79

So wurde namentlich aus der Gerberstadt Backnang berichtet, daß dort die Eigentümlichkeit bestehe, die Einschätzung auf Grund der Anzahl der benützten Gefasst (Farben und Gruben) vorzunehmen. Dies wird allgemein als unangängig erkannt, da bei der Verschiedenheit der Größe dieser Gefasst, sowie der darin fabrizierten Ledersorten und deren verschiedener Gerbedauer, hieraus absolut weder auf das Betriebs­kapital noch auf den durch dasselbe erzielten Gewinn ein richtiger Schluß gezogen werden könne. Es wurde allen Kollegen empfohlen: Pünktlichste Ausfüllung der Fassivns-Bögen in Bezug auf das genaue Durch­schnittskapital der Warenvorräte, die Anzahl der Hilfs­personen, den Wert der maschinellen Einrichtung, die Ausstände, Wechsel und Barbestände. Die Rente im Gerbereibetriebe wurde nicht allzuhoch berechnet in Anbetracht des langsamen Umsatzes, der diesem Geschäfte eigen ist und gegen zu hohe Einschätzung des persönlichen Arbeitsverdienstes stehe jederzeit das Beschwerderecht offen. Die interessanteste Verhandlung schloß mit dem allgemeinen Wunsch, des öfteren der­artige Besprechungen zu halten, die für jeden Ein­zelnen höchst nutzbringend seien.

In derN. Zür. Ztg." wird für Nicht­beschickung der Chicagoer Ausstellung seitens der Schweiz plaidiert; es wird da unter anderem ausge­führt:Deutschland war nicht in Paris und doch zwang seine angeblich wachsende Einfuhr Frankreich zu dem neuesten Zollgesetze; die Schweiz war unter Aufbietung aller Kräfte m Paris, ihr Export nach Frankreich hat sich indessen nicht gehoben und er soll nun zwei Jahre nach Schluß der 1889er Ausstellung gleichfalls umgebracht werden. Wer garantiert dafür, daß die Vereinigten Staaten nicht nach der Ausstellung in Chicago ihre Mac-Kinley-Bill weiter verschärfen, weil sie noch ein werdendes Land sind, dem ein star­rer Schutzzoll unzweifelhaft auf längere Dauer Wäh­ler bekommt als einem alten europäischen Kulturstaat. Dann dürfte man sich erst recht fragen, weshalb und um welchen Preis sind wir Chicago gewesen? Also hingehen und sehen, aber nicht ausstellen."

Brüssel, 13. Febr. Aus Arlon wird ge­meldet: In Frey läge (Belgisch-Luxemburg) brach eine Emeute gegen die Gendarmerie ohne ernsteren politischen Grund aus; 10 Gendarmen wurden schwer mißhandelt, zu Boden geschlagen und verwundet. Die Gendarmerie feuerte auf die Menge und machte vom Säbel Gebrauch. Die telegraphisch aus Arlon her­beigerufene Gendarmeriebrigade, die mit Steinwürfen und Knüppeln angegriffen wurde, zerstreute schließlich die dichte Volksmenge, nachdem zahlreiche Leute ver­wundet, niedergerissen und verhaftet worden. Mehrere Frauen und Kinder befinden sich unter den Verwun­deten. Ein Kind wurde zertreten. Der Gendarmerie- kommandant nebst 7 Gendarmen sind verwundet. Die aufgeregte Bevölkerung setzt ihre drohende Haltung fort. Weitere Verstärkungen der Gendarmerie werden nachgesucht. Aus Paris wird gemeldet: Eine reiche Juwelierswitwe klagte ihren Sohn und dessen Geliebte an, ihr während ihrer Abwesenheit in Nizza den Geldschrank erbrochen und über

eine Million Francs gestohlen zu haben. Die beiden sind nach London geflüchtet.

