SS. Amts- und Anzeigeblalt für den Bezirk (Lalw.
67. IahkM-.
Erscheint Dien s ta g, Donnerstag und Samstag. Die Einrückungsgebühr beträgt im Bezirk und nächster Um- gebun, S Pfg. die Zeile, sonst 12 Pfg.
Amtliche Bekanntmachungen.
amstag, den 27. Debruar 1892
Abonnementiprei» oterteljLhrltch in der Stadt A> Pfg. nid so Psa. Trlgerlohn, durch dl« Post bezogen Mb. 1. li, sonst » ganz Württemberg Mk. l. Sb.
Bekanntmachung.
Dem Korbmacher Johann David Walker» Mitglied der freiwilligen Feuerwehr in Calw, ist vom K. Ministerium des Innern am 18. Februar d. I. das Ehrenzeichen für langjährige treu geleistete Dienste in der Feuerwehr verliehen worden.
Calw, den 25. Februar 1892.
K. Oberamt.
Supper.
Deutsches Reich.
Berlin, 24. Febr. Am Festmahle des branden burgisch en Provinziallandtages nahmen der Kaiser, Prinz Heinrich, Minister Herrfurth und Oberpräsident Dr. v. Achenbach teil. S. M. der Kaiser hielt bei der Tafel nachstehende Ansprache:
„Sie haben in althergebrachter Weise, zu Ihrer Arbeit zusammengekommen, als gute Brandenburger Ihres Markgrafen nicht vergessen. Dafür sei Ihnen ' Mein herzlichster Dank gesagt. Mir bereitet es stets besondere Freude, wenn ich mit Märkern zusammen sein kann. Umsomehr ist dies der Fall, wenn das gesamte Land Brandenburg, in so würdiger Weise vertreten, sich hier zusammenfindet. Die Worte, die soeben gesprochen ivorden sind und welche Ihre treuen Gesinnungen Mir von neuem offenbaren, haben Mir sehr wohlgethan. Es ist Mir in Meiner schweren Arbeit doppelt angenehm und auch zu gleicher Zeit anregend, wenn in so warmer Weise Meine Bestrebungen für das Wohl Meines Volkes dankbare Anerkennung finden. Es ist ja leider jetzt Sitte geworden, an allem, was seitens der Regierung geschieht.
herumzunergeln und herumzumäkeln. Unter den nichtigsten Gründen wird den Leuten ihre Ruhe gestört und ihre Freude am Dasein und am Leben und Gedeihen unseres gesamten großen deutschen Vaterlandes vergällt. Aus diesem Nergeln und dieser Verhetzung entsteht schließlich der Gedanke bei manchen Leuten, als sei unser Land das unglücklichste und schlechtest regierte in der Welt, und sei es eine Qual, in demselben zu leben. Daß dem nicht so ist, wissen wir alle selbstverständlich besser. Doch wäre es dann nicht besser, daß die mißvergnügten Nergler lieber den deutschen Staub von ihren Pantoffeln schüttelten und sich unseren elenden und jammervollen Zuständen auf das schleunigste entzögen? Ihnen wäre dann geholfen, und uns thäten sie einen großen Gefallen damit. Wir leben in einem Uebergangszustande. Deutschland wächst allmählich aus den Kinderschuhen heraus, um in das Jünglingsalter einzutreten; da wäre es wohl
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krankheiten frei machten. Wir gehen durch bewegte und anregende Tage hindurch, in denen das Urteil der großen Menge, unser Volk sich ernstlich zusammennimmt, in sich geht und, unbeirrt von fremden Stimmen, auf Gott baut und die ehrliche sürsorgende Arbeit seines angestammten Herrschers. Ich möchte dieses Uebergangsstadium mit einer kleinen Geschichte vergleichend beleuchten, welche Ich einmal gehört habe. Der berühmte englische Admiral Sir Francis Drake war in Zentralamerika gelandet nach schwerer stürmisch bewegter Reise; er suchte und forschte nach dem andern großen Ozean, von dem er überzeugt war, daß er vorhanden sei, den die meisten seiner Begleiter jedoch als nicht existierend annahmen. Der Häuptling eines Stammes, vem das eindringliche Fragen und Forschen des Admirals
ausgefallen, von der Macht seines Wesens eingenommen, sagte ihm: „Du suchst das große Wasser; folge mir, ich werde es dir zeigen," und nun stiegen die beiden trotz warnenden Zurufes der übrigen Begleiter einen gewaltigen Berg hinan. Nach furchtbaren Beschwerden an der Spitze angelangt, wies der Häuptling auf die Wasserfläche hinter ihnen und Drake sah die wildbewegten Wogen des zuletzt von ihm durchschifften Meeres vor sich. Darauf drehte sich der Häuptling um, führte den Admiral um einen kleinen Felsvorsprung herum, und plötzlich that sich vor seinem entzückten Blicke der vom Gold der ausgehenden Sonne bestrahlte Wasserspiegel des in majestätischer Ruhe sich ausbreitenden Stillen Ozeans auf. So sei es auch mit uns! Das feste Bewußtsein Ihrer, Meiner Arbeit treu begleitenden Sympathie flößt Mir stets neue Kraft ein, bei der Arbeit zu beharren und auf dem Wege vorwärts zu schreiten, der Mir vom Him mel gewie sen ist. ^ Dazu
obersten Herrn dort gegenüber und Meine felsenfeste Ueberzeugung, daß unser alter Alliierter von Roßbach und Dennewltz Mich dabei nicht im Stiche lassen wird. Er hat sich solche unendliche Mühe mit unserer alten Mark und unserem Hause gegeben, daß wir nicht annehmen können, daß er dies für nichts gethan hat. Nein, im Gegenteil: Brandenburger, zu Großem sind wir noch bestimmt, und herrlichen Tagen führe Ich Euch noch entgegen. Lassen Sie sich nur durch keine Nergeleien und durch mißvergnügliches Parteigerede Ihren Blick in die Zukunft verdunkeln oder Ihre Freude an der Mitarbeit verkürzen. Mit Schlagwörtern allein ist es nicht gethan, und den ewigen mißvergnüglichen Anspielungen über den neuen Kurs und seine Männer erwidere Ich ruhig und bestimmt: Mein
Rachdrst «erb-te,,.
