S57
»mir eine besondere'Herzensfreude, daß ich an dem Iheutigen Tage in Ihrer Bütte weilen kann. Das ipommersche Gelöbnis, das wir soeben gehört, nehme ich dankend an, von der festen Uebrrzeugung beseelt, daß die Treue der Pommern zu mir und meinem Hause dieselbe bleiben wird, wie zur Zeit meiner Vorfahren. Auch:ich werde mich bestreben, in dem .arbeitsamen Leben, wie es meine Vorfahren geführt haben, für die Provinz Pommern zu sorgen und darauf Bedacht zu nehmen, das Wohl der Provinz zu fördern, soweit es in meinen Kräften steht. Ich schließe mit dem Worte des Dichters, das einstmals gesprochen murde, als ein liebendes Bild zur Feier unserer Hochzeit .gestellt wurde, das die Einnahme Stettins durch den großen Kurfürsten darstellte: Der rote Greif hat sich tapfer gegen den .roten Adler gewehrt und schwer ist -es meinen Vorfahren geworden, das harte Land ker Pommern zu erwerben. Seitdem wir aber als Freunde Jahrhunderte hindurch zusammenstehen, kann ich wohl mit dem Dichter sprechen: „Und Brandenburg und Pommern, das trennt kein Teufel mehr!" So .erhebe ich denn mein Glas und rufe: „Die braven Söhne Pommerns und Ihre Provinz sie leben hoch und nochmals hochl!"
Frankfurt, 16. Mai. Der Rothschild'sche Beamte Gerloff, ein Vetter des Kassiers Jäger, ist unter dem Verdacht der Mitwissenschaft um Jägers Unterschlagung verhaftet worden.
Bern, 16. Mai. Die „Mg. Ztg." meldet: Großes Aufsehen erregt die Nachricht, daß wegen beträchtlicher Unterschleife beim Bau der Gotthardbefestigung eine Untersuchung eingeleitet und ein Ingenieur flüchtig geworden ist.
Pest, 14. Mai. Zn der Nähe von Fünfkirchen ging am Donnerstag abend ein Wolken- bruch nieder. Große Wassermassen drangen in den Schacht des Kohlenbergwerks ein. 21 Arbeiter ertranken. Auch in das Szaboloser Bergwerk sind Wasser eingedrungen. Die Gesamtzahl der Ertrunkenen ist unbekannt.
Triest, 16. Mai. Die Polizei übernahm den mit einem Lloyddampfer aus Alexandrien angekommenen Kassier Jäger und beförderte ihn nach Frankfurt a. M.
Vermischtes.
Gegen die Schleppet Berliner Blätter erzählen ein heiteres Geschichtchen., aus dem hervor
geht, daß in Berlin der Widerwille aller Vernünftigen gegen die Modedummheit „Schleppe" ebenso groß ist, wie in München und anderwärts. „Am vorigen Donnerstag kehrten zwei Damen, eine ältere und eine jüngere — dem Anscheine nach Mutter und Tochter — von einem Spaziergange im Thiergarten nach der Stadt zurück; den auf Gummirädern ruhenden Landauer ließen sie sich folgen. Auf einen Wink der alten „Gnädigen" bog der Kutscher nach den Linden ein, während die beiden Damen, an deren fußlanger Schleppe sich die üblichen Zuthaten, als Papierfetzen, Strohhalme, Zigarrenstummel, von allerhand Flüssigkeiten zu schweigen, festgesetzt und angehängt hatte, noch ein sehr nötiges Geschäft zu besorgen hatten ... die Kleider vom Staube und Schmutz zu reinigen. Kurz entschlossen, stellten sie sich an eine der hohen Säulen des ThoreS und klopften an dieser, unbekümmert darum, daß den ihnen folgenden und ihnen begegnenden Leuten der Staub in die Nase und um die Nase flog, die mitgeschleppten hübschen Sachen aus! Ein Teil des Publikums war empört über das unverfrorene Beginnen, während andere, namentlich einige junge Herren, über den nicht gerade graziösen Anblick lachten. „Abschneiden, meine Gnädigste, abschneiden den D . . . .! rief der Aelteren da plötzlich ein dem Kaiserhause sehr nahestehender Herr zu, welcher mit einem Adjutanten in diesem Augenblicke die Stelle passierte. Für Spott brauchten die Damen selbstverständlich nicht zu sorgen; sie bestiegen daher schleunigst den herangewinkten Landauer, um sich der weiteren „üblen Nachrede" zu entziehen.
