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Berichte aus den Bienenzuchtgegenden des Schwarzwalds eine recht günstige Honigernte melden, ist in unsern Strichen durchschnittlich nur ein bescheidenes Honigtrachtjahr zu verzeichnen. Das meist natzkalte Frühjahr hemmte ein ergiebiges Einträgen durch die Bienen, wie sie auch schwach durch den Winter gekommen sind. Daher haben unsere meisten Imker sich Heuer weder großen Honigreichtums, noch eines reichlichen Schwärmens der Bienenvölker zu erfreuen.
Heilbronn, 26. Aug. Aus Besigheim kommt laut N.-Ztg. die Mitteilung, daß daselbst der Fabrikarbeiter Heinrich Merkle aus Anlaß häuslicher Streitigkeiten seine ledige, 24 Jahre alte Tochter durch einen Messerstich in den Nacken derart verletzte, daß dieselbe ohnmächtig zusammensank und in ärztliche Behandlung genommen werden mußte. Gerichtliche Untersuchung ist im Gange.
Neckarsulm, 24. Aug. In jüngster Zeit kam es bei zwei Gemeindepflegern des Bezirks vor, daß auf zunächst unerklärliche Weise von mehreren den Gemeinden gehörigen Obligationen die nächstfälligen Coupons in nicht unbedeutendem Betrag fehlten. Es hat sich nun herausgestellt, daß der mit dem Rechnungswesen dieser Gemeinden beschäftigte Gehilfe eines Verwaltungsbeamten in schnödem Vertrauensmißbrauch diese Diebstähle verübt und diese Coupons versilbert hat. Derselbe — der 21jähr. Christian Römer von Neunkirchen, OA. Mergentheim — hat bereits ein Geständnis abgelegt und sitzt hinter Schloß und Riegel.
' Friedrichshafen, 27. Aug. Das von der Stadt veranstaltete Gartenfest im Kurhaus, die italienische Nacht und venetianische Gondelfahrt nahmen bei herrlichstem Wetter einen glänzenden Verlauf. Unsere Gäste waren ganz entzückt, als die mit Gelatinelampen und Lampions aufs reichste geschmückten Gondeln unter Raketenknattern und in bengalischer Beleuchtung ihre Kreuz- und Querfahrten vor dem Kurgarten, in welchem Tausende von Lampions hingen, ausführten. Im Kurgarten spielte die von Sr. Maj. dem König zur Verfügung gestellte Regimentsmusik, in einem der prächtig ausgezierten Baggerlauen war die Stadtmusik untergebracht, in dem andern die Sängergesellschaft Harmonia, welche fröhliche Lieder sang. Der Abend war schön, wie er nicht schöner gedacht werden konnte. Die Teilnehmer, welche alle schon das schöne Fest im Schloßgarten mitgemacht harten, waren in heiterster Stimmung. Fürst Hatzfeld führte eine flotte Polonaise an und mit fröhlichem Tanz schloß das in jeeer Hinsicht brillante Fest.
Vom Bodensee, 25. Aug. Die Daimler- 'schen Petrol-Motorboote besorgen bekanntlich seit diesem Sommer flotten Personenbeförderungsdienst zwischen Lindau und Bad Schachen. Die schmucken Boote, von zwei Mann bedient, fahren ungemein ! flink und sicher, dabei rauchlos; die bewegende Kraft j ist nach außen hin nicht wahrnehmbar, weder durch l
Schaufel- noch durch Schraubenbewegung. Am gestrigen Tage nachmittags 4 Uhr machte S. M. der König unter persönlicher Führung des Herrn Daimler, der seit einigen Tagen in Bad Horn weilt, eine Fahrt auf dem Motor Daimler von Bad Horn nach dem benachbarten schweizerischen Uferort Staad, begleitet von Prinzessin Pauline, und stattete dem Schloß Wartegg am Rorschacher Berg einen Besuch ab. — Heute tobte nach warmen Föhntagen ein entsetzlicher Sturm auf dem Bodensee, der erst seit Ostern diesesJahres. Segelschiffe kamen mehrfach in Gefahr.
