verenden und häufig vom Schwein aufgefresien werden. Außerdem haftet der Krankheitserreger (Bacillus) auf feuchten Stellen, die von flüfs. Excrementen durchtränkt sind, wo er sich dann weiter entwickelt und auf den tierischen Körper übertragen wird (durch Wühlen in derartigem Boden). Von dieser Krankheit befallene Tiere genesen nur selten (von 530 Stück nur ca. 40), deshalb muß die Ansteckung unter allen Umständen vermieden werden. Dies geschieht durch äußerste Reinlichkeit, Absonderung kranker Tiere, und auch neu gekaufter während der ersten 8—14 Tage, Fernhalten von Ratten und Mäusen, Desinfektion der Ställe durch heiße Lauge, Chlorkalk, durch Ausgrabung des Bodens, Ausleeren der Jauchegrubcn und Entfernung des Düngers. Seit neuerer Zeit wird die Schutzimpfung mit gutem Erfolg ausgeführt. Nur vollkommen gesunde 8—14 Wochen alte Tiere werden zur Impfung verwendet. In Oesterreich-Ungarn und Baden wurden ausgedehnte Versuche angestellt.
Den Schluß der Verhandlungen bildete der Vortrag des Kassen- und Rechenschaftsberichts von Sekretär Ansel.
Nach elfterem betrugen im Rechnungsjahr 1890/91 die laufenden Einnahmen . 2948. 15
Hiezu Saldo vom Vorjahr „ 1200. 85
Gesamt 4149. —
Die Ausgaben. 2875. 55
Somit Kassenvorrat 1273. 45
Das Vermögen des Vereins betrug somit pr. 1. April 1891 an
obigem Saldo.1273. 45
Guth. des Staatsbeitrags pr. 1890/91 „ 300. —
Kapitalanlage samt Zinsen pro 31. März 1891. 1069. 02
»Gesamt Vorgang
Somit Vermögenszunahme
2669. 47 ^ 2564. 95
^ 104. 52
Die Mitgliederzahl betrug am 1. April 1891 — 468, am 1. April 1890 — 466, somit Zunahme 2.
Der nun folgende Rechenschaftsbericht brachte die nötigen Notizen über die Thätigkeit des Ausschusses in Bezug auf künstl. Futterbau, Samenwechsel, Viehzucht, Schweinezucht, Bienenzucht, Obstbau, Fortbildungswesen, Erörterungen über das Alters- und Jnvaliditätsgesetz, künstlichen Dünger rc. Betreffend den künstlichen Futterbau, so wurden ca. 32 Ztr. Grassamenmischung abgegeben und den Vereinsmitgliedern an ihren Auslagen 2 ^ pr. Ztr. rückvergütet.
Zur Unterstützung des Samenwechsels erhielt der Consumverein für Beschaffung von Prob- steier Saathaber einen Beitrag von 153 45 -A
Die Viehzucht zu fördern wurde die Gründung einer Zuchtviehgenossenschaft in Anregung gebracht und vorerst ein Vortrag hierüber in Aussicht ge
nommen, welchen die hier in Bericht genommene Generalversammlung nunmehr gebracht hat.
Für die Schweinezucht waren im Etat 200 ausgesetzt zu Prämien für eine diesbezügliche rationelle Aufzucht und konnten später auch wirklich vergeben werden.
Ebenso ist einer an den Gemeinderat Calw gerichteten Bitte um Einführung eines wöchentlichen Schweinemarktes nunmehr entsprochen worden.
Die Bienenzucht zu fördern zirkulieren Fachblätter, und erhält der Bezirksbienenzüchterverein jährliche Geldbeiträge von 30—50
Für den Obstbau, resp. für eine rationell ausgeführte Obstbaumanlage war eine Prämie von 250 ^ ausgesetzt, konnte aber nicht vergeben werden, dagegen erhielt einen Beitrag von 20 ^ G. Roller aus Stammheim für einen in Reutlingen genommenen Unterrichtskurs in der Obstbaumpflege. Als Mitglied des „Württemb. Obstbauvereins" erhält unser Verein und setzt in Zirkulation die schätzenswerte Monatsschrift „Der Obstbau", ebenso noch andere Fachschriften, wie Gaucher's „praktischen Obstbaumzüchter". Das Fortbildungswesen hat guten Fortgang. Es bestanden im Winter 1890/91 in unserem Bezirk 16 landwirtsch. Fortbildungsanstalten: 10 freiwillige, 3 obligatorische und 3 Lesevereine, was eine Zunahme von 3 gegen das Vorjahr ergiebt. Wie sonst erhielten die Lehrer Prämien, die Gemeinden Beiträge, die besten Schüler zum erstenmal Ehrendiplome.