Die Zustände in Rußland geben den Kennern des Landes Grund zu lebhafter Beunruhigung, denn immer offenkundiger wird das völlige Scheitern des jetzigen Verwaltungssystems angesichts der aus dem Notstand sich ergebenden Aufgaben. Das gilt schon von den Orts- und Bezirksbehörden, es tritt aber noch augenfälliger bei den Zentralbehörden zutage. Der Zar selbst hat das Vertrauen zu diesen Behörden vollständig verloren; er entsendet jetzt außer den eigentlichen Verwaltungsbeamten immer neue Ver­trauenspersonen in die Notstandsbezirke. Sie kommen mit immer weitergehendrn Vorschlägen und zugleich mit schweren Anklagen gegen die bisherigen Beamten zurück; aber auch sie stellen sich rasch als unfähig heraus, Retter in der Not zu sein. Statt zu helfen, bringen sie nur noch neue Verwirrung in die Lage. In den Notstandsbezirken herrscht nun auch vollends eine außergewöhnlicye Kälte. Nach Reiseberichten eines sehr russenfreundlichen Berichterstatters herrschte im Bezirk Saratow eine Kälte von 68 Grad Fahren­heit . 44 Grad Reaumur, die durch schneidende Winde noch verschärft wurde. Die Not in diesem Bezirk war schon im Herbst groß; seitdem hat ein großer Teil der Bevölkerung auf öffentliche Kosten ernährt werden müssen. In einem Dorf bei Saratow traf der Berichterstatter einen Knaben aus einer der deutschen Kolonien der Samara-Seite der Wolga, der von dort zu Fuß ausgezogen war, um Verwandte im Saratowschen aufzusuchen, weil m seiner Heimat fast alle Dorfangehörige an der Hungersnot zugrund gegangen waren. Er selbst hatte tagelang keine Nahrung zu sich genommen; Wangen, Nase und Hände waren ihm erfroren. Der Berichterstatter glaubte, als er ihn zuerst sah, ihn eher für ein Tier als für einen Menschen halten zu müssen. Auf der Fortsetzung der Fahrt nach Saratow kam derselbe Berichterstatter durch ein Dorf, dessen Bewohner offen­kundig vom Straßenraub lebten. Nur der Schnellig­keit der Fahrt verdankte er, wie er berichtet, seine Rettung.

Nermischtes.

In Illinois ist vor ungefähr einem Monat ein Gesetz zur Vertilgung der Spatzen (welche man früher behufs Vertilgung von allerlei Ungeziefer eingeführt hatte) in Kraft getreten, und in Chicago sind während dieser Zeit, wie das Tage­blatt angiebt, etwa 10,000 Spatzen erlegt worden; aber der dabei angerichtete Schaden ist unendlich größer, als alle die erschossenen Vögel hätten ver­ursachen können. In einem einzigen Hospital der Stadt waren während der letzten zwei Wochen 12 Patienten in Behandlung, denen ein oder beide Augen durch die Wind- und Spatzenbüchse beschädigt oder ganz zerstört worden sind. Es sind auch schon mehrere Knaben bei dem neuen Sport totgeschossen worden. Allgemein macht sich der Wunsch geltend, daß den Händlern, um vorerst dem allgemeinen Waffentragen der Kinder zu steuern, der Verkauf

von Windbüchsen verboten und schließlich das ganze Gesetz über den Haufen geworfen werde.

Der Jüngling und die Telephonistin. Unter diesem Titel veröffentlicht die WienerSonn- und Montags-Zeitung" folgenden versisizierten Scherz: Halloh!"Halloh! Halloh! Wer dort?"Ich liebe Sie!"Versteh kein Wort!"Ich auch nicht. Sie würden mich sehr verbinden."Welche Nummer!"Ach nein!"8,9? Nicht zu finden!"

O wenn!"Sie müssen sich deutlicher erklären!"

Himmel! Fräulein! Sie wollten mich erhören!"

Bitte sehr"Geliebtes Wesen!"Wie!"

Engel!"Lauter! Lauter!"Ich liebe Sie!"Bitte schön, noch einmal!"Werden Sie nicht grollen?"So sagen Sie doch einmal, was Sie wollen!"Ich will einen Kuß!"

Schluß!"_

Calw. Georgenäum.

Oeffentlicher Vortrag

von Herrn Professor Haug

überDas Salz,

sein Vorkommen, seine Gewinnung und seine kulturgeschichtliche und volkswirtschaftliche Be­deutung."

Freitag, den 19. Februar, abends 8 Uhr.

Harrdrvirlhschaftl. Kezirksverein.

Die Generalversammlung des landw. Vereins wird am Mittwoch, den 24. Februar 18SL, (Matthiasfeiertag) in der Dreiß'schen Bier­brauerei hier abgehalten werden.

Die Verhandlungen beginnen Nachmittags 1 Uhr in folgender Ordnung:

a. Vortrag des Cassen- und Rechenschaftsberichts.

b. Vortrag des Herrn Landwirthschaftsinspektors vr. Mieders heim über Zuchtviehgenossen- schaften.

o. Vortrag des Herrn Oberamtsthierarzts Leytze über Rothlauf der Schweine, ä. Prämirung der landwirthschaftlichen Dienstboten. Der Ausschuß versammelt sich um 11 Uhr Vormittags. Zum Mittagessen um 12 Uhr sind auch Nichtausschußmitglieder freundlichst eingeladen mit der Bitte, von ihrer Betheiligung Herrn Treiß in Kennt- niß zu setzen.

