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Gräber, mit aufrechtstehenden Steinplatten eingefaßt, aufgefunden. Dieselben lagen ca. 1 in tief und bargen außer den Skeletten noch Topfscherben, Kurz­schwert, Lanze rc. Auch beim Eisenbahnbau vor 15 Jahren wurden in dieser Gegend Reihengräber auf­gedeckt.

Lauffen a. N., 17. Aug. Ein seit 1'/» Jahren in einer Mühle des Zementwerkes beschäftigter Arbeiter wollte trotz Verbots einen Riemen auflegen, solange die Maschine noch im Gange war, wurde von der Transmission erfaßt und so verstümmelt, daß er augenblicklich eine Leiche war.

Rottweil, 16. August. Am hiesigen Bahn­hofe ereignete sich wieder ein größerer Unglücks- sall. Der Müller von der sogen. Stampfe in Dunningen führte Steine zur Erbauung eines Oel- kellers für die Bahnverwaltung zum Bahnhofe; beim Stadtgarten wurden die beiden kräftigen und wert­vollen Pferde wahrscheinlich infolge des Pfiffes einer Lokomotive scheu, der Fuhrmann kam unter den Wagen und erlitt schwere Verletzungen; die beiden Pferde, die weiterrasten, stürzten schließlich über die Rampe auf das Bahngeleise, wobei das eine so schwer verletzt wurde, daß es alsbald getötet werden mußte; auch das andere wird wohl verloren sein.

Münsingen, 17. August. Als Beweis, wie enorm die Apotheken im Preise steigen, mag der Verkauf der hiesigen Apotheke dienen. Der seitherige Besitzer kaufte dieselbe vor 10 Jahren um 101,000 ein Preis, den man damals für sehr hoch hielt. Gestern nun wurde sie von einem Herrn aus dem Rheinland um die Summe von 165,000 ^ erworben.

Münsingen, 17. Aug. In dem Bezirksort Eglingen entstand gestern Abend in einer Remise ein Brand, der -trotz des raschen Eingreifens der Feuer­wehr die zwei angebauten Wohngebäude, sowie das Dach eines abseits gelegenen Kellers einäscherte. Dem letzteren Gebäude scheint sich das Feuer durch Funken mitgeteilt zu haben. Ueber die Entstehung konnte bis jetzt nichts ermittelt werden. Der Ort ist neuerdings mit Wasserleitung versehen, welcher Umstand wesentlich dazu beigetragen hat, daß nicht weitere Gebäude von den Flammen ergriffen worden sind.

Ulm, 17. Aug. Beim 12. bayerischen In­fanterieregiment, welches gestern mittag 11 Uhr von einer Uebung auf dem Lerchenfeld zurückkehrte, wurden 8 Mann vom Hitzschlag betroffen, doch haben sich dieselben wieder erholt.

Ulm, 18. Aug. Der zu 5 Jahren Zuchthaus verurteilte Verwaltungskanditat Klein, welcher wegen der Verhandlung gegen seinen Schubgenossen in der Schweiz z. Zt. hier inhaftiert war, ist heute früh 8 Uhr

aus dem Gefängnisse ausgebrochen. Seine Verfolgung wird eifrigst betrieben. Ueber die Entweichung Kleins herrscht in der Stadt um so größere Aufregung, weil, wie verlautet. Klein bei dem gestrigen Verhör vor dem Staatsanwalt des Mordes an dem Kaffendiener Schöllkopf, welcher vor 4 Jahren hier ermordet wurde, nahezu überführt worden sein soll, weshalb auch sein verzweifelter Fluchtversuch aus dem Gefängnis er­klärlich ist.

Vom Bussen, 14. Aug. Die Ernte ist in bestem Gange. Die Zahl und Schwere der Garben, namentlich des Wintergetreides, ist schon mehrere Jahre nicht mehr so groß gewesen wie Heuer. Wäh­rend man u. A. in den Vorjahren häufig über das Vorhandensein des Brandes klagen hörte, ist Heuer nur hin und wieder eine brandige Aehre zu treffen. Bezüglich der Ausgiebigkeit beim Dreschen sind bereits sehr günstige Resultate zu verzeichnen. Man sieht aber auch nur fröhliche Gesichter. Bringt der Land­mann vollends alles glücklich unter Dach und Fach, so hat er alle Ursache, dem lieben Gott für den heurigen Erntesegen von Herzen dankbar zu sein.

Waldsee, 14. Aug. Beinahe ausnahmslos wird heute im hiesigen Bezirk die sogenannte Sichel­henke abgehalten. Die Ernte der Halmfrüchte ist also glücklich eingebracht und gut ausgefallen. Namentlich sind die Aehren schwer, also ausgiebig, und ist für Heuer ein recht gutes Erträgnis zu verzeichnen.

Heidelberg, 17. Aug. In der Bäckerei­ausstellung hat nachträglich noch die Prüfung der Margarine stattgefunden und wurden zwei Staats­preise erteilt. Gestern Abend fand die Ausstellung ihr Ende. Es wurden die Ehrenpreise überreicht und verschiedene Ansprachen gehalten. Das ganze Unter­nehmen darf als ein äußerst gelungenes bezeichnet werden. Im Ganzen ist die Ausstellung von 17 500 Personen besucht worden.

Aus Sachsen, 16. August. Sein 80jähriges Militärjubiläum beging gestern der im 98. Lebens­jahr stehende Oberst a. D. Graf v. Holtzendorff. Der König ernannte denselben zum Generalmajor; das Gardereiterregiment, das er zuletzt befehligt hatte, defilierte zu Ehren des seltenen Jubeltages vor seiner Wohnung.

