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berichtet: Seine Majestät derKönighat gestern auf der Pürschjagd einen stattlichen Zwölfer erlegt. Außerdem wurden noch drei Brunsthirsche auf Pürsch- gängen geschossen.
— Im Laufe des Jahres wird in Bissingen a. d. Enz eine elektrische Arbeitsübertragung von 150 Pferdekräften auf 2 luv ausgeführt werden und soll die übertragene Kraft zum Betriebe der Walzenmühle von E. Rommel in Bissingen verwendet werden. Es ist die größte installierte elektrische Arbeitsübertragungsanlage in Württemberg.
Bönnigheim, 28. Sept. Heute früh 6 Uhr ist hier infolge eines vor einiger Zeit in Baden erlittenen Schlaganfalls Kommerzienrat A. Amann im Alter von 68 Jahren gestorben.
Heilbronn. Gestern wurde in Anwesenheit des Regierungspräsidenten von Häberlen eine außerordentliche Sitzung der bürgerl. Collegien abgehalten, wobei der Regierungspräsident Mitteilungen über den vom Amt suspendierten Oberbürgermeister Hegelmaier machte. Nach der in 9 Abteilungen zerfallenden Anklageschrift obwaltet kein Zweifel, daß seine Amtsentsetzung außer Frage gestanden haben würde. Nachdem nun aber das Medizinalkollegium unter Zuziehung des Vorstandes einer Irrenanstalt ein einstimmiges Gutachten dahin abgegeben hat, daß Hegelmaier für geisteskrank und als Querulant zu erklären sei, meinte der Regierungspräsident, daß es im Interesse der Würde der Stadt liege, etwas für den kranken Mann zu thun, obwohl sie hierzu nicht verpflichtet sei. Zu Behufs zu machender Vorschläge ev. auch über die Höhe einer zu bewilligenden Pension wurde eine Kommission eingesetzt. Wie es heißt, soll übrigens die Mehrzahl der Mitglieder der bürgerlichen Kollegien für Gewährung einer Pension an Hegelmaier gestimmt sein.
Schramberg. Bezüglich der Eröffnung unserer Bahn wurde der Samstag, 8. Okt., für die offizielle Festfahrt und der folgende Tag für die Eröffnung des allgemeinen Betriebes festgestellt.
Balingen, 28. Sept. Auf gestrigem hies. Herbstmarkt haben die Preise eine nennenswerte Besserung nicht erfahren, Handel in Jungvieh war aber lebhaft. Der geringe Ertrag der Oehmdernte, welcher in hiesiger Umgegend noch durch Mäusefratz beeinträchtigt wurde, nötigt viele Landwirte, den ohnedies starren Viehstand wesentlich zu reduzieren und unter allen Umständen abzusetzen, was man auch im sonstigen Geschäftsverkehr sehr, in den Fleischpreisen aber nur wenig spürt. Rindfleisch kostet hier 54 --Z, Schweinefleisch 66 pr. Pfd. Für ^/<jähr. Rind wurde gestern bezahlt: 30—40 halbjährige 60—70 jährige 100—110 nähige Kalbinnen
200—250 frischmelkige Kühe 170—200 Zugochsen von 500—900 fette Ochsen 900—1000 Milchschweine 20—32 ^ pr. Paar.
Wilhelmsdorf, 27. Sept. Heute nachmittag 3 Uhr fand hier die Beerdigung Dr. Theodor Georgiis statt. Als Vertreter der deutschen Turnerschaft hatten sich 30 Turner eingefunden; speziell
waren vertreten die Turnverein« Altshausen, Biberach, Buchau, Eßlingen, Jsny, Leutkirch, Ravensburg, Saulgau, Ulm, Waldsee und Weingarten. Eine Deputation überbrachte der Familie die Teilnahmsversicherung der Turnerschaft. Präzis 3 Uhr nahm die Trauerfeier ihren Beginn. Des geistlichen Amtes waltete am Grabe der hiesige Pfarrer, der Sohn des Verblichenen. Nach Beendigung des kirchlichen Aktes trat der heutige Vertreter der deutschen Turnerschaft, Stadtrat Frey aus Ulm, an das frische Grab, um dem einstigen Führer Worte des innigen Dankes darzubringen und die wohlverdienten Lorbeeren niederzulegen. Ihm folgte namens der schwäbischen Turnerschaft der stellvertretende Kreisvertreter Schwarz aus Eßlingen; im Auftrag des oberschwäbischen Turngaues legte der Vorstand Albrecht am offenen Grabe den Ehrenkranz nieder. Weitere Kränze wurden niedergelegt vom 10. Turnkreis, von Elsaß-Lothringen, von der Familie Kallenberg, von dem Ulm er Turngau, von den Turnvereine» Biberach, Friedrichshafen, Eßlingen, Ravensburg. Mit einem Choral wurde die ernste Trauerfeier vollendet.
