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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk (Lalw.

67. Zahrgavs.

Erscheint Dirn «tag, Dvnner-tag nnd SamStag. Die Einrückungsgebühr beträgt im Bezirk und nächster Um- -ebun, S Pfg. die Zeile, sonst IS Pfg.

Donnerstag, den 18. Jebruar 1892.

LbonnementSprei« vierteljährlich in der Stadt BO Psg. und SO Pfg. Trägerlohn, durch dir Post bqogen Mk. 1., sonst in ganz Württemberg Mk. 1. Sb.

Deutsches Reich.

Berlin, 15. Febr. Reichstag. Bei der zweiten Lesung desMilitäretats wünscht Richter, daß gewisse Arbeiten nicht von Soldaten, sondern durch Zivilisten verrichtet werden, ebenso lasse sich der über­mäßige Wachdienst vermindern. Es gebe auch andere Mittel Kassen, Archive rc. sicher zu stellen. Die ganz veraltete Schießinstruktion müsse geändert werden, besonders angesichts der weittragenden Waffen. Im Publikum sei man der Ansicht, daß es damit nicht eher besser werde, als bis ein höherer Offizier oder gar ein Prinz angeschossen werde. General v. Goßler: Eine erhebliche Beschränkung der Wachposten für Kassen und Gebäude könne nicht mehr eintreten. Die Verminderung der Ehrenposten sei Sache der Kommando­gewalt, des obersten Kriegsherrn. Die Posten ständen jetzt nicht mehr wie früher mit geladenem Gewehr; wenn jemand durch Excesse einen Posten zum Schießen zwinge und ein dritter verletzt werde, so könnte man vielleicht den Urheber der Excesse strenger bestrafen. Singer (Soz.) ist für die Anwendung der Waffe, nur im Falle der Posten thätlich angegriffen werde und sich selbst zu verteidigen habe. General v. Goßler: Wir mußten viele Posten, die bis jetzt ohne Munition gestanden, mit solcher versehen. Ein Wachposten ist erschossen worden und in Mainz wurde einem Wach­posten durch den Helm geschossen, ohne daß der Thäter ermittelt wurde.

Der Antrag Richter, wonach frühere Ein­jährig-Freiwillige nach Ueberschreitung des 32. Lebens­jahrs zu Landwehrübungen nicht einberufen werden sollen, weil das Kontrolgesetz dem entgegenstehe, ferner ein Antrag der Kommission, wonach die dauernde Gestellung von militärischen Wachtposten zu polizeil. Sicherheitszwecken eingeschränkt und insbesondere in verkehrsreichen Gegenden eine Revision der Bestim­

mungen über den Gebrauch der Schießwaffen seitens der Militärposten herbeigeführt werden soll, wird gegen die Stimmen der Reichspartei und der Konservativen angenommen.

Bei dem Kapitel: Militär-Justizverwal­tung beantragt die Kommission, die Regierungen zu ersuchen: 1. die Militärstrafprozeßordnung baldigst einer Reform, namentlich in der Richtung einer größeren Oeffentlichkeit des Verfahrens zu unterwerfen, 2. die Bestimmungen über das Beschwerderecht der Militär­personen, namentlich in der Richtung einer Erleichterung dieses Beschwerderechts, einer Revision zu unterziehen, 3. auf die Pflege des religiösen Sinnes unter den Angehörigen des Heeres, sowie im gesamten Volks­leben, insbesondere bei Erziehung der Jugend thunlichst hinzuwirken. Statt dessen beantragten Buhl und Richter, unterstützt von den Nationalliberalen und Freisinnigen: Im Interesse einer größeren Sicher­stellung der angemessenen Behandlung der Soldaten durch ihre Vorgesetzten erscheint es dringend erforder­lich, die Bestimmungen über das Beschwerderecht der Militärpersonen einer Revision zu unterziehen und insbesondere mißhandelte Soldaten zur Erhebung der Beschwerde zu verpflichten; bei der in Aussicht ge­nommenen Reform der Militärgerichtsver­fassung und der Militärstrafprozeßordnung sind die Grundsätze der Ständigkeit und Selbständig­keit der Gerichte, sowie der Oeffentlichkeit und Münd­lichkeit des Hauptverfahrens, wie sie sich im Königreich Bayern bewährt, zur Geltung zu bringen.

Hieran schließt sich eine Debatte über Soldaten­mißhandlungen, woran auch Reichskanzler v. Caprivi sich beteiligt und die Rede Bebels (Soz.) wie folgt, erwiedert: Der Hr. Abg. Bebel hat dann noch ge­schwelgt in einer Reihe von Fällen übler Art von Mißhandlungen. Ich möchte ihn auffordern, mir diejenigen Gewährsmänner zu nennen, denen er die

