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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk (Lalw.
67. Iahrgau-.
Erscheint Dt-„«lag, Donnerstag und Samstag. Die Einrückungsgebühr beträgt im Bezirk und nächster Umgebung S Psg. bi- Zeile, sonst 1L Psg.
Donnerstag» den 20. Oktober 1892.
Abonnement-preir vierteljährlich in der Stadt »0 Pfg. und 20 Pfg. Lrägerlohn, durch die Post bezogen Mt. 1. 1b, sonst t» ganz Württemberg Mk. 1. 8b.
Amtliche Bekanntmachungen.
An die (Ortsbehörden für die Ardriternersichernng.
Dieselben werden behufs der Feststellung der Gesamtzahl der neu zu beschaffenden Quittungskarten beauftragt, binnen 10 Tagen hierher zu berichten:
1. Wie groß die Anzahl der vorhandenen unver- wendeten Quittungskarten ist,
2. welches der Bedarf der Ortsbehörden an Quittungskarten,
a) bis 31. Dezember d. Js., d) im Jahre 1893, voraussichtlich sein wird.
Calw, den 18. Oktober 1892.
K. Oberamt. Lang.
Tages-Ueuigkeiten.
Schloß Friedrichshafen, 18. Okt., 9 Uhr vormittags. Bulletin: Ihre Majestät die Königin- Witwe haben gestern unter Tags ziemlich viel geschlafen, die vergangene Nacht dagegen war unruhig. Der Zustand ist im ganzen befriedigend.
Or. Stiegele.
Stuttgart. Die leidige Unsitte, Feuer mit Spiritus schnell anzufachen, hat gestern wieder einmal Unglück in eine hiesige Familie gebracht. Ein Dienstmädchen mit einem kleinen Kind auf dem Arme, goß, um dem Kinde sein Essen rasch zu wärmen, Spiritus ins Feuer; dabei fingen die Kleider der Unvorsichtigen Feuer und sie erlitt so erhebliche Brandwunden, daß sie ins Katharinenhospital verbracht
werden mußte. Auch das kleine Kind ist durch das Feuer beschädigt worden.
— Nach einem im „Staatsanz." enthaltenen Steckbrief ist der 39 Jahre alte Fuhrmann und Bauer Johann Schempp von Langenau der kürzlich berichteten Ermordung des Kunstmüllers Gerson Herz in Billigheim (Baden) dringend verdächtig. Schempp hat am 16. d. mittags Langenau verlassen, angeblich um ins Bayerische zu gehen. Auf der Nase soll er eine kratzartige Verletzung und auf der Lippe eine Narbe haben. Vermutlich habe er noch mehrere Verletzungen, die aus seinem Kampf mit dem Ermordeten herrührten. Als mitverdächtig ist die Schwester Schempps, die früher bei Herz im Dienst war, in Langenau verhaftet und an das Amtsgericht Mosbach abgeliefert worden. Sie soll am Arm eine Bißwunde haben, die sie von einem Pferd erhalten haben will. — Zu derselben Mordsache meldet die „Neue Bad. Landesztg.": „Unter dem Verdacht, den Mord > an dem Fabrikanten Herz bei Billigheim ausgeführt zu haben, wurden dessen Frau und Buchhalter verhaftet." Wie inzwischen dem „Schwäb. Merk." aus Ulm gemeldet wird, hat sich Schempp heute nacht in einem Wäldchen bei Langenau erhängt. Die Schwester hat die Beteiligung an dem Morde eingestanden. Die Verhaftung der Frau Herz und des Buchhalters wurde durch das Geständnis der Schempp veranlaßt. Es ergiebt sich, daß Frau Herz, ihres Mannes überdrüssig, ihr früheres Dienstmädchen, deren Schweigen zu erkaufen sie schon früher Grund gehabt hatte, samt deren Bruder zur Ermordung ihres Mannes gedungen hat.
Tübingen. Am Sonntag, den 9. Oktober, abends zwischen 7 und 8 Uhr, wurde zu Glems
OA. Urach die Christiane Fauth auf ihrer Hausstaffel, während sie in das Haus einzutreten im Begriff stand, von unbekannter Hand hinterrücks niedergeschlagen. Sie konnte sich noch in ihre Wohnung schleppen, brach jedoch dort bewußtlos zusammen und verstarb in der Nacht, ohne wieder zu sich gekommen zu sein. Ein starker, 2 Meter langer Prügel wurde am Ort der That aufgefunden. Der Verdacht der Thäterschaft lenkte sich zuerst auf den 18 Jahre alten Johann Jakob Fauser von Glems, weil dieses die Fauth schon mit Totschlag bedroht hatte und an seiner Juppe verdächtige Blutspuren gefunden wurden. Nachdem er einige Tage verhaftet war, meldete sich der Sohn der Getöteten mit dem Geständnis, daß er seine Mutter erschlagen habe im Zorn über deren Trunk- und Händelsucht. Die Mutter Hab« noch in der Woche vor ihrem Tod seinem Vater heimlich Aepfel beseitigt, um den Erlös dafür zu vertrinken, und als ihm dies sein Vater in der Traubenwirtschaft am 9. Oktober nachmittags mit der Aufforderung erzählt habe, die Mutter wegzuschaffen, habe er die Wirtschaft verlassen, um seiner Mutter den Kopf zu verschlagen. Er habe das Haus verschlossen gefunden; als er aber kurze Zeit gewartet habe, sei die Mutter gekommen, und nun habe er mit dem rasch ergriffenen Prügel ihr einen Schlag aus den Kopf versetzt. Sohn und Vater Fauth sind verhaftet.