— Ueber neue Choleraheilversuche erfährt die Kreuzzeitung näheres aus Hamburg. Resultatlos war die Methode Hueppes (Prag), der einen Pavillon mit 30 Betten erhielt; sein Verfahren blieb geheim, als aber die Erfolge ausblieben, ließ die Direktion die leer gewordenen Betten nicht wieder belegen. Derselbe Pavillon ist jetzt Prof. Klebs (Zürich) eingeräumt. Klebs gebraucht die Jmpf- methode; sein Mittel beruht auf denselben Grundsätzen wie das Tuberkulin. Endlich wird mit Chlorwasser experimentiert, womit allein Erfolge erreichbar schienen. Kranke, die bereits Lrichenkälte hatten, wurden durch Chlorwasser zu Schweiß und Bewußt-, sein gebracht.
— Ueber einen Doppelraubmord, der in einem Dorfe unweit Tremessen verübt worden ist, meldet die Bromb. Ztg.: Ein gräßlicher Mord hat sich am 16. ds. Mts. in Ofsowiecz zugetragen. Drei Brüder, Namens Stuczinski, begaben sich nachts in das Haus des Büdners F. und verlangten Geld von dem im Bette liegenden F. Der alte Mann beteuerte, er besäße nichts, sonst würde er ihnen das Verlangte geben. Nunmehr schlugen die 3 auf den Aermsten ein, bis er unter ihren Mißhandlungen verstarb. Seine Frau, welche auch im Bette lag, schrie: „Du Mörder bist ja einer von Stuczinski!* Auf diesen Ausruf meinten die Brüder, die Alte müsse auch totgeschlagen werden, sonst käme es heraus, wer die Mörder seien. Und nun wiederholte sich die Unthat an der Frau, die ebenfalls unter den Schlägen der 3 Mörder ihren Geist aufgab. Darauf legten die Thäter die Leichen auf den Strohsack, zündeten letzteren an und eilten davon. In kurzer Zeit war das Haus ein Raub der Flammen geworden. Her- beieilende Leute fanden die beiden Unglücklichen halb verkohlt unter den Trümmern. Der Polizei gelang es sehr bald, die Mörder festzunehmen.
Vermischtes.
Ein kaiserliches Verbot. Als vor 900 Jahren die Bereitung der Blutwürste in Aufnahme kam, erließ Kaiser Leo folgendes Verbot: „Es ist uns zu Ohren gekommen, daß man Blut in Gedärme wie in Säcke einpackt und so als ein ganz gewöhnliches Gerücht dem Magen zuschickt. Es kann unsere kaiserliche Majestät nicht länger zusehen, daß die Ehre unseres Staates durch eine so frevelhafte Erfindung blos aus Schelmerei freßlustiger Menschen geschändet werde. Wer Blut zur Speise umschafft, der wird hart gegeißelt, zum Zeichen der Ehrlosigkeit, bis auf die Haut geschoren und auf ewig aus dem Lande verbannt.*
Aus einem Manöverbrief. „. . . . Am dritten Tage bekamen wir Fühlung mit dem Feinde und Speck!*
Auch ein Diebstahl Es ist kaum glaublich, an was für Dingen sich unsere Langfinger vergreifen; nicht einmal die für den Betrieb eines Flohzirkus notwendigen Utensilien sind ihnen, heilig. Einem Berliner Schausteller sind vor einigen Tagen 30 Stück sehr kleiner, teils vergoldeter, teils echt silberner Wagen, in denen die Flöhe in der „Arena" herumfahren, gestohlen worden. Die Wägelchen repräsentieren einen Wert von etwa 300 ^ und der „Zirkusdirektor" hat die Kriminalpolizei ersucht, ihm bei den Nachforschungen nach dem Diebe behilflich zu sein.
Auch ein Milderungsgrund. Verteidiger: „Und dann, hoher Gerichtshof, möchte ich noch anführen, daß es der Angeklagte ist, dem wir diese juridisch so hochinteressante Verhandlung zu verdanken haben!*
, "'Bezahlt sich das Annoncieren? Auf ^flMese Frage geben die Mainzer Nachrichten mit nachstehender verbürgter Thatsache Antwort: „Ein Mann annoncierte, daß er demjenigen 5 ^ zahle, der ihm den größten Apfel zuschicken würde. In weniger als 14 Tagen hatte er 15 Säcke der prächtigsten Aepfel beisammen. Hierauf zahlte er vergnügt 5 ^ für den größten Apfel, den er erhalten."
Standesamt Kakw.
Geborene:
20. Sept. Emil Gustav, Sohn des Matthäus Braun,, Cigarrenarbeiters hier.
G etraute:
29. Sept. Hermann Ach er, Flaschnermeister und Luise Schill hier.
Gestorbene:
26. Sept. Karl Wilhelm St oll, Schneidermeisters
Ehefrau Luise Barbara geb. Weber hier, 56 Jahre alt.