Fälle verdankt. Ich würde es noch für kürzer gehalten haben, wenn diese Gewährsmänner sich an die mili­tärischen Vorgesetzten gewandt hätten (Bravo! rechts; Lachen links), dann würde ich ganz sicher sein, daß die Sache untersucht und zu Ende geführt worden wäre. Wenn der Abg. Bebel sich hier herausnimmt, preußische Truppenteile und Offiziere hier vor der Oeffentlichkeit zu beschimpfen, dann fordere ich ihn heraus, die Namen seiner Gewährsmänner zu nennen, das ist seine Pflicht. (Bravo! rechts; Zuruf links.) Dann werden wir eingreifen; solange Sie diese Menschen nicht nennen, können wir das nicht, solange bleiben diese Aeußerungen auf dem Niveau anonymer Denun­ziationen (Bravo! rechts; Widerspruch und Unruhe links), auf die einzugehen die Militärverwaltung nicht gewohnt ist. Der Herr Abgeordnete hat die Quelle davon, daß vielfach nicht Beschwerde geführt würde, in einem Mangel an Mannesmut gesehen. Er mag vielleicht Recht haben, es setzt mich nur in Erstaunen, daß er dafür noch immer Herrn Abel zitiert. Herr Abel hat, ausweislich seiner eigenen Aussagen, vier Monate lang Tagebuch über die Mißhandlungen anderer Leute geführt; er hat das sorgfältig jeden Tag mit nach Hause genommen und ist dann damit an die Oeffentlichkeit getreten. Wie es da mit dem Mannesmut steht, lasse ich dahingestellt. (Heiterkeit rechts.) Was die Selbstmorde in der Armee angeht, so wird der Herr Abg. Bebel mit mir sich darüber freuen, daß sie in den letzten Jahren konstant abge­nommen haben und zwar betrug in der preußischen Armee die Zahl der Selbstmorde im Jahre 1891 256, das macht 0,77 vom Tausend der Truppenstärke. Dann kommt 1886 mit 0,63 vom Tausend, 1889 0,56 und im Jahre 1890 0,50. Was nun die Zahl der Selbstmorde angeht, die die Folge der Mißhandlungen sind, so habe ich ihm zuerst zu bemerken, daß die Selbst­morde bei Unteroffizieren ungleich stärker sind, als

6 ^ ^ 6 1 ^ ^» Nachdruck -erb -ten.

Kapitän Herbold's Tochter.

Novelle von F. Herrmann.

(Fortsetzung statt Schluß.)

Er ging in eine Weinstube und ich kauerte mich draußen hinter einen Mauer­vorsprung, um ihn zu erwarten. Ich war der ganzen Heftigkeit des Sturmes aus­gesetzt und der Regen drang mir durch meine dünnen Kleider bis auf die Haut. .Ich mußte fortwährend husten, und es war mir, als ob meine Brust von scharfen Krallen zerrissen würde. Manchmal fürchtete ich, zu ersticken, und es erfüllte mich mit schrecklicher Angst, daß ich sterben könnte, che ich mein Rachewerk vollführt.

Aber als er dann endlich herauskam in seiner ganzen hochmütigen Schönheit, dieser Herr Kurt Petersen, der verbrecherisch genug war, das edelste und herrlichste Wesen zu hintergehen, da war es mit einem Mal, als ob meine Krankheit und meine Schwäche mich ganz und gar verlassen hätten. Immer an die Mauern der Häuser gedrückt, schlich ich hinter ihm her, denn trotz der herrschenden Finsternis wollte ich warten, bis wir an eine ganz menschenleere Stelle gekommen wären, um «s zu vollbringen.

Einmal fürchtete ich schon, daß er mich entdeckt habe, denn er blieb stehen und sah sich um. Aber ich erkannte wohl, daß eS nicht meinetwegen geschah, son­dern weil er sich wahrscheinlich von einem Anderen verfolgt glaubte, der desselben Weges kam.

Wie es denn eigentlich geschehen ist, weiß ich nicht mehr! Es kam mir mit einem Mal eine so fürchterliche Angst, daß er mir abermals entrinnen könnte, da ließ ich alle Vorsicht aus den Augen und rannte hinter ihm drein. Wenn das

Heulen des Sturmes nicht gewesen wäre, hätte er mich gewiß gehört. Dann führte ich mit meiner linken Hand, die ich ja viel bester gebrauchen kann, als die rechte, aufs Geratewohl den entscheidenden Stoß. Ich sah ihn fallen und regungslos

liegen bleiben.-- Dann bin ich eigentlich erst hier oben in meinem Stübchen

wieder so recht zur Besinnung gekommen. Ich wollte mich niederlegen, um zu schlafen! Aber ich habe so fürchterliche Beklemmungen und ich fühlte mich so sterbenselend, daß ich dies Bekenntnis niederschreiben mußte für den Fall, daß ich nun doch endlich dem Tode nahe sein sollte. Es soll kein Unschuldiger leiden um meinetwillen, ich allein trage die Verantwortung für meine That, die ich nicht

bereuen kann-! Verzeihen Sie mir, mein braver, ehrlicher Kapitän Herbold

und Sie-! *

An dieser Stelle brach das Schriftstück ab! Es waren nur noch einige ganz unleserliche Federzüge vorhanden. Das Antlitz des Untersuchungsrichters war noch immer sehr ernst, aber seine Stimme klang doch ungleich freundlicher als vor­hin, als er sich gegen die in höchster Spannung harrende Elsbeth wandte:

Ich vermag mir über alle diese scheinbarm Widersprüche vorläufig noch keine abschließende Meinung zu bilden, aber Sie dürfen sicher sein, mein Fräulein, daß nichts versäumt werden wird, um die Wahrheit schnell zu ergründen, und daß uns dieses Schriftstück dabei gewiß gute Dienste leisten wird. Ich ersuche Sie, sich nach Verlauf einer Stunde wieder hier einzufinden, da wahrscheinlich eine Besich­tigung der Wohnung dieses Jasmunds notwendig werden wird, und da wir Ihrer Gegenwart dabei schwerlich werden entraten können. Vielleicht wird es auch in­zwischen möglich geworden sein, einige Fragen an den Verwundeten zu richten*

Elsbeth glaubte, ihrm Ohren nicht trauen zu dürfen.

An den Verwundeten?' wiederhotte sie.So ist Kurt so ist Herr Petersen nicht tot?'