M 138. Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk (Lalw. 67. JühiMU-.

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Erscheint Di en - ta g , Donnerstag und SamStag.! Die Einrückungsgebühr betragt im Bezirk und nächster Um» >> gebung S Pfg. die Zeile, sonst 12 Pfg. 1

Samstag, den 29. Oktober 1892.

AbonnemenkSpreiS vietteljährlich tv der Ska t so Pfg. und so Vfa. TrSgerlohn, durch di- Post bezogen Mt. l. rb, sonst tu gnn, Württemberg Mt. 1. «d.

Amtliche Bekanntmachungen.

Drlranntmachnng.

In Martiusmoos und Sommenhardt ist die Maul- und Klauenseuche wieder erloschen.

Calw, den 26. Oktober 1892.

K. Oberamt.

Lang.

Bekanntmachung,

betreffend die Vornahme einer Viehzählung für das deutsche Reich am 1. Dezember 1892.

Unter Bezugnahme auf die Ministerialverfüg- ung vom 7. September ds. Js. (Reg.-Bl. S. 471), mit welcher sich die Ortsvorsteher vertraut zu machen haben, wird Nachstehendes angeordnet:

1. Gemäß Z 3 der cit. Minist.-Verf. ist in jeder Gemeinde durch den Gemeinderat und in der Regel aus dessen Mitte eine Zählungskommission unter dem Vorsitz des Orlsvorstehers zu bestellen, welche spätestens am 1. November ds. Js. in Thätigkeit zu treten hat.

2. Bezüglich der Austheilung und Wieder­einsammlung der Hauslisten (Formular ^.) wird auf Z 4 daselbst verwiesen. Es können zu diesem Geschäft auch freiwillige Zähler verwendet werden, falls ortskundige, gewissenhafte und befähigte Ein­wohner sich hiezu bereit finden.

Die Vertheilung der Hauslisten darf erst er­folgen, wenn sie mit der Hausnummer, dem Namen des Hausbesitzers oder -Verwalters und einer laufen­den Nummer versehen und sodann diese Nummer, sowie der Name des Hausbesitzers oder -Verwalters in die Gemeindeliste (Formular L) eingetragen sind.

3. Die ausgefüllten Häuslisten sind von der

Zählungskommission zu prüfen, ev. zu berichtigen; ihr Inhalt ist nach der Reihenfolge ihrer laufenden Nummern in die Gemeindeliste (B) einzutragen.

Die Einträge sind sodann ohne Unterscheidung der einzelnen Gemeindeparzellen zusammenzurechnen und ist das Ergebnis der Aufnahme von der Zählungs­kommission zu beurkunden. (Z 5).

4. Die erforderlichen Formularien werden als­bald versandt werden.

5. Bezüglich der Bestellung der Zählungs- lommission ist dem Oberamt spätestens bis 31. ds. Mts.' unter Angabe der Namen der Kommissions­mitglieder Vollzugsanzeige zu erstatten.

6. Me abgeschlossene Gemeindeliste mit sämt­lichen Hauslisten ist spätestens bis zum 15. Januar 1893 an*-das Oberamt einzusenden.

Calw, den 28. Oktober 1892.

K. Oberamt.

____ Lang.

Krimimimachung.

Die unterm 15. Sept. ds. Js. (Bez.-Amtsbl. Nr. 111) wegen Wassermangels verfügte Beschränkung des Floßbetriebs auf der Nagold auf die 3 Tage Dienstag, Donnerstag uns Sonntag wird hiemit wieder aufgehoben.

Calw, den 28. Oktober 1892.

K. Oberamt.

Lang.

Cages-Ueuigkeüen.

Calw, 28. Okt. Die Zahl der Preisbewerber bei der heutigen Viehprämiirung war infolge der in vielen Orten des Bezirks herrschenden Maul- und Klauenseuche eine verhältnismäßig kleine; nur 9 Farren

und 11 Kalbeln waren den Preisrichtern zur Beur­teilung vorgeführt; es kamen Preise zur Austeilung 1) für Farren, ein 1. Preis (25 ^) an Jakob Angerhofer, Farrenhalter, Althengstett, ein 2. Preis (20 ^) an O. Goez auf Hof Dicke,j ein 3. Preis (15 ^) an Farrenhalter Stepper in Ober- haugstett, ein 4. Preis (10 °^L) an Peter Talmon ('Armee in Neuhengstett; 2) für Kalbeln an Gg. Nonnenmann, Althengstett und Gutsbes. Oet- tinger in Calw je ein 1. Preis (25 °^), O. Goez auf Hof Dicke und Jakob Kömpf, Stammheim, je ein 2. Preis (20 °^), Hugo Rau in Calw, Blaich in Stammheim und Ernst in Stammheim je ein 3. Preis mit 15, 15 und 10 -/A, ein 4. Preis an Chr. Kirchherr, Stammheim (10 -^). An der Ausstellung von landwirtschaftl. Maschinen beteiligten sich mehrere Maschinenbauer von Zuffenhausen, Ulm, Donzdorf, Gräfenhausen und namentlich aus Stadt und Bezirk. Ausführliches hierüber wird der Bericht in nächster Woche bringen. Bei der am Nachmittag im Saale des bad. Hofes vorgenommenen Lotterie fielen die ersten 10 Preise in, der Reihe auf folgende Nummern: 1163, 1746, 1180, 1001, 1403, 546, 205, 1861, 1388, 1377.

