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und Anzeigeblatt für den Bezirk Lalw.
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Erscheint Dien « ta g , Donnerstag und Sam« lag. D!« EinrückungSgsbühr beträgt im Bezirk und nächster Umgebung S Psg. di- Zeile, sonst 12 Psg.
Dienstag, den 28. Juni 1892.
»bonnenientsprei« vierteljährlich in der Stadt »o Psg. nn» 20 Psg. Trlgerlohn, durch die Post bezogen Mk. l. Ui, sonst i» ganz Württemberg Mk. l. Sb.
H^öennement ^ ^
<z-»vv»t»,r,«v»v. ginnt ein neues Abonnement auf das Caltver Wochenblatt, worauf wir die geehrten Leser ergebenst aufmerkfam machen. Namentlich ersuchen wir die auswärtigen Abonnenten um Erneuerung ihrer Bestellung vor dem 1. ds., damit in der Zusendung keine Unterbrechung eintritt.
Deutsches Reich.
Berlin, 24. Juni. Heute nachmittag um 2°/i Uhr erfolgte von der Station Wildpark die Abreise des italienischen Königspaares nach Dresden. Der Kaiser hatte sich mit König Hum- dert in offenem, die Kaiserin mit der Königin Margherita in einem geschlossenen vierspännigen Wagen vom Neuen Palais nach der Wildparkstation begeben.
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während die Kaiserin am Arm des Königs an den Waggon herantrat. Der Kaiser und der König küßten einander wiederholt. Auch die Kaiserin und die Königin verabschiedeten sich überaus herzlich von einander. Auch von den anderen anwesenden Herrschaften, dem erbgroßherzoglichen Paar von Baden, der Kronprinzessin von Schweden, den Grafen Caprivi und Waldersee verabschiedete sich das Königspaar herzlich.
Potsdam, 25. Juni. Der Kaiser reiste um 10'/- Uhr über Spandau nach Kiel und traf dort um 8 Uhr abends ein. Prinz Heinrich holte S. Mas. ab und um 9'/» Uhr begab sich der Kaiser an Bord des „Hohenzollern".
Frankfurt a. M., 35. Juni. Der König von Italien zog um 10'/- Uhr an der Spitze des Regiments in dem reich geschmückten Bockenheim ein, woselbst die Schulen und Vereine Spalier bildeten, von der Bevölkerung enthusiastisch begrüßt. Hierauf fand das Frühstück im Offizierskafino statt, bei welchem Oberst v. Bissing dem König für den hohen, ehrenvollen Besuch dankte, worauf der König erwiderte und einige Ordensverleihungen vornahm. Die Rückfahrt nach dem Frankfurter Haupt-Bahnhofe erfolgte um 11 Uhr 40 Min. unter Begleitung einer Schwadron Husaren, je zur Hälfte vor und hinter dem Wagen, in welchem auch Graf Waldersee den König begleitete. Am Bahnhofe verabschiedete sich der König von den Offizieren und drückte jedem die Hand. Die Abfahrt nach Homburg fand um 12 Uhr 20 Minuten unter fortgesetzten Hochrufen des zahlreichen Publikums statt.
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Kaiserin Friedrich, der Kronprinz und die Kronprinzessin von Griechenland, Prinzessin Margarethe und deren Bräutigam waren zur Begrüßung am Bahnhof erschienen. Die Straßen waren prächtig beflaggt. Das Wetter ist schön.
Tayes-Neuigkeiien.
* Calw, 26. Juni. Am Freitag abend fand im Vereinshaus ein sehr gut besuchtes Konzert des freiwilligen Schülerchors statt. Das trefflich zusammengestellte Programm bot in schöner Abwechslung Gesänge und Klavierstücke. Letztere wurden im allgemeinen recht wacker vorgetragen. Unter
den gesungenen Liedern gefiel uns besonders der russ. Vesperchor „Horch, die Wellen tragen bebend«, „Das klinget so herrlich« aus der Zauberflöte von Mozart und die stets ansprechenden und packenden Volkslieder „Wir kommen uns in dir zu baden", und „Von meiner Heimat muß ich scheiden«. Sämtliche Chöre gingen recht gut und waren mit sichtlicher Mühe und großem Fleiß eingeübt. Die hier erstmals aufgeführte „Kindersinfonie" von Haydn, bei welcher außer dem Klavier zu 4 Händen und einer begleitenden Violine noch 7 Kinderinstrumente: Kuckuck, Wachtel, Nachtigall, Trompete, Trommel, Cymbel und Knarre mitwirkten, bewirkte große Freude namentlich bei den jugendlichen Zuhörern. Der Schülerchor wird am nächsten Mittwoch einen Ausflug nach Liebenzell machen und dort im „Unteren Bad«, nachmittags 5 Uhr, den größten Teil des Programms nochmals zur Aufführ-
Z Calw, 26. Juni. (Egsdt.) Am letzten Freitag und Samstag machte die VI. und VII. Klasse des Neallyceums den alljährlichen Klassenspaziergang und zwar diesmal an den Neckar und Rhein unter Führung des Hrn. Professor Haug. Am ersten Tage war Heidelberg, am zweiten Worms und Mannheim unser Ziel. Am Freitag morgen um 5 Uhr fuhren wir hier ab. Rasch ging es an den Städten Pforzheim, Durlach, Bruchsal vorüber und schon um '/-9 Uhr waren wir in dem schönen Heidelberg. Dort angekommen, marschierten wir sogleich auf den Königsstuhl, von wo aus man eine herrliche
6 Vt i i) D 6 t O VI. Nachdruck verbaten.
Dolorosa
Roman von A. Wilson. Deutsch von A. Geisel.
