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mordeten zur Kellertreppe, legten neben ihn ein Bier­faß und machten am Morgen die Anzeige, der Vater sei beim Hmauftransportieren eines Fasses die Stiege hinuntergefallen und dabei verunglückt. Der ärztliche Befund kennzeichnete den von den Angehörigen ge­schilderten Hergang als wahrscheinlich, und derver­unglückte" B . . r wurde beerdigt. Gleichwohl wurde in Laufenburg Verschiedenes gemunkelt, und die älteste Tochter des B . . r, Namens Natalie, machte ihrer Stiefmutter wiederholt Vorwürfe über den eigentümlichen Tod des Vaters. Eines Tages ließ sich die Mutter zu dem Ausspruch verleiten: sie könne nichts dafür, sie sei unschuldig. Nun fiel sofort der Verdacht der Natalie auf den ältesten Sohn der Frau B., und rasch entschlossen machte sie ihrer Stiefmutter die falsche Angabe, der Sohn habe ihr nun alles einge­standen. Aufs höchste erschreckt siel Frau B. ihrer Stieftochter um den Hals und beschwor sie, um Gottes­willen Niemanden davon Mitteilung zu machen. Grauenvoller als der Mord selbst erscheint nun die Fortsetzung dieses entsetzlichen Familiendramas. Natalie versprach, die Mörder ihres Vaters nicht zu verraten wenn man sie gehörig entschädige! Zu wiederholten Malen empfing sie für das Versprechen, zu schweigen, Geld. Dem Mörder und seiner Mutter schrieb sie mehrere Briefe und stellte schließlich einen, vorläufig auf ein Jahr berechneten Tarif der Abschlagszahlungen auf, welche ihr für die Diskretion zu entrichten wären. Hier war genau angegeben, wie viel ihr, je nach dem mutmaßlichen und die verschiedenen Tanzsonntage in bar ausbezahlt werden müßte. Als die Geldgier der Natalie immer stärker wurde und Frau B. ihren Ansprüchen kaum mehr genügen konnte, machte schließlich die von Augst und Gewissensbissen gepeinigte Frau einer Verwandten Anzeige von der geschehenen Blut- that und entschloß sich auf eindringliches Zureden, sich selbst auf dem Bezirksamt zu stellen. Mutter und Sohn wurden verhaftet, beide haben ein offenes Geständnis abgelegt. Die liebevolle Tochter Natalie, welche die Ermordung ihres Vaters zu einem lukrativen Geldgeschäft ausgebeutet hatte, sitzt ebenfalls. Sie ist ganz erstaunt darüber, daß sie sich des Verbrechens der Erpressung schuldig gemacht haben soll und be­kundet die Reinheit ihres guten Gewissens dadurch, daß sie in ihrem Kerker fröhliche Lieder singt!

Unterstützung non Handwerks- burschen und armen Kindern.

Seit Jahrzehnten werden hier Beiträge zu Be­seitigung des Bettels in den Häusern ersammelt, in den letzten Jahren wird aber von vielen Einwohnern an den Beiträgen abgebrochen, angeblich weil die Handwerksburschen nicht mehr unterstützt werden. Dem ist aber nicht so! Alle Handwerksburschen, die darum nachsuchen, erhalten eine größere Brodgabe und wenn sie es bedürftig sind eine Geldunterstützung