Calw. Zapfensammeln. Sicherem Ver­nehmen zu Folge ist der seither angeordnet gewesene Ausschluß verheirateter Männer vom Samensammeln in Staatswaldungen durch Verfügung des K. Finanz- Ministeriums zurückgenommen worden. Die Zapsen- sammler werden diese Verfügung dankbar begrüßen.

Neuenbürg, 26. Okt. Die bis vorgestern sehr wasserarme Enz braust seit heute früh ganz ge­waltig daher. Ein in der Nähe von Calmbach los­gerissener Floß wurde von ihr thalabwärts geführt

^ k k k E 1 O . Nachdruck verbalen.

Dolorosa.

Roman von A. Wilson. Deutsch von A. Geisel.

(Fortsetzung.)

Eines Tages trug ich ein schweres Theebrett, glitt aus und stürzte über die ziemlich steile Treppe hinab auf den marmorbelegten Hausflur, wo ich bewußtlos liegen blieb. Der sofort herbeigerufene Arzt riet meiner Herrschaft, mich unverzüg­lich ins Spital bringen zu lassen, und dort wurdest Du am nächsten Tage geboren.

Es dauerte lange, bis ich mich erholte. Ich hatte den Fuß gebrochen und mußte wochenlang still liegen. In der Liste des Spitals figurierte ich als Minnie Merle; eines Tages erschien Peter Patterson, der meinen Aufenthaltsort ausgekund­schaftet hatte. Der Elende war halb betrunken und wurde hinausgeworfen, aber die Aufregung, in die mich seine Schändlichkeit versetzt hatte, zog mir «in heftiges Hirn- ffeber zu und wochenlang schwebte ich zwischen Tod und Leben. Einer barmherzigen Schwester, die Dich wie mich mit rührender Aufopferung pflegte, vertraute ich mich sofort an, als es möglich war, Dich fürs Erste bei mir zu behalten. Ich wußte, daß ich mich vor Patterson nur schützen konnte, indem ich von der Bilvfläche ver­schwand und so nahm ich, als ich das Spital verließ, der. Na pep Olivia Orme an so hatte eine Schwester meiner Großmutter gemäßen. Während ich am Hirn­sieber darniederlag, war mein Haar abraftert worden uyd als es wieder wuchs, war es blond, während ich früher dunkelbraunes Haar hatte; auch war ich stärker ge­worden und bedeutend gewachsen zählte ich dock kaum st, ,:hn Jahre, als ich mit Dir das Spital verließ Du warst damals d. ': Monate alt. Acht schrieb ich nochmals an meinen Gatten, teilte ihm Deine Geburt sowie msere hilflose Lage mit und beschwor ihn, zu mir zu kommen. Auch diesmal :am eine Antwort, wohl «der erhielt ich sämtliche Briefe, die ich geschrieben, zurück.

Als Du vierzehn Monate alt warst, gab ich Dich in Pflege und nahm wieder eine Stelle als Kammerfrau an; ich war geschickt und erhielt einen hohen Lohn, so daß es Dir an nichts abging. Im Laufe des Winters fanden im Hause meiner Herrschaft Proben zu einem Liebhabertheater statt; während der Hauptprobe ward eine der jungen Damen von plötzlichem Schwindel befallen und da ich sämtliche Proben mit angesehen hatte und jedes Wort der einzelnen Rollen auswendig wußte«- trat ich für den Abend an die Stelle der jungen Dame, um die Probe zu ermög? lichen. Das Resultat dieser Probe war, daß meine Herrschaft mir dringend riet, mich der Bühne zuzuwenden, und da man mir auf alle Weise die Pfade ebnete, be­sann ich mich nicht lange, sondern studierte in allen freien Stunden aufs Fleißigste. Als Du zweiundeinhalb Jahr zähltest, trat ein Ereignis ein, welches memen Charakter völlig veränderte; ich half bei Gelegenheit eines Soupers servieren und hörte den Neffen des Hausherrn, einen jungen Mann, der kürzlich von Europa zurückgekehrt war, zu einem Andern sagen:

Robert scheint jetzt endlich solid werden zu wollen er hat vor vierzehn Tagen geheiratet. Seine Frau sieht sehr gewöhnlich aus, soll aber enorm reich fein.*

Von wem ist denn die Rede?* fragte der Hausherr.

Von Robert Douglas, Onkel er hat die Tochter des reichen Bankiers Ames geheiratet. Die Hochzeit ist in Paris mit großem Pomp gefeiert worden und*

Mehr hörte ich nicht, die Flasche, welche ich gehalten, entglitt meinen Händen und ich sank ohnmächtig zu Boden.

Als ich die Besinnung wieder erlangte, war ich eine Andere geworden hart, bitter, mitleidlos dürstete ich nur nach Rache. Ich hatte Herrn Palma als einen der tüchtigsten Advokaten New-Iorks nennen hören, ich suchte ihn auf. teilte ihm meine Geschäfte mit, ohne den Namen meines Gatten zu nennen und bat um seinen Rat. Von einem Proceß wollte er einstweilen nichts hören, da ich absolut keine Beweise besaß das Stadthaus in V., wo die Licenz ausgefertigt worden war, hatten die Flammen verzehrt und waren sämtliche Men und Listen mitverbrannt;

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