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und ist wahrscheinlich nicht unbegründeter Verdacht vorhanden, daß rc. Schmid an diesem Unglücksfall mitgewirkt habe, da allgemein behauptet worden, Schmid sei in der kritischen Nacht vom 2. auf 3. Juli hier gesehen worden. Die Untersuchung wird in diese dunkle Sache Licht bringen.

Reutlingen, 17. Juli. In der Sitzung der bürgerlichen Kollegien vom 15. d. M. wurde von Oberbürgermeister Benz ein Schreiben des Präsidiums der K. Hofdomänenkammer verlesen, wonach der König die Einrichtung und den Betrieb einer Gastwirtschaft auf der Domäne Achalm in jederzeit widerruflicher Weise und mit Beschränkung des Wirtschaftsbetriebs auf die Abgabe von Kaffee, Wein und kalten Speisen gestattet hat. Die bürgerlichen Kollegien beauftragten den Oberbürgermeister, für diese Entschließung den ehrfurchtvollsten Dank auszusprechen. Die Besucher der Achalm werden die ihnen gebotene Gelegenheit, sich erfrischen zu können, dankbar begrüßen.

Reutlingen, 18. Juli. Nachdem die dies­seitige Handels- und Gewerbekammer sich schon in einer früheren Sitzung für Veranstaltung einer Weltausstellung in Berlin ausgesprochen hatte, faßte dieselbe in ihrer heutigen Sitzung den einstimmigen Beschluß, eine Weltausstellung in Berlin zu befürworten, in der Erwägung, daß in Hinsicht auf den heutigen Stand seiner Industrie, des Gewerbes, der Landwirtschaft, Künste und Wissenschaften, sich Deutschland zur Abhaltung einer Weltausstellung voll­ständig gewachsen fühle, während anderseits seit den bisherigen 11 Weltausstellungen, wovon allein 8 auf Europa fallen, Deutschland noch keine umfassende Dar­stellung seiner Leistungsfähigkeit auf industriellem Ge­biet gehabt habe. Man verspricht sich davon einen bedeutenden Erfolg zur Hebung ver Ausfuhr Deutsch­lands. Nachdem nun auch Berlin das Unternehmen durch eine Bewilligung von 10 Milt. unterstützt, giebt sich die Kammer der Annahme hin, die deutsche Reichsregierung werde die Sache zu der ihrigen machen und es sei zu hoffen, daß auch Frankreich sich an diesem allgemeinen Friedensfest der Völker beteiligen werde. In der Beratung wurde noch dem Bedauern Aus­druck verliehen, daß der Reichskanzler Graf Caprivi sich dieser Angelegenheit gegenüber bisher so wenig entgegenkommend gezeigt habe, und betont, daß der Zeitpunkt der Ausstellung im Jahre 1897, nach der Weltausstellung von Chicago 1893 und selbst in Rück­sicht auf eine im Jahr 1900 von Frankreich etwa zu veranstaltende Weltausstellung in Paris ganz günstig gewählt sei. Weiter zuzuwarten, würde mit Recht vom Auslands als ein Zeichen der Schwäche Deutsch­lands auf politischem Gebiet wie in Bezug auf seine Leistungsfähigkeit ausgelegt und ausgebeutet werden, wodurch unser Ansehen und unsere Interessen schwer geschädigt würden. Ferner sprach sich die H.- und Gew.Kammer für die schon früher von ihr selbst an­geregte Erweiterung des bisherigen Gewerbeblattes zu einem Organ der Handels- und Gewerbekammern, so­

wie der Handels- und Gewerbevereine aus, gemäß dem von der kgl. Zentralstelle für Gewerbe und Handel entworfenen Programm. Diese Aenderung ist schon vom 1. Jan. 1893 an in Aussicht genommen.

An den Tagen des Reutlinger Lieder­festes sind auf der Eisenbahn in 52 Sonderzügen etwa 25 000 Personen befördert worden.

Kirchentellinsfurth, 17. Juli. Heute früh wollte der kürzlich zum Flurschützen gewählte Polizeidiener Bosch von hier sein Gewehr probieren. Dasselbe war schon seit längerer Zeit geladen. An­fänglich versuchte er es durch Bohren zu entladen, was ihm aber nur teilweise gelang; deshalb feuerte er das Gewehr ab, wobei der Lauf zerriß und ihm an der linken Hand sehr erhebliche Verletzungen bei­brachte. Er begab sich sofort in die chirurg. Klinik nach Tübingen. Wiederum eine Mahnung zur Vor­sicht beim Gebrauch alter Gewehre!

Owen, 18. Juli. Begünstigt vom herrlichsten Wetter ist hier die Heuernte glücklich unter Dach ge­bracht, und ist der gefürchtete Ausfall an Quantität nur unerheblich und wie man allgemein hört, durch die vorzügliche Qualität nahezu ersetzt. Auch die Kirschenernte, die sehr reichlich ist, geht ihrem Ende entgegen. Als Beleg dieses reichen Segens dürfte dienen, daß einzelne Leute über 200 ^ und die Gemeinde etwa 15000 sogenanntes Kirschengeld eingenommen haben. Nicht weniger vielversprechend stehen die Fruchtfelder, denen die in den letzten Tagen mäßig gefallenen Gewitterregen sehr zu statten kamen. Obstbäume mit Ausnahme Birnen, sowie die Wein­berge werden bei günstiger Witterung einen recht guten Ertrag liefern.