Die Herren Ortsvorsteher werden ersucht, die von ihnen zur Prämirung vorgeschlagenen Dienstboten zu veranlassen, zur Empfangnahme ihrer Prämien (für 59jährige Dienstzeit je 10 für 1019jährige je 15 -^5, für 20- und mehrjährige je 20 ^) und Ehrenbriefe in der Versammlung zu erscheinen. Auch werden diejenigen Landwirthe des Bezirks, welche schönes Vieh (Kühe, Kalbinnen) besitzen, auf den Vor­trag des Herrn Or. Wiedersheim besonders aufmerk­sam gemacht.

Calw, den 13. Februar 1892.

Vereinsvorstand

Supper.

Amtliche

Revier Langenbrand.

Klamm- und Kerrghalz- Derkauf

am Freitag, den 26. Febr., vormittags 10 jUhr, auf dem alten Rathaus zu Langenbrand aus der Staats­waldabteilung Hartberg des Distrikts Hengstberg:

Forchen: 300 Stück Langholz mit 104 Fm. I., 272 Festm. II., 98 Fm. III., 17 Fm. IV. Kl., 33 Stück Sägholz mit 35 Fm. I-, 15 Fm. II., 4 Fm. III. Kl.; Tan­nen: 35 Stück Langholz mit 6 Fm. II., 12 Fm. III., 8 Fm. IV. Klasse; 2 Stück Sägholz mit 2 Fm. III. Klaffe;

aus den Staatswaldabteilungen Unt.

KM

Eulenloch und Unt. Schliffstein des Di­strikts Eulenloch:

Forchen: 108 Stück mit 32 Fm. II., 55 Fm. III., 30 Fm. IV. Kl.; 7 Stück Sägholz mit 8 Fm. I., 1 Fm. III. Kl.; Tannen: 235 Stück Langholz mit 6 Fm. I., 77 Fm. II., 93 Fm. III., 50 Fm. IV. Kl., 5 Fm. V. Kl; Sägholz 19 Stück mit 9 Fm. I., 8 Fm. II., 3 Fm. III. Kl.

Beugholz aus obigen Waldteilen: 54 Rm. Nadelholzscheiter, 13 Rm. dto. Prügel und 130 Rm. dto. An­bruch.

Holzbronn.

Jagv-

Verpachlung.

Die hiesige Ge­meindejagd wird am Freitag, ^den 19. Februar td. I., vormittags 10 Uhr, im hie­sigen Rathaus wieder auf 3 Jahre in

Pacht gegeben. Liebhaber sind einge­laden.

Den 12. Februar 1892.

Schultheißenamt.

Dreher.

Obcrkollbach.

Weifuhr-Accord.

Die Gemeinde vergibt im Submis­sionsweg die Beiführung von 60100 Haufen (je 700 Pfd.) Kalksteinen auf die hiesigen Ortsstraßen auf je ein oder mehrere Jahre zugleich.

Die Offerten sind bis 27. ds. Mts. mittags 12 Uhr bei Unterzeichnetem ein­zureichen, woselbst die Eröffnung sowie der Zuschlag sofort erfolgen kann.

Die Anwesenheit der Submittenten ist nicht erforderlich.

Den 15. Februar 1892.

Schultheiß Roller.

Verkauf.

Im Vollstreckungswege werden am Freitag, den 19. Februar, mittags 1 Uhr,

vor dem Spritzenhaus in Tein ach gegen sogleich bare Bezahlung öffentlich versteigert

1 Nähmaschine, ein Kleiderkasten, 1 Tisch, 1 Schranne, 3 Mostkässer, wovon eines voll mit Most, 3 Hühner samt Gitter, 1 Schneiker- eisen, 2 Leitern samt Birnhakev, 1 Simrimeß, 1 Krautstande, 1 Reisetasche, 1 Wasserständer, wozu Liebhaber eingeladen sind.

Der Gerichtsvollzieher.

Weil d. Stadt.

Stlmgen-Derklmf.

kauf:

Freitag, den 19. d. M , vormittags 9'/- Uhr, kommen im Reinigshau Markung Mött- lingen zum Ver-

65 tannene Gerüst stangen, 6000 tan- nene Hopfenstangen und 8000 tannene Reisstangen. Zusammenkunft im Reinigshau.

Oekonomie-Verwaltung.