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Stätte wird nunmehr, namentlich an schönen Sommerund Herbstabenden, einen recht angenehmen Aufenthalt bilden und darf auch wegen der sehr hübschen Fernsicht Einheimischen und Fremden empfohlen sein.
Leutkirch, 12. August. Dieser Tage war der Knecht eines hiesigen Gasthofbesitzers mit dessen Fuhrwerk in dem 6 Kilometer von hier entfernten Amtsorte Urlau, wobei der Hund ihn begleitete. Auf dem Heimwege wurde das Tier vermißt und kam erst abends zwischen 9 und 10 Uhr in kläglichem Zustand winselnd in die Gaststube seines Herrn. Es war ein buchenes Scheit Holz etwa 30 ein der Länge nach eingesägt, und in den Spalt, der offenbar mit Gewalt auseinandergezwängt worden war, war der Schwanz des Hundes eingeklemmt. Durch starke Nägel, die an beiden Enden des Scheites eingetrieben waren, sollte ein weiteres Aufschlitzen desselben und eine Befreiung des Hundes von seinen Qualen erschwert werden. Es dauerte auch fast eine halbe Stunde, bis das beinahe in Raserei gekommene Tier von dem Holz befreit werden konnte. Die Thäter, deren es drei waren, wurden ermittelt und zu mehrtägiger Gefängnisstrafe verurteilt.
Leipzig. In der dauernden Gewerbe- aussiellung finden zur Mich aelis »resse wieder in jeder Woche verschiedene Hauptvorführungen statt und zwar gelangen vom 17.—20. September Schuhmachermaschinen, vom 24.—27 September Metallbearbeitungsmaschinen, vom 1.—4. Oktober Holzbearbeitungs- und vom 8.—11. Oktober Buchbindermaschinen zur praktischen Inbetriebsetzung. — Von der Michaelis- meffe ab wird die Gewerbe-Ausstellung während der Abendstunden eine besonders glänzende elektrische Beleuchtung nach Art der Frankfurter Ausstellung erhalten. — 31 Motoren aller Art mit zusammen ca. 120 Pferdestärken gelangen von Mitte September ab zur Ausstellung und dienen teils zum Betrieb der verschiedensten gewerblichen Maschinen, teils zur Erzeugung des elektrischen Lichtes. Für die neue Ausstellungsperiode ist gegenwärtig fast kein Raum mehr frei und nur solche Gegenstände sind noch unter- zubringen, welche wenig Platz beanspruchen.
Berlin, 16. August. Ein Komite, welches erneute Schritte für eine Weltausstellung in Berlin anregte, trat gestern zu einer Sitzung zusammen, um Stellung zu der getroffenen Entscheidung zu nehmen.
— Der „Reichsanz." schreibt : In Sachen der Berliner Weltausstellung ist die Entschließung Seiner Majestät des Kaisers von dem Reichskanzler durch nachfolgenden Bericht erbeten worden:
„Wie Eurer Majestät aus meinem Allerunter- thLmg-sten Bortrage bekannt ist, sind die Bundesregierungen um eine Aenßerung darüber ersucht worden, welchen Standpunkt sie dem Projekt einer Berliner Weltausstellung gegenüber einnehmen und welche Ansichten in der Industrie über die Zweckmäßigkeit einer
derartigen Ausstellung bestehen. Die nunmehr eingegangenen Antworten lassen erkennen, daß die inländische Industrie nur zu ihrem geringeren Teile eine solche Ausstellung für wünschenswert erachtet. Die überwiegende Mehrzahl der deutschen Jndustrieen vor Allem auch aus dem Bereiche der Groß-Industrie, steht dem Unternehmen, wo nicht entschieden ablehnend, so doch durchaus kühl gegenüber. Aber überall und auch dort, wo das Unternehmen warme Befürwortung gefunden hat, ist der Voraussetzung Ausdruck gegeben worden, daß der Industrie nicht zu hohe Opfer würden
angesonnen werden.-Die Bundesregierungen
haben, davon ausgehend, daß die Frage frei von allen politischen Erwägungen, nach rein wirtschaftlichen Gesichtspunkten beantwortet werden könne, in ganz überwiegender Zahl das wirtschaftliche Bedürfnis zu einer Ausstellung verneint. Insbesondere hat auch Preußen, dessen Urteil schon deshalb, weil in seiner Hauptstadt die Ausstellung stattfinden müßte, besonderes Gewicht beansprucht, sich gegen dieselbe ausgesprochen. Wenn man das Ergebnis nach der Zahl der Stimmen zusammenfaßt, welche den Regierungen verfassungsmäßig im Bundesrate zustehen, so sind 40 Stimmen „gegen" und sieben Stimmen „für" die Ausstellung abgegeben, während elf Stimmen unentschieden lauten. Eine erfolgreiche Durchführung des Unternehmens hat die allgemeine und einmütige Ueberzeugung von dem Nutzen desselben für die deutsche Industrie und das opferwillige Zusammenwirken aller beteiligten Kreise zur unbedingten Voraussetzung. Da beides fehlt, so muß ich von einem Eintreten des Reichs abraten. Eure Majestät bitte ich ehrfurchtsvoll, zu einer entsprechenden Kundgebung mich Allergnädigst ermächtigen zu wollen."
