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Amts-

und Anzeigeblatt für den Bezirk (Lalw.

67. Jahrgang.

Erscheint Dienstag, Donnerstag und Samstag. Die Einrückungsgebühr beträgt im Bezirk und nächster Um­gebung - Pfg. die Aeile, sonst IS Pfg.

Donnerstag, den 25. Jebruar 1892.

LbonnementSpreiS vierteljährlich in der Stadt SO Pfg. u t so Pfg. Trägerlohn, durch die Post bezogen Mk. 1. Ib, sonst i» ganz Württemberg Mk. 1. 8b.

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Die Jeier des Heöurlsfelies

MSMSK

wird heute Donnerstag, den 35. Februar 1893, in herkömmlicher Weise begangen werden.

Der Gottesdienst

beginnt Vormittags 10 Uhr und versammeln sich die Theilnehmer am gemeinsamen Kirchgang um 9'/» Uhr aus dem Rathhaus.

Das Jestessen

im Gasthof zumWaldhorn" hier wird um 1 Uhr Nachmittags beginnen.

Der Unterzeichnete erlaubt sich, die Einwohner der Stadt und des Bezirks zu zahlreicher Betheiligung an der Feier einzuladen mit dem Ersuchen, die Anmeldungen zum Festessen bei Herrn Kuom rechtzeitig machen zu wollen.

Gberamtmann Supper.

sowie die mit der Anlegung, Fortführung und Ergänzung der Feuerversicherungsbücher be­auftragten Beamten werden auf den Erlaß des K. Verwaltungsraths der Gebäudebrandversicherungs­anstalt vom 6. ds. Mts. (Min.-A.-Bl. S. 40), wornach künftig bei allen auf Grund des Schätzungsprotokolls zu machenden Einträgen und Aenderungen im Feuer­versicherungsbuch die entsprechenden Stellen des Schätzungsprotokolls zu allegiren sind, zur Nachachtung ausdrücklich hingewiesen.

Calw, 22. Februar 1892.

K. Oberamt.

Supper.

Aufforderung.

Diejenigen Reservisten, Landwehrmänner, Ersatz­reservisten und ausgebildeten Landsturmpflichtigen zweiten Aufgebots, welche auf Zurückstellung hinter die letzten Jahresklassen ihrer Waffe oder Dienstkategorie wegen häuslicher oder gewerblicher Verhältnisse An­spruch machen, werden aufgefordert, ihre Gesuche innerhalb vierzehn Tagen, spätestens aber vor dem Musterungstermin bei dem Ortsvorsteher ihres dauern­den Aufenthaltsorts anzubringen.

Wegen der Behandlung der Gesuche werden die Ortsvorsteher auf ZZ 122 und 123 der Wehr­ordnung (Reg.-Bl. 1889, Nr. 3) und die Ministerial- verfügung vom 8. April 1876, Ziffer III (Min.-A.-Bl. S. 120) hingewiesen.

Calw, den 22. Februar 1892.

K. Oberamt.

Supper.

Aufforderung.

Diejenigen, welche Ansprüche auf Zurückstellung Militärpflichtiger wegen häuslicher Verhältnisse aus den in Z 32, 2 L6 der Wehrordnung angeführten

Gründen erheben wollen, werden aufgefordert, dieselben so zeitig geltend zu machen, daß sie noch vor dem Zusammentritt der zur Entscheidung darüber berufenen Ersatz-Commission vollständig erörtert werden können. Die Ortsvorsteher haben solche Gesuche, welche bei ihnen schriftlich eingereicht oder mündlich zu Protokoll erklärt werden können, nach der Ministerialverfügung vom 8. April 1876 (Min.-A.-Bl. S. 114 ff) zu behandeln.

Calw, den 22. Februar 1892.

K. Oberamt.

Supper.

Beschäftigungslose Arbeiter.

In verschiedenen Städten Deutschlands, so in Königsberg, Danzig, Braunschweig und anderswo haben in letzter Zeit Versammlungen von beschäf­tigungslosen Arbeitern stattgefunden, welche von sozialdemokratischer Seite veranstaltet und geleitet wurden. Die Arbeitslosen, unter denen sich sehr wahr­scheinlich auch viele Arbeitsscheue befanden, hielten Umzüge, rotteten sich zusammen, faßten Resolutionen und verlangten von den Staats- und Kommunal­behörden, daß ihnen Arbeitsgelegenheit oder Unter­stützung aus öffentlichen Mitteln gegeben werden solle. In Braunschweig verlangten die Arbeitslosen sogar von dem Staatsministerium, mit der Herrich­tung eines in der Nähe der Stadt gelegenen großen Exerzierplatzes zu einem Tierpark unverzüglich be­ginnen zu lassen, obwohl die Anlage eines solchen Tierparkes durchaus noch nicht endgültig beschlossen worden ist. Diese und ähnliche Anforderungen der sozialdemokratischenArbeitslosen" sind im Grunde genommen allzu naiv, als daß viele Worte darüber zu verlieren wären. ES kann ja zugestanden werden, daß es in einer Zeit, wo die Industrie darniederliegt, und vor allem in den größeren Städten eine Anzahl solcher Leute geben wird, welche beim besten Willen keine Arbeit auf längere Zeit finden können. Es hat

solcheArbeitslose" zu allen Zeiten gegeben, wir erinnern nur an die verschiedenen blutigen Aufstände der wirklich darbenden Volksmaffen in London und anderen großen Städten.

Es wird sich hiergegen wenig thun lassen, so lange nicht der gesamte Staat zu einem sozial­demokratischen Zuchthaus umgewandelt wird, in dem jedem seine Arbeit von Staatswegen zugewiesen wird. Wie aber dieser sozialdemokratische Zwangsstaat das Rätsel lösen will, die vorhandene Arbeit stets den vorhandenen Arbeitskräften anzupaffen, hat noch Niemand der sozialistischen Apostel verraten. Vielleicht greifen die Herren auf die Ideen des Gesellschafts­philosophen Malthus zurück, der das Heil der Mensch­heit in der Einschränkung der Geburten erblickte, so daß wir in dem sozialdemokratischen Zukunftsstaate auch nach dieser Beziehung hin einer Zwangslage unterworfen würden.

Doch abgesehen von der socialdemokratischen Seite der Frage derArbeitslosen", haben sich die Letzteren in sehr vielen Fällen selbst die Schuld für ihre Lage zuzuschreiben. Welche Bevölkerungsmassen drängen sich jetzt nicht in den größeren Städten zu­sammen ! Die Volkszahl der Städte wächst von Jahr zu Jahr in rapider Weise, das flache Land entvölkert sich mehr und mehr, die Arbeit in der Land- und Forstwirtschaft, kur; außerhalb der Städte, behagt unserer jungen männlichen wie weiblichen Arbeiterbe­völkerung nicht mehr und Alles zieht zur Stadt um neben leichterer Arbeit größere Freiheit und allerhand Vergnügungen zu suchen. Anstalt, wenn die Arbeits­gelegenheit in den Städten seltener wird, wieder hin­aus zu gehen auf das Land und der Land- und Forstwirtschaft und anderen ländlichen Betrieben die so dringend nötigen Arbeitskräfte zuzuführen, ziehen es dieArbeitslosen" vor, das Heer des hungernden, frierenden und auch bettelnden Proletariats in den großen Städten zu vermehren oder sich gar auf Kosten der Allgemeinheit erhalten zu lassen. Was hat z. B.