i
i'
!
MZWW
EMM
UKWML
MBsWA
KWBWI
WW
Ms-
ZÄW
M'MW
ZNA
o.S!
SM
W^Ü!
M 123.
Amis-
und Anzeigeblatt für den Bezirk (Lalw.
67. Jahrgang.
Erscheint Dt en S t a g , Donner-tag und SamStag. Die Einrückungsgebühr beträgt im Bezirk und nächster Um« gebung 9 Pfg. die Zeile, sonst 12 Pfg.
Dienstag, den 18. Oktober 1892.
Abonnrmenttprri» vierteljährlich in der Stadt »0 Pfg. und SO Pfg. Trägerlohn, durch die Post bezogen Mk. 1. IS, sonst i» hauz Württemberg Mk. 1. Sb.
Amtliche Wekanntmachnngerr.
An die Schullheißeniimter.
Da die Anzeigen über den Ausbruch der Maul- und Klauenseuche immer noch der erforderlichen Vollständigkeit entbehren, so werden die Schultheißenämter angewiesen, in denselben insbesondere folgende Punkte darzustellen:
. 1) Zeitpunkt des ersten Verdachts des Seuchenausbruchs,
2) Zeitpunkt der Anzeige des Seuchenausbruchs,
3) Ergebnis der sofortigen Ermittlungen über die Entstehungsursache der Seuche (häufig: gemeinschaftlicher Weidegang, gemeinschaftliche Tränke, /Betreten des Gehöfts durch Personen, welche in einem verseuchten Gehöft waren, Ankauf von Vieh, welches den Ansteckungsstoff in sich hatte),
4i Angabe der Zahl psd des Gesundheitszustandes, sowiö des Standorts 'der vorhandenen Wiederkäuer und Schwenke« in den verschiedenen Stallungen des Gehöfts. d
5) Angabe ob oie Lage «M> Verwendung de^ verseuchten Ställe (z. Be als Gaststallungen, als Farrenställe) noch besondere Maßregeln notwendig machen, namentlich gründliche Desinfekfipn (auch von Wegen, Brunnenplätzen rech. ^
Nach der oberamtlichen Anordnung der Sperrmaßregeln für den ersten Seuch'enausbruch ist der diesbezügliche oberamtliche Erlaß (welcher zurückzubehalten ist) ck>ei jedem weiteren Ausbruch dem betr. Viehbesitzer als auch für ihn giltig urkundlich auf dem Erlaß zu eröffnen und daß dies geschehen, bei Erstattung der Seuchenanzeige zu bemerken.
Die Anzeigen über das Erlöschen der
Seuche müssen eine Bemerkung darüber enthalten, ob die Voraussetzungen der Aufhebung der Sperrmaßregeln, nämlich, daß sämtliche Tiere gesund und seit 14 Tagen kein neuer Erkrankungsfall mehr eingetreten ist, bei dem betreffenden Gehöft zutreffen.
Calw, den 14. Oktober 1892.
K. Oberamt.
Lang.
Tages-Ueliigkeiten.
-e- Neubulach. Der Artikel in der Samstagnummer ist dahin zu ergänzen, daß die hies. Gemeinde zu ihrer Wasserleitung vom Staat 800 von der Zentralkasse für Feuerlöschwesen ebenfalls 800 zusammen also 1600 erhalten hat.
Alten steig, 12. Okt. Gestern wollte ein hies. Gastwirt einen Wagen mit Most nach Nagold führen. Unterwegs, als der Zug vorbeifuhr, wurden die Pferde scheu, und der Wagen samt Fässern rollte den Abhang hinab. Bedeutender Schaden entstand nicht. — Die Maul- und Klauenseuche greift immer mehr um sich und tritt überall gefährlich auf. Schon wohl 2 Dutzend Stück Vieh, mitunter sehr schönes Vieh, mußten verlacht werden. Allgemein ist die Ansicht, daß die Krankheit nicht allein Maul- und Klauenseuche sei und daß der Staat für die gefallenen Stücke Entschädigung gewähren sollte. Allein in Spielberg sind 14 Stück Vieh verlacht worden. Heute ist der Besitzer einer gefallenen^Kuh mit dem „Geräusch" derselben zum Oberamtstierarzt, er will nach Rücksprache mit diesem nach Stuttgart, um durch einen Sachverständigen dorten die Krankheit des gefallenen Tieres feststellen zu lassen.
Stuttgart, 15. Okt. Heute vorm. 10 Uhr
vereinigten sich die Vertreter der hiesigen Kunstgenoffen- schaft, die HH. Bildhauer Hermann Bach, Regierungs- Baumeister Eisenlohr und Professor Haug, mit den HH. Professor Hildenbrand aus Florenz und Prof. Diez aus Dresden zum Zwecke der Begutachtung der Entwürfe für ein Kaiser-Wilhelm- Denkmal. Den Delegierten lagen die bekannten Entwürfe von Bausch-Neckelmann und Klein vor. Ueber die Richtung des Gutachtens ist jetzt nichts bestimmtes bekannt geworden. Auf Grund des Gutachtens, das von diesen Künstlern zu erwarten ist, wird dann im Laufe der nächsten Woche das Komite für das Kaiser-Wilhelm-Denkmal seine Beschlüsse fassen.
