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aus einem nahe gelegenen Steinbruch Hauen und Pickel herbeiholte und mithalf, das Feuer zu dämpfen. Es gelang auch nach einigen Stunden, so daß kein Schaden entstand, da nur das Gras, wertlose Sträucher und das Moos an einigen 100jährigen Bäumen vernichtet wurde. Das Gericht erkannte auf fahrlässige Inbrandsetzung und sprach 1 Monat Gefängnis aus. Die andern Drei erhielten schon in Heidenheim wegen des Zündelns je 14 Tage Haft.
Ebingen, 15. April. Unlängst stieß man hier bei einer Grabarbeit auf ca. 60 größere und kleinere Münzen, die alle nicht tief unter der Erdoberfläche auf einem Haufen lagen, und zwar auf einem Untergrund von Kohlenresten und Brandschutt. Die älteste dieser Münzen trägt die Jahreszahl 1596 und die jüngste die Jahreszahl 1645. Ohne Zweifel rühren dieselben von dem großen Brande her, der 1844 an der Stelle des Fundortes wütete; denn alle weisen Brandspuren auf und zwei kleinere sind infolge der Hitze des Feuers angeschmolzen. Trotzdem sind die meisten Stücke noch gut erhalten. Unserem hiesigen Altertumsforscher Apotheker Edelmann wurde der ganze Fund zu näherer Bestimmung überbracht, der Dr. Binder hier zum Ankauf desselben veranlaßte.
Biberach, 17. April. Der Kreuzberg bei Ummendorf, ein vielbesuchter Wallfahrtsort, erhielt in der Karwoche den unlieben Besuch von fünf Strolchen, welche mit Leimruten und Nachschlüsseln die dort aufgestellten Opferstöcke ihres ziemlich bedeutenden Inhalts beraubten. Ten umsichtigen und sorgfältigen Nachforschungen des hiesigen Landjägerkommandos gelang es, die Diebe zu ermitteln und heute früh 3 Uhr geschlossen hier einzuliefern.
Ravensburg, 18. April. Ein arbeitsscheuer, dem Trunk ergebener Mensch, seit kurzer Zeit Witwer, der im Verdacht steht, die letzten Brände angestiftet zu haben, wurde gefänglich eingezogen. In seinen Angaben hat er sich bereits vielfach in Widersprüche verwickelt.
Wiesbaden, 19. April. Der Dichter Friedrich Boden st edt ist gestern abend 9 Uhr an einer Lungenentzündung gestorben.
Berlin, 19. April. Der Kaiser empfing gestern die Berliner Liedertafel, um das Wiener Programm des Vereins kennen zu lernen. Der Kaiser meinte, er müsse doch hören, wie die Berliner Gesangskunst vor dem Kaiser von Oesterreich und dem kunstsinnigen Wiener Publikum bestehen werde. Ueber die Vorträge äußerte sich ver Kaiser ungemein befriedigt.
— Bisher wurden in Berlin 36 000 Hunde versteuert, die 224000 einbrachten; in Folge der Erhöhung der Hundesteuer von 9 auf 20 jährlich ist die Zahl der Hunde auf 20 000 heruntergegangen, die aber jetzt 400000 Steuern einbringcn.
-Vermischtes.
— Einer großen Gefahr ist, wie man aus Athen schreibt, König Georg von Griechenland entgangen. Als nämlich der König von der Kommandobrücke der „Spezia" aus scharfe Schießübungen der Panzereskadre überwachte, geschah es, daß bei Hinaufwinden eines der bereits geladenen 27 Zentimetergeschoße der Mechanismus versagte, so daß das Geschoß von ziemlicher Höhe mit Wucht niederste!. Da jedoch an jener Stelle das Deck einen Kautschuküberzug trägt, erfolgte keine Explosion. Der König stieg sogleich von der Brücke herab und erteilte der Bedienungsmannschaft eine scharfe Rüge.
Explosion einer Granate. Aus Äerlin wird gemeldet: Ein unbekannter Mann ist am 16. April auf dem Schießplätze bei Tegel, vermutlich bei unerlaubtem Kugelsuchen, von einer explodierenden, mit Pikrin gefüllten Granate in viele Stücke zerrissen, ein zweiter an Händen und Füßen verletzt worden. Der Schwerverwundete ist ein gewisser Weber, der sich auf dem Schießplätze Herumtrieb, um Vögel zu fangen. Die explodierte Granate stammte noch aus dem Jahre 1886 her. Damals wurde ein Erdwall durch mit Pikrin gefüllt« Granaten beschaffen. Fünf dieser Granaten waren damals unauffindbar und sind erst vor einigen Tagen bei dem Abtragen des Erdwalles wieder zum Vorschein gekommen und wie die Behörde glaubte, so versteckt worden, daß sie nicht
von Unbefugten gefunden werden könnten. Trotzdem wurde eine Granate gestohlen; man vermutet nun, daß sie dem Dieb zu schwer war und er sie deshalb an der Unglücksstätte wieder versteckte.
