81. Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk (Lalw. 67. Iahrgavs.

Erscheint Di«n « I» g , D-nner«»«, »nd Sam» lag. Die Änrückungrgebiihr betrLgt im Bezirk und nlchster Um» geiung S Psg- die Zeile, sonst 12 Psg.

Tages-Ueuigkeiten.

di Deckenpfronn,17. April. Die Ath­leten- und Künstlergesellschaft Stößer aus München hielt hier einige Vorstellungen, wobei auch ein Ring- kampf ausgeführt wurde. Theodor Hölderlin, Sohn des Hirschwirts hier, erklärte sich bereit mit dem Athleten B. zu kämpfen und ging auch wirklich nach heißem Kampfe und unter allgemeinem Beifall als Sieger hervor.

Aus Tein ach, 27. April, schreibt man --""^dem Schw. M.: Teinach, eines der großartigst an­gelegten, doch dabei idyllisch reizendsten Schwarz­waldbäder, tritt in eine neue Saison des sechsten Jahr­hunderts seines Bekanntseins. Der nunmehr zu einem selbständigen Pfarrdorfe erhobene Badeort hat sich, -wie die ihn einhegende Natur, abermals gerüstet und geschmückt zum Empfange werter Gäste. Besonders Hat der Besitzer des Badhotels, mit welchem die Mineralquellen und Mineralbäder, sowie die Wasser- hecksmstalt verbunden sind, einen neuen, eleganten Damensalon geschaffen, im Palais die Fußböden neu, und mit Linoleum belegt, viele Zimmer frisch ausge­stattet, im Vorjahr eine neue topografisch-historische und medizinische Beschreibung des Bades veröffentlicht, einen neuen Wirtschaftsführer bestellt u. dgl. mehr. Man darf darum Kurgäste, Sommerfrischler und Touristen zuversichtlich zur Rast in diesem hochroman­tischen Waldthale einladen. Man verlange den Prospekt von der Badeverwaltung Teinach im württembergischen Schwarzwald.

Stuttgart, 28. April. Auf dem Lebens­mittelmarkt sind heute nur 13 Körbe Kellerobst eingetroffen; Zufuhren von östreich. Obste sind seit

Samstag, den 30. April 1892.

Wochen gänzlich ausgeblieben. Daß die Preise für besseres Obst beträchtlich in die Höhe gehen, versteht sich von selbst. Gemüse in Hülle und Fülle; Spar­gel» von 20 ^ bis 1 20^. Französischer Kopf­

salat ist von einheimischem verdrängt; eine Rolle spielen junge Kartoffeln aus Malta, Eier aus Ungarn und aus Odessa, Spargeln von Italien, Zwiebeln aus Egypten.

Tübingen, 27. April. Gestern wurde ein gefährlicher Dieb verhaftet, welcher während des Krämer- und Viehmarktes auf dem Wege des Taschen­diebstahls Geschäfte zu machen suchte. Einen Bürger von Gomaringen erleichterte er um seine Brieftasche, welche 250 Mark enthielt. Der Bestohlene bemerkte sofort die Handgriffe des Jndustrieritters und hielt ihn fest, bis die Polizei kam, obgleich er ihm 20 für seine Freilassung bot. Bei dem Verhör bekannte sich der Dieb als einen Böhmen aus Prag, Namens Franz Pröster, 39 Jahre alt, der schon 13 Jahre wegen gewerbsmäßiger Dieberei teils in Bayern, teils in Oestreich im Zuchthaus abgesessen habe. Zugleich stellte sich heraus, daß er am gleichen Tag auf dem Viehmarkt einem Bauern aus Ehningen, O.A. Böblingen, eine Brieftasche mit 300 ^ Inhalt gestohlen habe, von welchen er bereits 250 ^ mittelst eines einge­schriebenen Briefes an seine Frau abgeschickt hatte. Außerdem fand sich in seiner Baarschaft noch die Summe von 106

. Horb, 26. April. Einige Arbeiter wurden 'beauftragt, in dem nahegelegenen St. Jakobsbad ein Faß Most, ca. 180 1, auf einem Handwägelchen zu holen. Auf dem Heimwege setzte sich der eine, wie junge Leute zu thun pflegen, auf das Wägelchen und leitete die Deichsel mit den Füßen, während die

Sbonnemeritspreir vierteljährlich in der Stadt SO Pfg. und Sv Pfg. Trägerlohn, durch ote Post bezogen Mk. 1. 1k, sonst in ganz Württemberg Mk. 1. Sb.

andern das kleine Fuhrwerk so rasch wie möglich schiebend in Bewegung setzten. Dasselbe fuhr auf einen Steinhaufen und stürzte über die jähe, ziemlich hohe Böschung hinunter. Den Lenker schleuderte es rasch hinaus, das Faß rollte demselben über den Kopf, so daß er bewußtlos auf der Stelle liegen blieb. Derselbe wurde in das Spital verbracht, woselbst er in der Nacht starb.