zum Uebernachten. Die frühere Unterstützungsweise, nach welcher jeder Zureisende eine Geldunterstützung erhielt, mußte aufgegeben werden, weil die Zahl der Zureisenden zu stark angewachsen ist. Die eingeführte Beschränkung war bald von guten Folgen begleitet. Der Zuzug von Vagabunden, welche das Publikum belästigen, teilweise das Eigentum gefährden und die Gaben oft in der ärgerlichsten Weise mißbrauchen, hat sehr beträchtlich abgenommen. Während im Jahr 1887 gleich wie in früheren Jahren bis zu 3200 arme Reisende" hier übernachteten, ist nach Ein­führung der beschränkten Unterstützung die Zahl der­selben in den folgenden Jahren fortwährend und bis zu 900 pr. Jahr zurückgegangen. Der für die Ein­wohnerschaft aus der Abnahme des Zuzugs dieser Reisenden erwachsene Nutzen dürfte einleuchtend sein. Geordnete Arbeiter reisen nicht in einer das Publikum belästigenden Weise. Wird nun gefragt, wozu die eingesammelten Beiträge verwendet werden, so ist dar­auf zu antworten: neben der obenbemerkten Unter­stützung von Handwerksburschen, zu Unterstützung armer Kinder mit täglich zweimaligen Brotgaben. Um den für die Kinder in jeder Beziehung so über­aus verderblichen und für das Publikum so lästigen Bettel in den Häusern abzuschaffen, werden armen Kindern täglich 2mal Brotgaben verabreicht, im Ge­wicht von je 125 Gramm. Durch das ganze Jahr wurden 26 Kinder täglich 2mal mit Brot versorgt (18,980 Portionen) und damit gewiß manchem Kinde der Hunger gestillt und mancher Familie eine Sorge abgenommen. So finden also die Beiträge eine Ver­wendung, die ohne Zweifel von viel nützlicherer Wirk­ung ist, als die frühere. Es dürfte die Bitte be­gründet sein, von den Beiträgen nichts abzubrechen, mit Rücksicht auf die wirklich unterstützungsbedürftigen Handwerksburschen, namentlich aber mit Rücksicht auf die armen Kinder, von welchen gewiß manche wieder in das verderbliche Betteln verfallen würden, wenn die Brotgaben aufhören. Heuer hat das Jahr mit einem Deficit von 134 ^ abgeschlossen und mußte mit den Gaben abgebrochen werden.

Stadtschultheiß Haffner.

(Eingesendet.)

Zum Schulhausbau.

Wie man hört, soll diese Frage wieder in ein neues Stadium getreten sein; nachdem monatelang tiefe Stille darüber geherrscht hat, scheint man jetzt wieder eine rasche Entscheidung herbeiführen zu wollen.

Im August vorigen Jahres war der Schaal'sche Bauplatz in der Badgasse für ein Volksschulhaus für sämtliche Mädchen- und Knabenklossen in Aussicht genommen, hiegegen erhob sich ein so starker Wider­stand in den Kollegien und der Bürgerschaft, daß dieser Plan (siehe Wochenblatt 30. Jan.) vorerst keine weitere Beachtung fand, es tauchte dann der

zweite Bauplatz auf dem Brühl auf, es wurde diesem Bauplatz in der gleichen Nummer des Wochenblatts vom 30. Januar ein so gutes, vorteilhaftes Zeug­nis ausgestellt, daß man sich heute baß verwundern muß, wenn dieser so geeignete Platz jetzt wieder ver­lassen und ein drittes Projekt vom Stapel gelaffen wird man will nur ein Mädchenschulhaus bauen und zwar merkwürdigerweise wieder in die Badgasse.

Die Gründe, welche gegen das Badgafsenprojckt angeführt wurden, sind heute noch vie gleichen, warum aber heute schon wieder das Brühlprojekt verlassen werden soll, ehe die von den Kollegien vor Monaten beschlossenen Pläne und Kostenanschläge zur Begut­achtung vorliegen, ist schwer zu begreifen. Anfänglich sollte das Schulhaus so groß gebaut werden, daß beinahe kein Platz in der Stadt für dasselbe aufzu­treiben war. In der Zwischenzeit haben die Gegner des Brühlprojekts durch Herbeiziehung eines bekannten hervorragenden Baumeisters die Ueberzeugung ge­wonnen und festgestellt, daß der alte Bauplatz am Kirchbcrg vollauf genügt, wenn man nun auf der andern Seite auch zu der Ueberzeugung gekommen sein sollte, daß Größenverhältnisse, wie sie anfangs als unumgänglich notwendig bezeichnet wurden wie sie es aber tatsächlich nicht sind, für die Stadt viel zu teuer zu stehen kommen würden, so darf um­somehr mit Recht verlangt werden, daß endlich ein­mal Pläne und Kostenanschläge für ein Volksschulhaus gemacht werden, welches die notwendigen Räume für sämtliche Mädchen- und Knabenklassen enthält. Liegen diese Pläne einmal vor, dann erst sollte in Erwägung gezogen werden, ob es vorteilhafter ist, zwei Schulhäuser zu bauen oder nur eines. Die Vorbereitungen zu einer Entscheidung in dieser wich­tigen Frage sind ungenügend, das Wohl der Stadt erfordert vor allen Dingen genaue Pläne und Kosten­anschläge und diese fehlen noch gänzlich.

