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M 106. > Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk (Lalw. 67. IchrMA.

Ersch-int Di-n«lag, Donnerila, und Somrtag. Die Einrückunzkgebühr betrizt in, Bezirk und niichfter Um­gebung S Psg- die Zeile, sonst IS Psg.

Donnerstag, den 8. September 1892.

AbonnementSpreir vierteljährlich iu der Stadt »0 Pfg. und 2- Pfa. Trägerlohn, durch die Pov biogen Mt. 1. 1b, sonst i» gon- Württemberg Mt. 1. Sb.

Amtliche Wekarmtmachungen.

König!. Amtsgericht Calw.

Kekanntmachung.

Den Behörden der nichtstreitigen Gerichtsbarkeit, Abwesenheits-Pflegern und Vertretern von Ver­schollenen wird hiemit nachstehender Erlaß zur Be­achtung bekannt gegeben.

Den 5. September 1892.

Oberamtsrichter

Deckinger.

Erlaß des Steuerkollegiums, Abtheilung für Direkte Steuer», vom 23. Juli 1892, be­treffend die Besteuerung des Kapitaleiu- tommens von Vermögensverwaltungen für Verschollene.

An die K. Kameralämter und das K. Hauptsteuer­amt Stuttgart.

Da zur Kenntniß des Steuerkollegiums, Ab­teilung für direkte Steuern, gelangt ist, daß hinsicht­lich der Besteuerung des Kapital- und Renteneinkommens von Vermögensverwaltungen für Verschollene kein gleichmäßiges Verfahren besteht, so wird den Kameral- ämtern und dem Hauptsteueramt Stuttgart folgendes Zu erkennen gegeben :

1. Wenn ein Württemberger, der sein württem- bergisches Staatsbürgerrecht nicht förmlich auf­gegeben hat, verschollen ist und ihm eine Erb­schaft anfällt, so wird für ihn von der Vor­mundschaftsbehörde ein Abwesenheitspfleger auf­gestellt, welcher die Erbschaft namens des Ver­schollenen antritt und das Vermögen desselben verwaltet. Der Verschollene ist, insolange als

nicht nachgewiesen wird, daß derselbe sein würt- tembergisches Staatsbürgerrecht verloren hat, als württembergischer Staatsangehöriger zu behandeln und cs hat daher der AbweMheitspfleger dis Verpflichtung, die zum Pflegevermögen gehörigen steuerbaren Kapitaleinkünfte, soweit sie in Würt­temberg erwachsen (Gesetz vom 19. September 1852, betreffend die Steuer vom Kapital- rc. Einkommen Art. 2 Abs. 1 lit. a), zur Besteuer­ung zu fatiren.

2. Wenn einem Verschollenen, welcher seine würt- tembergische Staatsangehörigkeit durch Entlassung aus dem Staatsverbande (förmliche Auswander­ung) oder auf sonstige Weise nachgewiesener­maßen verloren hat, eine Erbschaft anfällt, so wird diese Erbschaft, insolange bis der Antritt derselben bewirkt werden kann, in öffentliche Ver­waltung (Güterkuratel) genommen. In diesem Falle liegt, da der verschollene Ausländer, dem die Erbschaft angefalleu ist, dieselbe noch nicht erworben hat, eine IiorsäitLs suoens vor, welche als juristische Person gilt und als solche ein selbständiges Steuersubjekt bildet. Der bestellte Güterkurator hat daher die steuerbaren Kapitalien der Kuratel in vollem Umfang zur Besteuerung zu fatiren.

Die Kameralämter und das Hauptsteueramt Stuttgart haben sich vorkommendenfalls hienach zu achten, insbesondere haben sie dann, wenn in Gemäß­heit des Erlasses vom 17. Juni 1856, Amtsbl. S. 93, Ziff. 3, ein Erbschaftsanfall bei einem Verschollenen zu ihrer Kenntniß gelangt, den betreffenden Verwalter zur Erfüllung der Steuerpflicht anzuhalten. In An­standsfällen ist hieher Bericht zu erstatten.

Stuttgart, den 23. Juli 1892.

Stumpf.

Kezirkspolizeiliche Forschrift

betr. Maßregeln gegen die Cholera.

Zum Vollzug der Vorschrift des Z 8 Ziffer 2 der Verfügung des K. Ministeriums des Innern vom

267 Aug sts^l M 2 b^r. Maßregeln wider die Cholera,

werden auf Grund von Art. 51 und 52 Abs. 1 des Polizeistrafgesetzes für die Dauer der gegenwärtigen Choleragefahr nachstehende bezirkspolizeiliche Vor­schriften für den Bezirk Calw erlassen:

1) Wirte, Zimmervermieter und alle sonstigen Per­sonen, welche Reisende zur Beherbergung auf­nehmen, sind verpflichtet, bei Aufnahme von Reisenden, welche aus von der Cholera infi­zierten Gegenden kommen, sofort nach der Aufnahme, und wenn solche zur Nachtzeit er­folgt, am anderen Tag früh der Ortspolizei­behörde Anzeige zu erstatten;

2) Zuwiderhandlungen werden auf Grund des Art. 25 Ziff. 4 des Polizeistrafgesetzes mit Geldstrafe bis zu 150 Mark oder mit Haft bestraft.

