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verkauft 512 Stück mit einem Gesammterlös von 7494 Der Durchschnittspreis stellte sich bei den Lämmern pro Paar auf 20 fetten Hammeln 35 Der Handel war gedrückt, weil die Preise ziemlich zurückgingen gegen die Frühjahrspreise.

Baden-Baden, 8. Sept. Der Verbands­tag der Vereine für Einführung der Feuer­bestattung beschloß, dem Hamburger Senat die Erbauung von Notöfen in den Höfen der Cholera­spitäler (Feißt'sches System, Kosten 500 die Herstellung dauert 3 Tage) vorzuschlagen.

Man schreibt aus München, 7. Sept.: In der Nacht vom 27. auf 28. Juli c. wurden be­kanntlich dem im Hotel Steinmetz in Tegernsee wohnenden Fabrikbesitzer Schramm aus Offenbach a. M. aus einem Zimmer 6000 gestohlen. Dieser Tage nun wurden die beiden Söhne des Hotelbesitzers wegen dringenden Verdachts, diesen Diebstahl verübt zu haben, verhaftet und in das Tegernseer Amtsgerichtsgefängnis eingeliefert.

Berlin, 8. Septbr. Der Kaiser gab die Abhaltung der Kaisermanöv'er bei dem 13. (württemb.) und 14. bad. Armeecorps auf.

Hamburg, 7. Sept. Von gestern bis heute Mittag wurden gemeldet 702 Erkrankungen, 333 Todes­fälle, davon entfallen auf Dienstag 266 und 154, der Rest sind Nachmeldungen. (Heute Freitag erfährt man nur Gesamtziffern. D. R.)

Hamburg, 7. Sept. Nach einer Bekannt­machung des Senats gewährte derselbe dem Medizinal­rat Kraus die beantragte Entlassung aus dem Amt als Medizinal-Jnspektors und beauftragte den Physikus Reincke provisorisch mit Wahrnehmung der Geschäfte des Medizinal-Jnspektorats.

Hamburg, 7. Sept. Die Cholera ist seit gestern im Vororte Barmbeck in der Nähe des Friedhofs Ohlsdorf stärker aufgetreten. Die für die Notleidenden veranstalteten Sammlungen haben nahe­zu V- Million erreicht. Die Helgoländer Schiffer haben unter sich für die Hamburger Notleidenden 2000 ^ gesammelt.

Aus Brennerbad wird der N. Fr. Pr. vom 4. ds. berichtet: Ein aufregender Vorfall spielte sich gestern in unserem noch von Badegästen überfüllten Kurorte ab. Eine junge Dame, die Tochter des Universitätsprofessors und Arztes vr. Benedikt, wurde vermißt, nachdem sie morgens einen Spaziergang allein angetreten hatte. Nachmittags begannen die Nachforschungen unter Leitung des während der Sommersaison hier weilenden Badearztes vr. v. Kaan, eines tüchtigen Alpinisten. Partien von Führern und Arbeitern wurden nach allen Seiten- thälern und Höhen ausgesandt, vr. v. Kaan erstieg den westlichen Bergeshang, auf welchen ein schmaler Steig von der Thalsohle aufwärts führt, der sich je­doch bald verliert, da das ganz enorm steile Terrain

durch zerklüftete Felsen und durch zahlreiche Lawinen­gräben unwegsam ist; die ganze östliche Thalseite ist bewaldet und von schönen Spazierwegen durchzogen. Ferne Hilferufe führten nach mühe- und gefahrvoller Durchkletterung der schroffen Wände an die Stelle, wo die junge Dame in höchster Erschöpfung über einem tiefen Abgrunde sich festhielt. Sie war mor­gens dem oben erwähnten Pfade folgend aufgestiegen, verlor den Weg und irrte, einen Abstieg suchend, auf steilen Grashängen zwischen den Felsen hilferufend umher; ausgleitend, stürzte sie wohl 50 m tief hinab. Die Rettung ist nur dem Umstande zu danken, daß das aufgelöste Haar sich in einen Ast verfing und sie aufhielt, der tötliche Sturz in die Tiefe war sonst unvermeidlich. Mit Hilfe einiger Thalbewohner, die mit Steigeisen und Seil vr. v. Kaan nachgeklettert waren, und nach Labung der erschöpften Touristin gelang der schwierige Thaltransport bei strömendem Regen und bei bereits eingebrochener Finsternis. Außer einigen Kontusionen und dem Schreck trug die Gerettete keinen Schaden davon, trotzdem sie fast 10 Stunden gänzlich durchnäßt, ohne Nahrung in fürchterlicher Lage ausharren mußte. Wenige Stunden nach der Auffindung trat heftiger Schneefall ein.