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Ille M8ei'6 molleiMn kimMilen

wsm'Asr ^usätxe äie Zar nickt sur 8sifs geboren als llllion, IVnsser, Kreils, ksrlkum, Wasserglas, Kiesel­erde, 8oäa ete. ste. Derartige lllisolmogen, äie reelit- wässig vor äsu 8trafriedtsr gekörten, sinä tür äie Oonsumentsn von doppeltem Kaektsil: 1) ist äie 8eite sekwer, 2) minderwertig und seksäliek, sie verstört in kürzester Keit völlig äie Laut. Kios 8eike äie ganr nnverfälsckt, olms Kusatr, okne Wasserglas, okne 8oäa, also vollkommen rein unä äaker gesunä- keitköräsrnä ist, das ist

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Deswegen sollte aus allen Kinäerstubeu, Wssck- unä Laderäumen, wie nickt minäer ans äen Louäoirs un­serer Krauen unä änngtranen äiess sekäälieken Kunst- seiksn verbannt unä ansseklisssliek nur Doering an- gswenäet werden. Ibr kreis beträgt nur 40 kfg. unä ist ru baben in 6 a I w bei: Wieland L Lüsidsrsr, ^.lts ^xotkske; ä. 0. klarer; ü. Länger. Lngros- Verkaufs Laut Weise L Oie., Stuttgart.

Bekanntmachung,

betr. die Herstellung einer Wasserwerksanlage.

Ernst Staudt, Bildhauer in Calw, beabsichtigt in dem unteren Stock seines Wohngebäudes Nr. 460 in der Bischoffstraße ein unterschlägiges eisernes Wasserrad von 3 m Höhe und 1 m Breite für Zwecke seines Geschäftsbetriebs einzusetzen.

Das zum Betrieb nötige Wasser soll vom Wehrfachbaum aus mittelst eines Kähners von 6,5 m Breite am oberen Ende und zulaufend auf 1 m Breite dem Rade zugeführt werden.

Dies wird mit der Aufforderung zur öffentlichen Kenntnis gebracht, etwaige Einwendungen gegen das Unternehmen binnen 14 Tagen bei der Unterzeichneten Stelle anzubringen. Nach Ablauf der Frist, welche ihren Anfang nimmt mit Ab­lauf des Tages, an dem dieses Blatt ausgegeden wird, können Einwendungen in dem Verfahren nicht mehr berücksichtigt werden.

Zeichnungen, Beschreibungen und Pläne liegen auf der Oberamtskanzlei zur Einsicht auf.

Calw, 3. Mai 1892.

K. Oberamt.

Supper.

Oahhos-Verbaus.

Infolge Ablebens des Besitzers Georg Thudium kommt der

Gasthof zum badischen Hof

mit dinglicher Schildwirtschaftsgerechtigkeit, dem gesamten Wirtschaftsmventar, Gärten und Nebengebäuden, am

Montag, den 9. Mai 1892, vormittags 11V- Uhr,

aus dem Rathaus im öffentlichen Aufstreich zur Versteigerung.

Stadtschultheifj Haffner.

K. Amtsgericht Calw.

Das am 29. April d. I. gegen die Marie Hartmann, Ochsenwirts Wwe. in Zwerenberg» erlassene Veräuste- rungsverbot ist heute wieder

ausgehoben

worden.

Den 2. Mai 1892.

gez. Amtsrichter Fischer.

Veröffentlicht durch

Gerichtsschreiber

Bauer.

Aufforderung.

An unverweilte Uebergabe der noch rückständigen Fassionen über Kapital- und Diensteinkommen per 1. April 1892 wird erinnert. Diejenigen Steuerpflich­tigen des Vorjahrs, welche Heuer kein steuerpflichtiges Einkommen zu fatieren haben, müssen Fehlanzeigen machen. Alle bis zum 10. d. Alts, nicht über­gebenen Fassionen werden gegen Be­zahlung einer Ganggebtthr von 20 --Z abgeholt.

Calw, den 4. Mai 1892.

Revier Liebenzell.

Arennhotz-Herkauf

unteres Nonnenwaag. Kmhhalde und Findhag:

Rm.: 2 Eichenanbruch, 2 Buchenprügel und 104 Nadelholzanbruch.

Grtssteuerkommisston.

ätknmchsU

Die Steuerpflichtigen, welche ihre Steuer pro I. April 1891/92 noch nicht vollständig entrichtet haben, werden zur Bezablung binnen 8 Tagen aufgefordert, nach Ablauf dieser Frist wird wegen der Rückstände das Schuldklagverfahren ein­geleitet.

Stadtschultheißenamt.

Haffner.

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