Calw, den 5. September 1892.

K. Oberamt.

vr. Schönmann, A.-V.

Die Orlslmstkhkr

werden beauftragt, die vorstehenden Vorschriften in ortsüblicher Weise bekannt zu machen.

Die aus Choleragegenden zugereisten Personen sind während der ersten Woche ihres Aufenthalts ! bezüglich ihres Gesundheitszustandes genau zu über- ! wachen.

Nachdruck aerbalrn.

Dolorosa.

Roman von A. Wilson. Deutsch von A. Geisel.

(Fortsetzung.)

Blitzschnell ersah der Mann, dem Reginas Zaudern nicht entging, seinen Vor­teil und mit schmerzlich bebender Stimme fuhr er fort:

Siehst Du, Kind Deine Mutter verließ mich, bevor Du das Licht der Welt erblickt hattest und sie hat Dich und sich mit einem kunstvoll ersonnenen Lügen­gewebe umgeben. Dir hat sie vorgelogen, Du heißest Regina Orme schade, daß es nicht wahr ist und daß Du einfach Regina Patterson heißest!"

Unmöglich undenkbar," stammelte Regina verwirrt;meine Mutter kann sich nimmer so weit vergessen haben, Sie zu lieben und Ihre Gattin zu werden! Nein mir sagt's eine innere Stimme Sie sind nicht mein Vater mein Vater muß ein anständiger Mann, ein Gentleman gewesen sein. Und dann weshalb sollten Sie mich unbehelligt gelassen haben gehen Sie ich habe nichts mit Ihnen zu schaffen!"

So? Das wollen wir doch sehen! Einstweilen habe ich mit Dir zu schaffen. Du hochmütiges Ding Du kannst Gott danken, wenn ich Dir nur den Namen Patterson lasse, denn wenn Du diesen nicht führen magst, besitzest Du überhaupt keinen, verstehst Du mich?"

Nein," entgegnete Regina fest,ich verstehe Sie nicht und will Sie nicht verstehen!"

Alberne Dirne ich werde mich mit Dir nicht auf Erörterungen einlaffen! Leider ist unsere Heiratslicenz durch einen Blitzstrahl zerstört worden und so kann ich Dir dieselbe nicht vorlegen, aber ich denke, es bedarf dessen nicht Ich"

Lüge nichts als Lüge," fiel Regina dem Vagabunden ins Wort;Sie wollten das Dokument verkaufen Hannah teilte es mir mit!"

Hannah hat Dich belogen!"

Und Sie glauben wirklich, ich werde Ihren verleumderischen Worten Glauben schenken?" fragte Regina zornflammenden Blickes;der schlechteste Bettler würde es nicht wagen, die Mutter in Gegenwart des Kindes zu verunglimpfen, und daß Sie es thun, beweist eben, daß Sie meiner Mutter wie mir ein Fremder sind."

Patterson begriff, daß er sich in Regina verrechnet hatte und so zog er andere Satten auf.

Minnie verdient wahrhaftig eine solche Tochter nicht," sagte er finster,und wenn es auch hart genug für mich ist, daß mein eigen Fleisch und Blut mich ver­leugnet, so kann ich Dir nicht grollen Du bist eben im Haß gegen mich erzogen und Deine Mutter hat es trefflich verstanden, die Heilige zu spielen. Dein Vormund ist eben so gut getäuscht worden, wie Du selbst wenn er den wahren Zusammen­hang der Sache ahnte, würde er Deine Mutter verachten. Ich sehe ein, daß Du augenblicklich in Herrn Palma's Hause bester aufgehoben bist, als bei Deinem Vater Du lebst in Glanz und Überfluß, während ich darbe. Kannst Du mir nicht einer kleinen Summe unter die Arme greifen Regina?"

Weshalb wenden Sie sich nicht direkt an meinen Vormund und machen Ihre angeblichen Rechte gellend?" fragte Regina immer noch ungläubig.

,O, wenn Dir's Recht ist, begleüe ich Dich sofort zu Herr Palma und fordere Dich von ihm."

Er blickte das Mädchen herausfordernd an und Regina konnte sich der Über­zeugung nicht verschließen, daß er sich im Rechte fühlen müsse. Der Gedanke, in Begleitung des entsetzlichen Menschen vor ihren Vormund treten zu sollen, raubte ihr fast den Wem Alles eher erdulden als eine solche Demütigung! Sie griff in die Tasche, um den Vagabunden mit Geld zufriedenzustellen, aber bestürzt zog sie