— Ein Raubmord, der dritte innerhalb neun Wochen, wurde in Wien am Charfreitag Morgen verübt. Ein Unbekannter trat in den Laden der Branntweinverschleißerin Amalie Schramm, als diese eben allein war, brachte ihr — wahrscheinlich mit einer Hacke — drei furchtbare Kopfwunden bei, leerte dann die Ladenkasse, in der sich höchstens 80 Kreuzer befanden, und entfloh. Die durch einen Schrei der Unglücklichen herbeigerufene Tochter fand ihre Mutter bereits tot. Von dem Raubmörder hat man bis jetzt keine Spur.
Kolumbische Weltausstellung in Chicago. Man schreibt d. N. Tgbl. aus Chicago: Die Kommission von Neu-Süd-Wales beabsichtigt, einen ganzen Stamm Ureinwohner auszustellen. — Gar wunderliche und originelle Blüten zeitigt die kommende Weltausstellung; außer den vielen großartigen Unternehmungen taucht auch mancherlei Bizarres auf. So ist unlängst in Chicago die „Mammouth Autograph Co." von einigen unternehmungslustigen Deutschen gegründet worden. Die Gesellschaft beabsichtigt, vier riesige Albums, in Gold und Silber gefaßt und jedes im Gewicht von 700 Pfund Herstellen zu lassen. In diesen vier Albums kann nun jeder, der Lust dazu verspürt, gegen eine Gebühr von 25 Cents seinen Namen einzeichnen. Eines der Albums soll der Landesbibliothek in Washington, eines der Chicagoer Bibliothek u. s. w. vermacht werden. Eine Million Namensunterschriften sollen verzeichnet werden. Die Gesellschaft, welche bereits in allen größeren Städten der Ver. Staaten behufs Sammlung der Namensunterschriften Agenten stationiert hat, unterhält ihr Hauptbureau im „Bort"- Gebäude der Weltausstellung. — Der Pariser Kunstgärtner Vilmorin wird die Umgebung des offiziellen Gebäudes, welches die Regierung von Frankreich auf dem Ausstellungsplatze errichten läßt, durch Blumen und Pflanzenanlagen verzieren. Vilmorin, der auf früheren Ausstellungen Furore machte, beabsichtigt mit dieser Arbeit all seine vorhergehenden Dekorationswerke in den Schatten zu stellen. — Es verlautet, daß eine Anzahl Indianer von den Urwäldern Perus, sowie eine bedeutende Sammlung von peruanischen Eingeborenen hergestellter Gemälde der Ausstellung des ehemaligen Jnkareiches einverleibt werden wird. — Statt des ursprünglich projektierten Azteken-Tempels wird Mexiko eine typische Hacienda errichten, welche von den Gewächsen Mexikos umgeben sein wird. Diese Aenderung ist angebahnt worden, weil es als passender erachtet wird, die gegenwärtig bestehenden Zustände Mexikos, statt die längstvergangener Zeiten zur Anschauung zu bringen. — Jede Fischgattung, welche in den inländischen Gewässern des Gebiets der Nordamerikanischen Union, sowie im Atlantischen Ozean und im Weltmeere zu finden ist, vielleicht mit Ausnahme des Walfisches, dürfte im Aquarium der Fischereiabteilung zu sehen sein. — Ein Eskimo-Dorf mit 50 bis 75 Eingeborenen der arktischen Region wird eine der vielen Sehenswürdigkeiten am Midway- Plaisance sein. — Die Konzession zur Errichtung einer Badeanstalt, verbunden mit einem Wiener Cafe, am Midway-Plaisance, ist dieser Tage von der Ausstellungsbehörde vergeben worden. — Generaldirektor Davis ist ermächtigt worden, die französische Regierung zu ersuchen, ihrer Ausstellung das Bertillon-System zur Identifizierung von Verbrechern einzuverleiben, ferner ein Pariser Verbrecheralbum, mittels dessen Hilfe der Chicagoer Polizei ein Anhaltspunkt in der Aufspürung internationaler Hochstapler und Gauner, welche die Ausstellung heimzusuHen gedenken, gegeben werden kann.
— Folgender tragikomische Entschuldigungszettel wurde kürzlich einem Berliner Gemeindeschullehrer von einer Waschfrau übersandt: „Biete mein sohn Frits gietichst zu entschuljen, das er nich nach Schule komt. Er ist gestorben.
