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außergewöhnliches dort geschehen sein müßte. Die Leute standen heftig dreinredend in Gruppen vor den Häusern, während fortwährend einzelne Personen schreiend und gestikulierend über die Chausseen und und Dorfstraßen hin- und herliefen. In langer Reihe kamen andere Jnsaßen mit Gepäck beladen und schleppten auf Hand- und Kinderwagen allerlei Hausrat weg. Es sah aus, als ob die Leute aus­wandern oder einen Ausflug von längerer Dauer in die Stadt machen wollten. Jeder war reisefertig. Aber es war keine lustige Reisegesellschaft. Auf den Gesichtern der an uns vorüberstürzenden Menschen reiste etwas mit, das den Zuschauer beängstigte Furcht, Bestürzung, Todesschrecken, Kopflosigkeit, Grauen, Wahnsinn und Tod waren darauf zu lesen. 8aors bleu! Was ist hier passiert? fragte mein Freund einen der Ausreißer. Im Nu standen 6 oder 10 Menschen, Werber und Männer, um uns und schrien durcheinander. Man verstand zuerst nichts anders als die Worte: le eliolöra und Nousisnr Is malrs. Dann erzählten die Leute unter fortwähren­der namentlicher Benennung, es wären in den letzten acht Tagen 51 Personen an der Cholera in Sarcelles gestorben. Der Bürgermeister und an die 300 Ein­wohner seien nach allen vier Windrichtungen geflohen, und zwar der Bürgermeister zur Schweiz; er sei ein geborener Schweizer. Kaum einer der Flüchtenden habe nicht Familienglieder an der Seuche verloren. Das Dorf sei leer und verlassen oder werde es bald sein. Jeder nehme sein Bettzeug und seine Kleider

mit und flüchte. Der Totengräber sei gestorben und I sein Nachfolger habe zu hohe Taxen gemacht. Das I Wasser sei durch die Hize verfault, und man habe zu viel Gurken in die Brunnen geworfen. Wir möchten doch nicht ins Dorf gehen, gestern wäre ein Fremder umgefallen und sofort tot gewesen. 8anve gut peul! u. s. w. Wir ließen die Leute schwatzen und gingen ins Dorf. Es war zwar nicht leer, aber es machte doch den Eindruck wie ausgestorben. Viele Häuser waren verschlossen. Man sah. daß Niemand sie bewohnte. Es stellte sich heraus, daß tatsächlich der Bürger­meister und etwa 300 Personen mit allerlei Bettzeug, Kleidern und andern höchst wahrscheinlich schwer infi­zierten Sachen in alle Winde geflohen waren. Es stellte sich ferner heraus, daß tatsächlich 51 Personen in der letzten Woche gestorben waren und daß eine wilde Kopflosigkeit im Dorfe herrschte, für die der Franzose das bezeichnende Beiwort ,/arouoks" hat. In Paris las ich noch am selben Abend die erreich­baren Abendblätter. Keins derselben erwähnte auch nur ein Wort von dem unheimlichen Gaste, der vor den Thoren von Paris stand. Auch die Morgen­blätter der beiden folgenden Tage brachten nichts. Ich äußerte darüber meine Verwunderung;O'est In lidsrts", meinte mein französischer Freund. Am näm­lichen Abend telegraphirte ich nach Deutschland was folgt:Im Dorfe Sarcelles bei St. Denis sind in den letzten acht Tagen 51 Personen an Cholera ge­storben. Sarcelles hat etwa 8001000 Einwohner, im Verhältnis müßten in Paris etwa 51,000 Menschen

gestorben sein. Der Maire von Sarcelles ist mit etwa 300 Personen geflohen. Alle hies. Zeitungen schweigen über den Vorfall." Diese Depesche ist nicht angekom­men und wahrscheinlich nicht abgesandt worden weil die französischen Behörden die Wahrheit über den Stand der Cholera um Paris verheimlichen wollten. Am folgenden Tage erschien aber ein Beamter der xröksotmrs äs xolies in meinem Hotel du Pavillon und erkundigte sich bei mir, ob ich persönlich in Sar­celles gewesen und ob ich sicher wisse, daß der Bürger­meister geflohen sei, was ich bejahte; hierauf, bedankte sich der Mann höflichst und ging. Ich habe nach­träglich gehört, daß der Bürgermeister von Sarcelles sich auf Verlangen der Verwaltungsbehörde entschlossen hat, zurückzukehren. In Sarcelles angekommen, ist er plötzlich, man sagt aus Schrecken, gestorben. So­weit der Thatbestand. Und da lese ich in derKöl­nischen Zeitung", daß die Franzosen behaupten, die Cholera sei aus Deutschland, insbesondere aus Ham­burg, nach Havre und Paris eingeschleppt worden, während Parisdas Hirn der Welt" durch seine Unthätigkeit und sein Vertuschungssystem in der sträflichsten Weise die Cholera nicht in einem Orte, sondern in vielen Orten rings um das Weichbild der französischen Hauptstadt herum geradezu großgezogen und die Wahrheit xsr tas et netas unterdrückt hat. Meine Depeschengebühren hat man mir auch nicht zurückerstattet, obwohl meine genaue Adresse auf dem Telegramm verzeichnet stand. Wie soll ich ein solches Verfahren bezeichnen? O'sst 1a Uderts, Ilonsieur!"

Amtliche Keklttmtmachuugeu.

Die Aufnahmeprüfung in die I. Klasse findet am Freitag, den 9. September, morgens 8 Uhr, im Lehrzimmer des Herrn Präzeptors Bäuchle (Rathaus) statt.

K. Rektorat.

Gefunden

wurde auf der Straße CalmbachOber­reichenbach ein Herren-Sonnenschirm.

Eigentumsansprüche sind innerhalb 8 Tagen geltend zu machen.

Alt bürg, 7. Sept. 1892.

Schultheißenamt.

Emberg,

Oberamts Calw.

VeraccorLiermrg von Kauarbeite«.

Die bei Verschindlung der östlichen Giebelseite des Schul- und Rathauses hier vorkommenden Arbeiten:

Maurer-, bezw. Gipserarbeiten

im Betrag von 10 !

Verschindlungs-

arbeiten 159

Anstricharbeiten 53

werden im Wege schriftlicher Submission vergeben.

Ueberschlag und Bedingungen liegen auf dem Rathause hier zur Einsicht auf, woselbst auch die bezüglichen Offerte bis

Montag, den 12. Sept. d. I., nachmittags 4 Uhr, portofrei eingereicht werden wollen.

Den 3. September 1892.

Gemeinderat

Uriimt-A«;eigen.

Donnerstag abend 8 Uhr

Vibelpunde

im Vereinshaus.

l.ehrörgvssngverein.

Samstag, den 10. September, mittags 2'/, Uhr, im Badischen Hof in Calw.

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