Waldhausen im Remsthal, 15. Juli. Eine bedauerliche Rohheit kam am letzten Dienstag Abend hier vor. Nach einem Bauakkord bekamen 2 verheiratete Brüder Wortwechsel miteinander. Vor dem Wirtshaus verletzte nun der ältere Bruder, ein Maurer, den jüngeren mit der Schaufel am Kops, Gesicht und Unterleib dergestalt, daß dieser noch in größter Lebensgefahr schwebt.

Geislingen, 17. Juli. Bei der gestern Mittag im Saal des Gasthauses zum Adler in Alten­stadt gehaltenen Versammlung des Bienenzüchter­vereins Geislingen wurden zuerst die Erfahrungen über den Stand der Bienenzucht in den Monaten April bis Juli ausgetauschi" und festgestellt, daß der­selbe gegenüber den beiden Vorjahren rühmend her­vorgehoben werden dürfe, obwohl derselbe auf der Alb besser sei, als im Thal. Der zweite Beratungs­gegenstand war die rationelle Wachsbereitung. Hie­bei wurden praktische Versuche mit der Zweidinger- 'schen Dampfwachspresse gemacht, die so befriedigend ausfielen, daß der Verein die Anschaffung derselben beschloß. Erörterungen über verschiedene Vereinsan­gelegenheiten, besonders über eine zu veranstaltende Ausstellung, bilden den Schluß der Beratungen.

unfähig würde, oder wenn infolge eines Brandfalles ein außerordentlich großer Wasserverbrauch einträte ist die Vorkehrung getroffen, daß derselbe durch den Waffervorrat des Reservoirs gedeckt werden kann, in diesem Falle allein kann es vorkoinmen, daß die Leitung der einen Gemeinde der andern aushilft.

Stuttgart, 17. Juli. Finanzrat Eugen Renner, Vorstand des Alpen-Vereins, hatte das Unglück, bei einem Ausflug in die Alpen sich einen komplizierten Armbruch zuzuziehen. Hr. Renner be­findet sich zur Heilung im Katharinen-Hospital.

Stuttgart. Das beabsichtigte Sanatorium in Degerloch soll nur für nervöse Kranke, welche der Ruhe bedürfen bestimmt, dagegen sollen Geisteskranke und Lungenleidende vollkommen ausgeschlossen sein.

Stuttgart. Gelegentlich des Gustav-Adolf­festes in Tübingen steht die Teilnahme Sr. M. des Königs in Aussicht. Prinz Herrmann zu Sachsen- Weimar mit Familie begab sich zu längerem Aufent­halt nach dem Seebad Shanklin auf die Insel Wight in England.

Ludwigsburg, 15. Juli. Bei der am ver­gangenen Mittwoch im Neckar bei Aldingen vorge­nommenen Pferde-Schwimmübung des hies. Dragoner- Regiments gingen etwa 25 Pferde durch und rasten durch die Straßen und Felder Oßweils. Glücklicher­weise kam keine Verletzung von Personen vor, dagegen soll der in den Feldern angerichtete Schaden 700 betragen.

Horb, 17. Juli. Ein junger Gärtner, der sich dieses Frühjahr hier niedergelassen hatte, stieg unerlaubterweise während der Mittagszeit, da er sich sicher glaubte, in den Garten eines hiesigen Bürgers, des Kgl. Hoflieferanten K-, um sich Okulierreiser von Rosenbäumchen, die dort in schönster Auswahl zu finden sind, anzueignen. Die Magd des Hauses, die ein dringendes Geschäft zu dieser ungewohnten Zeit dort zu verrichten hatte, ertappte den unberufenen Eindringling. Bei dieser Gelegenheit ließ der junge Mann auch noch Rettiche, welche bei uns dieses Jahr sehr rar sind, mitlaufen, was wohl als kein mildern­der Umstand bei seiner Strafbemessung angesehen werden wird.

Sulz a. N., 17. Juli. Dieser Tage wurde der Schwarzwälder Krztg. zufolge der 21jährige Emil Gustav Schmid, Schneider, von Rottweil gebürtig, wegen Entführung und Landstreicherei fest­genommen und dem K. Amtsgericht übergeben. Ge­nannter Schmid hatte hier im Amtsgerichtsgefängnis eine mehrwöchige Gefängnisstrafe abzubüßen, fing in dieser Zeit mit der minderjährigen Tochter des Amtsgerichtsdieners Maier ein Liebesverhältnis an und ging nach Verbüßung seiner Strafe mit der Tochter und ihren ersparten 3400 durch. Am Sonntag den 3. Juli früh 2 Uhr fand man den Gerichtsdiener Maier tot an seiner Treppe liegen,

So zeige mir wenigstens das Dokument, Tante."