Seine Majestät der Kaiser hat auf Grund dieses Berichts dahin entschieden, daß dem Plane einer Weltausstellung in Berlin von Reichswegen nicht näher zu treten sei.
St. Petersburg, 15. Aug. Aus Nishny - Nowgorod wird heute amtlich gemeldet, die Cholera sei im Erlöschen und die Erkrankungen verringern sich tagtäglich, die Sterblichkeit sei unbedeutend.
— Aus Oporto, 9. Aug., wird gemeldet: In den Kellerräumen des von der französischen Modistin Sarah Vil leite bewohnten Hauses wurden gestern vier Mädchenleichen gefunden. Die Polizei glaubt einem furchtbaren Verbrechen, das Aehn- lichkeit mit denen des Londoner Frauenmörders Dee- ming aufweist, aus der Spur zu sein. Drei Schneiderinnen, die bei Madame Billette gearbeitet hatten, find festgenommen worden; die Modistin selbst ist seit einigen Tagen verschwunden.
Vermischtes.
Bedenkliche Sparsamkeit. Der bekanntlich außerordentlich verschwenderische Alexander Dumas der Aeltere ließ sich einige Tage vor seinem Tode zu seinem sehr sparsamen Sohne bringen und begrüßte
denselben sofort mit den Worten: „Ich komme zu Dir, um in Deinen Armen zu sterben." Kurz darauf rief er den Sohn wieder zu sich und sagte zu ihm: „Siehst Du, mein Sohn, die Welt nannte mich stets einen Verschwender, und doch bin ich dies nicht; denn kaum achtzehn Jahre alt kam ich nach Paris mit drei Louisd'or in der Tasche, und wie sparsam ich gewesen bin, geht daraus hervor, daß ich noch jetzt bei meinem Tode einen übrig habe." Dabei zog er seinen schmalen Geldbeutel, der in der That noch ein einsames Goldstück aufwies. Jll. Stgsbl.
— (Was 25 Grad L. Hitze vermag.) Zwei Freunde Metzger X. und Bäcker 2. Ersterer: 'S ist ebbes Arg's um die Hitz; bringt gestern unser Dienst- mädle 's Brot von Ihne' steihärt 'trockent heim. Bäcker 2.: M'r sott's nett glaube, wie mei' Lehrling heut zwei Leberwürst von Ihne' aus 'em Korb nehme' will, sitze' s' em scho' auf der Achsel.
— (Warnung.) „Da mich der Indianer Umu- guku-waua (Philipp Korzenborn aus Wieseck bei Gießen) böswillig verlassen hat, warne ich hiedurch Jedermann, demselben auf meinen Namen etwas zu borgen, indem ich für nichts hafte. Zugleich bemerke ich einem hochgeehrten Publikum, daß die seitherigen Vorstellungen keinerlei Unterbrechungen erleiden, da ich bereits einen neuen viel schöneren Indianer engagiert habe. Achtungsvoll Franz Schmidt, Schaubudenbesitzer."
— Mehr wie je begegnet man heutzutage der Sucht renommierte Gebrauchsartikel zu fälschen resp. nachzubilde». Das Gemeingefährliche dieses Manövers liegt darin, daß die Nachbildung in allen Fällen nichts anderes ist, als eine absolute Verschlechterung eines guten Artikels, und die Absicht des Truges ergiebt sich daraus, daß man solch qualitativ schlechtere Ware unter dem Deckmantel der getreuen Copic aller in das Auge fallenden Aeußerlichkeiten des Originals dem Käufer als ächte Ware in die Hand zu spielen sucht. Dieses Manöver konnten wir erst diese Tage wieder wahrnehmen und zwar bei einer Toilette-Seife, die zwar als Doering's Seife angeboten wurde, thatsächlich auch den Namen Doering's Seife führte, aber mit der wirklichen Doering's Serfe, welche die Bezeichnung .mit der Eule" trägt, was Qualität, Wert und Wirkung betrifft, gar nichts gemein hat. Was bei dieser nachgeahmten Seife ani meisten auffiel, ist, daß sie eine so täuschendähnliche Ausstattung trägt wie die renommierte Doering's Eulen-Seife, so daß ein wenig aufmerksamer Käufer durch diese Unterschiebung sehr leicht düpiert werden könnte. Zur Vermeidung allen- fallsigen Schadens halten wir es für unsere Pflicht, unsere Leser und Leserinnen aus dieses Falsum aufmerksam zu machen, und geben denselben den wohlgemeinten Rat beim Einkäufe von Doering's Seife zu prüfen, ob der dargereichten Seife die Eule als Schutzmarke auf- gedruckt resp. eingestempelt ist. Doering's Seife ohne die Eule ist ein für allemal nicht ächt. Dieses Erkennungszeichen ist einfach aber untrüglich.
