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einem scharfen Instrument Freitag nacht durchge­hauen. Die Beschädigung hört von da auf, wo ein Weg rechts nach Korb sich biegt. Da nun schon öfters solche Beschädigungen vorkamen, so wäre es zu wünschen, wenn der oder die Thäter erwischt würden.

Freuden st adt, 31. Jan. Das 10jährige Töchterchen des Kaminfegermeisters Christian Geißler kam von einem Ausgang, auf den es nachm. 2 Uhr von den Eltern geschickt worden, nicht mehr zurück. Nach langem Suchen fand man das Kind endlich abends S Uhr in einem schmalen, zwischen 2 Häusern hinführenden Durchgang vonSchnee verschüttet und tot. Eine vom Dach abstürzende Schnecmasse hatte es völlig begraben und viele Leute waren ahnungs­los darüber weggegangen so tief war die Schnee­decke bis jemand auf den Gedanken kam, hier nachzugraben.

Tübingen, 31. Jan. Die von Stuttgart aus beabsichtigte Gründung eines Landesfischereivereins wird voraussichtlich nicht statthaben. Die schon be­stehenden größeren Fischereivereine sind für Einsetzung eines Landesausschusses. Als Präsident desselben soll Hofjägermeister Frhr. v. Plato ins Auge ge­faßt sein, als 2. Vorsitzender Reg.-Rat v. Bailer in Ulm. Auf dem in kurzem in Cannstatt stattfinden­den Landesfischereitag soll darüber endgiltig beschlossen werden. Man hofft durch diese Organisation ohne finanzielle Opfer der Fischerei im Lande dieselben Dienste wie in einem Landesverein leisten zu können.

Strafkammer Rottweil. Jakob Oef- finger von Aldingen, Oberamts Spaichingen, stand bei Oekonom August Nathauer in Rottweil im Dienst. Derselbe ließ am 5. Januar d. I. bei Schmiedmeister German Nathauer in Rottweil ein Pferd beschlagen und nahm ein dem Schmiedgesellen Neher gehöriges Paar Manchesterhosen, welche an einer Bohr-Maschine aufgehängt waren, mit. Der Angeklagte ist wegen Diebstahls schon 6mal vorbestraft und mußte deshalb wegen eines Verbrechens des Diebstahls im Rückfall bestraft werden, welches mit Zuchthausstrafe bedroht ist, von deren Anwendung die Strafkammer deshalb Umgang nahm, weil der Wert des Gestohlenen ein unerheblicher ist und die Hosen dem Eigentümer gleich wieder zurückgegeben werden konnten; dagegen wurde zu der Gefängnisstrafe von 1 Jahr 3 Monat auf­gestiegen, weil die Zahl und Höhe der Vorstrafen des Angeklagten ins Gewicht fielen. Neben dieser Freiheitsstrafe wurde noch auf Entziehung der bürger­lichen Ehrenrechte auf die Dauer von 5 Jahren erkannt.

Urach, 29. Januar. Der Forstschutzwächter Rall von St. Johann fand am 26. d. M. abends eine im Ehninger Wald versteckte erlegte Rehgaise vor, die er in Beschlag nahm und auf das Rathaus in Glems verbrachte. Sein Verdacht, daß diese Reh­gaise von den Pächtern der Glemser Gemeindejagd geschossen worden sei, bestätigte sich: dieselben räumten ihm dies auf Vorhalt ein und beanspruchten die Reh­

gaise. Dieselbe wurde ihnen auch zugesagt und ihnen freigestellt, dieselbe auf dem Rathaus in Glems ab­zuholen. Als ein Beauftragter derselben am Morgen des 28. Jan. in Glems erschien, um die Gaise in Empfang zu nehmen, war diese während der Nacht durch einen bis jetzt nicht ermittelten Thäter, welcher in das Rathaus eingestiegen war, gestohlen worden. Die Jagdpächter sind wegen Erlegens der Rehgaise während der gesetzlichen Schonzeit zur Anzeige ge­bracht.

Marbach a. N. Letzten Samstag abend 5 Uhr begab sich der hiesige Steinhauer H. in das benachbarte Benningen, seinen Geburtsort, um seine beiden dort wohnenden Brüder zu besuchen. Auf dem Rückweg ging er nicht der Straße nach, sondern über den etwa 25 in hohen Neckarviadukt, dessen Begehung nur den Bahnbediensteten gestattet ist. Da es sehr finster war und gleichzeitig ein Sturm tobte, glitt er aus und stürzte in den Neckar. Der Leich­nam konnte bis jetzt trotz aller aufgewendeten Mühe nicht aufgefunden werden, da der Neckar gegenwärtig angeschwollen ist und eine starke Strömung hat. Der Verunglückte lebte in guten Verhältnissen, war 40 Jahre alt und hinterläßt eine Witwe mit 3 Kindern.