Die Generalversammlung am 2. Febr. 1891 brachte als Hauptgegenstand der Verhandlungen die vom Vereinsvorstand Oberamtmann Supper gründlich vorbereiteten „Erörterungen über das Alters- und Jnvaliditätsgesetz" und hierauf Ersatzwahl für den mit Tod abgegangenen Oekonomie- rat Horlacher, für welchen als Ausschußmitglied Stadtschultheiß Hermann von Neubulach eintrat.
An die am 20. März 1891 in Ostelsheim stattgehabte Ausschußsitzung schloß sich die Wanderversammlung daselbst an. Auf derselben hielt Landwirtschaftsinspektor Vv. Wiedersheim aus Reutlingen einen Vortrag über die künstlichen Dünger, sich verbreitend über deren Inhalt hauptsächlich in Bezug auf die 3 Hauptnährstoffe der Pflanzen: Stickstoff, Phosphorsäure und Kali und deren verschiedener Verwendung und Nutzeffekt auf unsere Sand- und Lehmböden.
In das Jahr 1890 fiel auch die deutsche landw. Ausstellung in Straßburg, welche von 58 Vereinsmit- glievern mit einem Beitrag von je 6 besucht wurde. Nach den Aeußerungen allgemeiner Befriedigung dürfte dieser Besuch nicht nutzlos gewesen und der hiefür gemachte Aufwand somit nicht zu bereuen sein.
Mit diesem letzten Vortrag war das Programm erledigt und mit dem vom Vereinsvorstand den Rednern und den Besuchern dargebrachten Dank schloß die wohlgelungene Generalversammlung. 71.
Vermischtes.
Grün ist das Land
Rot ist die Kant
Weiß ist der Strand
Das sind die Farben von Helgoland!
Wen hat es nicht mit Genugthuung erfüllt, als sich vor 2 Jahren die Nachricht durch das deutsche Land verbreitete, daß Helgoland wieder im Besitze des deutschen Reiches ist. Wie schön, majestätisch, vom brausenden Meer umgeben, liegt diese deutsche Perle da, und wer hätte nicht Lust, selbst dorthin zu fahren, um dieses neue deutsche Eiland persönlich in Augenschein zu nehmen. Allein der Weg dahin ist für uns Schwaben doch zu weit und die Kosten ungemein groß, so daß es nur wenigen vergönnt sein dürfte, selbst dorthin zu kommen. Es hat sich deshalb die Stuttgarter Panorama-Gesellschaft ein großes Verdienst erworben, daß es ihr gelang, das neueste Colossal- Nundgemälde von Marinemaler Hans Petersen „Helgoland nebst Rettung Schiffbrüchiger", das bis jetzt nur in Bremen ausgestellt war und von vielen Panorama- Gesellschaften begehrt wurde, für die nächste Zeit sich zu sichern; dadurch kann Jeder diese großartige neueste Erwerbung Deutschlands in Stuttgart in Augenschein nehmen und braucht nicht selbst nach Helgoland zu fahren. Daß es sich dabei um ein Kunstwerk ersten Ranges handelt, dafür bürgt der Naine des Künstlers, dessen Rundgemälde „der Hafen von Nerv-Jork" auf der jüngsten Frankfurter Ausstellung ebenfalls so große Bewunderung erregte. Alle diejenigen, denen es schon vergönnt war, das prachtvolle Rundgemälde in Bremen zu besichtigen, sind ob der Großartigkeit entzückt, mancher verweilte stundenlang, in die Anschauung des unendlichen Meeres vertieft, und wie packend, wie wahrheitsgetreu ist die Rettung Schiffbrüchiger dargestellt. Wir können deshalb die Besichtigung dieses großartigen Rundgemäldes Jedem aufs Wärmste empfehlen;, kein Verein im Lande sollte es sich entgehen lassen, diesen Sommer deshalb einen Ausflug nach Stuttgart zu machen, es lohnt sich der Mühe und Niemand wird unbefriedigt von dannen gehen.
sieber, dis sieb bei ibrer Doilstte der
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als IVasobmittsI bedienen, rveil dureb beeidigte Obewiksr ksst^estellt ist, dass diese die beste, dis riuträKlicbsts, dis mildeste aller existierenden Leiten ist. IVie man dureb tast alle miudsr^vsitiSsn Leiten raube, rissige, taltixe Haut davouträxr, so Ksrvinnt man bier
sckönenl'öint, wvissvssaut, frisekes^ussslion.
Dis DraZs ob sunZ ob alt, ob triseb ob rrelk, lisxt also meistens in der IVabl der Leits. Nun bandelt!: Dösrinxs Leits ist ä 40 ?tg. ru Laben in Oalcv bei: Vtlslanä L Vüsläersr, ^Ite Lpotbsbe; 1. 0. Lla^sr,'- L. Sänger. Dngros-Verbaut: ?au1 Veles L Oie.,. Stuttgart.
