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Täterschaft leugnete, aber vollständig überwiesen wurde, zu sechs Monaten Gefängnis, abzüglich 1 Monat Untersuchungshaft, verurteilt. Da dieser Fall durchaus nicht vereinzelt dasteht und es schon oft vorgekommen ist, daß Anzeigen mit gefälschter Unterschrift aufgegeben wurden, teilen wir diese Verurteilung zur Warnung für alle diejenigen mit, welche Gelüste verspüren sollten, durch derartige Machinationen ihrer Verleumdungssucht und Rachsucht zu genügen.
N. Tgbl.
— Aus Fürth melden die M. N. N: Ein entsetzlicher Unglücksfall ereignete sich am Abend des 33. Juli in der hiesigen Kaserne. Der schon langer dienende Soldat Derrer aus Bamberg hatte vom Lechfeld die Zündladung einer nichtkrepierten Granate mit heimgenommen und fingerte an derselben herum. Plötzlich — ein Krach! und der Unglückliche war zerrissen. Von der Wucht der Explosion kann man sich einen Begriff machen, wenn man hört, daß dem Unglücklichen der ganze Leib aufgerissen, der halbe Kopf zerschmettert wurde und daß die Knochen der Gliedmaßen durch das Fenster auf den Hof flogen. Zwei in der Nähe befindliche Kameraden kamen mit geringfügigen Verletzungen davon.
Kissingen, 27. Juli. Die Abreise des Fürsten Bismarck ist nun auf kommenden Samstag vormittags 10 Uhr festgesetzt. Der Salonwagen des Fürsten wird auf Veranlassung der „Getreuen von Jever" durch den hiesigen Dekorationsmaler Böhme mit Sprüchen, Wappen und Blumen aufs prächtigste geschmückt werden. — Letzten Sonntag überbrachte eine Abordnung aus Worms dem Fürsten eine Blumenspende; Namens der Deutschen in San- . Salvador gab dem Fürsten dieser Tage eine Dame ein wunderschönes Bouquet mit Widmungsschleise. Der Fürst war über diese Aufmerksamkeit besonders erfreut. — Die aus Metz und Straßburg angesagten Besucher, die ursprünglich nächsten Sonntag Hieherkommen wollten, haben den Plan nun aufgegeben, ebenso die Württemberger, die noch zu kommen beabsichtigt hatten.
Kassel, 26. Juli. Die drei ältesten kaiserlichen Prinzen haben sich heute zum Besuche der Kaiserin Friedrich nach Homburg begeben.
Wilhelmshaven, 27. Juli. Der Kaiser traf heute vorm. 8 Uhr bei schönstem Wetter hier ein und inspizierte die Kreuzerkorvette „Sophie".
Berlin, 26. Juli. Der Kaiser trifft Mittwoch abend 9 Uhr mit Sonderzug in Spandau ein und begiebt sich direkt zu Wasser nach dem Marmorpalais; er bleibt daselbst bis zum 29. und tritt alsdann die Reise nach England an, von welcher er am 10. August zurückerwartet wird.
Berlin, 27. Juli. Nach neueren Nachrichten soll Bismarck nicht nach Berlin kommen, sondern direkt von Jena nach Schönhausen reisen.
Berlin, 28. Juli. Nach einer hiesigen Blättern zugehenden Mitteilung hätte der Reichskanzler Graf
Caprivi bereits gestern Abend dem Kaiser auf dem Wege von Spandau nach Potsdam über die Berliner Weltausstellung Vortrag gehalten. Hervorgehoben wird, daß die von den Bundesregierungen und den Industriellen erbetenen gutachtlichen Aeußerungen erst zum kleinsten Teile vorliegen. Die Entscheidung der Angelegenheit mußte somit hinausgeschoben werden.
Potsdam, 28. Juli. Der Kaiser ist gestern abend 10 Uhr hier eiugetroffen und von der Kaiserin empfangen worden.
Zermatt, 27. Juli. In der Schlucht bei Zermatt, wo sich der Gletscherbach zwischen hohen Felsen schäumend durchdrängt, ereignete sich heute Vormittag ein bedauernswerter Unglücksfall. Eine Gesellschaft von einigen Damen und einem jungen Mann aus Lausanne kam mit einem Träger von der Riffelalp, um die Schlucht zu besuchen und nach Schwarzsee zu gehen. Bei der Brücke wollte der junge Mann eine Blume am Abhang pflücken, indem er sich an einem Strauche hielt. Der Träger rief ihm warnend zu; der junge Mann glitt aus, seine Handhabe brach, er stürzte in den Abgrund, vor den Augen seiner Begleiterinnen im reißenden Gletscherbach spurlos verschwindend. Rettung war nicht möglich. Sofort wurde Hilfe geholt. Etwa 20 Männer mit Stangen, Haken und langen Seilen machten sich unverzüglich an die Arbeit, nach dem Verunglückten zu suchen. Bis jetzt konnte die Leiche nicht gefunden werden, die von dem wilden Wasser fortgeschwemmt wurde. Wahrscheinlich wird sie erst im Herbst oder Winter zum Vorschein kommen, wenn der Wasserstand kleiner sein wird. Der Verunglückte heißt Hippolyt von Rhonn von Jouxtemps bei Lausanne; er war erst 18 Jahre alt und war nach Zermatt gekommen, um sich von dem soeben bestandenen Gymnasialexamen zu erholen.