(Fortsetzung.)
„Beantworte mir nur noch eine einzige Frage, Paul — hältst Du die Mutter für eine achtungswerte, Deiner Teilnahme würdige Frau?«
„Wenn ich ganz offen sein soll, Elise, so muß ich bekennen, daß mir Manches unverständlich erscheint und ich in Folge dessen kein klares Urteil habe.
„Und hatte sie irgend welchen Anspruch auf Deinen Beistand?«
Nur denjenigen Anspruch, welchen das menschliche Elend aus die menschliche Teilnahme hat. Überdies habe ich, als sie sozusagen noch ein Kind war. ihre Trauung vorgenommen und das Elend, welches die junge Frau und Mutter verfolgte, erregte mein tiefstes Mitgefühl."
Dann läßt sich nichts weiter sagen, Paul, und soweit es m meinen Kräften steht, werde ich Dir die Erfüllung der schweren Pflicht, die Du übernommen, erleichtern. Das verlassene Kind soll hier seine Heimat finden und, so Gott will, zu seinem Segen. Wo hat die Kleine bis jetzt gelebt?"
„Seltsamer Weise ist sie seit sieben Jahren in einem Kloster erzogen worden. -
„So läßt sich annehmen, daß das Kind vor schlechter Gesellschaft und vor schlechtem Einfluß behütet worden ist."
„In welcher Weise soll die fernere Erziehung geleitet werden?
„Ihre Mutter hat eine halbjährig an uni zu zahlende Summe zur Bestreitung aller nötigen Ausgaben, inklusive eines hohen Schulgeldes, ausgeworfen; sie bittet mich indeß, wenn eS meine Zeit gestatte, den Unterricht der Kleinen lieber selbst zu übernehmen und als Aequivalent hiefür das genannte Schulgeld zu betrachten, da sie das Kind nicht gern in einer Schule sehm würde — doch überläßt sie dies völlig meinem Ermessen. Ich muß gestehen, daß meine Wünsche in diesem Punkt mit denen der Mutter Hand in Hand gehen; die Kleine könnte vielleicht das
neben Deinem Schlafgemach liegende Zimmer erhalten und Percy müßte dafür das Verandazimm-r beziehen — ich denke, er wird nichts gegen den Tausch einzuwenden haben.«
„Selbstverständlich nicht — dafür ist er mein Sohn und Dein Neffe, der für uns Beide durch's Feuer geht," lachte Frau Lindsay. „Ich werde den Umzug sofort bewerkstelligen lassen, damit Alles in Ordnung ist, wenn die Kleine kommt — so Gott will, erleben wir Freude an unserer neuen Hausgenossin.«
Damit verschwand Frau Lindsay und der Pfarrer schritt mit bedeutend erleichtertem Herzen hinaus in den Garten, gefolgt von Björn, der im Verlauf der Jahre sehr träge und ziemlich mürrisch geworden war — letztere Eigenschaft teilte er, wie Frau Lindsay scherzend zu sagen pflegte, mit Hannah. Während Doktor Hargrove eifrig damit beschäftigt war, die welken Blüten eines Nosenstocks abzuschneiden, ward di« Gartenpforte hastig geöffnet und im nächsten Augenblicke rief Frau Lindsay's Stimme ihm heiter zu:
„Philister über uns, Paul!«
„Wie, ist die Kleine schon da?" fragte der Pfarrer bestürzt.
„Allem Anschein nach ist dem so; vor dem Thor hält ein Wagen, auf dessen Kutschbock ich einen Koffer bemerkte.«
„Nun denn — vorwärts in Gottes Namen," sagte der Pfarrer seufzend und begleitet von seiner Schwester schritt er ins Haus. In der Hausflur kam Hannah den Geschwistern entgegen und überreichte dem Pfarrer eine Karte, auf welcher die Worte standen:
„Doktor jur. Elliot Palma, Advokat, New-Aork."
Als der Pfarrer und Frau Lindsay in'S Wohnzimmer traten, kam Herr Palma ihnen mit ausgebreiteten Armen entgegen und sagte verbindlich:
„Entschuldigen Sie freundlichst mein Eindringen, dessen Zweck Jhnm bekannt sein dürfte."
Doktor Hargrove erwiederte die Anrede in herzlicher Weise und stellte dann seine Schwester vor. Regina hatte inzwischen am Fenster gestanden und die Begrüßung beobachtet; jetzt fiel der Blick des Pfarrers auf das Kind und dieser