93. Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk Lalw. _ 67. Jahrgang.

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Samstag, -en 13. August 1892.

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Amtliche Aeka»«1machungen.

Kekarmtnmchnng.

Der neugewählte Schultheiß Hilligardt in Simmozheim ist heute beeidigt und in sein Amt -eingesetzt worden.

Calw, 10. August 1892.

K. Oberamt.

vr. Schönmann A.-V.

Kekarmtruachrmg.

Der neugewählte Schultheiß Ulrich Noth­acker in Emberg ist heute beeidigt und in sein Amt eingesetzt worden.

Calw, den 11. August 1892.

K. Oberamt.

vr. Schönmann A.-N.

Tages-Neuigkeiten.

* Calw, 12. Aug. Am Mittwoch abend hielt vr. Luez aus Berlin den angekündigtenBis­marck-Vortrag" im badischen Hofe. Der Redner, «in begeisterter Verehrer des Altreichskanzlers, schilderte in anziehender Weise die weise Staatskunst, sowie die gewaltige und imponierende Person des Fürsten, seine großartigen Erfolge in der Diplomatie und seine unsterblichen Verdienste um die Machtstellung Deutsch­lands, seine Kämpfe mit dem Parlament und seine Stellung zu Kaiser und Volk, seine Beharrlichkeit und Unnachgiebigkeit in Fragen über Deutschlands Ehre und Ruhm, aber auch seine kluge Mäßigung bei schon erreichten Erfolgen, seinen scharf berechnen­den politischen Blick, seine glühende Vaterlandsliebe

und die frühere Ohnmacht Deutschlands. Neue Ge­sichtspunkte bot der Vortrag nicht; jedoch waren die mit Staatsmännern Griechenlands und Roms ge­zogenen Vergleiche interessant und der Eindruck des übrigens nicht frei gehaltenen Vortrags im ganzen wirkungsvoll.

Stuttgart. Die Strafkammer II verurteilte den 17 Jahre alten Weingärtnerssohn und Taglöhner Carl Heinrich Rühle von Gablenberg, welcher auf einem Feldweg bei Wangen den 18jährigen Wein­gärtner Gottlob Fehle durch einen Messerstich in den Hals getötet hatte zu einer Gefängnisstrafe von 4 Jahren, zu erstehen in der Abteilung für jugendliche Verbrecher. Würde der Angeklagte nicht unter 18 Jahren alt gewesen sein, so hätte die Strafe auf Zuchthaus gelautet. Taglöhner PH. I. Zuckschwerdt von Oberriexingen OA. Vaihingen und der ledige Ziegler Vitus Schwarz von Waldstetten OA. Gmünd wurden wegen Beleidigung des Kaisers je mit 3 Monaten Gefängnis bestraft.

Ludwigsburg. Beim städtischen Badeplatz in Neckarweihingen ertrank der Friseurgehilfe Gg. Ziegler infolge Herzschlags. Bei Aldingen wurde die Leiche einer 2025 Jahre alten weiblichen Per­son aus dem Neckar gezogen. Voraussichtlich liegt Selbstmord vor.

Reutlingen, 11. Aug. Der 24 Jahre alte Ausläufer eines hiesigen Fabrikationsgeschäftes erhob gestern Vorm, bei der hiesigen Reichsbanknebenstelle 2400 für dasselbe, kehrte aber nicht mehr dahin zurück, ist vielmehr seitdem mit dem Betrag ver­schwunden. Es wird eifrig nach ihm gefahndet und man hat auch schon einige Spuren, wonach der untreue Bursche seinen Weg über die Alb genommen hat.

Man hofft daher desselben, sowie des unterschlagenen Betrags bald wieder habhaft zu werden, schw. M.

Riedlingen, 7. Aug. Maler Traub aus Zwiefalten entdeckte in der Kirche zu Heiligkreuz­thal bei der Reinigung der Wände im Schiff und Chor an den Gewölben alte Wandgemälde, bestehend aus Gruppenbildern aus dem Leben Jesu, Inschriften und Architekturverzierungen. Alle waren mit mehr­facher Tünche überzogen. Vorläufig werden nun die Malerarbeiten eingestellt, um von kompetenter Seite über den Wert der gefundenen Wandgemälde ein Ur­teil zu erwarten.

Ehingen. Ein Gerbergeselle wurde von einigen Burschen überfallen und derartig geschlagen, daß er bis heute nicht wieder zum Bewußtsein ge­kommen ist.