Rottenburg, 16. Okt. Heute Nacht ku-z vor 10 Uhr ertönten wieder die Feuersignale. Es brannte bei den sog. „Unterwäffern", in einem eng gebauten Viertel. Ein dreistöckiges, von fünf, zum Teil armen Familien bewohntes Haus brannte mit seinen Vorräten nieder. Ohne unsere Wasserleitung wären in dem eng gebauten Teile noch mehrere Häuser
^ ^ 1 ^ ^ 6 1 9 . Nachdruck verbaten.
Dolorosa.
Roman von A. Wilson. Deutsch von A. Geisel.
(Fortsetzung.)
XXVIII. Kapitel.
„Frau Orme — Ihr Bett ist unberührt — Sie haben gar nicht geschlafen — fühlen Sie sich krank oder fehlt Ihnen sonst etwas?"
„Nichts, Anna — ich war nur aufgeregt. Sind Briefe angekommen?"
„Ja — deshalb störte ich Sie so früh — sehen Sie nur ein dickes Packet aus Amerika."
.Geben Sie her," rief Frau Orme hastig, und während Frau Walter sich geräuschlos zurückzog, erbrach die Künstlerin das von Herrn Palma an sie gerichtete Schreiben.
Plötzlich brach es wie ein schluchzender Schrei von den Lippen der Lesenden ttnd in die Kniee sinkend, rief Frau Orme inbrünstig:
„Allmächtiger Gott, ich danke Dir — endlich — endlich ein Lichtstrahl!"
Herr Palma schrieb, nach jahrelangem, fruchtlosem Suchen sei es ihm endlich gelungen, Peter Patterson ausfindig zu machen und ein volles Geständnis von dem Manne zu erzwingen. Patterson habe ein von Zeugen beglaubigtes Dokument ausgestellt, in welchem er erklärte, die schändlichen Anklagen gegen Robert Douglas' Gattin auf Veranlassung des Generals Douglas, welcher ihn für seine Aussagen bezahlte, ausgesprochen zu haben und beinahe zugleich mit dieser Enthüllung, welche Frau Orme's Charakter in so glänzender Weise rechtfertigte, war der verlassenen Gattin ein zweiter mächtiger Bundesgenosse erstanden. Gilbert Andre, der Studiengenosse des jungen Douglas, welcher lange Jahr« verschollen gewesen, war plötzlich
in Washington aufgetaucht; Andre hatte seiner Zeit der Trauung seines Freundes mit Minnie Merle als Zeuge beigewohnt und war auf Herrn Palma's Aufforderung sofort bereit gewesen, die betreffenden eidlichen Erklärungen abzugeben.
Außer der sehr ausführlichen Mitteilung des Advokaten fand sich in dem Packet auch ein Schreiben Patterson's.
„Regina sieht Dir nicht ähnlich, Minnie," schrieb Patterson, „und das gereicht ihr bei mir zum Vorteil, denn Dich Haffe ich wie die Sünde! Du hast mein Leben zerstört und mich elend gemacht, indem Du meine Liebe von Dir wiesest, um Dich an den Schurken, der Dich verraten hat, wegzuwerfen; als Regina mich mit ihren großen Augen ansah und ruhig sagte, wenn sie von Dir höre, ich sei ihr Vater, werde sie mir gegenüber voll und ganz ihre Pflicht thun, da wußte ich, daß man sich auf ihr Wort verlassen könne und sie that mir leid. Ich erweise ihr freilich einen sehr zweifelhaften Gefallen, indem ich bestätige, daß sie die Enkelin des Generals, eines verlogenen, intriganten alten Sünders ist, aber schließlich hat sie doch ein Recht auf den Namen Douglas und das soll ihr werden! Daß mein Bekenntnis auch Dir zu gute kommt, stört mich freilich, aber ich muß es geschehen lasten, will ich nicht das arme Kind schädigen. Bei Regina magst Du Dich bedanken, nicht bei mir, denn wir Beide haben nichts mehr mit einander zu schaffen."
Als Frau Walter nach etwa einer Stunde ins Zimmer trat, lag Frau Orme noch immer auf den Knieen und schluchzte bitterlich:
„Was ist denn geschehen?" fragte die alte Dame bestürzt, „enthielten die Briefe keine guten Nachrichten?"
„O doch — die besten, die ich je erhalten — ich werde mein Kind bald sehen und meine schwere Aufgabe in aller Kürze gelöst haben. — Jetzt bitte ich Sie, Herrn Walter zu rufen — ich habe mit >hm zu sprechen."
Während die alte Dame sich hastig entfernte, schrieb Frau Orme ein kurzes Billet an den General, in welchem sie ihm mitteilte, ihr Impresario habe ihr soeben geschrieben und sie gebeten, schleunigst nach Paris zu kommen, da die Einstudierung