Weihnachten in Afrika. Einem ihr zur Verfügung gestellten Privatbriefe entnimmt die Nordd. Allg. Ztg. einige Einzelheiten über ein Volksfest, welches zu Weihnachten auf der Plantage Lewa in Usam- bara gefeiert wurde. „Unter dem strahlenden Tannenbaum, der aus der Heimat hier sehr wohlbehalten ankam, saßen wir zu Tisch und gedachten der Unserigen in der Ferne. Am Nachmittage gab ich den Schwarzen einen Festschmaus, der obligate Ochse wurde geschlachtet und dazu eine Unmenge Reis gekocht. Als alles gesättigt war, begann das Vergnügen. Als Staatspreis wehte ein weißes Kanzu (Hemd) auf einer hohen Stange, und auf ein gegebenes Zeichen startete die ganze männliche Jugend mit Geheul über die glatte Fläche bis vor die Küche. Dort war das Ziel. Unseren Mädchen wurde angst und bange, als so ungefähr 100 Kerle mit blitzenden Augen gegen ihr friedliches Heim anrannten. Sofort sah man den Sieger als Dandy mit dem Kanzu einherstolzieren. Aus dem wilden Usambaras war ver Kulturneger der Küste geworden. Jetzt fehlte ihm aber noch die rote Mütze; barhäuptig war er gekommen, da sah sein Auge auf der Stange oen „Ehrenpreis Lewas", eine rote Mütze. Schnell wurde die Kultur wieder abgestreift — und vorwärts ging's zum zweiten Siege. Als auch dieser gelang, beteiligte er sich nicht mehr an diesen Spielen des „Pöbels". So ging es in fortlaufender Reihe; hinter dem einfachen Flachrennen kam Hindernisrennen, erst über Gräben, dann in der Mitte über Stangen, wobei jedesmal der Purzelnde mit wildem Geheule verhöhnt wurde; dann war ein Haufen alten Wellblechs zu nehmen, bis der Rest in glatter Bahn bis zum Ziele ging. Auch die Weiber beteiligten sich rege am Spiele; leider muß ich aber hervorheben, nicht mit derselben Grazie wie ihre Männer. Hieran schlossen sich dann noch Ziehkämpfe an langem Tau, so daß es dunkelte, als alles zum Gomatanze antrat. Der Jubel und das Geheul nahmen kein Ende; nie sah hier Afrika dergleichen. Beim Ziehkampfe sprang ein baumlanger Neger mit ganz nacktem Schädel auf der entscheidenden Linie wie ein Verzückter umher, hieb mit seinem Fimbo (Stock) sich selbst Beulen auf den Kopf, zerpeitschte seine Arme, warf sich zu Boden, bewarf sich völlig mit Sand und sprang dann wieder wie ein Besessener in die Höhe. So hochgradig war die Begeisterung. Wie lange mag es noch dauern, bis es gelingt, mit den Negern ein wirkliches Christnachtsfest zu feiern? In der Stille thaten sich die befreundeten Jumbes (Häuptlinge) an „deutschem Cognac" aus dem Offizierverein gütlich. Das muß aber ein furchtbar scharfes Getränk gewesen sein; denn der alte Masingo äußerte sich zu einem unserer Herren: ich hätte ihm schon manche scharfe Dana (Schnaps) gegeben, aber dies wäre das leibhaftige Moto (Feuer). Sie hätten es mit Wasser versucht, aber es bliebe sich immer gleich. Mein Kompliment dem Offizierverein! Wir gingen darauf zu Tisch. Von den Jumbes hatte wohl mancher einen kleinen Spitz, und so zogen sie dann wiehernd ihren Buschdörfern wieder zu; eine Viertelstunde später lagerte dann wieder die afrikanische Grabesstille über unserer Umgebung."
Literarisches.
— In der Verlagsbuchhandlung von W. Langgut h in Eßlingen ist eine Schrift erschienen:
Stellt sich das Christentum auf Seite des Kapitals oder auf Seite der Arbeit? Vortrag durch Herrn Stadtpfarrer Plank in Eßlingen.