Menschenelend. Sehr wehmüthig berührte die Verhandlung gegen einen fast hundertjährigen Bettler, welche am Freitag in Wien stattfand. Ein 99 Jahre alter Mann, der sich nur äußerst mühselig fortbewegen konnte und, ohne gestützt zu werden, nicht mehr gehen kann, wurde dem Strafrichter des Bezirksgerichtes Alsergrund unter der Anklage der Uebertretung des Vagabundengesetzes vorgeführt. Der fast Hundertjährige heißt Wenzel Neubauer. Er war einst ein reicher Wiener Hausbesitzer und soll, wie ein Zeuge behauptete, in Wien durch seinen Wohlthärigkeitssinn allgemein bekannt und geachtet gewesen sein. Nun, am Rande des Grabes stehend, ist er selbst — ein Bettler. Er wurde verhaftet, weil er Straßenpassanten um ein Almosen ansprach. Was sollte er auch thun? Er steht ganz verlassen da, und, so alt und lebcnssatt er auch ist, des Hungertodes will er doch nicht sterben.
Der staatsanwaltschaftliche Funktionär Dr. Pietta warf einen langen Blick auf diesen angeklagten „Vagabunden", erhob sich dann von seinem Platze und sagte nichts als diese Worte: „Ich fühle mich nichtinderLage, dieAnklage gegen diesen Mann aufrechtzuerhalten, worauf der Richter den Freispruch verkündigte.
— Der „General" der Heilsarmee, Mr. Booth, hat an seine Freunde einen Aufruf erlassen, der diese nicht wenig überrascht. Er erklärt nemlich unumwunden, daß er bis Oktober mit Einschluß anderer, voraussichtlich eingehender Mittel 8000 Pfd. St. (160,000 M.) bedürfe. Der „General" fügt die Aufforderung hinzu, die Beiträge recht bald einzusenden, da er eine Reise nach der Schweiz, Deutschland, Dänemark, Schweden und Norwegen unternehmen müsse und nicht gern mit schwerem Herzen abreisen möchte.
— In Dahomey (Guinea) herrscht seit einiger Zeit die Grippe, und da die Seuche selbst die Arbeiter des Königs nicht verschonte, die ihm in Allada ein Schloß bauen sollten, so wurde nach der Person geforscht, die alle Unterthanen krank machte. Die Fettischpriester erkannten die Hexe in einer alten buckligen Frau in Weidah. Sie haben sie tödten lassen und ihren Leichnam aufgehängt. Wenn der Buckel verschwunden ist, so verkünden sie, wird auch die Seuche aufhören!
England an4 Frankreich LL7
iabrikation Zaim Hervorragendes geleistet. Deutscb- Isnd stedt soeben clissen Dändsrn nlcbt webr naok, es maedt Urnen sogar starke Oonourrenr, uanrsntlieb änret» (lis
vosriQZ's Lsiks mil der
Dieselbe bat namlieb niebt allein alle Digsn- sebaktsn äsr engliseben und kranLösiseben boebkeinen Doilettessitsn in tznaljtät nnä Ksinbert übsiMgslt, sondern sie ist aueb deinabs um dag Xrveitaebs billiger als .jene. IIan kann dreist bebaupten, sie ist dis billigste neutrale Leits. Denn ru demselben Preise als bier 2 . L. dis minderwertigen und laugen- sebarksn Ooeos- und (ll.veerinssiten ausgeboten werden, erbält man beute aueb llokl-ing's 8k>fs, «11« d«8t« rrllsr V«il8ttS8«iksn. IVer wollte anstatt mit Üükring's 8viflo sieb noeb mit anderen Leiten wasvdeu, dis nur sebön tur das Luge, aber sobädlicb für blaut und Körper sind? Doerings Leite ist ä 40 l?lg. 2 U babsn in 0 alw bei: Vtslancl L kü«i- Lersr, LiteLxotbske; 7. 6. Llaxer; 2. Sänger. Ln- gro s-Verbaut: Paul Vls'.ss L Vis., Stuttgart.
Amtliche Kekatlntmachuilgen.
Vergebung von Bauarbeiten.
D'e Zurichtung und Wiederversetzung der noch brauchbaren alten, sowie die Lieferung und Versetzung neuer Einfriedigungspfosten und Stangen für den Bahnhof Rothenbach ist im Accord zu vergeben.
