, welche nach

langem Suchen ihn endlich gefunden. Ein Mord war verübt! Des Unglücklichen Patronen sind weder aus dem einen, noch aus dem anderen Laufe abge­schossen.

Blankenburg a. Harz, 25. Okt. Heute wurde eine große Hofjagd veranstaltet, bei welcher der Kaiser 8 Stück Rotwild, 70 Stück Schwarzwild erlegte und 2 Sauen eigenhändig abfing. Am Abend wurde bei Fackelschein auf dem Schloßhofe die Strecke besichtigt. Die Stadt war heute abend glänzend erleuchtet. Nach herzlicher Verabschiedung von dem Prinzregenten von Braunschweig trat der Kaiser die Rückreise nach Potsdam an. Die zahlreich versammelte Menschenmenge brachte dem Kaiser begeisterte Be­grüßungs-Kundgebungen dar.

Straßburg, 23. Okt. Auf dem Schloßplatz vor dem Münster spielte sich am Samstag abend eine aufregende Szene ab. Gegen 9 Uhr kam der junge Malergehilfe Rödel angeheitert bei der Oberpost­direktion vorbei, wo er umfiel. Der Militärposten, ein Mann des 14 Pionier-Bataillons in Kehl, befahl ihm, aufzustehen. Rödel fragte den Posten, ob er in der Langenstraße sei? Als der Posten ihm er­widerte, das wisse er nicht, nannte der Angeheiterte ihn einen Esel und grünen Jungen. Der Posten verhaftete ihn darauf und stellte ihn ins Schilder­haus. Zahlreiche Menschen sammelten sich an und ein Unteroffizier befragte den Posten über den Grund der Verhaftung. Diesen Augenblick benutzte der an­getrunkene Malergehilfe und lief schleunigst auf das Münster zu. Der Posten schoß. Die Kugel schlug in das Münster ein. Direkt in der Schußlinie liegt die Pförtnerwohnung des Münsters und die Feuer­wache; alle Zugehörigen derselben waren in Lebens­gefahr, ganz abgesehen von den Vorübergehenden. Der Flüchtling wurde von zwei Unteroffizieren wieder ergriffen und zum Schilderhaus zurückgeführt. Die- Blätter erörtern lebhaft den Vorgang.

Köln, 25. Okt. DieKöln. Volksztg." mel­det aus Trier: Durch den ersten starken Schnee- fall ist die Weinernte gestört; auch in der Eifel und in dem Hochwald ist seit Sonntag Schnee­fall eingetreten.

Berlin, 25. Okt. Auf der Straße ge­storben ist gestern Abend gegen 6 Uhr der lang­jährige Küchenvorsteher Kaiser Wilhelms I., Herr Louis Gaidan. Der Verstorbene ist im Jahre 1832 in Nimes geboren und wurde in Folge der Vorliebe des Kaisers für französische Küche bald nach der Thronbesteigung nach Berlin berufen. Nach und nach arbeitete er sich zum Chef der kaiserlichen Küche empor und begleitete seinen kaiserlichen Herrn meistens auch auf Reisen. Nach dem Tode Kaiser Wilhelms I be­hielt er sein Einkommen bei und wurde bei der Her­richtung der Hoftafel noch vielfach zu Rate gezogen.. Gestern Abend wollte der alte Herr bei einem Hof­friseur seine Teilnahme an einer Hochzeitsfeierlichkeit zusagen, siel aber in der Bendlerstraße plötzlich vom Schlage getroffen tot zu Boden. Gaidan, der eine

und dadurch da und dort an den Wasserwerken Schaden angerichtet. Das Wehr der Beichleschen Sägmühle wurde vollständig fortgeriffen. An der oberen Brücke stauten sich die Stämme derart, das die Wildbader­straße beim Postgebäude überschwemmt war und der Verkehr zu stocken drohte. Nur den angestrengtesten Bemühungen gelang es, die Stämme den Fluten zu entreißen.