— Aus Paris wird der Voss. Z. berichtet: Der Mechaniker Holthausen kündigte den Versuch eines Abstiegs vom Eiffelturm mit einem von ihm erfundenen Apparat an, der in einer Spirale aus Stahl besteht. Die Schnelligkeit des Niederstiegs könne nach Belieben geregelt und der Niederstieg selbst an einem beliebigen Punkte unterbrochen werden. Der Apparat soll Rettungszwecken bei Feuersbrünsten dienen. Der Versuch ist vollständig geglückt. Holthausen, seine Tochter und zwei Enkel ließen sich von der ersten Plattform des Eiffelturmes nieder und langten unter lebhaftem Beifall des anwesenden Publikums unversehrt auf dem Erdboden an. Der spiralartige Apparat soll sich für jede Höhe eignen, vorausgesetzt, daß das Rettungsseil von der entsprechenden Länge ist.
Newyork, 26. Juli. Gestern war der heißeste Tag, der in diesem Sommer in Newyork vorgekommen ist. Eine Menge Leute wurden vom Sonnenstich getroffen, und die Hitze that dem Geschäftsverkehr bedeutenden Eintrag. Das Thermometer zeigte 93 Grad Fahrenheit im Schatten. Kaum ein Lüftchen regte sich. Auch im Westen ist die Hitze außerordentlich
Stunden des Geistlichen berichten. Als Regina geendet hatte, sagte Doktor Mel- ville traurig:
„Mein armer Freund hatte ein Herzleiden, schon vor Monaten bat ich ihn, seine Amtsthätigkeit aufzugeben und nur seiner Gesundheit zu leben, aber er wollte nichts davon hören. „Ich muß wirken, so lange eS für mich noch Tag ist," war seine Antwort, schloß der Arzt; wäre nur Frau Lindsay zurück!"
„Ich darf gar nicht an ihre Heimkehr denken," schluchzte Regina: „am liebsten möchte ich well, weit fortgehen, um nur ihre Verzweiflung nicht zu sehen."
Und doch müssen Sie hier bleiben, um der Armen Trost zuzusprechen/ sagte der Arzt sanft; „unser gemeinschaftlicher alter Freund Campwell will es übernehmen, Frau Lindsay an der Station abzuholen und ihr schonend mitzuteilen, was geschehen ist."
Einige Freunde des Hauses hatten sich erboten, die Nacht über im Sterbezimmer Wache zu halten und Regina, die sich totmüde und erschöpft fühlte, wollte eben ihr Schlafgemach aufsuchen, als sie hastige Schritte aus dem Kiesweg vor dem Hause vernahm. Von einer Ahnung durchzuckt, eilte sie zur Hausthür und stieß einen leisen Schrei aus, als sie sich Frau Lindsay gegenüber sah.
„Ach, Tante Elise," schluchzte sie, „Du bist's!"
„Ja, Regina, was ist denn geschehen, Du siehst ja ganz verstört auS!"
„Ich-ich kann's nicht sagen," stammelte Regina matt.
„Barmherziger Gott, ist mein Bruder krank? Ich hatte eine solche Unruhe, daß ich den Abendschnellzug benutzte, anstatt erst morgen zu fahren — Regina — um der Allmacht willen, sage, was geschehen ist!"
Aber Regina vermochte nicht zu sprechen — stumm deutete sie auf die Thür des Sterbezimmers und als Frau Lmdsay dieselbe hastig öffnete und in der Müte des Gemachs ein mit einem weißen Tuch verhangenes Lager gewahrte, wußte sie, waS geschehen war. —
Mtt dem lauten Aufschrei: Paul — mein treuer Bruder!" sank sie «»
groß gewesen. In der St. Johns Episkopalkirche fiel! der Pastor Schmith, von der Hitze überwältigt, während der Predigt ohnmächtig zu Boden.
Vermischtes.
Ein Schiffs-Koloß. Wohl das größte Kriegsschiff der Welt dürfte der englische Dampfer „Ramillies" sein, der vor einigen Wochen vom Stapel lief. Derselbe besitzt achtundsiebzig gesonderte Dampfmaschinen, welche den mannigfaltigsten Zwecken dienen. Man erhält wohl noch einen besseren Begriff von diesem Schiffskoloß, wenn man erfährt, daß allein ziemlich zwei Millionen Nieten im Gewichte von sechstausend Zentner zur Verbindung der einzelnen Teile verwendet wurden.
