189
Heilbronn, 8. April. Ledermarkt. In Folge der unserem Markte vorausgehenden, dem Trocknen überaus günstigen Witterung, sowie der Abhaltung des Rindenmarktes, welcher eine große Anzahl von Gerbern aus Nah und Fern hierherführt, die unseren Markt sonst nicht regelmäßig zu besuchen pflegen, waren die Zufuhren wieder recht bedeutend. Das Geschäft entwickelte sich, namentlich am Vortage, etwas langsam, was nicht allein der dem starken Angebot gegenüberstehenden schwachen Nachfrage, sondern auch den unter ersterem vielfach vertretenen untergeordneten Sortimenten zugeschrieben werden darf. Leichte gute Wildleder verkauften sich rasch und haben sich behauptet, für geringere Sorten war der Absatz ein schleppender und wurde auch manches Pöstchen zurückgenommen. Schmalleder war auch stark vertreten und schwer anzubringen. Kalbleder in leichteren Gewichten bei kleinem Vorrat preishaltend, schwere Gewichte (Mastfelle) waren stark offerirt und mußten im Preise etwas nachgeben. Sohlleder, worunter viel untergeordnete Waare und in großen Mengen zugeführt, verkehrte zu weichenden Preisen. Zeug- leder bei kleinem Angebot unverändert, während Schafleder bei größerem Vorrat sich zu bisherigen Preisen räumte. Der nächste Ledermarkt findet Dienstag den 24. Mai d. I. hier statt.
Tuttlingen, 7. April. Heute Abend 9'/, Uhr wurde Großfeuer in der Oberamteistraße gemeldet, wo ein Wohnhaus aus bisher noch nicht aufgeklärter Ursache plötzlich in Flammen stand. Das Gebäude selbst war nicht zu retten, dagegen gelang es der ungemein thätigen Feuerwehr, die in unmittelbarer Nachbarschaft stehenden Häuser zu bewahren. Vor größerem Unheil behütete unsere Stadt mit ihren eng gebauten, vielfach mit Futtervorräten angefüllten Häuservierteln die gänzlich windstille Witterung. Das große Brandunglück von 1803, in welchem Jahr unsere Stadt zu ^/s niederbrannte, dürfte sich allerdings bei unserer gut organisierten Feuerwehr nicht so leicht wiederholen.
— Den Münch. N. N. telegraphiert man aus Ulm, den 9. April: Unter außerordentlichem Andrang des Publikums wurde gestern und heute vor dem Schwurgericht in Ulm der Prozeß gegen fünf Dragonerreservisten vom 26. Regiment wegen Mißhandlung von Rekruten verhandelt. Die Angeklagten gestanden, die Rekruten mit Meerrohrstöcken geprügelt zu haben, behaupteten jedoch übereinstimmend, auf Befehl des Rittmeisters Lauen st ein gehandelt zu haben. Sie hätten nicht den Mut gehabt, den Befehl des Rittmeisters nicht zu befolgen. Der als Zeuge vernommene Rittmeister Lauenstein bestritt, einen solchen Befehl erteilt zu haben. Die Angeklagten hielten ihre Angabe aufrecht und wurden sämmtlich freigesprochen.
Köln, 9. April. Die „Kölnische Zeitung" meldet aus Essen: Der Kaiser trifft am 30. April auf dem Krupp'schen Schießplatz bei Meppen ein, um den Schießversuchen gegen Panzerplatten beizuwohnen. — Aus Petersburg wird der „Kölnischen Zeitung" telegraphiert, das russischeKaiserpaar mit seinen Kindern trete die Reise nach Kopenhagen zur goldenen Hochzeit des dänischen Königspaares am 22. Mai an Bord des „Polarstern" an. Der „Polarstern" gehe direkt nach Kopenhagen, begleitet von mehreren russischen Kriegsschiffen.
Uermischtes.