27. . Karl Walz, Tuchmachers Ehefrau Rosine _ geb. Stierle hier, 73 Ja hre alt.
Gottesdienst
am Sonntag, den L Oktober.
Vom Turm 413.
Vorm.-Predigt: Herr Dekan Braun. Feier des heiligen Abendmahls. Nachmittagspredigt: Herr Dekan Braun.
„Gnädige Frau — haben Sie den Inhalt meines Briefe» in Erwägung gezogen?'
„Ja, Herr General," entgegnete die Dame gelassen; sie schien kein Auge dafür zu haben, daß der General ihr seine Hand entgrgenstreckte und nestelte nachlässig an dem in ihrem Haar befestigten Rosenzweig.
„Gnädige Frau", fuhr Douglas in wachsender Erregung fort, indem er seine flammenden Blicke fest auf seine schöne Gefährtin heftete, ich hoffe, Sir treiben nicht etwa Ihr Spiel mit mir?"
„Nein, Herr General, ich bin über da» Alter hinaus, in welchem man derartige Angelegenheiten spielend behandelt, des Lebens ernste Seite steht mir allzu deutlich vor Augen, als daß ich in einen Fehler verfallen sollte, welchen ich vor nicht langer Zeit an Ihnen rügte."
„O, erinnern Sie mich nicht an die schwere Kränkung, die ich Ihnen zugefügt, gnädige Frau", rief der General mit leidenschaftlicher Bitte; ich habe mir selbst schon die heftigsten Vorwürfe darob gemacht. Ich hoffe, Sie lassen meiner Selbsterkenntnis Gerechtigkeit wiederfahren und betrachten den Antrag, welchen mein gestriges Schreiben Ihnen brachte, als Sühne für eine Beleidigung die ich mir selbst nie verzeihen kann und werde."
„Ah — so wollen Sie Ihren Heiratsantrag nur in dieser Weise aufzefaßt wissen, Herr General."
,O nein — nein — Sie wollen mich absichtlich mißverstehen", war die hastige Entgegnung des Generals und dann fuhr er in flehendem Tone fort: „Spannen Sie mich nicht länger auf die Folter — sagen Sie mir, wa» ich zu hoffen habe! Ich habe Ihnen Alle« zu Füßen gelegt, «a» ei« Mann, ein Edelmann der Frau, die er über Alle» liebt und hochachtrt, bieten kann!"
Frau Orme'S marmorschönr» Gesicht erhellte sich und rin mattes, wenn auch eiskaltes Lächeln zeigte sich in Von eiskalt« Zügen.
„Rekapitulieren wir kurz die Thatsachen, Herr General", sagte sie endlich gleichmütig; „vor einigen Monaten boten Sie mir Ihr Herz, oder wenigstens Alles,, was Sie von diesem Artikel noch besitzen, und da ich dies Danaergeschenk entrüstet zurückwies, vervollständigten Sie Ihren Antrag gestern in der Weise, daß Sie mir nochmals Ihr Herz einschließlich Ihrer Hand und Ihres Namens — anboten. Ich schließe daraus, daß es im Allgemeinen in der Aristokratie nicht Sitte ist, Herz und Hand zusammen zu vergeben. Habe ich Recht?"
„Nein, tausendmal nein," rief er lebhaft und dann setzte er mit bebender Stimme hinzu: „Seien Sie barmherzig, Olivia, enden Sie diese verzehrende Ungewißheft !'
„Ihre Hand erhaschend, führte er dieselbe an seine Lippen und sie ließ eS ruhig geschehen. Dann blickte sie chm kalt und ernst ins Gesicht und sagt«:
„Sie bitten mich, Ihre Gattin zu werden und wissen doch ganz genau, daß ich keine Liebe für Sie empfinde, daß es daher andere und zwar eigennützige Motive sind, welche mich Ihrem Anerbieten geneigt erschein« lassen."
„Ich erwarte und verlange nichts weiter, als daß Sie meine Gattin werden," rief der General feurig; „auf mein Haupt falle die Strafe, wenn es mir nicht gelingen sollte, Ihnen Liebe für mich einzuflößen. Ich begehre nur Ihre Hand — Ihr Herz, Olivia, will ich mir schon erobern!"
„Und wenn Sie dennoch unterliegen?"
„Das fürchte ich nicht; Ihr Herz wäre das erst», welches meiner Bewerbung auf di« Dauer widerstände! Aber selbst wenn dies der Fall sein sollte — wenn Sie kühl und gleichgültig verharren, so wäre es schon Seligkeit für mich, in Ihrer Näh« wellen zu dürfen!"
„Eine Seligkeit, die Ihnen doch mit der Zeit vielleicht allzu teuer bezahlt erschein« dürste," sagt« di« schöne Frau spöttisch lächelnd; „das HeiratSgelübde kann unter Umständen zur hemmend« Feftal werden." (Harts, sdlgt.)