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Heidenheim, 26. April. In dem Orte Alt he im bei Gerstetten sollte dieser Tage eine Hoch­zeit gehalten werden. Das Essen war bestellt, die Gäste waren erschienen, die Braut im Hochzeitsstaat, aber der Bräutigam kam nicht; derselbe führte in Geislingen Holz. Ob er absichtlich wegblieb oder die Hochzeit vergessen hat, ist noch nicht erwiesen.

Hechingen, 26. April. Auf dem gestrigen G«orgii-J a h r m a r k t wurde bei sehr starkem Zutrieb von Vieh aller Gattungen nur mäßig gehandelt, da die Preise von ihrer früheren Höhe ziemlich zurück­gingen. Handelsvieh kam in 5 Eisenbahnwagen zur Verladung. Der Schweinemarkt war gleichfalls stark befahren. Der Handel ging lebhaft und bewegten sich die Preise zwischen 2038 ^ p. Paar.

Das badische Volk begeht morgen, 29. April, das Fest des vierzigjährigen Regierungs­jubiläums seines geliebten Herrschers, desGroß - Herzogs Friedrich. Mit Rücksicht auf die Schon­ung, welche Seine Königliche Hoheit nach langem und hartnäckigem Unwohlsein bedarf, ist die äußere Feier möglichst eingeschränkt worden. Darum wird es aber dem edlen Fürsten, der seinem Volke vierzig Jahre in vielbewegter ereignisreicher Zeit ein wahr­haftiger Vater war, nicht an Beweisen ehrfurchtsvoller Liebe und Anhänglichkeit fehlen. Die Regierungszeit Großherzog Friedrichs ist von schweren Kämpfen und bitteren Tagen des Leids nicht verschont geblieben, aber Fürst und Volk von Baden werden in diesen Jubiläumstagen freudig bekennen, daß sie eine über­aus glückliche und gesegnete gewesen ist. Was Groß- hcrzog Friedrich dem deutschen Vaterlande war, wird in allen deutschen Herzen unvergessen bleiben. Möge es dem hohen Herrn noch lange Jahre vergönnt sein, als deutscher Fürst um das Wohl seines schönen Landes und des Reichs, dessen Mitbegründer er ist, zu sorgen und die Liebe und Dankbarkeit seines Volkes zu ernten. Wir Württemberger schließen uns von ganzem Herzen den Glückwünschen an, die dem Herrscher unseres Nachbarlandes aus der Mitte seiner Unter- thanen und von überall her, wo die deutsche Zunge klingt, zuströmen, und freuen uns der Gewißheit, daß wie bisher so auch fernerhin Fürst und Volk von

Baden und Württemberg immer gute Freunde und treue Nachbarn bleiben werden. Staatsanz.

Paris, 27. April. Privattelegr. d. N. Tgbl. Im Ravachol-Prozeß haben die Geschworenen wie der Gerichtshof ihr Urteil unter dem Eindruck des Schreckens gefällt. Um 4 Uhr morgens kehrten die Geschworenen in den Sitzungssaal zurück. Sie billigten Ravachol und Simon mildernde Um­stände zu und erklärten' alle übrigen Angeklagten für unschuldig. Die Angeklagten sprangen sofort auf mit dem Schrei:Hoch die Anarchie!" Der Ge­richtshof zog sich zurück und kehrte nach kurzer Be­ratung in den Saal zurück, um das Urteil zu ver­künden. Ravachol und Simon wurden zu lebens­länglichem Zuchthaus verurteilt, alle übrigen vollständig freigesprochen. Die Angeklagten begrüßten das Urteil mit Jubel und den Rufen:Hoch die Anarchie!" Vor dem Justizpalast war eine riesige Menschenmenge versammelt, die das Urteil teilweise wie gelähmt, teilweise empört, teil­weise mit dem Rufe:Hoch die Republik, hoch die Anarchie!" aufnahm. In den überfüllten Boulevard- Cafes, wo das Urteil nach 4 Uhr morgens bekannt wurde, herrschte große Bewegung und Entmutigung, da Ravachols Verurteilung zum Tode wegen gemeiner Verbrechen allgemein als sicher angenommen worden war.