Aus Palermo wird gemeldet: Schloß Re­ne lla bei Piana bei Greci wurde von einer 17 Mann starken Brigantenbande überfallen, welche den Eigen­tümer Baron Dara wegschleppen wollten. Derselbe war von seinen Dienern gewarnt worden und flüchtete rechtzeitig nach Palermo. Die Banditen plünderten das Gut und zündeten mehrere Gebäude an. In Vignanello in der römischen Campagna wurde der Gutsbesitzer Natili von Banditen ermordet.

lieber die Lebensweise in Cholera­zeiten enthält derSchw. M." einen Aufsatz, dem wir folgendes entnehmen: Keine Angst auch nicht beim Lesen zusammengesuchter Choleraberichte, Fort­setzung des Berufs. Vorsicht, Mut, aber auch keinen Leichtsinn. Fortführung der gewohnten vernünf­tigen Lebensweise, keine künstliche oder gesuchte. Ist die Cholera eingeschleppr worden, so hat nur einer das Wort und das ist der Arzt. In Cholerazeiten haben die Waschungen besonders sorgfältig zu ge­schehen und von größter Wichtigkeit ist: das Wasch­wasser soll vorher gekocht sein. Ein tüchtiger Haus­vater und eine für das Wohl ihrer Kinder besorgte Mutter sollten in Cholerazeiten alltäglich eine große Quantität Wasser, so viel als voraussichtlich zum Waschen und Trinken gebraucht werden wird, morgens aufs Feuer setzen und dann die abgekochte und wohl verschlossen gehaltene Wassermenge durch Eis kühl erhalten. Die Reinigung der Nägel und der Zähne muß gründlich mit guten Bürsten ausgeführt werden, und noch weniger darf man das Ausspülen der Mund­höhle vernachlässigen. Zu letzterem Zweck verwendet man am besten die Krystalle des übermangansauren Kalis, das ein ausgezeichnetes Desinfiziens und Des­

odorans ist, d. h. die Mundhöhle ebenso von fauligen Substanzen, wie vom schlechten Geruch befreit. An­gezeigt ist öfterer Wäschewechsel, das abgelegte Zeug, soll sofort mit Desinfektionspulver bestreut, oder noch besser, gleich gewaschen werden. Gegen keine Krank­heit vermag man sich so gut zu schützen als gegen Cholera. Von dieser beruhigenden Versicherung lasse man jeden Hausgenossen durchdrungen sein. Ein guter Nervenzustand ist ein wichtiger Hebel für die Widerstandsfähigkeit des menschlichen Organismus. Angst bringt die Nerven herunter und schwächt den Körper. Man widmet sich nach wie vor seinem Be­ruf ; kommt man in schlecht gelüftete Zimmer, so sorge man für Luftzutritt. Bemerkt man auf dem Wege stehende Spülwasser rc. so bringe man dies der Po­lizeibehörde zur Anzeige. Man vermeide den Genuß rohen Wassers, roher Milch und Sahne, überhaupt zählender Speisen, Butter, Käse, kalter Suppen, kalten Aufschnitts, Salate, Kuchen, Eis und rohes Obst. Vor Tisch reinige man die Hände nach der Sitte wirklich reinlicher Völker. In diesem Falle verwende man zu der Seife noch aus einer Flasche 5->/°iges Karbolmasser zu der Waschung. Wer ge­wöhnt istQuantitäten" zu sich zu nehmen breche etwas ab, so daß nur der wirkliche reele Hunger be­friedigt ist. Wenn die Mahlzeit vorüber, wasche man sich wiederholt die Hände und spüle sich mit gekochtem Wasser die Mundhöhle u. s. f. Da der Verfasser die in den Zeitungen zusammengetragenen Cholera­berichte für den Lefer als außerordentlich beängstigend und den Ausbruch fördernd erklärt, wollen wir hier abbrechen. Wenn Jeder diese und alle hier noch nicht aufgezählten Vorschriften befolgen würde, so fände der PassusFortführung der gewohnten ver­nünftigen Lebensweise" auf ihn keine Anwendung mehr. Wenn Desinfektionsmittel durch die geöffneten Fenster, aus der Wäsche und von den Händen duf­ten, wenn eine Menge sonst gewöhnter Speisen einem Menschen entzogen werden, so wäre es verwunderlich, wenn die Widerstandsfähigkeit seines Körpers auf Dauer dieselbe bleiben würde.

Standesamt ßalw.

Geborene:

24. Aug. Julie Kornelie, T. d. Friedrich Nonnen- macher, Mühlebesitzers hier.

30. . Karl Heinrich, Sohn des Karl Friedrich Ade

Schreiners in Stuttgart.

Gestorbene:

24. Aug. Christian Ludwig Kuom, Hotelbesitzer z.. Waldhorn hier.

Gottesdienst

am Sonntag, den 11. September. (Geburtsfest Ihrer Mas. der Königin Witwe.)

Vom Turm 364.