Pforzheim, 25. Aug. Ein Brandstiftungsversuch, Selb st mord und Mordversuch verhetzten unsere Stadt in nicht geringe Aufregung In der Nacht vom letzten Mittwoch auf Donnerstag konnte eine Bewohnerin der Pfarrgasse nicht schlafen; dieselbe setzte sich ans offene Fenster. Alsbald nahm sie auf der oberen Stiege, die zum Anbau des Anwesens des Büchsenmachers Ludwig Klein (der Wohnung der Frau schräg gegenüberliegend) führt, einen brennenden Gegenstand und eine ihn haltende Gestalt wahr. Es war 12^/. Uhr. Kurz darauf flog der brennende Gegenstand auf den anstoßenden Holzlagerplatz der Bau- und Möbelschreinerei von Herrn Vcihl herab auf ein Holzdach; er glimmte einige Zeit fort, wurde aber durch den herrschenden starken Sturm verlöscht. Morgens teilte die Frau ihrem Nachbar (Hrn. Veihl) ihre Wahrnehmung mit und dieser der Kriminalpolizei. Letztere stellte sofort Nachforschungen an und fand auf dem Dach einen halbverbrannten, in Papier eingewickelten Ballen Zündschwamm und Streichhölzer. In Folge dessen wurde L. Klein veranlaßt, in Begleitung des Kriminalschutzmanns Bernhardt zur Staatsanwaltschaft zu gehen behufs Vernehmung rc. Im Amtsgerichtsgebäude erklärte Klein dem Bernhardt, daß er hinausgehen müsse. Dieser begleitete ihn an den Ort. Blitzschnell zog Klein einen Revolver aus der Tasche und schoß nach Bernhardt; der Schuß versenkte nur dessen Augenbrauen und fuhr in die Wand; mittelst eines zweiten Schusses in den Kopf tötete sich hierauf Klein selbst.
Heppenheim a. d. Bergstr., 25. Aug. Die Ausreise der Trauben ist bereits so weit vorgeschritten, daß schon nächsten Samstag Abend iämmtliche Weinberge unserer Gemarkung geschlossen werden. Schon seit vielen Jahren wurde so frühzeitig noch nicht die Schließung der Weinberge angeordnet. Die Winzer an der Bergstraße beklagen sehr den schädlichen Einfluß der anhaltenden Dürre auf die Trauben. Viele Beeren werden gelb und schrumpfen zusammen. Besonders an Schwarz-Elblingen und Drollingern wird diese Wahrnehmung gemacht. (Aehnliches wird aus Bingen berichtet.)
Hamburg, 25. August. Die Leidtragenden von Verstorbenen, welche im Allgem. Krankenhause oder in dem Eppendorfer Krankenhause an den Folgen
der Cholera erlegen sind, dürfen das Innere der Krankenhäuser nicht betreten; es ist ihnen erlaubt, sich nach einer gewissen Entfernung von dem Krankenhause dem Leichenwagen anzuschließen. Den Angestellten und Arbeitern der städtischen Straßenreinigung, den Steinbrüggern und den Arbeitern der Gaswerke wird seit vorgestern aus Staatskosten kalter Kaffee geliefert. Es ist den Arbeitern streng untersagt worden, hamburgisches Leitungswasser zu trinken. An einem Bau in St. Georg erkrankten gestern mehrere Arbeiter. Die übrigen Arbeiter baten angesichts der anscheinend drohenden Gefahr die Arbeit vorläufig einstellen zu dürfen. Dies wurde ihnen bis auf Weiteres von den Bauherren gestattet. Die Norddeutschen Spritwerke, vormals Höper, A.-G-, verabreichen in dieser kritischen Zeit ihren Arbeitern unentgeltlich Kaffee. Das braune Getränk wird in allen Räumen der ausgedehnten Fabrik den Leuten reichlich zur Verfügung gestellt uud von diesen gerne genommen. Gestern Nachm, fanden sich in den hinter dem Amerikaquai belegenen Äuswandererbaracken die Herren Geh. Sanitätsrat Prof. Koch, sowie Reg.R. 1)r. Raths mit dem hiesigen Medizinalkollegium und mehreren Hafenbeamten ein, um eine Besichtigung der Baracken und der in denselben befindlichen Auswanderer vorznnehmen. Die Herren sollen die Gesundheitsverhältnisse unter den Auswanderern als sehr gute bezeichnet haben, so daß keine Veranlassung vorlag, weitere Anordnungen zu treffen. Die Herren haben dann der Polizeiwache am Krahnhöft einen Besuch abgestattet und dort über die Anordnungen bei Erkrankungsfällen nichts zu bemerken gehabt. Uebrigens scheinen die Erkrankungen im, bez. am Hafen im Laufe des heutigen Tages eine Abnahme erfahren zu haben, während am gestrigen Tage und in der letzten Nacht noch viele Erkrankungsfälle vorgekommen sind. Den Hafenpolizeibeamten, denen zuerst von jedem auf Schiffen und an den Quais eingetretenen Falle Mitteilung gemacht wird, war während des gestrigen Tages kaum eine Minute Zeit vergönnt, um Essen zu sich nehmen zu können. So lagen z. B. an einer Hafenpolizeiwache gleichzeitig 5 Kranke, während der 6. vor der Thür lag. Nachdem die Beseitigung der Kranken vollzogen war, -kam die Anzeige, daß ein Toter auf einem Oberländer Kahn sich befände. Infolge dieser anstrengenden Thätigkeit erkrankten 5 Beamte der betr. Wache, so daß 4 nach ihren Wohnungen gebracht wurden, während der 5. als sehr schwer erkrankt nach dem Krankenhause befördert werden mußte.