Neues aus Afrika. Die „KölnischeZeitung" veröffentlicht Auszüge aus Briefen des ersten Offiziers der Bochert'schen Seen-Expedition, Sekonde-Lieutenant Hans Hermann Graf v. Schweinitz. Wir entnehmen daraus folgende Stellen: Bagamoyo, 18. Januar 1892. Wir trafen heute die Baronesse Vietinghoff. Sie stammt aus den russischen Ostseeprovinzen und ist eine interessante Persönlichkeit. Sie will in das Innere von Afrika und sucht eine Expedition, der sie sich anschließen kann. Sie hoffte zunächst auf Herrn Töppen, war dann aber allein ins Innere vorgegangen bis Kondoa (20 Tagemärsche) und kam nun, als sie hörte, Töppen sei krank geworden, zurück und bat mich, bei Herrn Bochert für sie zu wirken. Sie hatte sich wieder einen Rock angezogen — im Innern trug sie Männerkleider — und benahm sich sehr schneidig. Von Kondoa kam sie mit einem Boy und drei Trägern allein und ohne Zelt. Sie frühstückte bei uns, ich besorgte ihr von Sewa Hadji ein Haus. — Sansibar, 20. Januar 1892. Heute besuchten wir auch die Tochter Emin Paschas. Seit 8 Tagen war sie in andere Hände gekommen; ihre Gouvernante hatte sie so schlecht behandelt, daß das arme siebenjährige Kind ganz verprügelt war. Der Gouvernante wurden monatlich 300 Rupien, anfänglich von der Regierung und später, — als diese die Zahlungen einstellte, von Hansing gezahlt. Jetzt hat der dortige Dolmetscher das Kind zu sich genommen und es macht wieder einen recht vergnügten Eindruck. Große, wunderschöne schwarze Augen, gelbliche Gesichtsfarbe, sehr angenehmes niedliches Gesicht. Sie kann wohl einmal eine Schönheit werden.
Verkaufte Kinder. Wie russische Blätter berichten, hat es im Kijew'schen Gouvernement sich ereignet, daß Eltern ihre Kinder verkauften. Im Gaißenski'schen Kreise hat auf dem Markte einer kleinen Stadt ein verwitweter Bauer seine achtjährige Tochter für 6 Rubel verkauft; in einem anderem Orre desselben Kreises beabsichtigte ein Bauer, in ein fernes Gouvernement einzusiedeln und um der Sorge für seine vier Kinder enthoben zu sein, verkaufte er
sie. In einem dritten Falle endlich bot ein im Bratz- lawski'schen Kreise herumvagabundierender Bauer seine beiden Töchter von acht und fünf Jahren, die er mit sich führte, für den Preis von 5 bezw. 3 Rubel aus.
Preise auf dem Stuttgarter Wocherrmarkt
vom 9. April.
1'- Kilo süße Butter .
1
10
bis
1
20 L
V- Kilo saure Butter.
1
—
„
1
„
10 „
st- Kilo Rindschmalz .
1
„
30
„
—
„
- »
st- Kilo Schweineschmalz
„
70
„
„
—
„
- „
1 Liter Milch . . .
—
„
16
—
„
- „
10 frische Eier . . .
—
„
55
„
—
60 .
10 Kalkeier ....
—
—
—
- „
st- Kilo Weißbrot . .
—
16
„
—
„
- „
st- Kilo Halbweißbrot
—
„
15
„
—
„
- .
st- Kilo Schwarzbrot.
—
13
—
- „
1 Paar Wecken wiegen
80 brs 120 Gramm
'/- Kilo Mehl Nr. 0 .
—
23 L
„
—
„
- „
st- Kilo Mehl Nr. 1 .
—
22
„
—
- „
st- Kilo Kartoffeln
—
6
—
- »
st- Kilo Erbsen. . .
—
17
„
„
—
- „
st- Kilo Linsen . . .
—
„
26
„
—
„
- „
st- Kilo Bohnen . .
—
„
17
„
„
—
- „
st- Kilo Ochsenfleisch .
—
72
„
„
—
„
- „
st- Kilo Rindfleisch
—
65
„
—
- „
st- Kilo Schweinefleisch
—
„
75
„
„
—
- „
st- Kilo Kalbfleiscki
—
„
70
—
„
- „
st- Kilo Hammelfleisch
—
70
—
- ^
1 Gans .....
—
— -
„
—
- „
1 Ente .....
2
50
—
-„
1 Huhn .....
1
50
„
—
— „
1 Taube .....
—
50
—
„
- „
50 Kilo Kartoffeln
4
—
6
- „
50 Kilo Welschkorn .
10
—
„
—
- „
50 Kilo Wicken . .
11
—
—
-„
50 Kilo Hafer . . .
7
„
60
7
80 „
50 Kilo Gerste . . .
9
„
50
10
- „
50 Kilo Heu . . .
2
60
3
20 ..