Eßlingen, 14. Okt. Daß unser einheimisches Obst jedem anderen (schweizer, Tyroler rc.) bei Mostbereitung vorzuziehen ist, haben Mostproduzenten dieses Jahr nach einfachen Proben festgestellt. Während 1 Ztr. Renrsthalodft 35 Liier Most gab, stellte sich der Mostertrag vom fremden Obst auf höchstens 32 Liter. (Somit dürfte die Preisdifferenz etwa 45—55 betragen).
Kirchheim u. T., 13. Okt. Heute wurden dem Teckboten mehrere lebende Maikäfer übergeben, dieselben sind nicht ausgegraben worden, sondem wurden auf der Erdoberfläche gefunden. Gewiß ein seltener Fall im Monat Oktober.
Backnang, 13. Okt. Der 21jährige Gehilfe auf dem hiesigen Rathaus, Karl Rall von Eningen, nahm am vergangenen Samstag auf einige Tage Urlaub. Er kehrte indessen nicht zurück. Es stellte sich nun heraus, daß er Alters- und Jnvaliditätsgelder, Strafen rc. in der Höhe von ca. 1000 aus der Kanzlei des Kommissärs sich angeeignet hat. In einem
6 r 11 6 to . Nachdruck verbaten.
Dolorosa.
Roman von A. Wilson. Deutsch von A. Geisel.
(Fortsetzung.) '
Regina meinte in die Erde sinken zu müssen; Herr Palma blickte sie forschend an und sagte dann:
„Als Ihr Vormund darf ich wohl Ihrerseits volles, rückhaltsloses Vertrauen beanspruchen — wie lautet die Antwort, welche Sie Ihrem „Bruder Percy" zu geben gedenken, Regina?"
„O Herr Palma — Ihre Fragen sind eine Qual für mich," stammelte Regina.
„Wie so? Was soll das heißen? Sie haben doch Herrn Lindsay's Antrag abgelehnt?" l
^ „Nein, Herr Palma!" ^
„Lilly — spannen Sie mich nicht auf die Folter — Sie können nicht ja gesagt haben!"
Wie ein Aufschrei rang eN sich von seinen Lippen; Regina blickte nicht auf und leise sagte sie:
„Ich habe die Entscheidung meiner Mutter überlaffen."
„Soll das heißen, daß Sie, falls Ihre Mutter zustimmt, den Missionar zu heiraten gedenken?"
„Ja," murmelte sie mit erloschener Stimm«.
Herr Palma war leichenblaß, aber seine Augen flammten, und zornig sagte er:.
„Allem Anschein nach war ich albern genug, Ihre Erklärung, Sie liebten den jungen Mann nicht, für baare Münze zu halten-"
„O, Herr Palma!" rief Regina, seine Hand umklammernd, „ich wollte Sie nicht täuschen — sprechen Sie nicht so hcpcksind so verächtlich mit mir."
„Haltet wir uns an das FaktumZMegma — als ich Ihnen den Antrag meines Vetters übermittelte und Sie fragte, ob Ihre Weigerung, seine Gattin zu werden, in Ihrer Neigung zu einem Andern begründet sei, stellten Sie dies entschieden in Abrede."
„Damals kannte ich mein eigenes Herz nicht, Herr Palma." ,
«Ah — Ihre Neigung für Herrn Lindsan begann in dem Augenblick, da er Ihnen einen Antrag machte?"
„Glauben Sie, was Sie wollen, nur halten Sie fest, daß ich Sie nicht ab- sichtlich täuschte."
Di- Verzweiflung in dem bleichen Gesichtchen rührte Herrn Palma. Q
„Lilly," sagte er ernst, aber gütig, „wir müssen einander nicht mißverstehend Haben Sie Herrn Lindlay wirklich lieb?"
„Er ist so gut, daß ich mich glücklich schätze, wenn er mich begehrt."
„Und lieben Sie ihn nächst Ihrer Mutter am meisten auf der Welt?"
»Ich " glaube — es."
„Lilly — blicken Sie mir in's Gesicht — Sie lieben diesen Mann genügend, um seine Gattin werden zu wollen?"
„Ich wünsche ihn glücklich zu machen."
„Ja oder nein — lieben Sie den Missionar?"
„Sein Glück ist mir so teuer, daß —"
„Wer fragt darnach! Ja oder nein — lieben Sie den Geistlichen, oder giebt es noch eine andere Person, die Sie mehr lieben?"
Der Park mit allen Bäumen schien sich um Regina zu drehen und halb b«, sinnuntzilos stammelte sie:
„Sie haben kein« Berechtigung, in dieser Weise zu fragen - ich werde nicht antworten!"