Backnang, 26. April. Der M.-B. schreibt: In einem Ort des Murrthals kam kürzlich eine seltene Verlobung zu stände. Der Bräutigam, bei wel­chem die Braut als Haushälterin im Dienste stand, zählt 76, die Braut 80 Jahre.

Heilbronn, 26. April. Der hiesige Ge­meind erat hat bei der Beratung des Etats mit 7 gegen 5 Stimmen den Beschluß gefaßt, die Konsum­steuer auf Fleisch um ein ganzes Drittel herab­zusetzen, d. i. an deren Gesamtbetrag von etwa 34000 28000 zu streichen. Die vorausge­

gangene Beratung war eine sehr scharfe. Ein Mit­glied meint, die Herabsetzung komme den Metzgern, nicht aber den Konsumenten zu gut. Auch der Vor­sitzende ist der Ansicht, durch diesen Beschluß sei der Stadt ein sehr schlechtes Geschenk gemacht worden. Der ohnehin hohe Abmangel wird durch diesen Aus­fall empfindlich erhöht. Die hiesige Post hat ein falsches Zweimarkstück angehalten. Dasselbe zeigt das Bildnis des deutschen Kaisers und die Jahres­zahl 1883, jedoch m wenig guter Prägung, fühlt sich fettig an und hat einem echten gegenüber ein Minder­gewicht von 2,5 Gr. Schw. M.

Einem Arbeiter in Künzelsau wurde von einem Treibriemen der Vorderarm abgerissen und ein lOjähriger Knabe ertrank daselbst im Kocher.

Nachdruck verbnten.

- .Splitter.-

Die Hffizier-Wrüfung.

Von F. A. Zimmermann.

(Fortsetzung statt Schluß.)

Gott sei Dank, die Sache ging vorzüglich, mein Dusel schien sich doch zu be­währen. Meine Stimmung wurde allmählich eine bessere, ich steckte mir eine Cigarre an, gab Knotterich gnädig auch eine und wartete, im Moos auSgestrrckt, der Dinge die da noch kommen sollten.

Doch lange sollte ich meine Ruhe nicht genießen. Auf einmal hörte man Pferdegetrappel, und im Galopp kam die hohe Prüfungs-Kommission herangesprengt.

Ich meldete.

Nun, Feldwebel Fritz," Hub der Oberst an,wo steht denn Ihre Feldwache?"

Hier, Herr Oberst."

Hm, hm. Und Ihre Posten?"

Hier, Herr Oberst."

Nun, die übrigen?"

Ich habe nur einen Posten, Herr Oberst."

.Ei, -i!"

Damit ritt er an meine Feldwache heran und zu meinem Posten, sah sich um und machtehm, hm." Mein Hauptmann hielt neben mir, ebenfalls ohne ein Wort zu sprechen und sah mich nur kopsschüttelnd an.

Dann sprengte die Kavalkade weiter.

Knotterich, Knotterich, wa» hast du angestellt.Hm, hm! ei, ei!" Da« war Alles gewesen. Und mein Hauptmann hatte mich kopfschüttelnd angesehen. Meine Stimmung schlug jählings um.

Knotterich dagegen war nach wie vor von der Güte seiner Sache felsenfest

überzeugt. Mit stolzer, fiegeSgewisser Miene kam er zu mir.Sehe Sie, daß es so richtig war. Kein Wort hat de Herr Owerst sage könne!"

Knotterich, lassen Sie mich in Ruhe."

Zu Befehl, Herr Feldwebel, ich Hab' ja auch nur gemeint."

Ich setzte mich nieder und brütete dumpf vor mich hin. Wo war mein Dusel?

Da, schon wieder Pferdegetrappel!

Gott sei Dank, nur ein Dragoner, aber der Kerl kommt gerade auf mich zu. Ist denn das Maß meiner Leiden noch nicht voll?

Meldung vom Herrn Oberst. Der Herr Feldwebel soll sich, falls er über­legen angegriffen wird, auf das Gros zurückziehen."

Sprach'S und verschwand.

Halt, halt, Dragoner! Wo steht denn das Gros? Halt, halt!"

Verzweifelt lief ich hinter dem Dragoner her. Der aber hörte nichts, und bald war er meinen Blicken entschwunden.

Knotterich, wo steht das Gros?"

DeS haw ich net gehört, ich glaub' awer, wenn mer"

Dummes Zeug."

,Zu Befehl, Herr Feldwebel, ich Hab ja auch nur gemeint."

Jetzt wohin? Mir wurde schwarz vor den Augen. Und richtig, dort kam auch schon der Feind.Gott stehe mir bei," stöhnte ich,der Tag wird gut."

Doch geschehen mußte etwas, ich ließ also am Waldesrand auSschwärmen, und bald sah ich mich in «in lebhaftes Feuergefecht verwickelt.

Doch der Feind rückte in Hellen Haufen immer näher. Jetzt war der Augen­blick gekommen, wo ich michauf das Gros" zurückziehen sollte.

Kehrt marsch!"

Und rückwärts ging'» dm Waldsaum entlang. Ich überlegte trostlos.

(Schluß folgt.)