Elftere Arbeit ist zu 300 ^; letztere Lieferung und Arbeit zu 600 ^ veranschlagt.
Leistungsfähige Lieferer werden hiemit eingeladen, den Voranschlag und die Bedingungen hier oder beim Bauführer in Rothenbach einzusehen und ihre mit amtlichen Zeugnissen zu belegenden Angebote schriftlich, versiegelt und entsprechend überschrieben spätestens
Montag, den 23. Mai, vormittags 9'/» Uhr
dahier einzureichen.
5MMU-
K. WeLrtieösbcrucrml.
Schmidt.
*
Getymgen,
Gerichtsbezirks Calw.
Verkauf eines Geschäftshauses
mit Warenlager.
In der Konkurssache des Johannes Aminzler, Kaufmann hier, kommt am Montag, den LS. ds. Mts., vormittags 10 Uhr, auf dem Rathaus zu Gechingen im öffentlichen Aufstreich zum Verkauf:
Nr. 98. l a 29 gm stockiges Wohnhaus mit steinernem Stock unten im Dorf; im untern Stock befindet sich der Kaufladen samt Nebenzimmer und «in größerer Lagerraum;
im zweiten Stock 2 Wohnzimmer, 2 Nebenzimmer, 2 Küchen;
unter Dach 3 große Bühnenräume übereinander;
dazu: Anteil an 1 gewölbten Keller, 1 doppelter Schweinestall, gemeinderätlicher Anschlag 8000 Nr. 98 b. 1 a 48 gm 2stockige Scheuer beim Haus, enthaltend: Tenne, 2 Heuböden und 3 Fruchtböden übereinander ;
Nr. 98 0 . 20 gm Istock. Nebengebäude, seither als Werkstätte benützt,
09 gm Streuhütte auf Freipfosten, Anteil an 3 a 29 gm Hofraum, gemeinderätlicher Anschlag 3000 Nr. 430. 1 s 01 gm Krautgarten; gemeinderätlicher Anschlag 60 Auf dem Hause wurde seither ein gemischtes Warengeschäft betrieben; das
Warenlager ist geschätzt zu 4541 ^ 99 ^ und soll womöglich mit dem Haus im Ganzen verkauft werden.
Einem tüchtigen Geschäftsmann ist hier Gelegenheit geboten, in dem ca. 1300 Seelen zählenden, wohlhabenden Ort unter günstigen Bedingungen ein rentables Anwesen zu erwerben.
Nähere Auskunft erteilt Herr Schultheißenamtsverweser Breitling in Gechingen.
Den 14. Mai 1892.
Konkursverwalter:
Gerichtsnotar
Sapper.
Heöäude-Werkauf.
Ein auf dem früher Werkmeister Schaal'schen Werkplatz stehendes zweistock. Gebäude 11,50 m lang, 5,70 m breit, bis unter Dach 4,50 m hoch, teils offen, teils geriegelt, wird am Montag, den LS. ds. Mts., vormittags 11 Uhr, an Ort und Stelle zum alsbaldigen Abbruch verkauft.
Stadtschultheißenamt.
Haffner.
Bekanntmachung.
Die städtische Bodenwaage in der Bahnhofstraße ist nun fertiggestellt und wird zur Benützung empfohlen. Der aufgestellte Waagtneifter istHr. Gem.-Rat
Keller.
Stadtpflege.
Hayd.
Liebenzell.
Holz-Verkanf.
Die Stadtgemeinde verkauft am Mon- tag, den 23. d. M., vormittags 9 Uhr, auf hiesigem Rathaus aus den Waldabteilungen oberer Tannberg, Mühlberg, unterer und oberer Hasenrain
112 Rm. tannene Scheiter, 100 Rm. tannene Prügel,
wozu Liebhaber eingeladen sind.
Den 16. Mai 1892.
Gemeinderat.
Althengstett.
Stangen-Derkauf.
Dienstag, den 24. Mai ds. Js., morgens 9 Uhr, kommen aus dem Gemeindewald, Abteil, obere Erlen, zum
Verkauf:
Stangen, 600 St., 7 bis 9 w lang, Stangen, 10,000 St., 5 bis 7 m lang. Zaunstecken, 15,000 Stück,
3 bis 5 w lang, sämtlich Rottannen. Zusammenkunft im Ort.
Gemeinderat.
Privat-Anzeigen.
Donnerstag abend 8 Uhr
Vibelstunde
im Vereinshaus.
'"'M