50 Kilo Stroh . . .
1
40
1
60 „
1 Raummeter Buchenholz 13
—
—
1 Raummeter Birkenholz 10
50
„
—
1 Raummet. Tannenholz
9
„
50
„
„
—
— „
Preise in der Markthalle:
st- Kilo Rindfleisch
—
60
L bis
—
- L
st- Kilo Schweinefleisch
—
60
—
„
st- Kilo Kalbfleisch
—
„
68
„
—
— ,
st- Kilo Hammelfleisch
"
60
"
'
—
"
Gottesdienste in der Karwoche.
Gründonnerstag.
1) Vormittagsprcdigt um 9 Uhr, Vorbereitung und Beichte: Herr Stadtpfarrer Eytel.
2) Abendmahlsfeier im Vereinshaus für Gebrechliche und Leidende mit vorangehender Beichte vormittags 11 Uhr.
3) Abends 7 Uhr: Feier des heiligen Abendmahls in der Kirche mit vorangehender Beichte.
Karfreitag.
Vorm. st»9 Uhr: Beichte in der Sakristei. Vormittagspredigt nm 9 Uhr. Feier des heiligen Abendmahls. Nachmiltagspredigt um 3 Uhr, sodann Beichte für das Osterabendmahl.
Amtliche Kekanlltnmchuugeil.
Viekimärkte
finden in Calw an den in» Kalender bemerkten Tagen, sowie am 13. April nnd 10. Augnst 1802 — Schweine- märkte jeden Samstag statt.
Sladlschirltheiß Haffner.
Weil d. Stadt.
ich- und Krämermarkt
am Ostermontag, den 18. April 1892.
Revier Stammheim.
Stamncholz-Herkauf
am Mittwoch, den 20. April, vormittags 9 Uhr, auf dem Rathaus in Calw aus dem Staats' wald Dickemer- wald und Stammheimermark, Abt. Buchhau, Lettenloch, Reutehau, Florsack, Weilerstich:
2717 Stück Nadelholzlangholz mit Fm.: I. Kl. 102, II. Kl. 158,
III. Kl. 226, IV. Kl. 513, V. Kl. 184;
37 Stück Sägholz mit Fm.: I. Kl. 51, II. Kl. 3, III. Kl. 1.
Revier Wildberg.
Nerkarrf von Forchen- pffavzen.
An Private und Gemeinden sind noch verkäuflich: ca. 6000 Stück verschalte, zweijährige Forchen, pro Mille zu 4 20 A und einjährige unversch.
50,000 Stück, pro Mille 2
Unlehen
aus der städtischen Leihkasse erhalten insbesondere auch solche Einwohner, welche zu eigenem Gebrauch Vieh kaufen wollen und nicht bar bezahlen können.
Stadtschultheiß Haffner.
Ostelsheim.
Aflanzen-Werkauf.
Die Gemeinde hat
5000 St. 4jährig verschütte Fichtenpflanzen,
7000 St. 3jährig verschütte Weyh- muthsliefern zu verkaufen.
Den 6. April 1892.
Gemeinderat.
Hirsau.
Danksagung.
Für die vielen liebevollen Beweise der Teilnahme, welche wir bei dem unerwartet schnellen Heimgang unseres l. Otto erfahren durften, sprechen unfern innigsten Dank aus.
Die tiefbetrübten Eltern: W. Krafft und Frau mit ihren Kindern.
Lehrlingsgesnch.
Einen Jungen nimmt in die Lehre Bäcker Buck.
Privat-Anzeigen.
Oberkollwangen.
Säger gesucht.
Für den seitherigen Säger auf der Oberkollwanger und Schmieh'er Sägmühle, welcher schon 30 Jahre diese Stelle bekleidete, wird ein tüchtiger Mann gesucht. Eintritt auf 1.—15. Mai.
Jakob Lörcher.
Bienen feil.
Wegen Ueberfüllung des Bienenstandes verkauft der Unterzeichnete 10 bis 15 gut überwinterte Bienenvölker» Kreuzung Deutsche und (Italiener, in Kasten alt Würt- temberger Maaß. Auch sind bei kommender Schwarmzeit Sckwärme zu haben.
Stationsmeister Lauster, Station Althengstett.