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^L 84. Amts- UN- Anzeigeblatt für den Bezirk (Lalw. 67. Zchrsanz.
Erscheint Dten s ta g, Donnerstag und SamStag. Die Einrückungsgebühr beträgt im Bezirk und nächster Umgebung s Pfg. die Zeile, sonst 1L Pfg.
Dienstag, den 19. Juli 1892.
Lb»il»emnit«prii« oi«rt«Ijühilich in der Stadt »0 Pfg. »nd >0 Psa. Trtgerlohn, durch di« Pali de-ogen Mi. t. ib, sanft i» ganz Württemberg Mk. l. S5.
Amtliche Wekanntmachungen.
Kekanntmachuug.
Das großh. badische Bezirksamt Pforzheim hat wegen Vornahme von Räumungsarbeiten und von Ausbesserungen an den Ufern und Wehrbauten die Flößerei auf der Enz und Nagold für die Zeit vom 8. August 1802 Morgens 5 Uhr bis zum 1V. September 1802 Abends 8 Uhr gesperrt.
Hievon wird den betheiligten Kreisen Kenntnis gegeben.
Calw, den 16. Juli 1892.
K. Oberamt.
vr. Schönmann A.-V.
Tages-Ueuigkeiten.
Nagold, 15. Juli. Vergangene Nacht brannte das Viehhaus mit bedeutenden Futtervorräten auf der Domäne Sindlingen vollständig ab. Das Vieh konnte kaum gerettet werden. Welchen enormen Schaden dem Pächter dadurch erwächst, mag daraus geschlossen werden, daß für etwa 80 Stück Vieh ein großer Teil des Futtervorrats zugrunde ging. Man vermutet Brandstiftung.
Altensteig, 13. Juli. Im Nachbarorte B. brannte voriges Jahr einem wenig bemittelten Straßenwärter a. D. sein Häuschen ab. Da dieses klein und alt war, erhielt er so wenig aus der Brandversicherungskasse, daß er niemals sein Häuschen hätte wieder aufbauen können. Nun haben aber Waldbesitzer der Umgegend je einer einen Stamm (eine Tanne) ihm geschenkt, andere Bauern frohnten ihm
das Holz zum Haus, und so ist es dem Manne möglich, mit der Entschädigungssumme aus der Brandkasse wieder ein eigenes Häuschen zu bauen.
Stuttgart, 16. Juli. Vorgestern abend zwischen 6 unv 7 Uhr traf ein berittener Schutzmann in der Wolframstraße einen Fuhrmann, der mit einem zweispännigen Fuhrwerk in verbotswidriger Weise ohne Leitseil abwärts fuhr. Der Schutzmann stellte den Fuhrmann hierüber zur Rede und wollte eben den Namen des Fuhrmanns notieren, als letzterer mit seiner Peitsche schnell 15—20 mal auf den Schutzmann und dessen Pferd hineinschlug. Schon beim 3. Schlag wurde der Schutzmann ins linke Auge getroffen und dasselbe so schwer verletzt, daß er nicht mehr sehen konnte. Ein anderer in der Nähe befindlicher Schutzmann sprang hinzu und hielt den Fuhrmann von weiteren Thätlichkeiten ab, nahm ihn fest und verbrachte ihn zum Stadtpolizeiamt. Derselbe ist wegen Körperverletzung mit 7 Monaten Gefängnis und wegen Diebstahls mit 3 Jahren Zuchthaus vorbestraft. Der verletzte Schutzmann wurde in die Augenheilanstalt von Dr. Krailsheimer in der Neckarstraße verbracht. Ob die Verletzung für das Auge einen bleibenden Nachteil haben wird, konnte vorerst nicht festgestellt werden. — Gestern abend 7 Uhr kamen in einer Wirtschaft der Thorstraße 2 Gäste in Streit. Der eine warf dem andern ein Bier-Untersätzchen an den Kopf, worauf der Getroffene mit seinem Stock seinen Angreifer derart schlug, daß derselbe bewußtlos und stark blutend ins Katharinen-Hospital verbracht werden mußte. Der andere ist festgenommen.
Stuttgart. Die Stuttgarter Handels- und Gewerbekammer erörterte in ihrer letzten Sitzung die an sie gerichtete Frage: „ob Deutschland die Priorität
für die Veranstaltung einer Weltausstellung in Anspruch nehmen soll und gab ein sehr detailliertes Gutachten im bejahenden Sinne ab, dem wir folgendes entnehmen. Der einzelne Fabrikant, vom Kunstgewerbe und einigen Spezialitäten der Maschinenbranche abgesehen, habe kein Interesse an einer Ausstellung, der Gedanke wurzele vielmehr in allgemeinen Erwägungen. Ein Abstehen von dem Plane würde als eine moralische Niederlage der deutschen Industrie erscheinen. Der Erfolg dürfte ein politischer und kommerzieller werden, dessen Dauer die große Zahl der im Auslande lebenden Deutschen verbürge. Es wäre mit Freuden zu begrüßen, wenn auch Frankreich an dem friedlichen Wettstreit sich beteiligte. Als Zeitpunkt der Ausstellung käme das Jahr 1897, spätestens 1898 in Betracht. Eine Reichssubvention sei um so mehr zu befürworten, als die Aussichten auf Erfolg und Nutzen um so größer sind, auf je bedeutenderer Grundlage ein solches Unternehmen insceniert werde.