Die Musik als Heilmittel. In einer in Petersburg abgehaltenen Vorlesung über das Thema: „Der Einfluß der Musik auf den menschlichen Organismus" stellte Professor Tarchanow die Behauptung auf, daß die Musik in der Medizin von großem Nutzen
sei und daß man bei richtiger Anwendung die Menschen eben so leicht „stimmen" könne, wie man ein Musik- Instrument stimmt. Nervenkranke (besonders Epileptiker) werden durch Musik beruhigt; allerdings muß man bei Anwendung dieses Mittels äußerst vorsichtig sein, da es in manchen Fällen auch eine sehr erregende Wirkung ausüben kann. Es muß dabei berücksichtigt werden, daß das Naturell gewisser Leute überhaupt gar keine Musik erträgt. Die Heilmethode durch Musik ist noch wenig verbreitet und es wird sich ihre Bedeutung erst in der Zukunft Herausstellen. Wenn zahlreiche Beobachtungen auf dem Gebiete der Heilkraft der Musik auch ein negatives Resultat geben, manchmal sogar das Gegenteil dessen erzeugt, was man erwartete, so erklärt sich dieser Mißerfolg dadurch, daß man das Mittel nicht rechtzeitig in der erforderlichen Form und ohne genügende Analyse der Krankheit angewendet hatte. „Wir sind fest überzeugt", sagte Professor Tarchanow, „daß eine Zeit kommen wird, wo die Musik in den Händen wissenschaftlich gebildeter Aerzte als ein mächtiges Mittel im Kampfe mit den Leiden der Menschheit dienen wird. Wie kann es auch anders sein, da eine Reihe von Fällen uns dargethan, daß die Musik — der größte Regulator der menschlichen Stimmungen und Gefühle ist und diese Faktoren beherrschen viele Seiten des psychischen und physischen Lebens des Organismus."
Ksoi-gensum,
Neues in der AivkiotHek.
1) Bilder und Geschichten aus Schwaben von
O. Wildermuth. Illustriert von F. Bergen.
2) GeschichtederWeltlitteraturin übersicht
sichtlicher Darstellung von vr. A. Stern.
3) Beiträge zur Biologie der Blüten rc..
von vr. O. Kirchner.
4) Durch Feld und Wald. Bilder aus dem
Naturleben von K. Ruß.
5) Den Verehrern des HerrnGrafen von
Taubenheim, Oberhofratspräsident, Oberst- Stallmeister Sr. Majestät des Königs von Württemberg. (Separat-Abdruck aus „Württem- bergischer Bildersaal, eine Sammlung von Württembergs Berühmtheiten.")
6) Jahresbericht der Handels- und Ge
werbe-Kammer zu Stuttgart für 1891.
7) Zweihundert Hochachtbare Württem-
berg er und unter ihnen weltberühmte. Der Jugend zur Stärkung der Vaterlandsliebe in Erinnerung gebracht von Generalkonsul v- Georgii-Georgenau.
8) Jahrbuch der deutschen Landwirtschafts-
Gesellschaft. Herausgegeben vom Direktorium. Band 6. Teil 2. 1891.
9) Kosmos für die Jugend. Die denkwürdigsten
Erfindungen im 19. Jahrhundert, herausgegeben von L. Thomas.
10) Sonntagsgedanken über unsernWerk- tagsberuf. Vortrag von Professor Dr.. Häring in Göttingen.
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Geld und Zeit gespart. Bitz. O.-Amt Balingen. Ich kann und muß Ihnen der Wahrheit gemäß bezeugen, daß ich hauptsächlich für Magenleiden,, krampfartiges Zusammenziehen des Magens, sowie des Unterleibs, Darmscknnerzen, Seitenstechen und was die Hauptsache ist, für hartnäckige Verstopfung Ihre Apotheker Richard Brandt's Schweizerpillen sä Schachtel 1.— in den Apotheken) gebrauchte, auch war ich dabei müde und matt, daß ich gar nicht arbeiten konnte, konnte auch nicht schlafen und hatte keinen Appetit. Sowie ich nur cinigemale Abends von den Pillen genommen habe, nämlich 2—3 Stück jeden Abend vor dem Schlafengehen, so spürte ich gleich bedeutende Erleichterung und jetzt bin ich bereits vollständig von all diesen Leiden befreit, nachdem alle anderen angewandten Mittel nutzlos waren. Ich bin Ihnen deshalb zum größten Danke verpflichtet und werde dieRichard Brandt'schen Schweizerpillen Jedermann der mit ähnlichen Leiden behaftet ist, pflichtschuldigst empfehlen. Johanne« Lebherz. (Unterschrift beglaubigt!. — Man achte beim Einkauf stets aus das weiße Kreuz in rotem Grunde.