Berlin, 17. August. Der Kaiser wurde gestern um 3 Uhr nachmittags durch eine dringende Depesche zur Kaiserin gerufen, deren Zustand seine Anwesenheit in Potsdam wünschenswert erscheinen ließ. Der Monarch nahm abends an dem Festmahle, welches das Offizierkorps der ersten Gardedragoner zur Feier des Gedenktages der Schlacht bei Mars- la-Tour veranstaltete, nicht teil. Graf Herbert Bis-

Amtliche Kkkauutmachuugkll.

marck war bei dem Mahle zugegen. Eine Gedenk­feier -hatte vormittags auf dem Kasernenhofe statt­gefunden. An dem zu Ehren der Gefallenen errich­teten Denkmal wurde ein Kranz niedergelegt.

Vermischtes.

Die Firma Friedrich Krupp in Essen wird, wie jetzt bekannt wird, die Welt-Ausstellung in Chicago großartig beschicken.

Nach zweiundzwanzig Jahren. Dieser Tage wurde im Lazaret in H alberstadt einem ehe­maligen Kürassier, der in der Schlacht bei Mars- la-Tour verwundet wurde, durch eine glückliche Operation die damals empfangene Kugel heraus­geholt. Bei Mars-la-Tour erhielt er neben anderen Verwundungen auch einen Schuß durch den unteren äußeren linken Knöchel und lag dann 1^/- Jahre im Lazaret zu Quedlinburg, ohne daß es damals gelungen wäre, das Geschoß zu finden. Der Mann ist seit jener Zeit Invalide und litt an einer Fistel, die fort­während dünnen Eiter absonderte. Jetzt endlich, nach 22 Jahren, ist es gelungen, die Ursache dieses Leidens in einem länglichen Bleistück zu finden und heraus­zumeißeln, das seit damals in der betreffenden Knochen­partie steckte, und es sollen nunmehr die besten Aus­sichten für die völlige Heilung des Fußes vorhanden sein.

Das seltene Elchwild wird bekanntlich in Deutschland nur noch in den Jbenhorster Forsten in Ostpreußen beherbergt, und auch hier wäre dasselbe bereits längst eingegangen, wenn nicht mit allen Mit­teln für Erhaltung desselben gesorgt würde. Wie der Königsb. Hart. Z. aus forstamtlichen Kreisen be­richtet wird, hat im Monat Juni eine Bestandauf­nahme dieses Wildes stattgefunden, wobei die Zahl auf 106 festgestellt worden ist. Im vergangenen Jahre betrug dieselbe 102, so daß also eine Zunahme von 4 Stück stattgefunden hat.

Standesamt Kakn».

Geborene:

16. Aug. Oskar, Sohn des Oskar Wagner, Fabri­kanten hier.

Getraute:

14. Aug. Martin Hayoz, Taglöhner und Karoline

Steeg geb. Gehring, hier.

Gestorbene:

15. Aug. Friedrike geb. Beißer, Witwe des Christian

Veith, Strickers hier.

Gottesdienst

am Sonntag, den 21. August.

Vom Turm 28.

Vorm.-Predigt: Herr Dekan Braun. 1 Uhr Christenlehre mit den Söhnen. 2 Uhr Nachm.-Predigt: Herr Stadtpfarrer Eytel.

Mittwoch, den 24. Aug. Aeiertag MarlhokomSi.

9 Uhr Predigt: Herr Stadtpfarrer Eytel.

Bekanntmachungen über Einträge im Genossenschaftsregister.

1 .

2.

3.

4.

5.

Gerichtsstelle,

welche die Bekannt­machung erläßt.

Datum

des

Eintrags.

Wortlaut der Firma;

Sitz der Genossenschaft;

Ort ihrer Zweigniederlassungen.

Rechtsverhältnisse der Genossenschaft.

Bemerkungen.

K. Amtsgericht Calw.

12. August 1892.

Darlehenskassenverein

Deckenpfronn,

eingetr. Genossenschaft mit unbeschränkter Haftpflicht in Deckenfron n.

Statut vom 7. August 1892:

Der Verein hat den Zweck, seinen Mitgliedern die zu ihrem Geschäfts- und Wirtschaftsbetriebe nötigen Geldmittel in verzinslichen Darlehen zu beschaffen, sowie Gelegenheit zu geben, müßig liegende Gelder verzinslich anzulegen.

Vorstandsmitglieder sind:

1) Gottlob Christian Luz, Schultheiß, Vorsteher,

2) Friedrich Wacker, Bauer, Stellvertreter,

3) Carl Süßer, Gemeinderat,

4) Melchior Aichele, Bauer,

5) Gotthilf Aichele, Bauer, sämtlich in Deckenpfronn wohnhaft.

Der Vorstand giebt seine Willenserklärungen kund und zeichnet für die Genossenschaft durch Namens- unterschrist des Vorstehers oder des Stellvertreters und zweier weiteren Vorstandsmitglieder unter der Firma der Genoffenschaft.

Die von letzterer ausgehenden Bekanntmach­ungen werden unter der Firma gezeichnet durch den Vorsteher oder den Vorsitzenden de» Aufsichtsrats im Calwer Wochenblatt veröffentlicht.

Die Einsicht der List« der Genossen ist wäh­rend den Dienststunden des Amtsgrrichis Jedem ge­stattet.

Z.

Amtsrichter

Fischer.