— Der New-Aorker „Arion" wird auf seiner Rundreise durch Deutschland Samstag, 23. Juli, mittag 3 Uhr in unserer Stadt als Gast des Liederkranzes eintreffen. Zu seinem Empfange sind mannigfache Vorbereitungen seitens des Liederkranzes und des Amerikaner-Klubs im Gange, wie Empfang am Bahnhof, Festkommers, Rundfahrt, Bankett, Frühschoppen u. s. w. Die Hauptfestlichkeit wird in dem von den Amerikanern Sonntag vormittag veranstalteten Wohlthätigkeitskonzert gipfeln.
Bietigheim. Während des Spieles glitt ein Knabe aus und fiel auf einen eisernen Staketenzaun, dessen Spitzen ihm tief in den Leib drangen, so daß an seinem Aufkommen gezweifelt werden muß.
Ludwigsburg. Ein Sergeant der 5. Es-
Nachdruck verbat«,.
Dolorosa.
Roman von A. Wilson. Deutsch von A. Geisel.
(Fortsetzung.)
Das Billet zerknitternd, warf die Schauspielerin dasselbe zu Boden und dann sagte sie mit erhobener Stimme:
„Frau Walter — darf ich bitten?"
Erst jetzt gewahrte Robert Douglas die bescheiden gekleidete ältliche Dame, welche sich geräuschlos näherte und nach den Wünschen der Dame fragte.
„Bitte, Frau Walter — lassen Sie auch den anderen Fenstervorhang herab — die Sonne scheint Herrn Douglas zu belästigen/ sagte Frau Orme gleichmütig, „und dann läuten Sie dem Diener und lassen Sie den Wagen bestellen — in einer Viertelstunde will ich ausfahren."
Robert Douglas biß sich auf die Lippen — er fühlte sich gedemütigt wie noch nie in seinem Leben, aber er wagte trotzdem noch einen Versuch, die verlorene Position wieder zu gewinnen. Sich erhebend, trat er dicht an den Tisch und sich auf die Platte desselben stützend, beugte er sein schönes Gesicht tief herab und heftete seine sprechenden Augen auf sein Gegenüber.
„Ich habe Sie schwer beleidigt, gnädige Frau," flüsterte er mit weicher Stimme, „und ich möchte Sie fußfällig um Vergebung anflehe«! Sie strafen mich schwer, aber gerecht, indem sie mich hinaukweisen, und ich wage nicht zu murren. Aber so wahr ein Gott im Himmel über uns lebt, Sie sollen nicht wieder über mich zu klagen haben — geben Sie mir Gelegenheit, Ihnen einen besseren Begriff von der Ehrenhaftigkeit Ihres Landmannes beizubringen und di« Scharte auszuwetzen, die meinen guten alten Namen schändet."
Gleichgültigkeit sprach aus den Mienen der schönen Frau, aber wenn Robert
Douglas es verstanden hätte, durch diese Maske zu blicken, so würde er wohl Anderes entdeckt haben .... Während seine Stimme an ihr Ohr schlug, kämpfte Minnie den schwersten Kampf ihres Lebens — stürmisch schlug ihr Herz ihm entgegen und sie sehnte sich danach, die Arme um seinen Hals zu schlingen und das müde Haupt an seine Brust zu lehnen!-
Robert Douglas lehnte noch immer am Tische und wartete auf Antwort; sich ungestüm erhebend, stand sie ihm gegenüber und maß ihn mit kaltem Lächeln.
„Enden wir diese Unterredung," sagte sie kühl, „und bemühen wir uns Beide, dieselbe zu vergessen. In den Zerstreuungen der Hauptstadt in den mit Blumen geschmückten, von Musik, Glanz und Duft durchwehten Sälen wird Ihnen bald die letzte Erinnerung an den mißglückten Versuch, eine hübsche, aber durchaus herzlose Schauspielerin zu fesseln und mit ihr ein Liebesverhältnis anzuknüpfen, schwinden
und mir bleibt keine Zeit, länger bei solchen Intermezzi zu verweilen!-
O der Thorheit — Sie glaubten, ich müsse ein Herz haben, weil Sie mich auf der Bühne weinen, jammern und die Hände ringen sahen! . . . Das Alles war nur Spiel — nur Komödie — ich lache und weine und fluche um Gold! .... Ja — nur um Gold — nicht um rosenfarbene Billetsdoux und Anbetung und Liebesschwüre von Aristokraten, die in ihrer Einbildung und Selbstverherrlichung es mit dem Apoll von Belvedere, dem Narziß und Anderen aufnehmen — nur um Gold — um roteSGold!"
Halb sinnlos starrte Robert DouglaS auf seine schöne Peinigerin und stammelte:
„Seien Sie nicht unerbittlich, gnädige Frau — verbannen Sie mich nicht auf immer! Lasten Sie mich Ihnen beweisen, daß —"
„Unnötige Mühe — ,ls feu ns vaut pss 1» ebanäsUs" sagt der Franzose." unterbrach sie ihn lachend.
Außer sich vor Wut und Beschämung haschte er nach ihrer Hand, aber sie schreckt- vor seiner Berührung zurück, wie vor dem Biß einer Natter, wenn sie auch nicht verhüten konnte, daß ihre bleichen Züge noch um einen Schatten bleicher wurden.
„Gehen Sie, Herr DouglaS," sagte sie hart und streng, „so west ich es ver«