Vorm.-Predigt: Herr Stadtpfarrer Eytel. 1 Uhr- Christenlehre mit den Söhnen. 2 Uhr Bibelstunde im Vereiushaus: Herr Stadtpfarrer Eytel.

Bereitwilligste. Es war auch wirklich nicht schwer, der schönen Erscheinung Be­wunderung zu zollen; über das Mlasgewand von Vieil-Or-Farbe fielen kostbare Bra- banter Spitzen, in deren Falten versteckt einzelne matte Theerofen lagen, während ein prachtvoller Topasschmuck seine funkelnden Lichter über den blendend weißen Hals und die schneeigen Arme der jungen Dame warf. Das in Puffen aufgesteckte Haar war reich mit Goldpuder bestreut und einzelne lange Locken fielen tief über den vollen Nacken.

Olga Sie sind wirklich bezaubernd," sagte Regina tief aufathmend.

Olga knixte und sagte dann scherzend:In erster Linie verdanke ich mein brillantes Aussehen freilich dem großen Kleiderkünstler Vorth, der mir diese Toilette aus Paris geschickt hat, aber der Umstand, daß ich heute den ganzen Tag ruhig im Bette blieb und mich pflegte, trägt sicher auch sein Teil dazu bei. Gute Nacht, Kleine schlafen Sie wohl und träumen Sie etwas Schönes," schloß sie freund­lich, indem sie Regina umarmte und einen Kuß auf ihre Lippen drückte.

Ich warne Sie. Regina," sagte sie, plötzlich ernst werdend,Ihr Vormund legt Ihnen Schlingen und ehe sich das hübsche kleine weiße Kaninchen versieht, ist es gefangen. Gehen Sie zu Ihrer Mutter, Kleine ich rate Ihnen gut hier ist's nicht geheuer kür Sie! Gute Nacht!"

XX. Kapitel.

Regina war vernünftig genug, den rätselhaften Worten Olga's keine tiefere Bedeutung beizulegen wußte sie doch, daß die junge Dame in ihrer Lebhastigkeit gar oft mehr sagte, als sie verantworten konnte. Sie wartete, bis sie den Wagen, der Mutter und Tochter zum Ball führte, davonrollen hörte und dann eilte sie hin­ab in die Bibliothek, um die Zeit, da Niemand von der Familie zu Hause war, zu benutzen und das Harmonium, welches Herr Palms schon längst angeschafft hatte, zu probieren. Bisher hatte sich Regina noch nicht entschließen können, dies zu thun; freilich hatte Herr Palma, als da« Instrument gebracht worden, ihr gesagt, es sei speziell für sie bestimmt und er werde sich freuen, wenn sie er fleißig benutzen wollte,

aber ihre Befangenheit und Schüchternheit hatte sie bisher verhindert, ihre Studien wieder aufzunehmen, weil sie stets fürchtete ihr Vormund könne in seinem nebenan liegenden Zimmer sein.

Als Regina die Bibliothek, welche wie immer behaglich durchwärmt und hell erleuchtet war, betrat, bewegte sich die in Herrn Palma's Privatgemach führende Portiere, aber das junge Mädchen sah es nicht.

Ob ich wohl noch einen Choral singen kann?" murmelte Regina vor sich hin und wie in Beantwortung ließ sie gleich darauf das Vorspiel zuEin' feste Burg ist unser Gott" erklingen und setzte fest und sicher ein. Aber sie hatte sich doch zu viel zugetraut, eine heftige Erregung bemächtigte sich ihrer, als sie kaum den ersten Vers beendet hatte und die Hände auf den Tasten ruhen lassend, begann sie bitterlich zu schluchzen. Die Thränen erleichterten ihr Herz und sie hätte sich vermutlich noch länger dem langentbehrten Genuß, sich ungestört ausweinen zu dürfen, hingegeben, wenn nicht plötzlich die Portiere zurückgeschlagen worden wäre und der wohlbekannte Schritt ihres Vormundes Regina aufgeschreckt hätte. Hastig auf­springend, wischte sich Regina die Thränen aus den Augen und stammelte:

O Herr Palma ich wußte nicht, daß Sie zu Hause waren! Ich hatte schon gehofft, Sie würden auf den Ball gehen und mich vergessen!"

Es thut mir leid, das Sie mich nicht besser kennen, Regina," versetzte Herr Palma ernst;ich vergesse niemals meine Pflichten."

Als Herr Palma jetzt in den Bereich des Lichtes trat, sah Regina, daß er schon seinen Ballanzug trug:

War es Krankheit, die sie heute vom Diner fernbleiben ließ, Regina?" fragte- Herr Palma jetzt streng.

Nein Herr Palma ich war nicht krank."

Hm weshalb blieben Sie denn auf Ihrem Zimmer, wenn ich fragen darf.'"

Ich fühlte mich so sehr unglücklich."

(Fortsetzung folgt.)