Hamburg, 26. August. Trotz der kühlen Witterung ist keine Abnahme der Cholera bemerkbar. Bis heute mittag sind über 200 neue Kranke gemeldet. Heute morgen wurden 105 Choleraleichen beerdigt. — Durch einen reisenden Handwerksburschen soll die asiatische Cholera ins Holsteinische verschleppt worden sein. Der Handwerksbursche liegt zur Zeit im Hospital in Pinneberg.
neuen Welt, die Spuren vergangener Größe in den Tempeln, Statuen und Ruinen Italiens zu verfolgen. — Während das Ehepaar Walter an einem schattigen Plätzchen Briefe und Zeitungen las, wandelte Frau Orme weiter und besuchte einen alten verfallenen Tempel.
„Ein herrlicher Tag, Frau Orme," sagte plötzlich Doktor Plymley's Stimme neben der Träumenden.
.Ah, Sie sind's, Herr Doktor/ nickte Frau Orme freundlich.
In diesem Augenblick bog di« Gestalt des Generals um die Ecke der Tcmpel- ruine und der Doktor sagte hastig:
.Jrau Orme — bitte, gestatten Sie mir, Ihnen den General Rönö Douglas vorzusteüen."
Frau Orme hatte den General nichr bemerkt und der unerwartete Anblick schien sie zu versteinern. Die Rechte umfaßte wie ein Stütze suchend die Marmorsäule; die Linke bohrte die Spipe des eleganten Sonnenschirms tief in den Boden und erst als der Elfenbeinstock deS Schirmes krachend brach, schien sich Frau Orme soweit gefaßt zu haben, daß sie die tiefe Verbeugung des Generals erwiedern konnte. Seinen bewunderten Blick ohne Scheu aushaltend, lächelte die Künstlerin in ihrer bezaubernden Weise und fragte dann mit ihrer klangvollen Stimme:
.Herr General — sind Sie identisch mit dem mir dem Namen nach wohl- bekannten amerikanischen General Rsns Douglas?"
.Ich bin es, gnädige Frau und schätze mich glücklich, daß mein Name Ihnen nicht fremd ist," entgegnete der General verbindlich; .mein guter Stern hat mich heute hierhergeführt — von allen Schätzen Italiens ist mir das Glück, der großen Künstlerin Olivia Orme begegnet zu sein, fraglos der köstlichste Schatz."
Frau Orme lächelte und bot dem General die Hand; er beugte sich ehrfurchtsvoll über dieselbe und preßte seine Lippen auf die schlanken Finger. Seltsamer Weise schien die Huldigung der Dame nicht zu mißfallen, sie wandte sich lächelnd an den Arzt und fragte nach dem Befinden seiner Gattin, während sie zugleich ziemlich kokette Blicke auf den General warf.
„Herr General," bemerkte sie nach einer kurzen Pause in der Unterhaltung' „ich bin in Paris mit einem Herrn Dauglas zusammengetroffen, der höchst wahrscheinlich Ihr Sohn ist — er sah ihnen wenigstens sprechend ähnlich."
„Hm — mein Sohn hat wahrhaft Glück," lachte der General geschmeichelt^ „wo trafen Sie denn mit Robert zusammen, gnädige Frau?"
„O. er überbrachte mir eine Botschaft unseres Gesandten."
„So — sind Sie auch mit Frau Douglas zusammengetroffen, verehrte Frau?"
.Mit Ihrer Frau Gemahlin, Herr General — nein."
.Ich bitte um Entschuldigung, gnädige Frau — ich sprach von meiner Schwiegertochter." versetzte der General hastig.
„Wenn Frau Orme nicht so zurückgezogen lebte," bemerkte Doktor Plymley jetzt scherzend, „so wüßte sie längst, daß der General RSnö Douglas nicht durch eheliche Bande gefesselt ist."
„Ich erfahre wirklich sehr wenig vom Leben und Treiben der großen Welt," sagte Frau Orme gleichmütig; „mein Beruf nimmt mich völlig in Anspruch und derselbe hat einen recht ernsten Hintergrund, denn ich spiele Komödie, um für mein Kino und mich selbst den Lebensunterhalt zu erwerben."
Der General wußte nicht recht, was er von dieser Bemerkung denken sollte, den Doktor aber hatte dieselbe peinlich berührt und so sagte er lebhaft:
.Frau Orme — ich sage ihnen bereits, daß meine Familie mich am Amphitheater erwartet — wir wollen in Bajä speisen und ich würde mich glücklich schätzen, wenn Sie uns Gesellschaft leisten wollten. Als Ihr Arzt kann »ch Ihnen die herrliche Luft von Bajä nur empfehlen — nicht wahr, Sie geben mir keinen Korb, gnädige Frau?"
„Es thut mir wirklich leid, Herr Doktor, daß ich Ihrer freundlichen Aufforderung nicht Folge leisten kann," versetzte die Künstlern verbindlich, „aber ich habe ür heute Cumä einen Besuch zugedacht und muß auf Bajä verzichten. Adieu, meine Herren, lassen Sie sich den Falerner munden."
(Fortsetzung folgt.)