Alten steig, 27. Oktbr. Am Montag wurden bei einem Treibjagen im Revier Simmersfeld 11 Rehe und 6 Hasen erlegt. Vorgestern wurde bei Besenfeld ein Hirsch mit 73 und gestern bei Simmers­feld ein solcher mit 80 Kilo Gewicht erlegt.

Stuttgart, 26. Okt. Wie wir vernehmen, werden Seine Königliche Majestät Sich auf Einladung Seiner Majestät des deutschen Kaisers am 30. ds. Mts. zur Teilnahme an der Feier der Einweihung der neurestaurierten Lutherkirche nach Wittenberg begeben und Tags darauf wieder nach Marienwahl zurückkehren.

Freudenstadt, 24. Okt. Als Nachtrag zu der seiner Zeit gebrachten Notiz, wonach ein Kind des Kronenwirts Weickert hier infolge Mißhandlung gestorben ist, kann mitgeteilt werden, daß auch der Vater des Kindes anläßlich seiner beim K. Land­gericht Rottweil stattgehabten Vernehmung in Unter­suchungshaft behalten wurde. Große Erbitterungen über diese ruchlosen Mißhandlungen herrscht in hies.

Einwohnerschaft.

Reutlingen, 26. Okt. Der gestrige Herbst- viehmarkt war trotz der sehr ungünstigen Witter­ung gut befahren und entwickelte sich bei lebhafter Nachfrage, insbesondere nach Fettvieh, ein lebhafter Handel. Dem Markt waren zugeführt 320 Paar Ochsen, 300 Stück Kühe und 400 Stück Schmalvieh.

Die Preise bewegten sich für ein Paar fette Ochsen zwischen 7001000 für Kühe 250350

das Stück, für Rinder 120200 ^ das Stück.

Sogenannte Raupen wurden mit 80150 das Stück bezahlt. Auf der Bahn wurden nach dem Markt 27 Wagen Großvieh verladen. Der Schweine- markt hatte eine Zufuhr von etwa 200 Stück Läuferschweinen und 400 Stück Milchschweinen. Erstere erzielten 3055 das Stück, Milchschweine 12 bis 20 ^ das Stück. Auch hier ging der Handel recht lebhaft zu steigenden Preisen.

Pfullingen, 23. Okt. Im Dachstock der Wirtschaft zum Spittel brach ein Brand aus. Das Dienstmädchen hatte sich vor Schlafengehen in ihrer Kammer noch mit Stricken beschäftigt und war dabei eingeschlafen, inzwischen hatte ihr Bett Feuer gefangen.

Glücklicherweise erwachte das Mädchen noch so zeitig, daß es mit Hilfe der geweckten Hausbewohner gelang, das Feuer, welches schon die ganze Bettlade ergriffen hatte zu löschen und so größeres Unglück zu verhüten.

Winnend en, 26. Okt. Infolge der anhalten­den Regengüsse am gestrigen Tage und besonders während der vergangenen Nacht sind unsere beiden

meine Großmutter war unterdessen gestorben und Gilbert Andre sollte in Labrador verunglückt sein jedenfalls war er verschollen. Herr Palma wußte, daß ich arm war und nichts an die Erreichung meines Endzieles wenden konnte, aber er besann sich nicht einen Augenblick, den Fall anzunehmen und demselben all' seine Energie zu widmen. Inzwischen hatte ich Engagement an einem kleinen Theater gefunden in einer Benefiz-Vorstellung erhielt ich zum ersten Mal eine größere Rolle und damit war mein Glück als Schauspielerin gemacht. Die Zeitungen feier­ten mein Talent, das Publikum verwöhnte mich und ich fühlte mich elend und unglücklich. Ein Jahr war verstrichen, seit ich von der zweiten Heirat meines Gatten erfahren und in Folge einer Unterredung mit Herrn Palma fuhr ich nach V., um mir von dem Prediger Hargrove die Licenz zu erbitten. Er gab mir dieselbe nicht, sondern erklärte mir, er müsse das Dokument, das übrigens bei ihm sicherer sei als bei mir, zu seiner Rechtfertigung aufbewahren. Eine Kopie, welcher er noch eine weitere Erklärung samt seinem Siegel beifügte, händigte er mir aus. Er hatte warme Theil- nahme für mich und versprach mir auch, sich Deiner im Notfall freundlichst anzu­nehmen; wenige Stunden nachdem ich die Pfarrei verlassen, ward ein Einbruch verübt und die Licenz wurde gestohlen erst viel später habe ich erfahren, daß der alte Pfarrer mich im Verdacht hatte, das Dokument entwendet zu haben.