Nach den Mitteilungen einiger Pariser Blätter sind kürzlich Aktenstücke aus dem französischen Kriegsministerium entwendet worden. Die Unter­suchung hat ergeben, daß die Akten aus dem Fenster hinausgereicht und von Leuten auf der Straße an­genommen wurden. Ein angeblich badischer Unter- than Namens Schneider ist, wie schon telegraphisch gemeldet, verhaftet worden, drei seiner Genossen sind entkommen. In der Wohnung Schneiders sollen Papiere mit Beschlag belegt worden sein.

New-Aork, 25. April. Die katholische St. Marykirche zu Fort Wayne war gestern früh der Schauplatz einer schrecklichen Verwirrung. Zur Feier der ersten Kommunion einer Anzahl Kinder war der Altar, sowie das ganze Innere der Kirche mit köstlichen Blumen geschmückt, und eine dichte Menge füllte das Gebäude. Plötzlich löste ein Wind­stoß einen Strauß von Papierrosen, der auf eine

brennende Kerze fiel. Im nächsten Augenblick bildete die Vorderwand der Kirche ein Flammenmeer, und nun trat eine entsetzliche Verwirrung ein. Die Ver­sammelten stürzten sich nach den Thüren, wo es zu einem verzweifelten Kampf um die Ausgänge kam. Das Geschrei der Kinder war herzzerreißend, mehrere Frauen fielen in Ohnmacht, und viele Personen wurden schwer verletzt. Der Priester und einige Männer be­hielten ihre Kaltblütigkeit und stellten die Ruhe endlich wieder her. Auch gelang es chnen, die Flammen zu löschen, doch erhielten mehrere von ihnen erhebliche Brandwunden.

Das Blut, der kostbare Lebenssaft, spielt im menschlichen Körper eine sehr wichtige Nolle und wir sollten stets unsere ganze Aufmerksamkeit darauf richten, das Blut rein zu erhalten. Wo Hautausschlag, Finnen, Pimpeln rc. Vorkommen, läßt dies auf eine Schärfe im Blut schließen, welche, wie die bereits erzielten Erfolge beweisen durch den Gebrauch der seit langen Jahren bekannten in den Apotheken ä Schachtel 1. erhält­lichen ächten Apotheker Itichard Brandt'? Schweizerpillen beseitigt werden kann. Man achte genau darauf, kein unächtes Präparat zu erhalt en.

Standesamt Kalrv.

Geborene:

22. April. Marie Rosine, Tochter des Ernst Sitzler, Stationstaglöhncrs hier.

25. Walther Wilhelm Gottlob, Sohn des Wil­

helm Gottlob Nufer, Postsekretärs hier.

26. Katharine Albertine, Tochter des Friedrich

Widmann, Cigarrenmachers hier. Getraute:

28. April. Karl Bauer, Pfarrer in Hundersingen und Luise Wagner hier.

28. Karl Wöhrle, Schultheiß in Roigheim.

und Emilie Frohnmeyer hier. Gestorbene:

22. April. Friedrich Knecht, Sohn d. Jakob Knecht, Kaufmanns hier, 10 Monate alt.

24. Kaspar Keller, Fabrikaufseher hier, 56

_ Jahre alt. _

Gottesdienst

am Sonntag, den 1. Mai.

Vom Turm: 204.

Vorm.-Predigt: Herr Dekan Braun. 1 Uhr Christenlehre mit den Töchtern im Vereinshaus.. 2 Uhr Missionsfest in der Kirche. Ansprachen von Herrn Dekan Braun und den Missionaren Kn obloch, Seeg er und Hesse. DaS Opfer ist für die Basler Mission bestimmt.

Mittwoch früh 7 Uhr Betstunde im Vereinshaus.

AMchk Kkkavutnlachlmges.

K. Amtsgericht Calw.

Nachdem der Antrag gestellt worden ist, über das Vermögen der Marie Hartmann, Ochsenwirts Witwe in Zwerenberg das Konkursverfahren zu eröffnen, wird hiemit das

allgemeine

Veraußerimgsverbot

an die Schuldnerin erlassen.

Den 29. April 1892.

gez. A.-R. Fischer. Veröffentlicht durch Gerichtsschreiber Bauer.

Aampfwakzöelrieö.

Die Dampfstraßenwalze wird in der Woche vom 2. bis 7. Mai d. I. die fol­gende Straße befahren und bearbeiten: Straße Nr. 108, PforzheimCalw, Lin 2 bis km 0 von Unterreichenbach bis zur Landesgrenze. Die Arbeitszeit dauert m der Regel von 6 Uhr morgens bis 7 Uhr abends.