Möckmühl, 31. Jan. Vor einigen Tagen verunglückte in der Zuckerfabrik in Züttlingen ein von Ruchsee gebürtiger Arbeiter auf gräßliche Weise. Ueber denselben ergoß sich siedende Zucker­masse, die ihn vom Kopf bis zu den Füßen auf die schauderhafteste Weise verbrannte. Der Bedauerns­werte wurde in das hiesige Bezirkskrankenhaus ge­bracht. An seinem Aufkommen wird gezweifelt.

Biberach, 31. Jan. Der gestrige ziemlich dunkle Abend hätte bald ein Menschenleben gefordert. Ein am gleichen Tage hier angezogenes Mädchen sollte im Gasthause zum Hecht Bier holen. Einem Wagen ausweichend, stürzte dasselbe in den hochangeschwol- lenen Stadtbach, der auf eine bedeutende Strecke überwölbt ist. Auf das Hilferufen der Verunglückten eilten sofort Leute herbei und ergriffen dieselbe in dem Augenblick, als die Strömung sie in das Gewölbe riß. Nur eine Minute später und das Mädchen hätte ihren noch wenige Stunden hier zählenden Aufent­halt mit dem Leben bezahlt.

Emin Pascha ist in Wadelai einge­troffen ! Der Voss. Ztg. wird darüber geschrieben: Die eben eingetroffene Post aus Ostafrika bringt folgende bemerkenswerte Mitteilungen des dort seit 1'/- Jahren lebenden Deutschen Kurt Ehlert. In einem Privatbriefe aus Sansibar vom 5. Januar schreibt er: . . . . Soeben von Mobas (Brittisch- Ostafrika) zurückgekehrt, bringe ich eine wichtige Nach­richt mit. Nach einer gestern daselbst eingelaufenen Nachricht hat Emin Pascha den Albert-Nyanza längst verlassen und befindet sich in seiner alten Provinz. Aus Schoa Moru (ein durch Bakers Aufenthalt im Jahre 1864 und 1871 bekannter Ort,

2 Gr. 15" n. Br.) wird berichtet, daß sich vom Albert-Nyanza den Bahr-el-Gebel hinauf eine große Expedition, mit schwarz-weiß-roter Fahne versehen, auf zahlreichen Kähnen eingeschifft habe. Ein von diesen wegen einer zudiktierten Strafe entlaufener Träger nannte den Führer Emin Pascha. In der Landschaft Unyoro habe die Expedition zahlreiche Gefechte bestehen müssen. Bei Babungo sei ihr ein Heer von vielen Hundert Soldaten entgegenmarschiert gekommen und habe den weißen Mann (Emin Pascha) mit Freudensalven empfangen. In Kako sei abermals eine Menge Soldaten von Taloro zu ihnen gestoßen, die aber vorher ihre Offiziere er­schossen hätten, weil diese sie hätten hindern wollen, ihrem Pascha entgegenzureiten. Dem armen Bana Emin haben seine alten Anhänger vor Freude die Hände blutig gedrückt und geküßt und die Kleider fast vom Leibe gezerrt rc. Merkwürdigerweise sind diesen Mitteilungen keine Zeit­angaben beigefügt, ich konnte sie wenigstens nicht er­mitteln. Ich begegnete nach Eintreffen dieser Kunde einer solchen Zurückhaltung der englischen Beamten und Kaufleute in ihrem Benehmen mir gegenüber, die mit der vorherigen Liebenswürdigkeit gar nicht in Einklang zu bringen sind. Es müssen noch andere für die Engländer unangenehmere Nachrichten über Emin eingelaufen sein. Heute noch begebe ich mich nach Malindi und hoffe Genaueres zu erfahren. Die Wadigos sind vom Chef Krenzler an dem ersten Tage des Jahres, wie ich hier gehört, empfindlich geschlagen worden und haben sich zurückgezogen; es finden Schauris statt, die einen endgiltigen Frieden herbeiführen sollen."

Vermischtes.

Hartguß-Särge. Wie wir bereits schon früher berichtet, werden von einer Münchener Firma aus einer gipsähnlichen Hartgußmasse Särge herge­stellt, die nicht nur bedeutend billiger wie Holzsärge sind, sondern auch den Verwesungsprozeß ganz erheb­lich befördern. Bei den naturgemäßen Einschränkungen, welche sich der größeren Ausdehnung des Friedhofs in Stuttgart entgegenstellen, ist die Zulassung der­artiger Särge bereits in Erwägung gezogen und in einer nichtöffentlichen Sitzung des Gemeinderats in vergangener Woche zum Gegenstand der Erörterung gemacht worden. Wie wir hören, sollen nach ver­schiedenen Seiten hin eingehende Erhebungen über den praktischen Nutzen dieser Särge stattfinden und ist deren Zulassung bei günstigem Ausfall der einge­holten Gutachten nicht unwahrscheinlich. Inzwischen hat der Bildhauer Otto Reinwald hier das Ge­heimnis der Herstellung der Hartgußmasse erworben, welche er vorläufig ohne Zusatz gewisser chemischer Produkte zu Stukkaturarbeiten verwendet. Im Rein- waldschen Atelier sind seit kurzem mehrere Hartguß­särge (Tachyphage) ausgestellt, die in den letzten Tagen von verschiedenen Persönlichkeiten besichtigt wurden.

bahren war mehr dasjenige eines wilden Tieres, als das eines Menschen! Und dann wozu braucht eS schließlich noch meiner eigenen Meinung? Haben Sie nicht gehört, daß die Ärzte übereinstimmend bekundeten, der Stich müsse mit der linken Hand geführt sein? Nun wohl, Herbold hat nur einen Arm, und dieser ist der linke. Sind Ihnen das noch immer der Indizien nicht genug?"