In dieser Broschüre ist ausgeführt, in wie vielen Fällen die Sozialdemokratie den Atheismus (d. h. die Leugnung Gottes) predigt, weil das Christentum, wie der „Sozialdemokrat" schreibt, der ärgste Feind der Sozialdemokratie sei. Diesen Anschauungen stellt der Verfasser der Schrift gegenüber, daß das Christentum es gewesen, das die Arbeit geadelt und namentlich die körperliche Arbeit anerkannt und in's Licht gestellt habe. Im ganzen Altertum (Israel ausgenommen) galt die Arbeit als etwas des freien Mannes Unwürdiges. Nur in Israel wurde das Handwerk hochgehalten, hier hatte man das Sprichwort: wer seinen Sohn nicht zum Handwerk erzieht, erzieht ihn zum Räuber. Der Redner stellt am Schlüsse als Resultat 8 Sätze auf, welche an Ueber- sichtlichkeit nichts zu wünschen übrig lassen. Die Schrift ist von allen Buchhandlungen zu beziehen.
ZUM Schulhausbau.
Wenn eine der ganzen Einwohnerschaft hochwichtige Frage für deren Lösung verschiedenartige Projekte bestehen, durch die Lokalpresse besprochen wird, so ist dies gewiß verdienstlich, insofern hiedurch die in Betracht kommenden Fragen einem größeren Teile des Publikums verständlich gemacht und die Ansichten ab' geklärt werden. Diese guten Wirkungen kann aber eine öffentliche Besprechung nur dann haben, wenn sie sich innerhalb der Grenzen des Thatsächlichen hält. Bei dem „Eingesendet zum Schulhausbau" in der letzten Nummer dieses Blattes trifft jedoch diese Voraussetzung in erheblichen Teilen nicht zu. Es dürfte zu weit führen, die einzelnen Behauptungen des „Eingesendet" zu widerlegen; bei einigen derselben, welche gar zu sehr irre führen könnten, dürfte es jedoch angezeigt sein, denselben in Kürze entgegenzutreten. Der Baugrund der katholischen Kirche kann — das sollte Jedermann einsehen — mit dem Baugrund auf dem Brühl nicht verglichen werden. Elfterer ist eine Auffüllung aus der Neuzeit, der Brühl dagegen hat einen seit 274 Jahren unberührten Untergrund, der in geringer Tiefe gewachsenen Boden und Steine zeigt; die Fundamentation kann hier mit nicht zu großen Kosten felsenfest gemacht werden. Man sehe in die Probegrube hinab und höre Sachverständige darüber! Unrichtig ist es, daß es auf dem Brühl für Anbringung des Schul-Aborts an Raum mangeln würde, ebenso unrichtig und ganz unerklärlich ist die Behauptung, daß es dort an Raum für Unterbringung von Holz und Kohlen, sowie für die Wohnung des Schuldieners fehlt. Es sind willkürliche und gelinde gesagt, ungerechtfertigte Unterstellungen, als ob in Frage
gekommen sei, die Zufahrtsstraße zur Brücke so zu verlegen, daß dieselbe quer durch den seitherigen Viehmarktsplatz durchgeführt werde, vollends gar, daß Jemand, den Bau so situieren wolle, daß eine „neue" für den Verkehr hinderliche und gefährliche Ecke entstehe. Der Brühl enthält einen so großen, zu gutem Teil noch einer besseren Verwendung fähigen Raum, daß das Schulhaus ganz wohl dort aufgestellt werden kann, ohne daß die Klage um den Verlust der verschiedenartigen Plätze, die geringste Begründung hätte. Wenn nach des Herrn Einsenders Behauptung der Verkehr für die Kinder in der Lederstraße und in der Bischoffstraße gefährlich ist, dann haben wir in ganz Calw nur einen ungefährlichen Verkehr, das ist „Der Verkehr auf dem Marktplatz". Freilich muß man von dort aus zur Schule noch die verschiedenen steilen Gäßchen und Staffeln hinauf. Konnte sich die Jugend an diese Zugänge gewöhnen, so würde ihr auch der Gang durch die Lederstraße oder den Bischofs nichts schaden.
Nach des Herrn Einsenders Darstellung würde der Neubau, auf dem alten Schulhausplatz aufgestellt, der Stadt nur zur Zierde gereichen (von wo aus betrachtet?), da unten aber auf dem Brühl „in des Thales Tiefe und bedrückender Enge" wäre er ein architectonisch wenig bietendes Gebäude. Im gleichen Artikel spricht der Einsender aber von „unserem schönen Brühl, dem Erholungs- und Festplatz". Auch wir halten den Brühl für einen schönen sonnigen Ort. Die Benachteiligung der Kirche durch den projektierten Neubau nimmt der Einsender sehr leicht, ein unbeteiligter erfahrener Baumeister aber bezeichnet den Schulhausbau an der prvjectierten Stelle als einen Frevel an der Kirche, die er ein seltenes Kleinod nannte.