Müdigkeit der Glieder, Unlust, mangelnder Appetit, verbunden mit Blutandrang nach Kopf und Brust, lassen in vielen Fällen auf eine gestörte Verdauung schließen, die sich dann, wie die Erfolge beweisen, am besten, billigsten und zuträglichsten durch den Gebrauch der ächten in den Apotheken ä Schachtel 1.—
erhältlichen Apotheker Mchard Brandt's Schweizerpillen beseitigen läßt.
endlich einmal regelmäßig benutzt wird — er stand ja in Gefahr einzurosten, als Regina ankam/
Regina hatte nachdenklich vor sich hingeblickt; jetzt schien ihr ein guter Einfall gekommen zu sein, denn sie rief lebhaft:
„Frau Palma — ich hab'S l Könnte ich nicht ein Instrument mieten und dasselbe in mein Zimmer stellen? Ich könnte dan» jederzeit üben, ohne Sie zu stören Ll«d der Flügel im Musikzimmer würde geschont!*
Olga lachte hell auf, aber ihre Mutter sagt« eifrig:
„In der That ein sehr guter Gedanke — ich werde Elliot gleich heute Vorschlägen, die Sache in dieser Weise zu arrangieren."
„Aber ich find« es gar nicht nötig, Herrn Palma mit solchen Lappalien zu behellige»,' sagte Regina rasch. „Er hat immer so wenig Zeit und zudem verstehen Eie, Frau Palma, sich gewiß ebenso gut auf dergleichen."
„Das will ich nicht bestreiten," nickte Frau Palma geschmeichelt, „aber sobald «8 sich um Ausgaben für Elliot'S Haushalt handelt —"
„Davon kann in diesem Fall nicht die Rede sein, Frau Palma," fiel Regina hastig ein; „mein Taschengeld ist so reichlich, daß ich die Miete für das Instrument sehr gut davon bezahlen kann und so braucht Herr Palma Nichts davon zu erfahren."
„Ja freilich, das ändert die Sache," gab Frau Palma zu.
„Dann mürben Sie vielleicht so freundlich sein, ein Instrument für mich aus- zusucheu," bat Regina; „am liebsten hätte ich ein Pianino; für einen Flügel ist daS Zimmer zu klein und rin Klavier hat selten einen vollen schönen Ton."
„Ich werde alles nach Wunsch ordnen," sagte Frau Palma, „heute Nachmittag wollte ich ohnedies Einkäufe auf dem Broadway machen und daS Instrument kann vielleicht schon heute Abend hergebracht «erden."
.Jausend Dank, Frau Palma."
Echo» während Frau Palma gesprochen hatte, war Herr Palma auf der
Schwelle des Zimmers erschienen und hatte Rede und Gegenrede mit angehört; Olga hatte ihn bemerkt, aber sich nicht verpflichtet gefühlt, die Anwesenheit des Stiefbruders kundzugeben; als er jetzt eintrat, verlaß sie das Zimmer, indem sie spöttisch sagte: „Schade, daß Du nicht noch länger unsichtbar geblieben bist. Elliot — es giebt ein auf das Horchen bezügliches Sprichwort, welches möglicherweise hier Anwendung gefunden hätte."
Frau Palma warf der Tochter einen unzufriedenen Blick nach und wandte sich dann verbindlich an ihren Stiefsohn:
„Kann ich Dir mit etwas dienen, Elliot
„Nein, ich danke. Ich kam, um Regina abzurufen, da ich indes bei dieser Gelegenheit die Jnstrumentenfrage erörtern hörte, werde ich mir gestalten, dieselbe nach meinem besten Ermessen zu regeln. Meine Mündel scheint der Ansicht zu sein, sie beziehe ein fürstliches Taschengeld; dem ist indes nicht so, und es thäte mir leid, wenn die Miete für das Pianino ihre berechtigten Ansprüche auf Konfekt und Blumen rc. rc. schmälerten. Ich wollte übrigens auch fragen, ob ich den Wagen auf etwa zwei Stunden haben könnte, Frau Palma?"
„Selbstverständlich. Ich wollte freilich hernach ausfahren, doch hat's damit keine Eile."
„O, in spätestens zwei Stunden steht der Wagen Ihnen wieder zur Verfügung, Frau Palma. Regina — wollen Sie mich in mein Zimmer begeiten? Ich habe mit Ihnen zu sprechen."
Gehorsam folgte Regina ihrem Vormund in den Korridor; hier blieb Herr Palma stehen und sagte:
„Haben Sie die Kleiderkiste, welche vor einigen Tagen eintraf, schon au»gepackt, Regina, und die einzelnen Toiletten anprobirrt?"
„Ja, Herr Palma."
(Fortsetzung fol^.)