Ulm, 9. August. Eine Wafserfahrt, die am Schwörmontag die Bürgergesellschaft von der Fried­richsau ins Steinhäule unternahm und die ganz Ulm auf die Beine gebracht hatte, schildert dasUlm. Tagbl." in folgender Weise: Kurz nach 4 Uhr setzte sich die Flottille oberhalb der Eisenbahnbrücke unter den Klängen der auf 2 Kähnen untergebrachten Kapelle Stütz in Bewegung, nachdem die kostümierte Gesell­schaft am bayerischen Ufer, die ebenfalls auf 2 Kähnen eine Hütte errichtet, Kurzweil geboten hatte. Da sah man den Doktor Eisenbart mit seinen Gehilfen, den Wafferapostei Pfarrer Kneipp und eine Menge Patienten: Bauern, junge Herren und Damen. Die­jenigen, welche an der Wafserfahrt teilnehmen wollten, waren in Kähnen untergebracht, die zu 3 mit einander verbunden waren. Das Geschwader bestand aus 5 in dieser Weise zusammengekoppelten Fahrzeugen, so­wie den Kähnen für die Musik und die kostümierten Nachschwimmer, und noch eine Anzahl einzelner Kähne

6 n ^ ^ 6 1 9 » Nachdruck verbaten.

Dolorosa.

Roman von A. Wilson. Deutsch von A. Geisel.

(Fortsetzung.)

Einstweilen weiß ich noch nicht, wohin ich gehen könnte, sagte sie sanft und dennoch fest,aber ich will gleich an Mama schreiben und sie bitten, daß sie mich zu sich kommen läßt. Wenn Sie es Mama ebenfalls vorstellen wollten"

Ah Sie meinen, ich solle Ihrer Mutter schreiben, ich weigere Ihnen den Schutz meines Hauses? Würden Sie das ritterlich und gastfreundlich finden? Über­dies weiß ich, daß Frau Orme Sie augenblicklich durchaus nicht haben will."

Regina zuckte zusammen und um den Eindruck seiner Worte zu mildern, setzte Herr Palma erklärend hinzu:

Wenn Ihre Mutter Sie momentan lieber hier weiß, so ist es Ihr eigenes Interesse, welches ihr diesen Wunsch diktiert. Ihre Mutter wird in allen ihren Bestrebungen einzig und allein von dem Wunsche geleitet, Ihre Zukunft sicher zu stellen, begreifen Sie das, Regina?"

Nicht ganz. Inwiefern es in meinem Interesse liegen soll, daß meine Mntter sich von mir trennt und ihr einziges Kind Fremden überläßt, die sich durch diese Bürde vielleicht belästigt fühlen, ist mir unklar; da meine Mutter indes so entschieden hat, muß es wohl kein Unrecht sein."

Wie kommen Sie auf den Einfall, Ihre Gegenwart könne mich belästigen?'' frug Palma heftig.

Ich anerkenne Ihre Güte und Freundlichkeit," sagte sie ernst,und ich weiß, daß Sie um meiner Mutter willen schon viel für mich gethan haben, aber, eben deshalb widerstrebt eS mir, Unfrieden in Ihr HauS zu bringen. Frau Lindsay hat

mir einen Brief an eine Jugendfreundin, eine Pfarrerswittwe, die hier lebt, mitge­geben, vielleicht würde die Dame mich in Pension nehmen.

Palma murmelte einige unverständliche Worte, dann ergriff er Regina's Hand und sagte ernst:

Kleine, seien Sie geduldig und finden Sie sich ins Unabänderliche. So lange ich mein Haus und Heim mein eigen nenne, bleiben Sie bei mir, es müßte denn sein, daß Ihre Mutter den Wunsch äußerte, Sie bei sich zu haben. Wie sie mir volles Vertrauen schenkt, so dürfen Sie es ebenfalls thun, selbst wenn ich Ihnen mitunter hart und ungerecht erscheinen sollte! Da Ajax fürs Erste nicht hier bleiben kann, werde ich ihn auf meinem Bureau installieren; er soll bestens gepflegt werden und Sie können ihn jederzeit besuchen und ihn mitnehmen, wenn Sie in den Park gehen. Sobald es sich einrichten läßt, verspreche ich Ihnen, für seine Unterkunft hier im Hause zu sorgen."

Ach, Herr Palma schicken Sie mich doch in eine Pension oder auch wieder ins Kloster."

Nein niemals," war die strenge Antwort.

Aber ich weiß, daß ich- hier niemals zufrieden und glücklich sein kann."

Das bleibt abzuwarten."

Ich bin Frau Palma antipathisch."

Dies Haus ist das meine und ich glaube nicht, daß Sie je wieder in die Lage kommen werden, zu bezweifeln, ob Sie hier willkommen sind."

Regina hatte mehrfach, aber vergeblich versucht, ihre Hand aus der Hand ihre» Vormundes zu ziehen; jetzt beugte Palma sich zu ihr nieder und fragte ernst:

Wie ist'S werden Sie vernünftig sein?"

Ich muß wohl," murmelte Regina ergeben.

Dann fügen Sie sich gutwillig ins Unabänderliche Geduld überwindet Alles."

Regina schwieg.

Regina?"