Es war ein langer Zug, der den mit Blumen und Kränzen reich geschmückten Sarg begleitete. Nicht allein der Direktor und sämmtliche Mitglieder des Zirkus, die Reiterinnen in Trauerkleidern folgten, auch viele, viele Bewohner von M ddleton, unter ihnen Oberst Brandreth und Doktor Bede, hatten sich angeschlossen. Diener des Zirkus führten vier hübsche kleine arabische Pferde mit großen Crßperositten an der Spitze des Zugs.
Alle Teilnehmenden sahen ernst und traurig aus, da war manches Auge feucht; über die eingefallenen Wangen des alten Clown rollten die Hellen Thränen. Alle, die ihm näher gestanden, dem armen Will Condor. hatten ihn lieb gehabt, er war ein treuer Kamerad gewesen. Alle, die ihn in Ausübung seiner Kunst gesehen, den schönen stattlichen Mann, hatten sich für ihn interkssürt. Das alle» sagte der Geistliche, der eine schöne Grabrede voll warmer Anerkennung hielt, und er gedachte vor allem noch der. die am meisten in ihm verloren — seiner armen jungen Frau!
Wo war Elsie Condor?
Durch die Spalten der halbgeschloffenen Läden eines großen behaglich ausge- statteten Zimmers in Brandreth Court stahlen sich die Strahlen der Hellen Wintersonne. Sie huschten kosend über den blonden Scheitel der jungen bleichen Frau, die da so teilnahmslos auf der Chaiselongue lag. Ihre großen blauen Augen waren weit geöffnet und starrten ausdruckslos inS Leere, ihr langes goldenes Haar hing lang herab auf die großen bunten Blumen des weichen Teppichs. Lucie saß neben ihr und hielt ihre kleinen Hände. Sie redete ihr ft rundlich und tröstend zu, sie reichte ihr ein Glas Wein, das da aus dem Tischchen vor ihr stand, trinken Sie, liebe Elsie, es wird ihnen gut thun. Sie haben nichts genoffen. .... Sie müssen etwas Stärkendes nehmen!"
Elsie schüttelte den Kopf. Man sah rS ihrem schmalen bleichen Gesichtchen an, was sie gelitten. War doch der größte Schmerz, der herbste Verlust an sie hrran- getreten, ohne daß das unglückliche junge Weib noch eine Thräne der Erleichterung gefunden!
Ms einige Tage nachher der Zirkus dir Stadt verlassen wollte, brachte der Clown eine Summe Geld, welche die Zirkus-Gesellschaft unter sich für Elsie ge
sammelt hatte. Aber die arme Elsie kannte ihren alten treuen Freund nicht, als er vor ihr Bett trat. Ein heftiges Fieber hatte sich ihrer bemächtigt, sie phantasierte und hielt ihn für den Wärter der Löwen, von welchem sie den Schlüssel zu dem Käfig verlangte. „Sie wollte hineingehen und ihren geliebten Will befreien, den man schändlicher Weise bei den Löwen eingeschlossen." Dann wieder sah sie in ihren wilden Phantasien den letzten Akt des schauerlichen Dramas, wie Dion auf ihres Gatten Brust stand. Sie schrie und wand sich in entsetzlicher Seelenangst.
Das junge Weib schwebte lange zwischen Leben und Tod. Dr. Bede, der m treuer Sorgfalt und Pflege um sie bemüht war, hatte sie schon aufgegeben. Da — siegte ihre jugendliche Kraft, sie erwachte wieder zum Bewußtsein, die Macht der Krankheit war gebrochen.
Lucie Brandreth ließ der Genesenden die beste Pflege angedeihen. Alles,, was Reichtum gestattet, wurde ihr zu Teck.
Aber mehr noch, Lucie's Einfluß, ihren Tröstungen, die in Gott und in der Religion gipfelten, war es zuzuschreiben, daß die junge Witwe nicht der Verzweiflung anheimfiel, daß sie ihr tiefes Leid mit Ergebung trug. Und wenn je einmal der Schmerz Macht über sie gewinnen wollte, dann erinnerte sie sich jener Worte des' Clown, welche damals so tiefen Eindruck auf sie gemacht und die jetzt gleich einer Zauberformel ihre Wirkung nicht verfehlten: „Gott helfe mir!" entschlüpfte es ihren bleichen Lippen.
Eine Arena jedoch hat ihr Fuß nie wehr betreten; sie entsagte der Künstlerlaufbahn vollständig. Missis Brandreth. die sie liebgewonnen, ließ sie nicht wieder von sich. In ihrem Hauswesen fand Elsie Beschäftigung und einen Wirkungskreis» der ihr zusagte.
Wer jetzt die still«, bleiche Frau im einfachen Hauskleide mit dem Schlüsselbund an der Seite im geräuschlosen Wirken in den Räumen von Brandreth-Court aus- und eingehen sieht, sollte nicht meinen, daß sie die schillernde, glitzernde Fee von ehedem sei mit dem Stern vor der Stirn und den wallenden goldenen Haaren»
Ende.