Jetzt am hellerlichten Tage? Unsinn, Peter wenn man uns sähe, wäre Alles verloren. Überdies wird's sehr bald ein Gewitter geben; eS hat schon mehrmals gedonnert und wenn das Wetter losbricht, ist's kein Kinderspiel, darauf kannst Du Dich verlassen dort im Westen die Wolken sind schwarz wie Tinte. Vielleicht kann ich aber im Laufe der Nacht, wenn das Wetter vorbei ist. Deinen Wunsch befriedigen; gegen 3 Uhr ists mondhell und falls im Hause Alles stille bleibt, schleiche ich mich hinaus und grabe meinen Schatz aus. Weißt Du, Peter, daß mir bei der ganzen Sache gar nicht wohl zu Mute ist? Wenn ich's nochmal zu thun hätte, kümmerte ich mich den Teufel um die Geschichte, aber geschehen ist ge­schehen und je eher ich mir die Sache aus dem Kopf schlagen kann, um so lieber soll mir's sein! Sobald Du das Dokument gesehen hast merke wohl auf, Du sollst's einstweilen nur sehen, magst Du dem alten General Bericht erstatten und wenn er brav zahlt, mag er das Papier haben. Morgen früh, gegen 7 Uhr, hole ich die Milch; warte hinter dem Gartenthor auf mich, damit ich Dir das Dokument zeigen kann. Was aus Minnie wird, ist mir gleichgültig; sorge dafür, daß der Alte tüchtig zahlt. Die Hälfte des Geldes ist Dein Eigentum; mein Teil soll mir meine alten Tage erleichtern. Ich habe Frau Lindsay gestern mitgeteilt, daß ich im nächsten Monat gehen wolle; der Dienst ist mir zu beschwerlich und meine Schwester will mich gern in ihre Familie aufnehmen. Aber ich muß jetzt fort. Peter leb wohl bis morgen früh."

Guten Abend, Tante! ich hätte so gern Minnie's Kind gesehen, aber am Ende ist cs Keffer, wenn ich's lasse sie sieht gewiß ihrer Mutter ähnlich und ihr Anblick würde mich am Ende anderen Sinnes machen."

ES ward still unter dem Fenster und als Regina hinausblickte, sah sie Hannah neben einer prächtigen Trauerweide auf dem Kirchhof stehen und spähende Blicke nach allen Seilen werfen vermutlich lag das kostbare Dokument hier versteckt. Endlich schritt Hannah langsam weiter und Regina suchte sich das, was sie vernommen, zurecht zu legen.

Ohne Zweifel bin ich das Kind, von dem Sie sprechen," meinte sie nach­denklich ;oft genug schon hat Hannah versucht, mich auszufragen. Ob Minnie meine Mama ist? Aber sie heißt doch nicht so sie heißt Olivia Orme und jener gewöhnlich aussehende Mensch kann doch unmöglich meine schöne stolze Mutter ge­liebt haben. Offenbar liegt hier ein Irrtum vor; Mama schrieb mir einmal, sie habe viele Feinde ob dieser Peter einer derselben ist ? Aber er soll ihr kein Haar krümmen die Vorsehung selbst hat mich hierher geführt, damit ich das Gespräch

der Beiden belausche!-Wenn ich nur wüßte, ob Mama auch Minnie heißt

aber nein, nie und nimmer könnte sie diesen Menschen in ihrer Nähe geduldet, ge­schweige denn ihn geliebt haben!"

Der Gedanke an Hannah's Unredlichkeit und Zweizüngigkeit waren für Regina höchst unheimlich. Erst gestern hatte sie gehört, wie Frau Lindsay mit ihrem Bruder von der Treue und Anhänglichkeit der Alten gesprochen und Thränen vergossen hatte bei dem Gedanken, die langjährige Dienerin und Vertraute M'ffen zu sollen . . . . Und nun lags doch klar am Tage, daß Hannah unredlich war; sie hatte ein Do­kument gestohlen und ein alter General wollte ihr dasselbe abkaufen! Wer wurde benachteiligt, wenn der General das Papier enthielt und wie hieß derselbe?

Um ihren quälenden Gedanken zu entgehen, begab sich Regina auf die Em­pore und setzte sich an die Orgel; kaum hatte sie indes die erste Taste angeschlagen, als Ajax, der seiner Herrin getreulich gefolgt war, jämmerlich zu heulen begann und zugleich ward es so auffallend dunkel in der Kirche, daß Regina erschrak und an Hannah's Prophezeihung von dem Gewitter dachte. Hastig aufspringend, beschloß sie nach Hause zu eilen; in diesem Augenblick fuhr ein blendender Strahl durch die Finsternis und ein prasselnder, dröhnender Schlag folgte. Dann begann ein Heule» und Pfeifen, als ob der jüngste Tag hereingebrochen sei, die zu den Kirchenfenstern hereinnickendrn alten Bäume ächzten und krachten und es erschien Regina, als od das Brundgewölbe der Kirche bebe. Regina eilte, das Schiff der Kirche zu er­reichen ; unaufhörlich zuckten die Blitze, grollte der Donner; heulte der Sturm, jetzt' erschien alles in Flammen getaucht Regina schloß die Augen vor der blendenden