Doch, Herr Petersen!" sagte der Beamte ernst.Es sind genug, um die Verhaftung des Mannes zu bewirken. Im Interesse der Sache will ich hoffen, daß er uns durch ein offenes Geständnis in die Lage bringt, auch das letzte Dunkel, das über dieser beklagenswerten Angelegenheit schwebt, zu zerstreuen. Sie werden von dem Verlauf der Dinge natürlich sofort unterrichtet werden!"

Er empfahl sich kurz, und noch in der Thür stieß er auf den alten Hausarzt der Familie Petersen, der soeben aus dem Krankenzimmer kam. Das Gesicht des weißhaarigen Henn war in düstere Falten gelegt und von nicht sehr Hoffnung er­weckendem Ausdruck. Schweigend drückte er dem Kaufherrn die Hand und zog ihn neben sich auf das Sopha nieder.

Sagen Sie mir Alles, Doktor!" bat Petersen, sich mit schwerer Anstreng­ung zur äußeren Ruhe und Fassung zwingend.Ist noch eine Aussicht da, ihn am Leben zu erhallen, oder muß ich alle meine Hoffnungen begraben?"

Behalten Sie den Kopf oben, Freund!" erwiederte der Arzt.So lange noch ein Hauch von Leben in einem menschlichen Körper ist, sind wir niemals be­rechtigt, zu sagen: hier ist jegliche Hoffnung verloren. Auch da, wo die Rettung nur noch durch ein Wunder möglich scheint, wird unsere Weisheit gar leicht zu Schanden, denn die Zell der Wunder ist für uns noch nicht vorüber!"

Werner Petersen schüttelte mit einem trüben Lächeln den Kopf.

Ich verstehe Sie, Doktor," sagte er,aber ich bin kein Kind, das sich an Seifenblasen festzuklammern sucht. Mir zu Liebe wird wahrlich kein Wunder mehr geschehen."

Er verbarg das Gesicht den Händen, denn selbst in diesem Moment noch schämte er sich der Thränrn, die ihm heiß in die Augm stiegen. Der Arzt legt«

ihm, selbst tief erschüttert die Hand auf die Schulter und sprach ihm mit sanfter Wärme zu.

Nein, nein, Petersen; es ist noch nicht Zeit, zu verzweifeln und mit der Vorsehung zu hadern; Ich kann nicht in Abrede stellen, daß Kurts Verletzung eine sehr schwere und gefährliche ist! aber ich kenne ihn ja seit seiner frühesten Kindhell und ich weiß, daß seine Konstitution eine ungewöhnlich starke und widerstandsfähige ist. Gelingt es uns, diesen fatalen Schwächezustand zu überwinden, so mögen wir ihn Gottes Hilfe wohl durchbringen. Also noch einmal! Kopf oben, lieber Freund!" Und wenn Sie in diesen Tagen einmal an sein Lager treten, so zeigen Sie ihm ein mutiges und zuversichtliches Antlitz."

Und werde ich ihn heut oder morgen noch sprechen können?"

Daran ist unter keinen Umständen zu denken! Er braucht nichts anderes so dringend und so unumgänglich nötig als die äußerste Schonung und Ruhe. Eine einzige Erregung, wie sie ja durch ein unvorsichtiges Wort, ja selbst durch eine ein­fache Erinnerung an das Geschehene nur zu leicht hervorgerufen werden kann, würde ihm unfehlbar zum Verderben gereichen."

Nun wohl, ich werde mich darnach zu richten wissen! Und mein halbes Ver­mögen können Sie verlangen, Dollar, wenn Sie mir ihn retten!"

Er hatte seine männliche Haltung wieder gefunden, und der Arzt konnte der Fassung und Selbstbeherrschung, welche er an den Tag legte, im Stillen seine Be­wunderung nicht versagen. Aber als sich der Kaufherr dann allein wußte, da änderte sich auch sein Benehmen. Seine Züge verzerrten sich wieder zu jenem Ausdruck namenlosen Schmerzes und wildester Wut, wie vorhin am Lager des Sohnes. Er hob seine Arm« empor, und indem er beide Fäuste gegen den blauen Morgenhimmel schüttelte, der ihm so freundlich in» Fenster lachte, murmelte er zwischen den ingrimmig zusammengepreßten Zähnen:

Ist das Weisheit? Ist da» Gerechtigkeit? O, wenn ich ihn erst in meiner Gewalt habe, ich will ihn martern, will ihn stückwei» zerreißen!"

(Fortsetzung folgt.)