Dich hatte ich, sobald meine jetzt reichlich fließenden Mittel es gestatteten, in einem ausgezeichneten, von Nonnen geleiteten Pensionat untergebracht. Dort wußte ich Dich wohlaufgehoben und so konnte ich ungestört meinem Berufe leben.

Auf einer Gastspielreise in Chicago hatte ich mich übermäßig angestrengt und als ich an einem Abend das Theater verließ, brach ich auf der Straße bewußtlos zusammen. Meine Dienerin rief nach Hilfe und ein ältliches Ehepaar, welches des Weges kam, nahm sich meiner liebreich an. Du errätst, daß es Herr und Frau Walter waren; sie bestanden darauf, mich in ihrem bescheidenen, aber unendlich be­haglichen Heim zu verpflegen. Als ich genesen war, machte ich Beiden den Vor­schlag, mich auf meinen Reisen zu begleiten, und seitdem haben wir uns nicht mehr

getrennt. Herrn und Frau Walter danke ich es, daß mir so manche Anfechtung erspart blieb, welche Bühnenkünstlerinnen nur zu leicht nahe tritt. Als Du zehn Jahre alt warst, folgte ich einem vorteilhaften Gastspielantrag nach Europa und seitdem bin ich noch nicht wieder nach Amerika gekommen.

Nur noch Weniges, freilich das Bitterste, bleibt mir zu berichten; ich spielte hier in Paris die Amy Robsart in dem Drama Kenilwort und erblickte an jenem Abend zum ersten Mal nach dreizehn Jahren meinen Gatten!

Er erkannte mich nicht, fühlte sich aber von meinem Spiel und meiner Auffassung seltsam gefesselt und verwandte keinen Blick von mir. Gegen seine zweite Gattin mehr als gleich gütig, empfand er keinerlei Gewissensskrupel, sich der Schauspielerin mit offener Bewunderung zu nähern; sobald leine Wünsche in Frage kommen, giebt es für ihn kein Hinderniß und so wußte er am Morgen nach meinem Auftreten zu mir zu dringen. Er sprach seine leidenschaftliche Bewunderung in einer mich bitter verletzenden und die Rechte seiner zweiten Gattin mit Füßen tretenden offenen Weise aus und ich wies ihn zurück. Dies stachelte seine Eitelkeit all­abendlich saß er in der Prosceniumsloge und verfolgte jeden Blick, jede Bewegung mit einer mich beängstigenden Kühnheit. Die Ueberreizung meines Nervensystems warf mich schließlich nieder bei einer Vorstellung von Heinrich dem Achten, in welcher ich die Katharina gespielt, brach ich auf der Bühne zusammen und die Aerzte empfahlen mir vollständig Ruhe und Schonung. Auch für meine Lunge fürchtete man und ich stimmte dem mir verordneten Aufenthalt in Italien willig zu, als ich erfuhr, daß ich dort den Vater meines Gatten, den General Douglas, finden würde. Ich wußte, daß Robert leidenschaftlich und hoch spielte und enorme Summen ver­loren hatte; ich wußte auch, daß sein reicher Schwiegervater in Folge rascher Spe­kulation einen großen Teil seines Vermögens eingebüßt, sowie daß Robert ohne Vorwissen seines Vaters das Stammgut in Amerika mit hohen Hypotheken belastet: hatte und durch geschickte Unterhändler brachte ich diese Hypotheken in meinen Besitz,.

(Fortsetzung folgt.)