Die Anzweiflungen des Mehraufwands bei dem Bau auf dem alten Platz im Vergleich mit dem Brühl, werden durch ein sachverständiges Gutachten vollständig widerlegt, der Bau auf dem Brühl ist um einen so beträchtlichen Betrag billiger, daß man sich nicht so leicht darüber wegsetzen kann.
L.
Vs 8 gsnrs kekeimnis
Lusssken auck nocli in den reiferen dakrev ?u Kabsu, bestellt darin, dass inan die Haut püsKt, sie ^art und Aesckmeidi^ erkält und sieb von der ^nvendunA gebleckter, sodasekarksr Zeiten kütst. vurek das IVaseken mit soleksr, wird die Kaut rissig und welk. IVer diese VItsrskoteu vermeiden, ver das .tutlir-: küksek, dis Laut gesund und krisek erkalten will, der verwende tür seine Voiletts keine anders Leite als dis bewakrte
Dosri.Q§'s 3eiks °>>l >>«>' l»!>-
laut ekemiseker Lnal^ss anerkannt als dis mildeste, die reinste und beste Leite der IVelt. 2u Kaken ä 42 ktg. in 6 a I w bei: V7i.sl.LnL L LüsiLsrsr, Lire -Ixotkeks; 7. 2. La^sr; ü. Sänger. Lugros-Ver- kaut: ?anl Vsiss L Oie., Stuttgart.
Amtliche Kekauutumchllilgeu.
Revier Liebenzell.
Fichtevftaugenverkauf.
, Am Freitag, lden 12. Februar, vormittags 10 Uhr, auf dem Rathaus in Liebenzell aus Staatswald
Müder bei Bieselsberg:
37 unentrindete Baustangen mit 5 Fm. V. Kl.; Werkstangen: 280II. Kl., 220III. Kl., 20 IV. Kl.; Hopfenstangen: 180 I. Kl., 215 II. Kl., 20 III. Kl.; 160 Reisstangen I. bis III. Kl.
Revier Hirsau.
Das Kleiaschlage«
der zu den nachstehenden Sträßchen Heuer erforderlichen Kalksteine wird im Submissionsweg vergeben. Die Angebote, in und per 1 cbm ausgedrückt, sind schriftlich bis längstens
Montag, den 8. d. M., vormittags 10 Uhr, beim Revieramt einzureichen.
Ueberschlags-
obm
preis
Alte Badstraße
untere Strecke 40
1
26.
obere Strecke
1
25.
Altburgersteige 6
1
30.
Bruderbergweg 12
1
30.
Kohlbergsträßchen 12
1
30.
Markgrafen-u. Heuweg 18
1
35.
Eselsträßchen 50
1
25.
Calw.
Geduckte
um Freibäder im Armenbad in Wildbad oder um Aufnahme in das dortige Katharinenstift, sind im Laufe dieses Monats einzureichen. Später angebrachte Gesuche haben selten Berücksichtigung zu erwarten.
Stadtschultheißenamt.
Haffner.
Zavelstein.
Solz-Verkauj.
Am Mon- Itag, den 8. d. IM., nachmittags )l Uhr, verkauft (die hiesige Ge- b--) meinde auf dem Rathause hier 76 Nadelholzstämme mit 72,19 Fm. im öffentlichen Aufstreich, wozu die Liebhaber eingeladen werden.
Den 1. Februar 1892.
Gemeinderat.
Vorstand: Wiedenmayer.
Privat-Anzeige«.
Oottkpisä 6 o 1 äsp
Ltarrverweser
flulis ZotftkULS
Verlobte. Loppenweiler 0-4. Imdwigskurg
Zavelstein
2. Lebruar 1892.
Donnerstag abend 8 Uhr
ibelstunde
im Vereinshaus.
Hustcrv-Adolf-
Irauenverein
Freitag 3'/» Uhr im Tekanathaus.
Hl1§O XU3.1U33 LsrbliL ^ÖliliLd.
Verlobte.
Oalw.
Lxisgelderx.
Llurrkardt.
Das obere
Logis
in der Krone mit allen Erfordernissen (Kelleranteil) habe ich sogleich oder bis Georg« zu vermieten.
Hiller z. Schiff.