Eine ganz neue Methode. Auf dem Bahnhofe zu Brüssel wurde unlängst einem Berliner Geschäftsreisenden ein Büchelchen offeriert, das sich „iblsrv Llstbock kor loarninx to sxsalc Oerwkm in s. kerr usual donvsrsation ot vios versa"
betitelt. Der Merkwürdigkeit halber kaufte der Reisende das Buch, das die lächerlichsten Sprachungeheuerlich- keiten enthält. Es ist darin u. a. zu lesen: „Johann! hat man eine kutsche kommen thun für mich nach die Bahnhof zu bringen?" — „Ja, mein Herr, sie wartet Ihr und euer gepäck ist aufgeladen." — Der Reisiger, nach seine Reiskarte genommen zu haben und sein gepäck aufzeigen haben thun, setzt sich behaglich in ein Fach von zweite Classe und fängt das Gespräch an mit einem anderen Reisiger. — „Wollen Sie eine Sigarre annehmen?" — „Mit Freude. Ich danke Sie wohl. Haben Sie Feuer?" — „Ja, hier sind Schwefelhölz." — „Diese sorte von Sigarren gefällt mich sehr wohl." — „Sie sind in der That sehr gut. Aber wir sind angekommen. Steigen wir hinab und vergessen wir nichts in die Waggon." Der Berliner „Reisiger", welcher das originelle Sprachlehrbuch neuester Methode unterwegs gelesen, versichert, daß ihm niemals eine amüsantere Reiselektüre zu Gebote gestanden hat.
Standesamt tzalw.
Geborene:
13. Juli. Hermann Rudolf, Sohn des Pius Graf, Heizers hier.
Getraute:
16. Juli. Christian Friedrich Ludwig Keller, Amtsgerichtsschreiber und Anna LisetteReichert, geborene Gutruff hier.
Gestorbene;
24. Juli. Otto Weis, Sohn des Christian Weis,, Cigarrenmachers hier.
Gottesdienst
am Sonntag, den 31. Juli.
Vom Turm 196.
Vorm.-Predigt: Herr Dekan Braun. 1 Uhr Christenlehre mit den Söhnen. 2 Uhr Bibelstunde im Vereinshaus: Herr Stadtpfarrer Eytel.
Ikreltag, 5. August:
10 Uhr Vorbereitung und Beichte. (Wegen der Hauptreinigung der Kirche findet dieser Gottesdienst im Vereinshaus statt.)
der Leiche nieder und heiße Thränen sielen auf die kalten Hände des Toten, der in. dem Herrn entschlafen war.
XI. Kapitel.
An einem trüben Dezembermorgen kehrten Frau Lindsay und Regina von ihrem täglichen Besuch vom Grabe des verstorbenen Pfarrers zurück; Beide sahen bleich und verweint aus und mit einem bitteren Schmerz blickten sie auf die im Hausflur stehenden Koffer, denn noch an diesem Abend sollte das Haus, welches ihnen so lange eine liebe traute Heimat gewesen, verlassen werden. Der zum Nachfolger des Verstorbenen ernannte Geistliche wurde im Laufe der nächsten Woche erwartet.
„Ach, wenn ich doch bei Dir bleiben dürste, Tante," rief sie plötzlich schluchzend; „das Schicksal trennt mich von Allen, die mir lieb und teuer sind, und läßt mich nirgends Ruhe finden. Wie glücklich war ich hier und nun soll ich in der großen fremden Stadt im Hause meines Vormundes, dessen kaltes, finsteres Wesen mich ängstigt und bedrückt, leben und Dich, Du treue Pflegemutter, verlassen. O, warum hat Mama mir nicht gestattet, Dich zu begleiten, wenn sie selbst mich jetzt noch nicht zu sich nehmen kann — sie muß doch wissen, wie verlassen und unglücklich ich mich fühle!"
„Mein Liebling," sagte Frau Lindsay tröstend, indem sie zärtlich über den lockigen Scheitel des Mädchens strich, „rege Dich doch nicht mehr auf. Wäre meines Bleibens in Amerika, dann hätte Deine Mutter sicher drein gewilligt, Dich unter meiner Obhut zu lassen, aber Du weißt ja, daß ich meiner leidenden Schwester und ihrem Gatten die Bitte, einstweilen mit Beiden in Kairo zu leben, nicht abschlagen konnte, und sobald die Gesundheit meiner Schwester sich in dem milden Klima Ägyptens gekräftigt hat, folge ich meinem Sohne nach Indien, Gott weiß, daß es auch mir nicht leicht wird, mich von Dir zu trennen, aber «S geht nicht anders."
„Ach, Tante, das sehe ich ja Alles ein, aber schwer ist'» deswegen doch.. Wenn ich nur nach Venedig zu Mama reisen dürste — ich weiß, daß ich mich in Herrn Palmas Hau» sehr unglücklich fühlen werde." (Fortsetzung solgt.>