Reitern, sowie den Lenkern von Fuhr­werken wird beim Vorübergehen an der Dampfwalze besondere Vorsicht empfohlen.

Calw, den 28. April 1892.

K. Straßenbau-Inspektion.

Fleischhauer.

Calw.

Fahrnis-

Versteigerung.

Aus dem Nachlaß der Fräulein Charlotte und Marie Gerber hier, kommt am nächsten Dienstag, den 3. Mai ds. Js., von vormittags 8 Uhr an in der bisherigen Wohnung der Ver­

storbenen in der Bahnhofstraße im öffent­lichen Aufstreich zum Verkauf:

Etwas Gold und Silber, Frauenkleider, Betten, Leinwand, Küchengeschirr, Schreinwerk, Faß- und Bandgeschirr und allerlei Hausrat, darunter 1 Badwanne und 1 Kinderschlitten. Den 29. April 1892.

K. Gerichtsnotariat.

S apper.

SchSleichen-

Berkanf.

Am Montag, den L. Mai wird der Schäleichenertrag der Bahnböschungen von Brötzingen bis gegen Unterreichenbach auf dem Stock im öffentlichen Aufstreich verkauft.

Zusammenkunft am Dillsteiner Ueber- gang um 9'/« Uhr vormittags.

Pforzheim, den 27. April 1892.

K. Betriebsbauamt.

(gez.) Schmidt.

Liebelsberg.

Wagner- n. Kerrgholz- Verkans.

Am Dienstax den 3. Mai d. Js werden von morgen 9 Uhr an verkauft 10 Fstm. buch, r

-birk. Wagner

Holz; 40 Rm. tannenes Scheiterho! und Prügelholz.

Zusammenkunft im Ort.

Den 26. April 1892.

Gemeinderat.

Bau-Accord.

Die Grab- und Beton-Arbeiten zu

einem Brückchen in der Insel werden im Submissionswege vergeben. Der betr. Ueberschlag kann bei dem Unterzeichneten eingesehen werden. Offerte sind bis nächsten

Montag, den S. Mai, abends 8 Uhr,

einzureichen.

Stadtbaumeister Kümmerte.

Ottenbronn.

Die Veifuhr

von 71 Kubikmeter blauer Kalksteine auf die hiesigen Gemeindewege, wird am Donnerstag, den 5. Mai, nachmittags 1 Uhr, auf hiesigem Rat­hause im Accord vergeben, wozu tüchtige Unternehmer einladet

der Gemeinderat.

Der Georgeuiiumsgarte«

soll kein Sprekpkah für Kinöerr sein.

Kindern ist also der Eintritt verboten, wenn sie nicht unter der Aufsicht älterer Perso nen sind, die jeden Schaden und Unfug zu verhüten vermögen. Auch werden alle Besucher dieses Gartens oder des Stadtgartens erinnert, daß nichts von Blumen oder Gesträuchen weggenommen werden darf und daß man nirgends von den Wegen ab gehen soll. Eltern und Lehrer werden dringend ersucht, den Kindern die richtige Achtung vor öffentlichem Eigentum einzuschärfen.

Der Aufschtsrat des GeorgenSums und des Nkrslhiillttungsoereins.

z

Gruntrach.

affer-Fest.

Zur Einweihung unserer neuerbauten Wasserleitung am Sonntag, den 1. Mai, erlaubt sich Unterzeichnetes, im Auftrag der bürgerlichen Kollegien, verehrliche Korporationen, Feuerwehren, Vereine und Private freundlichst einzuladen.

Hochachtungsvollst

SchuttH 'HenarnL.

Eme. ^rfer.

Fest-Programm «

1) Von morgens 10 Uhr ab Begrüßung der Gäste au' «m Rathaus.

2) Morgens 11 Uhr: Zug in die Kirche zum Festgoti sienst.

3) Mittags 12 Uhr: Festzug durch das Dorf zum Re. woir und Maschinen»

Haus. Sammlung bei der Kirche.

4)12'/, Uhr: Festrede beim Reservoir durch Hrn. Pfarrer May s e r..

5) 1 Uhr: Festessen im Gasthof zum Adler

8) 3 Uhr: Gabrnverieilung unter die Schü

7). Von Uhr 4 ab gesellige Unterhaltung,