Der Löwenbändiger.
Nach einer amerikanischen Novelle von M. Laue.
(Fortsetzung.)
III.
Der Regen siel in Strömen. Die Reiter eilten in ihr Ankleidezimmer, deshalb war kein Platz für die arme Fee. Man nahm Condor noch in Anspruch, er konnte selten nach Haus gehen, bevor die Vorstellung beendet war. Auch war er stets bereit, sich nützlich zu machen. Mitunter kamen Herren aus dem Zuschauerraum hinter die Coulissen, um sich mit ihm zu unterhalten. Schließlich reichte er den Löwen noch einige Leckerbissen als Belohnung, in Gestalt großer Fleischstücke.
Elsie war in die Frauenabteilung gegangen. Sie sah sehr bleich aus, aber ein wunderbarer Zug von Entschlossenheit lag auf ihrem Antlitz. Eine der Reiterinnen, ein großes hübsches Mädchen in Amazonentracht, fragte sie, ob sie müde sei. „Sie haben Ihre Farbe verloren" fügte sie hinzu. „Es ist nicht gut, sich um einen der unseren ängstigen zu müssen. Sehen Sie, wieviel besser ich meinen Beruf jetzt «Me, jetzt bin ich zweimal so gut, wie ehedem." Da wurde das Zeichen gegeben und das Mädchen eilte fort und machte eine brillantere Entree wie gewöhnlich. Sie und ihr Bruder Tom feierten vor Jahren glänzende Erfolge auf dem Trapez. Einst hatte er das Unglück auszugletten, in Folge dessen starb « in derselben Nacht.
Elsie legte ihren Gummimantel um und zog die Kapuze über den Kopf. Sie stahl sich unbemerkt hinaus, da die Frauen alle beschäftigt waren und Niemand sie beachtete. An der einen Seite des Zirkus war der Löwenkäfig in einem großen hölzernen Schuppen placiert. In einer Ecke dieses Schuppens war ein Fm«, an welchem zwei in wollene Decken gehüllte Wärt« lagen. Elsie näherte sich ihnen
leise. „Ich bin bereit, hier ist dein Geld," sagte sie, worauf sich einer der Wärter erhob. „Ich will die Lampen anzünden, Madame," murmelte er, „aber. Dick hi« ist mein Zeuge, daß ich nichts dafür kann, wenn etwas passiert — Dion ist heute nicht in der besten Laune."
„Ich kann ihn bezwingen," sagte Elsie furchtlos.
Der Mann zündete einige Lampen an, die in dem Schuppen hingen, ab« nur eine matte Erleuchtung spendeten. Die Löwen bewegten sich unruhig hin und h«, auß« dem alten Dion, der wie gewöhnlich nahe dem Gitter saß. Der Wärter gab Elsie den Schlüssel. Sie warf ihren Mantel ab und stand da in ihrem glänzenden Feenkostüm, mit einem klemm Zauberstabe in der Hand. Ihr blondes Haar umwallte sie und der Stern strahlte in wunderbarem Glanz. Mit ein« schnellen Bewegung öffnete sie die Thür und ging unter die Löwen. Sie ging von einem zum andern, ihre großen Köpfe mit dem klemm Stäbchen berührend, selbst den altm Dion streichelnd und liebkosend. Dabei stieß sie den Zirkusruf aus, mit welchem die Retter ihre Pferde anspornen. Sie schien ganz wie zu Hause in dem Käfig unter den Löwen. Als sie nach einigen Minuten herauskam, die Thür schloß und dm Schlüssel zurückgab, fragte sie dm Wärter: „Nicht wahr, sie sind jetzt ganz freundlich mit mir?" Er nickte finster und entgegnete: „Ja, aber das ist nicht natürlich. Ich mißtraue ihnen dennoch."
Sie lächelte und hüllte sich in ihren Mantel, als der andere Wärter aufsah und mürrisch sagte: „Ich rate Jhnm, Jhrm Mann vor dem alten Dion zu warnen, ihm ist nicht zu trauen. Es war ein häßlich« Sprung, dm « heute zuletzt machte."
Die Farbe wich aus Elsie's Gesicht, ihre Kniee zitterten. „Er sprang?" fragte sie.
„Er that es. Das Publikum dachte wohl, es gehörte zu der Vorstellung Also, warum Eie ihren Mann.
„Das werde ich thun," sagte sie Hess« und ging hinaus in die Dunkelheit. D« Regen strömte, d« Boden war durchweicht und Elfi« war froh, als fi« wird«